Münek hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 00:02
Das hat Ratzinger zu seinem Leidwesen bitter zur Kenntnis nehmen müssen.
NEIIIIIIN.

- Sein "Antichrist" geht nicht gegen die 9 ersten Punkte der HKM, sondern gegen diejenigen, die darüber hinaus etwas Weltanschauliches obendrauf setzen.
1) Textkritik: Vergleich der Handschriften
2) Übersetzung
3) Textanalyse: Struktur des Textes
4) Redaktionsgeschichte: Umgang des Autors mit seinen Quellen
5) Literarkritik: Rekonstruktion der schriftlichen Quellen
6) Formgeschichte: Bestimmung der Textgattung
7) Traditionsgeschichte: Frage nach vorausgehender mündlicher Überlieferung
8) Begriffs- und Motivgeschichte: Entwicklung von Begriffen und Vorstellungen nachzeichnen
9) Religionsgeschichte: Vergleich mit außerbiblischen Texten
10) Zusammenfassende Interpretation und theologische Aussage
Zum Schluss wird die Entstehung des Bibeltextes in seinen einzelnen mündlichen und schriftlichen Überlieferungsstufen noch einmal knapp zusammengefasst; dabei sollten auch die theologischen Beweggründe für die textlichen Veränderungen deutlich werden. Außerdem kann – das geht jedoch über die historisch-kritische Methode hinaus – danach gefragt werden, welche Rolle das Thema des Textes innerhalb der Bibel (Biblische Theologie) oder der christlichen Theologie spielt.
Die Punkte 1 - 9 beschreiben das, was Rom spätestens seit 1993 unter "HKE" versteht. - Darauf beziehen sich Bergers "Bibelfälscher" und Ratzingers "Antichrist" NICHT.. - Aber Punkt 10 wird es problematisch - dazu gehört AUCH:
11) Innerwissenschaftliche Debatte
Seit den 1970er Jahren wächst die Zahl der in der Bibelexegese verwendeten Auslegungsmethoden rasant (vgl. Biblische Exegese). Unter Hinweis auf die Berechtigung eines solchen Methodenpluralismus wird die Dominanz der historisch-kritischen Methode in Frage gestellt.
12) Hypothetische Ergebnisse
Da die Rekonstruktion der Vorgeschichte eines schriftlichen Textes stark auf Vermutungen angewiesen ist, wird mitunter von einer „Theologie des Vermutens“ gesprochen. ... Der Neutestamentler Klaus Berger sieht in der historisch-kritischen Methode, wie sie heute praktiziert wird, einige unbegründete Annahmen: Nicht überzeugende Kriterien für Echtheit und Unechtheit von Jesusworten, die Abwertung des Johannesevangeliums als historisch wertlos, die Leugnung der Wunder.
13) Methodischer Atheismus als Voraussetzung
Unter historisch-kritisch auslegenden Theologen gibt es die Tendenz, die biblischen Texte unter der Annahme eines „methodischen Atheismus’“ zu betrachten. Es wird also nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass an den in der Bibel berichteten Ereignissen eine übernatürliche Macht mitgewirkt hat; jeder Anhaltspunkt für ein göttliches Eingreifen wird so erklärt, als läge allein menschliches Handeln vor.
14) Verzicht auf Inspirationsvorstellung
Der methodische Atheismus klammert nicht nur bei den in der Bibel berichteten Ereignissen ein Mitwirken Gottes aus, sondern auch bei der Niederschrift der biblischen Texte. Die Vorstellung einer Inspiration der biblischen Texte spielt bei der historisch-kritischen Exegese kaum eine Rolle.
Wie auch man zu den Punkten 10 - 14 stehen mag: Das, was Rom 1993 gewollt hat, war HKM im Sinne von 1) - 9) - wenn Du DAS als "ideologisch kontaminiert" verstehst, ist das ein weiterer Höhepunkt Deiner Irrung. - Richtig ist, dass sich Bergers und Ratzingers harte Worte auf Punkte 10) - 14) bezogen haben, wo die HKE nach dem, was WIR damals gelernt haben, NICHT aufhalten darf - vor allem nicht, wenn sie sich als "APRIORI-frei" versteht. - Die Punkte 10 - 14 mögen sein, wie man sie sieht - aber "apriori-frei" sind sie eben NICHT. - Allein dies sollte Dir zeigen, dass Rom 1993 nur die Punkte 1 - 9 gemeint hat.
"Deine Fraktion" meint IDEOLOGISCH, als seien 10 - 14 apriori-frei - was schlicht eine Unverschämtheit ist, weil es genau das Gegenteil ist. Trotzdem scheint das an die "richtigen" Unis so gelehrt zu werden, was dann Absolventen wie Thaddäus hervorbringt. - Wobei wir wieder am Punkt werden: Dies ist kein wissenschaftlicher Kampf, sondern ein Kulturkampf, in den sich die Wissenschaft hat hereinziehen lassen.
Also: Machen wir es wie die Kommission 1993: Nehmen wir für HKM nur die Punkte 1 - 9 und nennen diese "apriori-frei" - das passt dann.
Münek hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 00:02
Seine glaubensabhängige Lieblingsexegese ("Glaubensentscheid der Exegeten") ist von den theologischen Fakultäten zu recht nicht angenommen worden.
Auch Ratzingers Ansatz geht über die ersten 9 Punkte hinaus - richtig. - Da hat er auf gleicher Ebene reagiert.
Münek hat geschrieben: ↑Mi 1. Mai 2019, 00:02
Insofern gilt nach wie vor das, was die "Päpstliche Bibelkommission" 1993 der katholischen historisch-kritischen Exegese vorgegeben hat -
nämlich keine apriorische Glaubens-Vorannahme.
= Punkte 1 -9.