closs hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 21:00
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Ok, “echt” = “existiert physikalisch”. Allerdings nimmst du das nachher wieder zurück. Die Begeisterung ist ja da bei dir, nur bist du leider etwas verwirrt.
Nee - das ist halt nicht ganz einfach:
"Echt" ist hier als Abkürzung gemeint für "res extensa" im Gegensatz zu "nur Einbildung des Menschen". - Dass Res cogitans eh "echt" sind, sollte klar sein - aber nicht in dieser Gegenüberstellung "echt vs. Einbildung".
Jaja, und “nur Einbildung des Menschen” definierst du dann durch “nicht ‘echt’” – die Scare-Quotes werden wir einfach nicht los.
Res extensa wäre recht klar definiert, wenn man bei Descartes bleiben würde (auch wenn es dafür ganz cartesisch die Annahme braucht, dass uns das Konzept der räumlichen Ausdehnung angeboren ist). Aber das ist bei deinen Ausführungen gerade nicht der Fall, und damit wird res extensa nur über Physik definierbar – was sich nicht mit deinem “den Rücken frei halten für Naturwissenschaft” vereinbaren lässt.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Wieder physikalisch. Alles wird damit erklärt. Später willst du davon nichts mehr wissen.
Später werde ich möglicherweise von etwas anderem sprechen, ohne dass Du es merkst.
Ein anderes “echt”?
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Irgendwie verwendest du “Vorstellung” sehr seltsam, da das landläufig als der willentliche Akt verstanden wird, sich von etwas ein Bild im Geiste zu machen.
Wo willst Du hin? Dann versuchen wir es halt mal mit "bewusster oder unbewusster Projektion" - irgendwas werden wir schon für Dich finden.
Ich will darauf hin, dass Vorstellung vom Willen abhängt, Einbildung dagegen nicht. Das wirst du doch als Veteran der Hermeneutik sicher nicht überlesen haben.
Was für ein Spiel möchtest du denn spielen?
Mir wäre recht, wenn klar wäre, wovon wir jeweils reden. - Das Thema "Ist das, was wir wahrnehmen, lediglich Produkt unserer Res Cogitans oder 'echt'? " und Deine "Malignus-Geschichte" haben wenig miteinander zu tun.
Da würde ich dir empfehlen, Descartes zu lesen:
René Descartes: “Meditationes de prima philosophia” hat geschrieben:Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen; ich will annehmen, dass der Himmel, die Luft, die Erde, die Farben, die Gestalten, die Tone und alles Aeusserliche nur das Spiel von Träumen ist, wodurch er meiner Leichtgläubigkeit Fallen stellt; ich werde von mir selbst annehmen, dass ich keine Hände habe, keine Augen, kein Fleisch, kein Blut, keine Sinne, sondern dass ich mir nur den Besitz derselben fälschlich einbilde; ich werde hartnäckig in dieser Meinung verharren und so, wenn es mir auch nicht möglich ist, etwas Wahres zu erkennen, wenigstens nach meinen Kräften es erreichen, dass ich dem unwahren nicht zustimme, und mit festem Willen mich vorsehen, um nicht von jenem Betrüger trotz seiner Macht und List hintergangen zu werden.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Descartes hat es über die angenommene Essenz der res extensae, nämlich der Ausgedehntheit, definiert.
Ja - weil das der Stand der Physik war.
Das ist gerade nicht der Fall (denk mal an Leibniz, mindestens so Physiker wie Descartes, dessen Monaden ausdehnungslos sind). Sondern weil “ausdehnungslos” für uns, so meint Descartes, fassbar ist ohne Wissen, das wir empirisch durch Physik gewonnen haben.
Heute würde er es auch auf physikalische Wellen ausweiten. - Ihm geht es doch nicht um die Ausgedehntheit an sich, sondern ob das, was wir wahrnehmen, lediglich Produkt unserer Res Cogitans oder 'echt' ist. - Bzw.: Er "weiß" ja, dass es echt ist - er will zeigen, dass wir beides nicht unterscheiden können.
Da hast du wohl in deinem Eifer vergessen, dass Descartes Essentialist ist (und seine Philosophie auch nur von einem essentialistischen Standpunkt einen Sinn ergibt). Und dass er eben die Essenz der namensgebenden Ausgedehntheit bei den res extensae ausgemacht haben will, die für uns – und das ist das wichtigste dabei – fassbar ist ohne vorinterpretiertes empirisches Wissen.
Hier weichst du radikal von Descartes ab. Du machst das System Descartes’s inkonsistent; er selbst war intelligent genug genau das zu vermeiden. Wenn man dich auf deine Unfähigkeit, diese Grundzusammenhänge zu erfassen, hinweist, dann tust du das ab mit: das ist nur “kritisch” im Sinne (O-Ton) “Ich suche nach einem Haar in der Suppe, die ich selber noch gar nicht geschmeckt habe”. Dein regelmäßiges Abgleiten in dieses Programm volkstümlicher-Spruch + Klappe-zu macht philosophischen Erkenntnisgewinn schwierig bis unmöglich.
Dass Dinge uns anders erscheinen als sie sind, das ist für Descartes nun gerade kein Kriterium, dass sie nicht echt sind. Jedoch sind sie dann nicht echt, wenn uns etwas als ein ausgedehntes Ding erscheint, es das aber in Wirklichkeit nicht ist.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Bei dir ist das nicht so, denn die Tätigkeit des genius malignus uns zu täuschen, und die wir wahrnehmen, wäre ja auch real.
Was meinst Du mit "real"?
Hier meine ich damit nur, dass Descartes das so verwendet.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Der genius malignus erschafft allerdings auch etwas, nämlich nach Descartes das, was uns als “res extensae” vorkommt, aber es in Wirklichkeit nicht ist.
Es geht darum, dass dieses Geschaffene keine eigene Entität hätte, also mit unserer Beendigung der Wahrnehmung weg wäre. - Es geht letztlich darum, ob der Mond noch existiert, wenn wir weggucken.
Na, dieses Level an “Erklärungen” sollte doch für dich als philosophisch ambitionierten Menschen nicht ausreichend sein.
Der Mond existiert also noch, wenn wir weggucken. Aber darunter soll ja nun nicht fallen, dass der Mond als ein Programm der virtuellen Realität, die der genius malignus erschafft, existiert. In welcher Form soll er dann existieren? Sind wir dann wieder beim “physikalischen”?
Eine Einbildung ist der Mond dann auch nicht, wenn er durch einen genius malignus hervorgerufen wird, zumindest nicht wenn man unter Einbildung versteht: kausal (jedoch nicht willentlich) durch uns selbst hervorgerufen.
Du hast dich halt immer noch nicht entschieden, ob es “existiert nach Beendigung unserer Wahrnehmung noch” sein soll, da du an anderer Stelle auf “Produkte
unserer res cogitans” abhebst.
I.Ü. ist die Quantenmechanik so formuliert , dass der Akt der Beobachtung erst gewisse Eigenschaften erzeugt. Ein Teilchen z. B., das keine wohldefinierte Position vor der Messung besitzt. Wir haben, wenn wir uns auf deine Theorie einlassen, also einen harten Bruch zwischen deiner naiv aufgefassten Klotz-Realität und der Quantenwelt. Du wirst doch sicher einsehen, dass es da mit so einer Randbemerkung
closs hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 18:06NB: Etwas komplizierter wird es, wenn man die QM miteinbezieht.
nicht getan ist.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
Also hängt alles an dem “genuin”.
Richtig.
Und, was bedeutet es? Mit “genuin” = “ontischer Nukleus von physikalischer” Größe führt das zum bekannten Problem.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2019, 19:52
ie Frage “gibt es wirklich die res extensae?” muss man doch verstehen können, ansonsten ist es eine Nicht-Frage: inhaltslos, bedeutungslos.
Im Sinne von Descartes ist es ja klar - und da ist es physikalisch zu verstehen, weil - auch ich wiederhole mich ständig - die Res cogitans aus Sicht Descartes' EH Entität ist - nur halt keine "äußere ausgedehnte" (="extensa").
Worauf willst Du raus? Was ist DEIN Ergebnis in dieser Sache?
Darauf, dass die Frage “Sind die res extensa echt?” – wenn man “res extensa” wie du als “physikalisches” versteht – komplett unverständlich ist, wenn man nicht
vor diesen Meditationen Physik betrieben hat. Ohne Physik ist “physikalisch” ein inhaltsleeres Wort.
Gerade wenn wir meinen, dass wir den Unterschied zwischen “echt” und nicht-“echt” (vorgestellt? / eingebildet? / Täuschung?) nicht feststellen können, müssen wir uns anschauen, ob dieser Unterschied wirklich besteht. D.h. (a) ob wir ihn überhaupt
verstehen können und (b) ob sich irgendwelche praktischen Konsequenzen daraus ergeben. Ganz besonders bzgl. (b) braucht es ein gutes Argument, warum Naturwissenschaft grundsätzlich nicht mit Idealismus vereinbar ist. Da reicht nicht “Glaubst du ernsthaft, dass es eine solipsistische Naturwissenschaft geben kann?” (was eine Karikatur des Idealismus darstellt). Über so ein Niveau bist du doch – hoffe ich – philosophisch hinaus. Deine 40 Jahre Beschäftigung mit dem Thema können doch nicht so umsonst gewesen sein?
Ich will einfach schauen, ob man den Idealismus nicht so moderat formulieren kann, dass er eine Alternative zu deinem “ontisch wahr / methodisch wahr” darstellt. Solcher Radikalskeptizismus (der nur an einer Stelle
nicht skeptisch ist und leichtfertigst die Vorstellung einer “real existenten” äußeren Klotz-Welt, contra Descartes, als “Glaubensakt” umarmt) ist eine ungute Sache mit der böse Menschen – jaja, du gehörst sicher nicht dazu – allerlei Schindluder treiben können.
Können wir verstehen was “ontisch wahr” ist? Ich denke nicht – sonst würdest du dich nicht so dermaßen im Kreis drehen und dir selbst widersprechen sondern hättest schon gute Antworten geliefert.