closs hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2019, 18:59
Nein - ich weise darauf hin, dass der Mensch zwar zuordnen kann, aber dies immer auf Glaubensbasis stattfindet: "WENN der Mailgnus existiert, dann ist er Res cogitans". - Ohne diesen Vorbehalt geht es nur beim eigenen ICH.
Was ist denn das jetzt auf einmal? Sonst hört man von dir doch immer: wegen diesem Vorbehalt des Malignus geht es nur beim eigenen Ich, weil alles andere ja Täuschung und zwar des Dämons bzw. nur Vorstellung und zwar die des Dämons, nicht echt und zwar wegen dem Dämon, nicht das, was der Fall ist, und zwar wegen dem Dämon sein könnte. Es gibt sonst schlichtweg keinen vernünftigen Grund alles in Zweifel zu ziehen, alles für "nur eine Vorstellung" zu halten.
Nimmst du den Dämon raus, kannst du nicht mehr alles falsifizieren, was dir nicht in den Kram passt, und auf einen Glaubensentscheid zurückführen, wie du es immer dann tust, wenn dir etwas nicht in den Kram passt. Dein Fazit ist: Nichts ist echt, wenn man das nicht per Glaubensentscheid (selbstverständlich zu Gunsten Gottes - wegen Descartes) für echt erklärt. Als wenn das Echtsein des Echten von unserem Entscheidungen abhinge. Anthropozentrismus pur. Wer nicht (an Gott - das sprichst du meist nicht explizit mit aus) im Sinne der cartesischen Meditationen glaubt, hat nicht das Recht etwas für echt zu halten, sondern darf nur glauben, dass etwas echt sei, weil alles andere als das cogito nicht falsifizierbar sei. Wie absurd ist es heute noch einen bösen Dämonen oder den Satan an den Haaren herbeizuziehen, um sich für den Glauben an Gott entscheiden können? Da kenn' ich bessere, weil plausiblere Gründe.
Das Gegenteil ist aber richtig: Nur wer sich für den Malignus entscheidet, ist auf der Seite des Echten, weil dieser der Quell der Wahrheit ist - weil Descartes das halt so vorgibt und niemanden fragt, ob er das glaubt oder nicht und niemandem außer sich selbst einen existenziellen Glaubensentscheid abfordert. Für die anderen ist es nur ein amüsantes Gedankenspiel, weil sich niemand auf seine Hirngespinste von malignen Dämonen oder Gott ernsthaft einlassen muss.
Kann man machen, wenn man will, aber damit geht Descartes halt das Risiko ein, dass das Ganze als sein Irrtum auffliegt, weil es eben nicht so radikal skeptisch ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, weil er dieses Scheinproblem nicht mal logisch konsistent beschreiben kann und deshalb auch nicht konsequent durchzieht, weil es nicht mal was mit Ontologie oder Philosophie zu tun hat, sich irgendein abstruses, religiöses Wenn-Dann-Szenario auszudenken. Was soll denn das für eine Philosophie sein, die versucht dem anderen zu allerst Glaubensentscheide abzunötigen oder sie, falls sie dazu nicht bereit sind, als Drückeberger, Späteinsteiger und kontaminierte Unaufgeklärte die auf Ölfilmen herumrutschen zu verurteilen? Geht's noch? Macht das etwa Descartes? Nein. Nur du machst das - ohne jede Berechtigung, weil dich niemand hier zum Richter berufen hat. Du missbrauchst den Namen Descartes zu deinen privaten Zwecken und verzerrst sein Ding, bis es in dein Modell zu passen scheint.
In deinem Beitrag eben hast du die Frage nach dem Echten überhaupt nicht berührt, sondern ergehst dich in sinnlosesten Wenn-Dann-Arien.
closs hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2019, 18:59
WENN es den Malignus in beschriebener From GÄBE - richtig.
In dem Gedankenspiel Descartes' gibt es ihn faktisch - aus dem einfachen Grund, dass Descartes das so geschrieben hat, ich ihn dir zitieren kann und du mir, weil viele es gelesen haben. Gibt es den Dämon womöglich gar nicht in echt? Wie kann er dann das Zünglein an der Waage sein, von dem es abhinge, was echt und was nur Vorstellung ist - oder entscheidet neuerdings ein KÖNNTE darüber, was der Fall sei, und was nicht, was falsifizierbar sei oder nicht? Was soll dann das Ganze?
closs hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2019, 18:59- Aber das ist doch kein "Wissensentscheid" für uns, sondern nach wie vor ein "Glaubensentscheid": "WENN ich per Glaubensentscheid (bzw. per Gedanken-Experiment) festlege, dass Andreas die Reinkarnation von Elizabeth I ist, DANN gilt ...".
Untersteh dich ... aber eines ist sicher, es wäre in deinem Neusprech dann nichts als dein Systemwissen, dass zu nichts anderem Nütze wäre, als das jedem offensichtlich Echte zu vernebeln: Ich und du, Mensch mit Körper und Bewusstsein und Unterbewusstsein und dem ganzen tiefenpsychologischen Zeugs, von dem wir wissen ohne irgendeinen Glaubensentscheid ablegen zu müssen, dank unserer Erfahrung die bestens ohne Glaubensentscheide auskommt, dank unserer Wahrnehmung die uns echtes vom Echten vermittelt, die auch schon bestens funktionierte, lange bevor es eine Theory of Mind gab, oder irgendeinen religiösen Glauben, der so ziemlich als letztes aufgetaucht ist in der Geschichte des Menschen und allein schon deshalb nicht die Vorvorvorbedingung für alles vernünftige Denken gewesen sein kann. Mit Glaubensentscheiden fing es ganz sicher nicht an. Erstmal ging es existenziell darum echtes Feuer nicht nur zu bewahren sondern zu erzeugen um den Nachwuchs durch den echten Alltag durchzubringen.
Das heißt ja nicht, das religiöser Glaube per se eine sinnlose Veranstaltung ist. Das hat schon alles seinen Sinn, aber halt nicht für alle den, den du für dich gefunden hast.
Was meinst du denn, warum ich dich bat, ALLE von mir vorgeschlagenen Begriffe den cartesianischen Protagonisten und "Existenzen" zuzuordnen? Dann hättest du vielleicht selbst gemerkt, wo's da zwickt und klemmt mit der Logik. Aber vielleicht irre mich da ja auch, bis mich jemand eines besseren belehrt. Deine Argumente kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen bzw. verstehen.