Dann stelle dir einfach vor, die nötigen funktionstüchtigen Nervenbahnen seien durch eine Operation transplantiert worden.JackSparrow hat geschrieben: ↑So 25. Aug 2019, 14:41Praktisch wird Mary komplett farbenblind sein und keinerlei Unterschied feststellen, da sich die fürs Farbensehen zuständigen Nervenbahnen bei ihr nie entwickeln konnten.
Gedankenexperimente sind in der Regel kontrafaktisch. Das ist aber unerheblich, denn es geht um die konstruierten Ausgangsbedingungen und welche (zwingenden oder vermeintlichen) Konsequenzen die haben. Wie es zu diesen Ausgangsbedingungen kommt, ist irrelevant.
Die Frage ist also, ob Mary etwas Neues lernt, dadurch das sie plötzlich Farbqualia empfindet? Oder lernt sie über die physikalischen, optischen, neurophysiologischen und medizinischen Tatsachen hinaus, also über ihre lückenlos perfekten, theoretischen Kenntnisse über Farben hinaus, nichts Neues mehr?
Auch hier darfst du dir alles vorstellen, was du willst, wie Mary an ihre perfekten Kenntnisse kommt. Langzeitgedächtnis-Chips z.B., die sie nichts vergessen lassen o.ä.JackSparrow hat geschrieben: ↑So 25. Aug 2019, 14:41 Hypothetisch ist die Frage unvollständig, da verschiedene Arten von Langzeitgedächtnis unterschieden werden müssen. Weiteres semantisches Faktenwissen übers Farbensehen kann sich die allwissende Mary selbstverständlich nicht aneignen.
Du bist jetzt beim Sumpfwesen.JackSparrow hat geschrieben: ↑So 25. Aug 2019, 14:41Soweit das vorherrschende Dogma.Niemand kann angeben, worin der Unterschied besteht.
Es gibt aber natürlich einen Unterschied.
Nein, kein Dogma.
Der Unterschied liegt laut Gedankenexperiment darin, dass das komplett aus neuen Atomen und Molekülen erschaffene Sumpfwesen in keinerlei kausalen Zusammenhang mit dem durch den Blitz zerstörten Menschen steht. Das heißt: das Sumpfwesen ist zwar eine atomar- und molekular-identische Kopie des pulverisierten Menschen, aber dadurch, dass es bis zu diesem Zeitpunk niemals irgendetwas erkannt hat, kann es logischerweise auch nichts WIEDER-erkennen. Worauf bezieht sich also sein "Wieder-Erkennen" und seine Sprache: worauf beziehen sich die Laute, die es ausstößt und sich wie Worte anhören? Sind es Worte?
Wie kann das Sumpfwesen die Freunde des Menschen wieder-erkennen (wenn es die doch niemals in der Vergangenheit getroffen hat)? Die neuronalen Strukutren sind da, denn sie sind ja kopiert; aber welchen Bezug haben diese Strukturen zur Wirklichkeit? Müssen unsere neuronalen Strukturen womöglich solche kausalen Verbindungen zur Wirklchkeit aufweisen, damit wir die Personen sein können, die wir sind und vor allem, damit wir etwas wissen (und eben wieder-erkennen) können?
Ich finde, dass sind ziemlich spannende Fragen ...
Es ist kein Dogma zu fragen, ob Schmerzen zu empfinden einfach nur bedeutet, ein ganz bestimmtes (Schmerz-)Verhalten an den Tag zu legen. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein stimmt dem übrigens zu (wie auch radikale Behavioristen).JackSparrow hat geschrieben: ↑So 25. Aug 2019, 14:41Und das Dogma verbietet es, solches Verhalten als eine Empfindung zu bezeichnen.Beispielsweise empfindet ein philosophischer Zombie, der mit einem spitzen Gegenstand gestoßen wird, keinen Schmerz, er verhält sich aber genau so, als ob er Schmerzen empfände.
Trotzdem hätten jedoch die meisten von uns wohl erhebliche Probleme damit, dem Roboterhund Aibo echte Freude zuzuschreiben, wenn er mit dem Schwanz wedelt.Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! - Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir ”Käfer” nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. - Da könnte es ja sein, dass jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, dass sich ein solches Ding fortwährend veränderte. Aber wenn nun das Wort ”Käfer” dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? - So wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. - Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann gekürzt werden; es hebt sich weg, was immer es ist. (Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, S.293)
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