Christlicher Terrorismus

Rund um Bibel und Glaube
Abischai
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#81 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Abischai » Mi 4. Sep 2019, 17:40

Travis hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 16:34
Gibt es für Christen überhaupt einen Grund einen territorialen Staat aufzurichten oder sonst wie zu leiten? Mir fiele keiner ein.
Es gibt ihn, warum nicht? Christen sind keine Zombies, sondern zunächst Mitmenschen, die überall in der Gesellschaft, im Alltag, in hohen Positionen wie auch in niedrigen vertreten sind. Es geht dabei nämlich nicht um ein Glaubensbekenntnis, sondern um ein Bekenntnis zu Werten, die zwar göttlichen Ursprungs, nunmehr aber als menschliche Werte gelten als da wären: "Heimat", "Umwelt", "Recht", "Wirtschaft", "Verteidigung", "Forschung" uvm.
Das sind auf den ersten Blick betrachtet "unglaubliche" Dinge, also die mit dem Glauben offensichtlich nichts zu tun haben. Arbeitsmoral und Ethik eines Christen ist sicher glaubensbedingt anders und i.d.R. besser als bei vielen anderen Menschen, aber da zeichne ich jetz vieleicht zu ideal. Ich selbst mühe mich aber z.B. vorbildlich zu sein, eben weil ich "den Weg" um meinetwillen nicht verlästert wissen möchte.

Vorbilder für "Größen" in der Politik sind im AT: Josef, Daniel, Ester u.a.
Diesen allen ist gemein, daß keiner diese Positionen angestrebt oder gewünscht hatte, und auch um Himmels Willen kein bisschen Gottesstaat im Sinn hatte.
Über Abraham, der ja nun ein einflußreicher Politiker der Antike war steht ausdrücklich geschrieben, daß er keine irdische Statt suchte ...

Politik ist aus dem Leben eines Christen nur schwer wegzudenken, weil sie aus dem Leben eines Menschen nur schwer wegzudenken ist.
(Christen sind Menschen)
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Travis
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#82 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Travis » Mi 4. Sep 2019, 17:43

Gibt es bei den Beispielen aus der Bibel eigentlich auch jemanden aus dem Neuen Bund? Denn
Abischai hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:40
Diesen allen ist gemein, daß keiner diese Positionen angestrebt oder gewünscht hatte, und auch um Himmels Willen kein bisschen Gottesstaat im Sinn hatte.
ist auch im Neuen Bund kaum auszumachen.

Ist wohl auch kein Wunder, weshalb die Anzahl bekennender und wiedergeborener Christen in der Politik so gering ist.
Abischai hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:40
Es geht dabei nämlich nicht um ein Glaubensbekenntnis, sondern um ein Bekenntnis zu Werten, die zwar göttlichen Ursprungs, nunmehr aber als menschliche Werte gelten als da wären: "Heimat", "Umwelt", "Recht", "Wirtschaft", "Verteidigung", "Forschung" uvm.
Das sind auf den ersten Blick betrachtet "unglaubliche" Dinge, also die mit dem Glauben offensichtlich nichts zu tun haben.
Es gibt bestimmt Leute, die einen solchen Blick haben. Wer nur ein wenig mehr Ahnung vom biblischen Christsein hat, wird diesen Blick jedoch verlieren.

Ich schließe die Politik für Christen ja auch nicht aus. Allerdings halte ich Politik für ein quasi unmögliches Unterfangen, zumindest für Christen. Das fängt ja schon bei den Kompromissen an. Aber den Drang, "christliche Gesetze" zu beschließen, muss man erstmal verstehen, bevor man ihn von geistlichen Gesetzen abgrenzen bzw. ihm widerstehen kann.
Abischai hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:40
Politik ist aus dem Leben eines Christen nur schwer wegzudenken, weil sie aus dem Leben eines Menschen nur schwer wegzudenken ist.(Christen sind Menschen)
Politik wird sich im Leben eines Christen dem unterordnen, was Christus von ihm will. Daher ist Politik, so wie alles andere auch, im Leben eines Christen lediglich der Ort, an dem Christus ihn haben will. Darum dreht sich alles. Um die Frage, wo will Christus mich haben. Das KANN auch Politik sein. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass der primäre Auftrag aller Christen, zur Versöhnung mit Gott aufzurufen, in der Politik kaum unzusetzen ist.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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CoolLesterSmooth
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#83 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von CoolLesterSmooth » Mi 4. Sep 2019, 18:28

Travis hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:43
Ist wohl auch kein Wunder, weshalb die Anzahl bekennender und wiedergeborener Christen in der Politik so gering ist.
Ist sie das? Zumindest in der amerikanischen Politik sind Christen (darunter auch viele Evangelikale) in den hohen Positionen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überrepräsentiert.
Bild
Quelle: https://www.pewforum.org/2019/01/03/fai ... -hill-116/
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

Abischai
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#84 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Abischai » Mi 4. Sep 2019, 18:39

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 18:28
Travis hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:43
Ist wohl auch kein Wunder, weshalb die Anzahl bekennender und wiedergeborener Christen in der Politik so gering ist.
Ist sie das? Zumindest in der amerikanischen Politik sind Christen (darunter auch viele Evangelikale) in den hohen Positionen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überrepräsentiert.
Genau daran ranken sich meine persönlichen Zweifel hoch, ob das denn auch wirklich alles Christen sind, die da so großartige Politik machen. G.W.Bush, der sich zwar ziemlich so gegeben hat, war m.M. nach auf gar keinen Fall ein Christ, kein bisschen. Donald Trump hingegen, der sich nicht verdächtig macht, Christ zu sein, respektiert und vertritt jedoch die meißten christlichen Werte, finde ich.
Travis hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 17:43
ist auch im Neuen Bund kaum auszumachen.
"Grüße mir die aus dem Hause des Kaisers..." schrieb Paulus mal, glaube ich. Es wird wenig von denen gesprochen, weil Christen in der Politik bzw in hohen Posten einfach kein Thema waren. Die Geschichten des AT sind ja für uns heute Bilder, anhand derer wird das Prinzip im Hintergrund erlernen sollen.
In den Seligpreisungen sagt der Herr Jesus aber: "selig sind die Sanfmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen".
Ganz so abwegig ist das im NT also nicht.
Aber wie Du richtig sagtest, als Christ ist man kein "freier" Mann, sondern Leibeigener des Herrn und kann und darf da nicht einfach machen was man will, sondern wir stehen unter Befehl.
Aber Sanftmut und Gerechtigkeit ("selig die dürsten nach der Gerechtigkeit...") sind keine "Untugenden", sondern vielmehr ein Erkennungszeichen wirklicher Christen und Grundvoraussetzung für "Politik", die von der gewohnten deutlich verschieden ist, weil letztere ein harter Kampfplatz um Machtpositionen und Intrigen ist.

Da allerdings haben Christen nichts verloren ! Sowas meine ich auch nicht mit Politik, das ist Hurerei, deren Folgen wir ja untrüglich vor Augen haben.

Daher noch mal kurz zurück zu Mordechai: er nahm zu an Gunst im Volk. Er war einfach gerecht gegen jedermann. Der König konnte sich auf ihn verlassen, auf Haman hatte er sich zuvor verlassen, der aber hätte um ein Haar das ganze Reich ins Chaos gestürzt.

Und Josef war befugt, gewaltig revolutionierende Änderungen im Reich vorzunehmen, was auch zwingend notwendig war, wie die folgenden Jahre bewiesen. Durch die sichtbare Leistung Josefs (Gottes Wirken an ihm und durch ihn) steigt das Ansehen Ägyptens ins unermeßliche.
Ein Bewässerungskanal in Al Fayum trägt heute noch den Namen des damaligen Großvesirs und Vize-Pharao: "Yussuf-Kanal" (Damit ist "Josef" gemeint).
Ich habe mal einen Bürgermeister kennengelernt, kleine Ortschaft, der hatte Bibelverse und allerlei Bekenntnisposter in seinem Arbeitszimmer hängen, das war schön, gab mir ein Gefühl von Heimat.

Politik ist in der Bibel einfach kein Thema, es ist mehrheitlich Sache dieser WELT, die im Sterben liegt. Aber wenn der Herr wiederkommt wird er eines gewiß machen: Politik, aber diesmal gerecht.
Zuletzt geändert von Abischai am Mi 4. Sep 2019, 18:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Travis
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#85 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Travis » Mi 4. Sep 2019, 18:45

Politik und besonders staatliche Obrigkeit verbunden mit Machtpositionen ist so ziemlich das schwierigste was ich mir als Job vorstellen könnte, besonders für Christen.

Die Versuchung, geistliche Gesetze zu erlassen oder voranzutreiben, schätze ich als nicht zu unterschätzen ein.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Abischai
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#86 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Abischai » Mi 4. Sep 2019, 18:54

Nichtchristen unterliegen der gleichen Versuchung, der nämlich, ihre "geistlichen Gesetze" durchzudrücken. Aber die haben nicht mal die Voraussetzungen die ein Christ (normalerweise) hat, nämlich Heilsgewißheit, Vergebung, Frieden, kurzum, sie haben Jesus nicht.
Klar sind unter denen auch einfach nur "Menschen", die ihre Sache gut machen, bloß gut.
Aber wenn Christen nicht vor Arrgoanz und Idiotie strahlen, sondern von der Gottessohnschaft, dann wird's schön, auch in der Politik.

Christen sind mitunter verwöhnte Rotzgören, die sich auf die "faule Haut legen", weil ihnen ja schließlich unermeßlich vergeben wird.
Darin sehe ich die Gefahr, und da ist es egal, ob sojemand seine Familie gegen die Wand fährt, oder in der Politik Multiplikator solcher Faulheit ist und Millionen zwangsbeglückt.

Das GG der BRD ist im Ansatz genau so konzipiert, daß sowas nicht passieren kann, aus böser Erfahrung heraus eben, und das ist gut. Wenn es von der Gemeinschaft (d.i. der Souverän, also nicht die Regierung, sondern das Volk, alle !) nicht vorgesehen ist und auch nicht toleriert wird, daß irgendjemand irgendwelche "geistlichen Gesetze" einbringt, dann ist dem ein ganz einfacher Riegel vorgeschoben. Einfach nur "FSK" ("freiwillige Selbskontrolle") funktioniert nicht, da müssen sich schon alle gesittet gegenseitig auf die Finger schauen und nötigenfalls auch ~ hauen. Das ist der Sinn wirklicher freier Presse (also nicht der Goebbels- und Schnitzlerpropagandamaschinerie wie gegenwärtig).
Die Frage nach Scharia hin und her stellt sich überhaupt nicht. Sowas gibt es nicht, und damit ist gut. Es gibt einige wenige gute Gesetze, in der Art kann man aufbauend weitermachen. Mir würde das unbändige Freude mach, da mitwirken zu dürfen.

Und sosehr ich den Herrn Jesus liebe, gerade deshalb würde ich mich dringlichst dafür einsetzen, daß es keinerlei Glaubensdoktrin in der Politik geben würde. Toleranz auf dem Gebiet bedeutet nämlich sofort wieder Herrschaft irgendwelcher Gottesstaatler, und das braucht niemand, Gott selbst am allerwenigsten.
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#87 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von CoolLesterSmooth » Mi 4. Sep 2019, 19:43

Abischai hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 18:39
Donald Trump hingegen, der sich nicht verdächtig macht, Christ zu sein, respektiert und vertritt jedoch die meißten christlichen Werte, finde ich.
Welche christlichen Werte waren das noch gleich? :lol:
Donald macht, was Donald nützt und Donald nützt es sehr, den evangelical vote auf seiner Seite zu haben. Ich finde gerade das Winden amerikanischer Kirchenvertreter, wenn sie Trump für dessen Eskapaden in Schutz nehmen, fast schon entzückend, denn es zeigt das Dilemma, das Trump für diese Leute darstellt. Er ist ein Mann, der christliche Werte nicht lebt, zumindest nicht die Werte, die gerne positiv nach außen präsentiert werden. Aber er ist dafür ein Mann, der im Austausch für ein bisschen Liebe bereit ist, die Position des Christentums in der Gestaltung der Gesellschaft zu stärken.
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#88 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Travis » Do 5. Sep 2019, 12:13

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Mi 4. Sep 2019, 19:43
Donald macht, was Donald nützt und Donald nützt es sehr, den evangelical vote auf seiner Seite zu haben.
Das sein Name in den Medien öfter mal zusammen mit Christen genannt wird, kann schon betroffen machen. Ich habe da nicht selten einen Kloß im Hals.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#89 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von CoolLesterSmooth » Do 5. Sep 2019, 20:18

Travis hat geschrieben:
Do 5. Sep 2019, 12:13
Das sein Name in den Medien öfter mal zusammen mit Christen genannt wird, kann schon betroffen machen. Ich habe da nicht selten einen Kloß im Hals.
Interessant ist dabei, dass, wenn es während dem Wahlkampf um Trumps Wählerschaft ging, immer viel von Rassismus, Sexismus und wirtschaftlichen Sorgen die Rede war, dabei wäre christlicher Nationalismus ein deutlich besserer Prädiktor dafür gewesen, ob jemand für Trump stimmt (vgl. Baker, Perry & Whitehead (2018))
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#90 Re: Christlicher Terrorismus

Beitrag von Travis » Fr 6. Sep 2019, 05:59

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Do 5. Sep 2019, 20:18
Interessant ist dabei, dass, wenn es während dem Wahlkampf um Trumps Wählerschaft ging, immer viel von Rassismus, Sexismus und wirtschaftlichen Sorgen die Rede war, dabei wäre christlicher Nationalismus ein deutlich besserer Prädiktor dafür gewesen, ob jemand für Trump stimmt
Ein "christlicher Nationalismus" liest sich für mich ebenfalls wie ein Paradoxon.
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