closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
Das Höchste könnte als Böses alles andere als das "Cogito" zur Täuschung machen - ob er es macht, wissen wir ebenfalls nicht.
Doch. Das ist bei Descartes so - um den es dir ja nie wirklich geht - vor allem ist es in deiner Argumentation für dein Modell so. Siehe oben.
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
Aber Descartes macht dieses Beispiel doch nicht, um einen Vortrag zu halten, ...
Doch, natürlich. Sonst hätte er das nicht niedergeschrieben und veröffentlicht.
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
... dass alles außer Cogito Täuschung IST, ...
Doch. In seinem Fall A IST es so - falls der niedergeschriebene Vortrag von Descartes
für dich hier überhaupt noch eine Rolle spielen sollte.
René Descartes' philosophische Werke. Übersetzt, erläutert und mit einer Lebensbeschreibung des Descartes versehen von J. H. von Kirchmann, Abteilung I-III, Berlin: L. Heimann, 1870 (Philosophische Bibliothek, Bd. 25/26 Abt. 2, S. 24 f hat geschrieben:
Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen; ich will annehmen, dass der Himmel, die Luft, die Erde, die Farben, die Gestalten, die Tone und alles Aeusserliche nur das Spiel von Träumen ist, wodurch er meiner Leichtgläubigkeit Fallen stellt; ich werde von mir selbst annehmen, dass ich keine Hände habe, keine Augen, kein Fleisch, kein Blut, keine Sinne, sondern dass ich mir nur den Besitz derselben fälschlich einbilde;
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03... sondern um zu zeigen, dass es nicht in unserer Hand ist zu wissen, ob unsere Wahrnehmung "Einbildung" oder "echt" ist.
Das ist wieder dein logischer Schnellschuss. Es liegt erstmal in der Hand des Descartes, dass es im Fall A so ist, wie er es niedergeschrieben hat. In deiner Argumentation ist das auch so, dass es in deiner Hand liegt, dass alles außer cogito Täuschung ist, oder willst du behaupten, dass du meinen würdest, dass die Axt echt sei aber das Krankenhaus nicht, die Krankenkasse dann wieder doch usw. ...? Du meinst, vom cogito abgesehen, die ganze "Realität", wenn du von "alles nur Vorstellung" sprichst. Das sollen doch die Naturalisten erstmal als eine Möglichkeit verstehen - im Gegensatz dazu, was sie sonst unter Realität verstehen. Dass Sven23 das nicht will, regt dich doch so auf. Siehe oben.
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
Selbst schließt er diesen Fall glaubensmäßig zu jedem Zeitpunkt aus
Kein Wunder. Bei seinem katholischen Umfeld uns seiner Erziehung durch Jesuiten hat er natürlich immer an den guten Gott geglaubt. Was meinst du denn, wann er seinen Glaubensentscheid getroffen hat? Bei seiner Taufe wäre plausibler als nach der Fertigstellung seiner Meditation. Gelernt ist gelernt. Insofern bekennt er als Katholik letztendlich einfach nur, dass Gott gut ist. Das ist aber eine christliche Binse. Dafür das ganze Affentheater.
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
- er will nur projezieren, wie sehr alles von Gott abhängt - auch die Grundlagen der Wissenschaft: "Ist das Höchste gut oder böse?".
Mag sein, aber die Grundlagen der Wissenschaft haben halt mit dem Höchsten überhaupt nichts zu tun, - abgesehen davon, dass sich die Natur zu seiner Zeit sehr zuverlässig und berechenbar gegenüber unserer Wahrnehmung zeigt, was aber weder gut noch böse im ethisch-moralischen Sinne ist - und das ist die Grundlage der Wissenschaft. Es ist also völlig egal, ob die Ursache für diese Konstanz unserer Wahrnehmungen der Natur konstant böse oder konstant gut ist, entscheidend ist die Konstanz, auf die du auch rekurieren musst, wenn du die Möglichkeit aufrechterhalten willst, dass "alles nur Vorstellung" sein könnte. Das "alles" ist dabei der springende Punkt - nicht die Vorstellung oder die Echtheit, nicht das Gute oder das Böse. Die Suggorate kristallisieren sich langsam immer mehr heraus, wie man sehen kann.
closs hat geschrieben: ↑So 22. Sep 2019, 00:03
Descartes wird doch nicht dadurch mächtig, dass er bewusst ein selber ungeglaubtes Szenario präsentiert, um etwas zu demonstrieren. - Meinst Du, dass Descartes sich zu einer solchen mächtigen Rolle als Mensch ernsthaft aufschwingt - als würde er glauben, es wäre in seiner Macht?
Doch natürlich. In Wirklichkeit den Menschen gegenüber sind seine Ideen "eine Macht". Das zeigt die Wirkungsgeschichte seines Vortrages doch, allein schon darin, dass wir uns heute darüber unterhalten.