sven23 hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 11:30 Die historisch-kritische Forschung hat ja den Anspruch, die ursprüngliche Bedeutung eines Textes zu erfassen und die weitere Entwicklung nachzuzeichnen. Dabei kann sie differenzieren zwischen (möglicherweise) authentischen Jesusworten und ihm später in den Mund gelegten, vor allem nach seinem Tod. Diesen Anspruch haben z. B. Kanoniker nicht.
Passagen wie "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen...." gelten als authentisch, gerade weil sie später zu Problemen führten. Sie hätten schwerlich erfunden werden können.
Sehe ich genauso, sie sind auch nicht mit den Städten Israels fertig geworden und die Zerstörung des Tempels hat sich in der Generation Jesu erfüllt. Was ich nicht verstehe, ist, wie die HKE dann auf die Idee kommt, die Naherwartung hätte sich nicht erfüllt.
sven23 hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 11:30 Die Naherwartung Jesu: Durch die Zeichen, die Jesus wirkt, ist die Wahrheit seiner Ankündigung, ist die Nähe des Reichs verbürgt. Aus den Gegenwartsaussagen geht die Nähe als potenzierte Naherwartung hervor. Das 'Schon' des ankommenden Gottesreichs ist nur dann als eschatologischer Vollzug zu verstehen, wenn die Basileia alsbald als endgültiger Heilszustand immerwährendes Präsenz sein wird. Durch das in Jesus anhebende Kommen der Gottesherrschaft ist Jesu Zukunftserwartung Naherwartung (XVIf).
Nimmt man den proklamativen Charakter der Basileia-Ansage hinzu, der sich aus der Nähe der Ereignisse ergibt, sowie das keine Zwischenräume mehr zulassende Motiv der Plötzlichkeit der Gerichtspredigt Jesu (Lk 17,24.27.29; 21,35), so ist der Schluss unvermeidlich, dass Jesus sich die Nähe massiv zeitlich vorgestellt hat. Jesus erhofft nicht die Nähe der Gottesherrschaft, sondern er ist sich ihrer Nähe so absolut gewiss, dass er sie proklamiert. Nur weil das Gastmahl (Lk 14,15ff) schon bereit ist, ergeht die Einladung so dringlich und wirkt sie sich so fatal aus für diejenigen, die sie ausschlagen. Angespannte eschatologische Wachsamkeit über mehrere Generationen hin zu fordern, ist in sich widersinnig. Bei Jesus, wo das Motiv der Plötzlichkeit seinen ursprünglichen Sitz hatte, stand eine Naherwartung im Hintergrund, die das Ende noch innerhalb der jetzt lebenden Generation erwartete (XVIII).
Erich Grässer
Vollste Zustimmung, nur ist zu hinterfragen, was sich Herr Grässer unter dem "Ende" genau vorgestellt hat. Um welches "Ende" es sich genau handelt, wird glasklar in den Evangelien Luk 21, Mat 24 und Mrk 13 beschrieben.
sven23 hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 11:30Aber Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst. Erst posthum wurde aus dem Verkünder der Verkündete.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 10:06Wo habe ich das Gegenteil behauptet? Hast Du meinen Beitrag überhaupt gelesen?
Moment, oben bescheinigst Du die Authentizität von:
Mt 10,23 Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere! Denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.
Hier prophezeit Jesus seine Wiederkunft, obgleich die Art und Weise eine andere ist, wie seine irdische Existenz. Ebenso erwähnt er seine Wiederkunft in den oben erwähnten Evangelien. Wie kann er dann keine Naherwartung auf sich selbst gehabt haben?