closs hat geschrieben: ↑So 29. Sep 2019, 11:23
Thaddaeus hat geschrieben: ↑So 29. Sep 2019, 08:13
Allerdings hält sich mein Mitleid in Grenzen, denn er lässt sich durch keine Art von Argumenten von seinen Fehleinschätzungen abbringen.
Da haben wir gegenseitig etwas gemein.
Ganz und gar nicht, denn ich habe nichts an ewigen Wahrheiten zu vertreten. Es kommt in diesem Forum selten vor, aber wenn ich durch ein überzeugendes Argument in einer Ansicht widerlegt werde oder eines Fehlers überführt, dann habe ich kein Problem damit das einzugestehen oder meine widerlegte Ansicht zu revidieren (da ich nicht davon ausgehe, unfehlbar zu sein, was mich sofort zu einer Anti-Philosophin verdrehen würde und dafür liebe ich die Philosophie viel zu sehr. Denn die Philosophie muss stets einen Irrtumsvorbehalt mit einbeziehen.)
Was dich und mich unterscheidet ist, dass für dich "
überzeugend" schon bedeutet, ohne weitere Belege eine göttliche Transzendenz zu postulieren oder auf "Die Kommission" etc. zu verweisen; - und für mich ist das keineswegs überzeugend, weil es das auch nicht ist. Überzeugend wäre stattdessen eine gute argumentative Begründung vorzubringen, warum man eine philosophisch und theologisch nicht ernst zu nehmenden "Kommission" dennoch ernst nehmen sollte; und warum ich zuerst einen Glaubensentscheid ablegen muss, um angeblich erst dann korrekt philosophieren zu können.
Zudem habe ich dir aufgezeigt, dass man deine solipsistische Position und Mehr-Hermeneutikenlehre nicht ohne Selbstwiderspruch formulieren kann, was bedeutet, dass sie nicht wahr oder falsch sein können, weil nur sinnvolle Aussagen wahr oder falsch sein können. Sie sind letztlich also sinnlos.
closs hat geschrieben: ↑So 29. Sep 2019, 11:23
Wie oben gesagt: Wir führen hier stellvertretend einen Kulturkampf, der sich unterm Strich auf die Begriffe "spirituell vs. anthropozentristisch" zurückführen lässt.
Ich führe keinen Kulturkampf, denn ich habe weder ein physikalistisches, noch ein vulgär-naturalistisches, noch ein positivistisches, noch ein materialistisches Weltbild oder sonst ein Weltbild, welches ich anderen gerne auf Auge drücken möchte. Das einzige, was ich einfordere, ist ein Mindestmaß an Klarheit und logischer Stringenz dessen, was man behauptet und wie man es argumentativ begründet.
closs hat geschrieben: ↑So 29. Sep 2019, 11:23
Wobei ich bei Dir immer noch den Eindruck habe, dass Du eigentlich vom Wesen her offen bist fürs Spirituelle ...
Ich bin sogar sehr spirituell. Nur sieht diese Spiritualität ganz anders aus als deine. Ich benötige für meine Spiritualität z.B. keine Transzendenz, jedefalls keine, die man mit ontologischen Beweisen beweisen müsste.
Für mich ist es z.B. eine sehr spirituelle Sache mir darüber bewusst zu sein, dass ich mit allen Lebewesen und insbesondere mit allen Menschen, die zu allen Zeiten, in denen der Mensch auf dieser Erde schon lebt, nicht nur biologisch verwandt bin, - sondern deren vielfältige Leben und Erfahrungen in mir auf vielfältige Weise - vermittelt durch ihre auf uns gekommene Kunst und Kultur oder durch archetypische Bilder und Strukturen, die in meiner Psyche wirken, ob ich es will oder nicht - weiterleben.
Es ist für mich hochgradig spirituell zu wissen, dass mein Körper zu einem Teil aus Atomen und Molekülen besteht, die nicht einmal aus unserem Sonnensystem stammen: ICH bin aus dem Staub der Sterne gemacht! Es gibt überhaupt nichts, das wunderbarer sein könnte, als mir dessen bewusst zu sein!
In einer gewissen Weise hat mein Körper die Äonen der Zeit und die Weiten des Universums durchmessen, - und ich werfe meine Seele dorthin. Ich bin niemals allein, selbst wenn ich allein bin oder ich im dunkelsten Winkel dieser Welt oder dieses Kosmos wäre. Denn dieser Kosmos hat mich hervorgebracht (und ein bisschen meine Eltern). Und in der Tat sind alle Lebewesen auf diesem Planeten in einem ganz und gar nicht esoterischen oder kitischigen Sinne, sondern im Sinne der Evolution allen Lebens, meine Brüder und Schwestern,- und das freut mich.
Das alles ist so großartig - mein lieber closs - dass es mir tatsächlich recht Leid tut, dass du diese Erhabenheit und Verbundenheit, die ich - wegen all diesem! - spüre, niemals wirst verstehen können.