Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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Scrypton
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#71 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Nicht-christliche Wunder

Beitrag von Scrypton » Mi 9. Okt 2019, 16:20

R.F. hat geschrieben:
Mi 9. Okt 2019, 15:46
Doch wirklich an Glaubwürdigkeit einbüßen würde die Schrift, wenn die Erzeugung künstlichen Lebens gelänge oder die für das naturalistische Weltbild unverzichtbare Höchstgeschwindigkeit des Lichts von 300.000 km/s  - wie behauptet - zutreffend wäre.
Ist sie nachweislich; das wars wohl mit der Glaubwürdigkeit?

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Thaddaeus
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#72 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Nicht-christliche Wunder

Beitrag von Thaddaeus » Mi 9. Okt 2019, 21:01

R.F. hat geschrieben:
Mi 9. Okt 2019, 15:46
Um die den der Täuschung verdächtigten Verfassern der Evangelien ihre Glaubwürdigkeit zu schmälern, ist offenbar Deine Absicht. 
Ich darf dir versichern, mein lieber R.F., das ist nicht meine Absicht. Und zwar aus einem sehr einfachen und überaus banalen Grund: Es ist mir komplett und vollständig gleichgültig, was andere Menschen "glauben" (nicht unbedingt, was sie denken!). Ich beschäftige mich mit diesen Dingen nicht, um andere vom Glauben abzubringen. Was habe ich mit dem Glauben anderer Leute zu schaffen? Zudem ist es gar nicht möglich, andere Menschen von etwas zu überzeugen, von dem sie nicht überzeugt werden möchten.

Ich versuche aber bei allem, womit ich mich beschäftige, das höchstmögliche Niveau zu erreichen, was mir mal besser, mal weniger gut gelingt. Und das, was ich hier vorstelle an Analyse einer jesuanischen Wundergeschichte, ist das höchste Niveau, das ich im Augenblick zu erreichen vermag. Ich würde es auch nicht tun, wenn ich nicht selbst großen Spaß daran hätte, mich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Und es freut mich natürlich auch, wenn andere ebenfalls hieran Spaß haben und sie die Ergebnisse vielleicht sogar persönlich weiterbringen und es ihnen zu mehr Wissen verhilft, denn Wissen ist der Schlüssel zum Verständnis von allem.

Es ist mir nicht egal, was Menschen denken, denn es wird so viel unfassbar Falsches gedacht und geglaubt. Von dem allem hier bin ich aber zutiefst überzeugt, dass es korrekt und richtig ist und der Wahrheit am nächsten kommt, weil jeder die Gedanken und Schlussfolgerungen nachvollziehen und erkennen kann, inwiefern sie plausibel und einleuchtend sind. Und ich denke, dass sind sie. Und wo sie es nur eingeschränkt sind, schreibe ich es möglichst selbst dazu ...

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Thaddaeus
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#73 Aus der Werkstatt des Theologen - Nicht-christliche Wunder

Beitrag von Thaddaeus » Do 10. Okt 2019, 08:19

In dieser sehr volkstümlich erzählten Wundergeschichte ist Apollonios bis nach Indien gereist, um mit dortigen Gelehrten zu diskutieren, als er wiederum unterbrochen wird und um Hilfe gebeten. Apollonios wirkt ein Fernwunder, heilt einen besessenen 16-jährigen Jungen also sogar aus der Distanz, weil es zu gefährlich wäre, ihn zum Philosophen zu bringen. Fast amüsant ist, dass die Frau glaubt, der Dämon sei in ihren hübschen Sohn verliebt. Zudem versucht der Dämon die Frau mit Geschenkversprechen versöhnlich zu stimmen. (Diese erzählerischen Elemente machen den volkstümlichen Charakter der Episode aus.) Wir erfahren diesmal, warum der Dämon zum Dämon wurde.

Philostrat, Leben des Apollonios von Tyana 3.38-39
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Die Diskussion wurde unterbrochen, als mitten unter den Weisen ein Bote erschien. Er brachte einige Inder mit sich, die Hilfe brauchten. Darunter war aber auch eine arme Frau, die sie dringend bat, etwas für ihren Sohn zu tun.
Sie sagte, er sei sechzehn Jahre alt und seit zwei Jahren von einem Dämon besessen, und der Dämon sei sarkastisch und heimtückisch.

Als einer der Weisen sie fragte, wie sie zu diesem Urteil käme, antwortete sie: »Mein Sohn sieht recht gut aus, und der Dämon ist in ihn verliebt und läßt ihn kein normales Leben führen, zur Schule gehen oder sich im Bogenschießen üben oder zu Hause bleiben, sondern er treibt ihn in die Einsamkeit. Der Junge hat nicht einmal seine eigene Stimme, sondern spricht in einem tiefen, hohlen Ton, wie erwachsene Männer es tun, und wenn er mich anschaut, scheinen es nicht seine eigenen Augen zu sein. Ich kann nur noch weinen und mir das Gesicht zerkratzen. Soweit das möglich ist, versuche ich, ihm Vernunft beizubringen, aber er kennt mich gar nicht.

Als ich im Sinne hatte, zu euch zu kommen - das heißt, ich hatte es schon letztes Jahr im Sinn -, gab sich der Dämon mir zu erkennen, wobei er meinen Sohn als Sprachrohr benutzte, und erzählte mir, er sei der Geist eines Mannes, der vor langer Zeit in einem Krieg gefallen war, und daß er seine Frau sehr geliebt habe, damals, als er den Tod fand. Aber er war nur drei Tage tot gewesen, da hatte seine Frau schon einen anderen geheiratet und so ihre erste Ehe zum Gespött gemacht. Seither, so sagte der Dämon, habe er einen Haß auf die Frauen und ihre Liebe geworfen und sich selber in den Knaben hineinversetzt. Er versprach, dem Knaben viele wertvolle, nützliche Geschenke zu geben, wenn ich ihn bei dir nicht anzeigen würde. Das machte mir Eindruck, aber er hat mich immer wieder hingehalten; er macht in meinem Haus, was er will, und seine Absichten sind weder vernünftig noch anständig.«

Apollonios fragte, ... ob der Knabe in der Nähe sei. Sie antwortete »Nein«, sie habe alles unternommen, ihn hierher zu bringen, »aber der Dämon«, sagte sie, »droht, mich in eine Erdspalte oder einen Abgrund zu werfen und meinen Sohn zu töten, falls ich ihn hierher vor Gericht brächte.« »Sei guten Muts,« sprach der Weise, »denn er wird dich nicht töten, wenn er das liest,« und er riß einen Brief aus dem Amulett [?], das er am Hals trug, und gab ihn der Frau. Der Brief war natürlich an den Dämon adressiert und enthielt die furchtbarsten Drohungen.

(Georg Luck, Magie und andere Geheimlehren der Antike, Stuttgart: Kröner 1990, S. 269-271 [Die Quellenangabe der vorhergehenden Wundergeschichte ist leider nicht korrekt. Die ist auf den Seiten 268-269, also unmittelbar vor dieser.])


Interessant ist wiederum die Frage nach dem Krankheitsbild des Jungen. Dafür ist vermutlich folgende Beschreibung seines Verhaltens wesentlich: "... läßt ihn kein normales Leben führen, zur Schule gehen oder sich im Bogenschießen üben oder zu Hause bleiben, sondern er treibt ihn in die Einsamkeit. Der Junge hat nicht einmal seine eigene Stimme, sondern spricht in einem tiefen, hohlen Ton, wie erwachsene Männer es tun, und wenn er mich anschaut, scheinen es nicht seine eigenen Augen zu sein. "... aber er kennt mich gar nicht. "

Diese Verhaltenssymptome deuten wohl auf eine autistische Störung hin. Autisten sind in sich gekehrt und nehmen ihre Umgebung und andere Menschen scheinbar nicht wahr. Mütter erkennen autistische Symptome bei ihren Säuglingen irgendwann daran, dass diese, auch bei fortschreitener Entwicklung, stets duch sie hindurch zu schauen scheinen. Als ob sie ihre Mütter nicht erkennen würden. Später sprechen stärker autistische Kinder nicht selten mit einer verstellt tieferen Stimme.

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Magdalena61
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#74 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Magdalena61 » Fr 11. Okt 2019, 04:14

Tree of life hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 04:57
Magdalena61 hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 02:51
Die Schweine waren irgendwo "auf einem Berg".

Und deshalb ist es egal, wo genau im Gebiet von Gerasa oder Gadara sich Jesus und seine Begleiter befanden. Jedenfalls nicht bei den Schweinen.
Doch, lies mal weiter:
32 Und er sprach: Weg mit euch! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürmte den Abhang hinunter ins Meer, und sie ersoffen im Wasser.
33 Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und berichteten das alles und wie es den Besessenen ergangen war.

Die Hirten bekamen das ganze Szenario mit-
Und wie passt das dann zu:
Mt. 8,30 (SLT): Es war aber fern von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide.
?

Da die Übersetzungen in Lk 8,32: "Es war aber dort eine große Schweineherde an dem Berg zur Weide" (SLT) und Mk. 5,22: "Es war aber dort an den Bergen eine große Herde Schweine zur Weide" (SLT) tatsächlich so verstanden werden können, als seien die Schweine mitsamt ihren Hirten in unmittelbarer Nähe gewesen, habe ich nach Interlinearübersetzungen gesucht.

Das sieht dann so aus (Markusevangelium):
11 ἦν δὲ ἐκεῖ πρὸς τῷ ὄρει ἀγέλη χοίρων μεγάλη βοσκομένη
11 (Es) war aber dort zu dem Berg (eine) geführte (Herde) Schweine, (eine) große, gefütternd (werdend).

12 καὶ παρεκάλεσαν αὐτὸν λέγοντες πέμψον ἡμᾶς εἰς τοὺς χοίρους ἵνα εἰς αὐτοὺς εἰσέλθωμεν
12 Und (sie) herbeiriefen ihn, sagend: Schicke uns in die Schweine, auf-dass in sie (wir) hineinkommen.

13 καὶ ἐπέτρεψεν αὐτοῖς καὶ ἐξελθόντα τὰ πνεύματα τὰ ἀκάθαρτα εἰσῆλθον εἰς τοὺς χοίρους καὶ ὥρμησεν ἡ ἀγέλη κατὰ τοῦ κρημνοῦ εἰς τὴν θάλασσαν ὡς δισχίλιοι καὶ ἐπνίγοντο ἐν τῇ θαλάσσῃ
13 Und (er) genehmigte (es) ihnen. Und rausgekommen die Geister, die unreinen, hineinkamen (sie) in die Schweine und (es) drängte die geführte (Herde) hinab den Abhang in das Meer, etwa zweitausend, und (sie wurden) erwürgt in dem Meer.

14 καὶ οἱ βόσκοντες αὐτοὺς ἔφυγον καὶ ἀπήγγειλαν εἰς τὴν πόλιν καὶ εἰς τοὺς ἀγρούς καὶ ἦλθον ἰδεῖν τί ἐστιν τὸ γεγονὸς
14 Und die sie<->Fütternden flohen und botschafteten in der Stadt und in den Ländereien. Und (sie) kamen (zu) sehen, was ist, das (da) wurde.

15 καὶ ἔρχονται πρὸς τὸν Ἰησοῦν καὶ θεωροῦσιν τὸν δαιμονιζόμενον καθήμενον ἱματισμένον καὶ σωφρονοῦντα, τὸν ἐσχηκότα τὸν λεγιῶνα καὶ ἐφοβήθησαν
15 Und (sie) kommen zu dem Jesus und beobachten den Dämonisierten, sitzend, (mit) Gewand(bekleidet) und vernünftig-(seiend), den (der) gehabt (hatte) die Legion, und (sie) ängstigten (sich).

16 καὶ διηγήσαντο αὐτοῖς οἱ ἰδόντες πῶς ἐγένετο τῷ δαιμονιζομένῳ καὶ περὶ τῶν χοίρων
16 Und (sie) übermittelten (es) ihnen, die gesehen (hatten), wie (es) geworden (war) dem Dämonisierten und wegen der Schweine.

17 καὶ ἤρξαντο παρακαλεῖν αὐτὸν ἀπελθεῖν ἀπὸ τῶν ὁρίων αὐτῶν
17 Und (sie) anfingen herbeizurufen ihn, wegzukommen von den Grenzen (von) ihnen.[/color]
Quelle
Den Text verstehe ich so: Als die Schweine durchgingen, flohen die Hirten und erzählten in der Stadt und in der gesamten Gegend, was geschehen war (V14).
Danach kamen die Hirten und die Bevölkerung zu Jesus (V15). Diejenigen, die bei der Austreibung der Dämonen dabei gewesen waren, informierten die Ankömmlinge über das, was sie beobachtet hatten (V 16). Dann baten sie Jesus, wegzugehen.

Hier sind noch andere Interlinearübersetzungen.
Lk. 8, 32: War aber dort eine Herde von zahlreichen Schweinen, weidend auf dem Berg; und sie baten ihn, daß er erlaube ihnen, in jene hineinzufahren; und er erlaubte ihnen
Mt. 8,30: War aber ferne von ihnen eine Herde von vielen Schweinen weidend.
Mk. 5,11: War aber dort an dem Berg eine Herde von Schweinen, eine große, weidend;
Man muß nicht zwangsläufig eine räumliche Nähe vermuten. Lukas und Markus schreiben von einem "Berg", ohne Entfernungsangabe, Matthäus schreibt konkreter: "fern von ihnen".

Hier ist eine Karte, auf der sind die drei Orte angegeben. Passt. Matthäus spricht von Gergesa, dieses würde die Voraussetzungen (steiler Hang, Seenähe) erfüllen, war aber keine Stadt, sondern irgendeine kleine Siedlung. Ländlich halt. Genau richtig für die Schweinezucht.
Lukas und Markus schreiben: Gadara.

Leider kann ich die Entfernung nicht genau berechnen lassen, weil Google meint, er müsse einen Riesenumweg angeben, und ich kriege das auch mit den heutigen Ortsbezeichnungen nicht hin; also kann ich nur schätzen-- Gergesa (Kursi) und Gadara liegen vielleicht so 20- 25 km voneinander entfernt.

Wenn die Hirten "im Gebiet von..."(also nicht direkt in einem der beiden Orte) waren, mussten sie möglicherweise nur einige Kilometer laufen, zumal Gadara, wie bereits erwähnt, "am See Gennesaret einen Vorort mit Hafen besaß und das Gebiet bis zum Seeufer in Besitz hatte. Sie war die mächtigste Stadt in der Dekapolis und sicherte so ihre Fischerei- und Transportrechte auf dem See." Quelle. Damit wäre vielleicht das Problem der unterschiedlichen Bezeichungen erklärbar. Das Glas ist halb voll oder halb leer, abhängig vom Blickwinkel des Betrachters.

Ein Versuch der Illustration, um zu erklären, wie ich es meine: Ende 2015 sind wir nach Oberfranken umgezogen. Der neue Wohnort liegt mehr als 400 km von unserem ehemaligen Wohnort entfernt. Wenn die Leute hier fragen, wo wir herkommen, und ich antworte: "Rottweil", stelle ich fest: Die älteste Stadt Baden Württembergs ist hier fast niemandem ein Begriff. Dabei hat sie mehr als 25 000 Einwohner.
Ergänze ich: "Rottweil liegt etwa 90 km südlich von Stuttgart" werde ich verstanden; die Erwähnung der weitaus bekannteren Hauptstadt von Baden Württemberg löst dann regelmäßig einen Aha- Effekt aus.
Ich könnte mir vorstellen, "Gadara" oder "Gerasa" kamen auf ähnliche Weise zu ihrer Hauptrolle.

Hier sind Fotos vom See Genezareth mit Blick von Kursi (Gergesa) und Gadara aus. Wunderschön. Früher war da offenbar mehr Wasser drin. Israel und Jordanien beziehen aus dem See Trinkwasser, und so sinkt der Wasserspiegel immer weiter ab und muss künstlich aufgefüllt werden.
https://www.deutschlandfunk.de/israel-s ... _id=422321
LG
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Magdalena61
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#75 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Magdalena61 » Fr 11. Okt 2019, 04:19

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 12:17
Alle anderen Überlegungen in den Posts sind keine Erklärungen mit wirklichem Erklärungswert, sondern Spekulationen, die sich nicht an dem orientieren, was in den Texten steht!

So kann man lange darüber spekulieren, ob Jesus mit dem Anführer (bzw. Wortführer) der Dämonen spricht (um sich selbst die Sache irgendwie zu erklären), aber das steht da eben nicht. Es steht nichts davon im Text, dass ein Dämon eine Art Anführer der anderen ist. Im Grunde verbietet sich eine solche Spekulation sogar, denn jedem der Evangelisten wäre es sehr leicht möglich gewesen, den Dämon "Legion" so etwas sagen zu alssen, wie: "Und ich bin der erste unter diesen vielen (Dämonen) und führe sie an" oder irgendetwas ähnliches. Genau das haben die Redaktoren aber nicht getan.
Wie wäre es damit, einfach mal GENAU zu lesen?
Lk. 8, 30-32 (SLT): Jesus aber fragte ihn und sprach: Wie heißt du? Er sprach: Legion! Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren.
Und er bat ihn, er möge ihnen nicht befehlen, in den Abgrund zu fahren.
Es war aber dort eine große Schweineherde an dem Berg zur Weide, und sie baten ihn, dass er ihnen erlaube, in jene zu fahren. Und er erlaubte es ihnen.
Mk. 5, 9-12 (SLT): Und er fragte ihn: Was ist dein Name? Und er antwortete und sprach: Legion ist mein Name; denn wir sind viele!
Und er bat ihn sehr, sie nicht aus dem Land zu verweisen.
Es war aber dort an den Bergen eine große Herde Schweine zur Weide.
Und die Dämonen baten ihn alle und sprachen: Schicke uns in die Schweine, damit wir in sie fahren!
Dann gibt es hier noch eine Notiz:
In diesem heidnischen Gebiet befreit Jesus einen Besessenen von einem Geist (bzw. einer Vielzahl von Geistern), der sich Legion nennt. Das ist nach A. Meyer nicht lat. legio, sondern das aus dem Lat. übernommene aram. לִגְיוֺן ligjôn, hier „Befehlshaber einer Legion“ (das Wörterbuch von Levy nennt als Belegstelle für diese Bedeutung z.B. bBer 5,1 [32b], Bd. 1, S. 121, Z. 16 in Goldschmidts Talmudausg.).
Quelle
Ich denke mal, das ist richtig übersetzt, obwohl "Legion ist mein Name; denn wir sind viele!" im Deutschen nicht unbedingt sonderlich intelligent klingt, um nicht sagen zu müssen: Es klingt verdächtig nach Klapse.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 12:17
Noch viel mehr verbieten sich jedoch Spekulationen darüber, was mit dem vermeintlich 2. Besessenen bei Mk. und Lk. ist, der ausschließlich bei Mt. auftaucht. Von diesem 2. Besessenen steht schlicht und einfach nichts bei Mk. und Lk. und darum gibt es ihn bei diesen Evangelisten auch nicht! Dort trotzdem einen 2. Besessenen hineinzulesen heißt nichts anderes, als sich den Text nach dem zurechtzulesen, woran man selbst gerne glauben möchte, was so aber nicht in den Texten steht.
Na ja, aber Matthäus schreibt ja nun einmal von zwei Besessenen. Und es scheint sich in allen drei Evangelien um dieselbe Begebenheit zu handeln. Wie würdest DU denn dieses Problem lösen?

Man nennt dieses Verfahren "HARMONISIERUNG". Man gleicht den Text und die INterpretation dem an, was man selbst gerne glauben möchte, (weil man Angst davor hat, dass die eigenen Glaiubensvorstellungen falsch sein könnten).
Nein, ich habe diesbezüglich keine Angst. Aber wenn du meine Sichtweise für nicht akzeptabel hältst, dann verrate mir mal bitte deine Lösung. Falls du eine hast.


Die Ungereimtheiten der Weihnachtsgeschichte könntest du dann am besten auch gleich einmal erklären, falls du Lust dazu hast- in einem neuen Thread. Bei Lukas gibt's keine Weisen aus dem Morgenland und keine Flucht nach Ägypten, und bei Matthäus gibt es keine Hirten, die nach Bethlehem gehen, um anzubeten. Bei Lukas kommt ein Engel zu Maria, um ihr die Schwangerschaft anzukündigen, und bei Matthäus erscheint dem Josef ein Engel im Traum, aber von Marias Engel liest man nichts.

Ich würde ja sagen, weil ich nun einmal gerne harmonisiere: Es stimmt beides, das trug sich halt hintereinander zu und lese also in Lukas hinein, was nicht drin steht und bei Matthäus ebenso.
LG
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Helmuth
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#76 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Fr 11. Okt 2019, 08:17

Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:19
Na ja, aber Matthäus schreibt ja nun einmal von zwei Besessenen. Und es scheint sich in allen drei Evangelien um dieselbe Begebenheit zu handeln. Wie würdest DU denn dieses Problem lösen?
Ein weiteres Indiz Lukas und Markus mehr zu vertrauen als Matthäus. Im Mt-Ev gibt es nicht nur diese eine Abweichung, sie häufen sich schon so, sodass das ganze Evangelium für mich immer strittiger wird. Ich könnte bereits eine längere Liste erstellen.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 12:17
Man nennt dieses Verfahren "HARMONISIERUNG". Man gleicht den Text und die INterpretation dem an, was man selbst gerne glauben möchte, (weil man Angst davor hat, dass die eigenen Glaiubensvorstellungen falsch sein könnten).
Die Texte selbst wurden nicht harmonisiert. Dafür sehe wenig Beweisgrundlage. Was ich aber ist annehme ist, dass die frühen Kirchenväter der RKK Texte falsch dem Mt zuordneten und daraufhin die Harmonisierung in ihrer Theologie vornahmen. Sie sind ja als Irrlehrer in nahezu alle Fragen am Werk gewesen und beschuldigen sich auch gegeseitig darin in ihren Werken. Wer z.B. die Krichengeschichte des Eusebius ernsthaft als historisch zuverlässig korrekt heranzieht, der muss auch irregehen.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 12:17
Die Ungereimtheiten der Weihnachtsgeschichte könntest du dann am besten auch gleich einmal erklären, falls du Lust dazu hast- in einem neuen Thread. Bei Lukas gibt's keine Weisen aus dem Morgenland und keine Flucht nach Ägypten, und bei Matthäus gibt es keine Hirten, die nach Bethlehem gehen, um anzubeten. Bei Lukas kommt ein Engel zu Maria, um ihr die Schwangerschaft anzukündigen, und bei Matthäus erscheint dem Josef ein Engel im Traum, aber von Marias Engel liest man nichts.
Danke, dem schließe ich mich an. In deinem Forum sind wir ja gerade dabei, das auch zu diskutieren.

Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:19
Ich würde ja sagen, weil ich nun einmal gerne harmonisiere: Es stimmt beides, das trug sich halt hintereinander zu und lese also in Lukas hinein, was nicht drin steht und bei Matthäus ebenso.
Jeder darf glauben was er will. Der Glaube dieser Art ist aber nicht Wahrheit. Auch Thaddäus "glaubt" wie er es auslegt. Wirkliches Wissen ist aber eine Sache der Offenbarung.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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#77 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von janosch » Fr 11. Okt 2019, 09:29

closs hat geschrieben:
Fr 4. Okt 2019, 13:51
sven23 hat geschrieben:
Fr 4. Okt 2019, 11:00
Nein, sag jetzt nichts.
Nein - wie ich sagte: Viel später.
sven23 hat geschrieben:
Fr 4. Okt 2019, 11:00
Verdirb nicht das Niveau, das so anspruchsvoll begonnen hat und zum Mitlesen einlädt.
Diese Gefahr besteht nicht - im Gegenteil: Thaddäus erinnert hier auf angenehme Weise an das, was wir in den Literaturwissenschaften, insbesondere der Mediävistik gemacht haben . - Sie macht das sehr gut und auf Seminar-Niveau - echt schön. - Das ist HKM.



So ist es..und mansche denken, sie haben die   "spanische wachs“ neu erfunden ... :cry2:

 Erst sollte man das Evangelium von Geschichte und Heilsgeschichte trennen.  Wer kann das? KEINE! Das gesamte Bibel ist aber kein Geschichtsbuch.

Und besonders bei dem Evangelien das geistlichen und materialistische fest zusammen fließend, was nicht trennen kann! Wenn du das versuchst, dann kannst du auch gleich über Klopapier Philosophieren. 

Und geht mir genau so. Mich interessiert es nicht, egal was... wenn es mein Glauben in Christus schwächt.  Besonders wenn das von Ungläubigen (angeblichen) Wissenschaftler stammt. Sie wissen nicht mal was GLAUBE ist! Aber sie versuchen  auch ihre Schwachsinn zu glauben, was sie versehentlich Wissen nennen! 

Aber was wissen wir über JESUS der Christus Wurde ! ? Wo befinden wir gerade?? Wir sind über seine Jungfräuliche Geburt hinausgekommen?? :blow:

Hier versucht jeder irgendwie „Überzeugungsarbeit" zu leisten, aber Wofür?? 

1. Vom eine sein Glaube abzuwerben.

2.  Anderen menschen zu ein Religion hinzuführen, oder "überzeugen..."

Beide sind Falsch!

JA, auch Wissenschaft kann der Mensch Blind machen! Besonders wenn von nichts, oder aus mangelnde Quellen ein Wissen gemacht wird. 


Also dann wird hier alles Diskussionen darüber nur Niveaulos! 

OK...  closs versucht zwar diesem  "Geist und Materien", irgendwie zusammen binden, (auf sein art, ) aber reine Materialisten wie Swen, werden das nie begreifen. Wobei er selbst besteht auf diese Wesensart, dass er ein "Geistlicher Wesens-Mensch" ist, und keine Maschine, und er nicht NUR aus Materien besteht...und sollte auch mal gelegentlich selbst betrachten.  :rolleyes2:

 

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#78 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Fr 11. Okt 2019, 12:17

janosch hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 09:29
auch Wissenschaft kann der Mensch Blind machen
Nicht, wenn man weiß, was Wissenschaft ist und was sie nicht ist. - Thaddäus hält sich bis jetzt diszipliniert im seriösen wissenschaftlichen Rahmen - ich finde ungeschränkt gut, was sie hier macht. - Diskutabel wird es erst, wenn Schlussfolgerungen im Sinne des Sensus spiritualis kommen ("Weißt Du eigentlich, was Du das liest?" - Apg. 8,30).

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#79 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Andreas » Fr 11. Okt 2019, 13:14

Dein sonst so oft von dir zitierter Kant passt dir hier wohl grad nicht, du Oberaufklärer:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Du ziehst immer das Kaninchen aus dem Hut, dass dir grade in den Kram passt.

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#80 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Andreas » Fr 11. Okt 2019, 13:36

Außerdem zitierst du sinnentstellend - wie so oft machst du dir die Bibel gefügig und tauscht Worte nach belieben aus. Da steht nämlich nicht: Weißt du auch ...
Apg 8,30-31 hat geschrieben:Philippus aber lief hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen und sprach: Verstehst du auch, was du liest?
Er aber sprach: Wie könnte ich denn, wenn nicht jemand mich anleitet? Und er bat den Philippus, dass er aufsteige und sich zu ihm setze.
Offensichtlich bist du derjenige, der nicht versteht, was er liest.

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