Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:23Eine solche methodische Annahme der HKM existiert nicht
Im Selbstverständnis natürlich nicht - "es ist halt so", wird man da eher sagen. - Im übrigen: Niemand erwartet, dass die HKM annimmt, dass Jesus evt. göttlich in der Historie war - aber es muss offengelegt werden, dass man dies nicht annimmt, und man muss die Konsequenzen daraus ziehen (was nach meinem bescheidenen Überblick die echten Profis auch tun).
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:23Wer solches allerdings behauptet, der sollte Belege dafür angeben können. Kann er das nicht, darf er es glauben, aber keine Wissenschaftler mit diesem Glauben belästigen.
Du scheinst - ritterlich ausgedrückt - eine andere Auffassung von Hermeneutik zu haben als ich - konkret: Natürlich kann man probieren, Thaddäus mit der Vorannahme wissenschaftlich zu untersuchen, sie sei göttlich. - Und dann wird der hermentische Zirkel halt zeigen, ob es Sinn macht, damit Zeit zu ver(sch)wenden.
Bei jesus ist es anders: Hier geht es um eine Person, der ein Buch gewidmet ist, welches seine Existenz milliardenfach damit begründet sieht, dass Jesus tatsächlich göttlich war - diesen Anfangsverdacht gibt es bei Thaddäus vermutlich nicht. - Weiterhin ist dieses Buch geschrieben von menschen, die KEINE naturalistische, sondern eine spirituelle Weltsicht hatten, also "Gott" als geistige Entität verstehen - was nun wirklich nicht falsifizierbar ist, aber nichtsdestowenig wahr sein könnte.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:23
Es ist gerade für die Ergebnisoffenheit von historischer und philologischer Wissenschaft unabdingbar nötig, NICHT davon auszugehen, dass Ramses, Caesar oder Napoleon göttlich waren - oder Aliens - oder verkleidete Frauen - oder Zeitreisende - oder Roboter oder oder oder.
Denkfehler: hermeneutische Vorannahmen sind keine ontischen Postulate, sondern "Was-wäre-wenn-Szenarien": "Wir wissen alle nicht, ob Jesus vor 2000 jahren in der Geschichte nur menschlich oder auch göttlich war - also erforschen wir BEIDE Möglichkeiten. - Warum? Weil wir ergebnisoffen sein wollen".
Du machst daraus:
"Wir definieren vorab, was historisch nicht gewesen sein kann und erforschen den Rest, den wir als "Alles" definieren, ergebnisoffen". - Bei Deiner Intelligenz wird es Dir leicht fallen zu merken, dass da was nicht stimmt.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:23
Wenn du glaubst, die Götter Homers existieren raum-zeitlich real und hätten darum tatsächlich in die Ereignisse eingegriffen, wie das in der ILIAS geschildert wird, dann musst du das belegen mit unabweisbaren Günden, ansonsten bist du einfach nur ein Spinner.
Ein Wissenschaftler "glaubt" nicht, sondern analysiert, was prinzipiell in der Welt möglich wäre - dazu gehört AUCH, dass Thaddäus göttlich ist. - Wird man es deshalb wissenschaftlich untersuchen? Normalerweise NICHT, weil auch Wissenschaft ökonomisch ist und vorab abschätzt, wo es etwas an Erkenntnis zu holen gibt. - Das ändert nichts daran, dass Thaddäus trotzdem göttlich sein KÖNNTE - aber ich, Wissenschaftler, schließe das nach menschlichem Ermessen (!!!!!) aus und untersuche es deshalb nicht.
Man sollte die theoretische und die pragmatische Ebene kategorial voneinander trennen.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:23
Ein ebefalls mehrfach widerlegter Einwand von dir, also Quatsch.
Du SOLLTEST (!) wissen, dass "das Widerlegen" nicht immer, aber oft genug ein reiner System-Vorgang ist, also ontisch falsch sein kann.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2019, 20:38
Es tut mir Leid, dass dir offenbar nicht klar ist, worin der fundamentale Unterschied zwischen einem Guru und einem fähigen Philosophen besteht.
So einfach ist es nicht. - Man kann beides sein. - im übrigen würde ich philosophen wie Gabriel ganz sicher NICHT "Fähigkeit" absprechen - trotzdem kann er lediglich Speerspitze eines Zeit-Denkens sein, das in 20 jahren komplett überholt ist und über den in 500 jahren nur noch von ein paar Doktoranden wissen - während Ratzinger als Speerspitze einer neuen Aufklärung gefeiert wird.
Letzteres ist NICHT eine Behauptung, aber es könnte sein. - Was ich sagen will: Auf Dauer hält sich normalerweise nur Substanz. - Und Brillanz und Fähigkeit haben nicht notwendigerweise etwas mit Substanz zu tun.