Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
wohingegen ich diese unterstellten Vorannahmen bereits mehrmals widerlegt habe.
Du hast ganz sicher etwas damit widerlegt, aber nicht das, was ich sage. - Auch Deine folgende Aufzählung, die im übrigen ziemlich identisch ist mit dem, was ich gegenüber Sven aufgezählt habe, tut das nicht - denn wir reden von zwei Paar Stiefeln.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Bis jetzt hast du dich der Beantwortung dieser Fragen durch ignorieren entzogen, weil dann ja klar würde, dass die Vorannahmen, die du der HKM unterstellst, frei erfunden sind
Sorry - Du lädtst Deine Begriffs-Stutzigkeit ziemlich nassforsch auf mir ab. - Um Deine nächste Frage zu beantworten: KEINE der von mir oder von Dir aufgezählten Punkte von Textkritik bis Traditionsgeschichte haben etwas mit "religiösen/weltanschaulichen Vorannahmen" zu tun - das ist doch genau der Grund, warum Ratzinger 1993 die HKE als "apriorifrei" lobt: Nämlich weil Deine/meine Aufzählung apriorifreie Punkte beinhaltet.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Geht es bei einer Historisch Kritischen Exegese eines einzelnen Textes (HKE) mittels der HKM nicht darum Spirituelles in der Historie substanziell zu bewerten, sondern diesen einen speziellen Text als Anwalt des Textes, möglichst präzise im Sinne des Autors und in dessen historischem Kontext darzustellen.
Ja - aber da wird es schon kritisch. - Denn "Sinn des Autors" ist immer auch "So wie wir in UNSERER Hermeneutik den Sinn des Autors verstehen". - Hier kann es einen Unterschied machen, ob "wir" eine atheistische oder spirituelle Hermeneutik zur Anwendung bringen.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Da der Autor des Textes das seiner Meinung nach substantiell Spirituelle ja in seinem Text selbst zum Ausdruck bringt - geht es der HKM darum, eben dieses substantiell Spirituelle präzise darzustellen und nicht das, was DU, Ratzinger oder sonst wer für das substantiell Spirituelle halten mag.
Falsch gedacht: Egal, ob ich, Ratzinger, Andreas, Sven,. Münek oder sonstwer - diese Bewerter spielen IMMER eine Rolle bei der Frage: "Wie verstehe ICH das substantiell Spirituelle aus Sicht von meinetwegen Paulus?".
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
. Da das substantiell Spirituelle des Autors "Gott" ist, welches die HKM präzise darstellt, ist es idiotisch ihr zu unterstellen, dass sie das so täte "als ob es Gott nicht gäbe", denn sie stellt ja Gott möglichst präzise im Sinne des Autors im Kontext der Zeit der Abfassung dar.
Moment: Es ist ein Unterschied, ob man "Gott" religions-wissenschaftlich von außen bewertet ("Die Israeliten hatten einen Gott, so wie wir heute Dieter Bohlen haben"), oder ob man ihn theologisch von innen bewerten kann, weil man selber spirituell wahrzunehmen in der LAge ist.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Hier möchtest du im Grunde von der Systematischen Theologie und Dogmatik bzw. von deinem Modell reden. Nix "HKE".
Eben NICHT (Du solltest Dir mehr Mühe geben, etwas zu verstehen, bevor Du mantra-mäßig aggressiv wirst). - Eben NICHT. - Denn in MEINER Auffassung, die lustigerweise Deiner Aufzählung entspricht, ist die "HKE" die "Bodenplatte", auf dem dann das systematische/dogmatische/sogar kerygmatische Haus der Theologie entsteht.
DESHALB kann die Ratzinger-Kommission 1993 doch sagen:
1) "HKE, Ihr seid uns willkommen (nachdem es einigen Stress in den letzten Jahrzehnten gab)".
2) "Ihr seid unverzichtbar (oder so ähnlich) FÜR das Verständnis der Bibel" ("aber nicht das Verständnis selbst", sollte man hinzufügen, wurde aber damals nicht gesagt, weil es ein werbendes SChreiben des Vatikans sein sollte)
Mit anderen Worten: WÄRE nach Ansicht der damaligen Kommission die HKE weltanschaulich kontaminiert zu verstehen, hätte man das nicht geschrieben. - Das heißt aber AUCH: Aus Sicht der Kommission (und meiner ebenfalls) überschreitet die HKE nicht den Rahmen dessen, was Du mehrfach hier aufgelistet hast (und was übrigens auch in wik zu finden ist, dabei thematisierend, dass es darüber hinaus Stress geben kann - den ICH hier - auch ohne wik - ebenfalls thematisiert habe).
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Geht es dabei keinesfalls darum, Jesu Gedanken, sondern die Gedanken des Verfassers eines bestimmten neutestamentlichen Textes im Kontext der Abfassungszeit über Jesus zu beurteilen
Absolut richtig - das heißt aber u.a.:
1) Man muss (s.o.) trotzdem wissen, dass "Ge4danken des Verfassers" immer bedeutet "Gedanken des Verfassers in der Hermeneutik des jeweiligen Forschers mit seinen jeweiligen eigenen Vorannahmen".
2) In Deinem Sinne darf dann Theißen den Satz "Jesus HATTE eine Naherwartung (im Sinne derer, die dies triumphierend zitieren) NICHT sagen, sondern allenfalls "Falls UNSER VERSTÄNDIS der Quellen richtig ist, hat der Textverfasser gemeint: Jesus hatte eine Naherwartung". - Das ist etwas GANZ anderes und wird wahrscheinlich auch von Ratzinger/Berger akzeptiert.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Nein. In „Die Interpretation der Bibel in der Kirche“ der Bibelkommission fällt fast ausschließlich der Begriff "historisch-kritische Methode" (= 28 mal) und so gut wie gar nicht der Begriff "historisch-kritische Exegese" (= 3 mal) - niemals aber im Sinne deines 4religion-Gemantsches.
Ich muss gestehen, dass ich "HKE" als Exegese-Form auf Basis der "HKM" verstehe. - Was meinst Du?
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Der Begriff "historisch-kritische Methode" kommt in dem Wiki-Artikel 21 mal vor. Und jetzt rate mal, wie oft der Begriff "historisch-kritische Exegese" in dem Wiki-Artikel vorkommt.
Dito. - Erkläre uns bitte, auf welcher Methodik sonst die HKE gründet.
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
du checkst das halt auch seit Jahren nicht, dass sie ständig Gläubige gegen Gläubige zitieren (Bultmann gegen Ratzinger, Ratzinger gegen Bultmann, Berger gegen Bultmann, Bultmann gegen Berger, sogar die Bibelkommission gegen Ratzinger obwohl die Bibelkommission 1993 Ratzinger unterstand und er selbst das Geleitwort dazu schrieb, Theißen gegen Berger, Berger gegen Theißen usw.) um Gläubige gegeneinander aufzuhetzen.
Das ist ziemlich offensichtlich - mir geht es um etwas anderes: Das öffentliche Bild der historisch-kritischen Forschung (wäre "HKF" für Dich clean?) durch Kontaminierung dessen, was laut DEINER Aufzählung und Ratzingers Verständnis damit gemeint ist.
Wir reden hier doch primär nicht inner-theologisch, was inhaltlich für dieses oder jenes spräche, sondern über die Darstellungsform der HKF in der Öffentlichkeit, den Medien, der Philosophie und sogar der Theologie. - Spürst Du nicht die Kontaminierung, die hier zum Teil ziemlich brillant aufgezogen wird?
Andreas hat geschrieben: ↑Di 7. Mai 2019, 18:47
Aber du kannst das schnell ändern, wenn du beispielsweise endlich mal deine Behauptung belegst, dass die HKM von der Vorannahme ausginge, dass Jesus "nur" Mensch und nicht auch göttlich sei.
WENN die HKMEF apriorifrei ist, heißt dies, dass sie sich nach allgemeinem wissenschaftlichem Verständnis nur mit Dingen beschäftigen darf, die falsifizierbar sind. - Ist "Jesus = Mensch" falsifizierbar? Im Sinne der Geschichtswissenschaften JA. Also kann Jesus als Mensch so untersucht werden. - Ist "Jesus = auch göttlich" falsifizierbar? Nein - also kann Jesus nicht als "auch göttlich" untersucht werden. - Das heißt: Methodisch gibt es die Setzung/Regelung/Vorannahme/nenne es, wie Du willst, dass Jesus nur Mensch ist, weil er nur als solcher falsifizierbar ist - und zwar prinzipiell.
Was heißt das? Die HKEMF darf nur im Rahmen DEINER/meiner/Ratzingers Aufstellung interpretieren, eben weil sie Jesus nicht als göttlich beachten darf - man bleibt also in Bereichen wie Textkritik oder Traditionsgeschichte. Man geht also NICHT in Bereiche wie "Was hat Jesus WIRKLICH/spirituell gedacht?", weil man das mit seiner Setzung/Regelung/Vorannahme/nenne es, wie Du willst nicht kann, da dies eine systematische/fundamentale/dogmatische/etc. Fragestellung ist, da es eine spirituelle Fragestellung ist.
Wenn Dir folgende Präzisierung besser gefällt, dann bitte:
Die HKM nimmt nicht an, dass Jesus göttlich sei, sondern kann darüber NICHTS sagen, weshalb sie nur solche Fragen beantworten kann, die NICHT spiritueller Natur sind. - Sie muss also de facto so handeln, als sei Jesus nicht göttlich, weil sie nur "menschlich" nachweisen kann. - Am Ende kommt es aufs Selbe raus.