Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 11:11Du checkst ja nicht mal, dass das Ganze ein Gedankenspiel ist
Insofern, dass Descartes seine Antwort schon weiß, meinetwegen. Aber das heißt doch nicht, dass er (wie der Materialismus) vor-annimmt, dass die Res extensae "echt" sind. - Mache nicht den Fehler, Descartes auf Basis einer Setzung ("Res extensae sind echt") zu beurteilen - im Gegenteil: Er meint das WIRKLICH ernst mit seinem Radikal-Skeptizismus.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 11:11
Deswegen ist der virtuelle Glaubensentscheid für Gott belanglos, weil Gott natürlich auch eine Täuschung des Dämons ist.
Nein - er ist eine Cogito-Größe. - Es ist ULTRA-scheißegal, ob man das, was man als Täuscher der Wahrnehmung annehmen könnte, "Satan" oder "Demiurg" oder "Dämon" oder "Gott selbst" nennt, da dies nur Erklärungs-Chiffren/Varianten dafür sind, ob Gott uns selbst oder über (böse) Kräfte der Schöpfung täuscht oder nicht. - Und Descartes sagt: "Nein, ich glaube das nicht". - DAAAAAAS ist entscheidend und nicht, ob man mit Dämonen rumschwadroniert oder nicht.
Ja - über Dämonen habe ich mir in der Tat vertieft keine Gedanken gemacht und werde es auch nicht tun, weil sie komplett irrelevant im Kontext der Fragestellung sind. - Die Frage lautet "Kann die menschliche Wahrnehmung so getäuscht sein, dass sie Dinge wahrnimmt, die nicht 'echt' sind". - Die Antwort lautet: "Ja, so was kann sein, und wir als Betroffenen würden es nicht mal merken". - DAAAAAAARUM geht es nicht. - Ob der Bösewicht jetzt Dämon, Guglhupft oder Gott heißt, ist komplett irrelevant - warum flutscht Du dahin?
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 11:11
Ich steige nicht zu spät ein, weil der Dämon eine Vorannahme Descartes' ist.
Nein - es ist ein Erklärungsversuch dafür, dass der mensch nicht wissen kann, ob ihn seine Wahrnehmung täuscht. - Jetzt mal ehrlich: Meinst Du (wie die materialisten des 20. Jh), dass Descartes die Entität der Res extensae SETZT? Falls ja: Das wäre eine Katastrophe, wie viel erklärt.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 11:11
und genau da steige ich mit meinem Argument ein, dass es dumm ist, von einem unbegründeten frei erfundenen Dämonen auszugehen, als von dem gut begründeten Wissen, dass sich die Menschheit bis Descartes mühsam erworben hat.
Ach Du lieber Gott - nein, das hat wirklich nichts mit Radikal-Skeptizismus zu tun. - Mit dieser Auffassung wirst Du Dir viel Freunde im irrigen Denken des 20. Jh. machen. - Du gehst KOMPLETT am eigentlichen Problem vorbei, nämlich: Kann der Mensch selber entscheiden, was seine Wahrnehmung "ist"? Bei Dir klingt die Antwort wie "Ja". - Und schon sind wir wieder im Anthropozentrismus der Spätaufklärung.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 11:11
Der Dämon ist so mächtig, dass er die Kontrolle über alle Gedanken hat, und damit kannst du auch nicht wissen, dass du cogito denkst.
Erst man: DOCH, kann ich. - Ausnahme: Der Dämon selbst ist das Cogito. - Aber selbst dann gilt "Cogito, ergo sum". - Damit ändert sich nichts.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 12:29
Du wusstest bis eben nicht einmal, dass bei Descartes ein Dämon vorkommt und dieser Dämon eine entscheidende Rolle spielt, d.h. du kanntest nicht mal alle wesentlichen Inhalte, wärst also nicht mal in der Lage eine vernünftige Inhaltsangabe zu machen - und du willst mir Descartes erklären?
Sorry, wenn ich etwas spitz wäre: Du musst lernen, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden.
Welcher Genese der "böse Geist" ist, ob man ihn Dämon, Satan oder gar Gott nennt, ist vollkommen egal. - Seine Rolle ist zu erklären, warum es sein könnte, dass des Menschen Wahrnehmung getäuscht sein kann. - Punkt. --- Was Du jetzt drauß machst, nämlich am eigentlichen Problem vorbei ein Dämonen-Problem aufzubauschen, ist irrelevant.
Münek hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 13:16
Du kannst vereinbaren, mit wem oder was Du willst. Die Welt als Realität verändert sich nicht, egal ob Du sie als "echt" oder "unecht" einstufst. Es ist ein Irrtum zu glauben, es existierten zwei Alternativen, zwischen denen man sich entscheiden könne.
Sorry - das hast Du echt nicht verstanden., - Und zwar deshalb, weil Du DAS, was DU als Realität ansiehst, als eben diese SETZT. - Genau darum geht es aber, nämlich: Ist DAS, was wir als Realität pragmatisch bezeichnen, "echt" oder Vorstellung? - Descartes sagt darauf zweierlei:
1) Können wir PRINZIPIELL nicht unterscheiden.
2) Ich GLAUBE, dass sie "echt" ist.
Leute wie Münek sagen "Ich WEISS, dass sie 'echt' ist", weil er das Problem nicht erkennt. ----- Wozu ist dieses Problem gut? Es dient der Erkenntnis, dass Wissen immer auf Glauben beruht - nur darum geht es.
Münek hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 13:16Es existiert in der HKE KEINE Setzung, nach der Jesus nicht göttlich, sondern "NUR" ein Mensch ist. Eine solche Entscheidung als Vorannahme wäre unwissenschaftlich. Deswegen wird sie nicht getroffen.
Bist Du wirklich so naiv? Natürlich gibt es keinen Lehrsatz, der dies sagt, aber: Die Vorannahmen der HKE sind so ausgerichtet, dass sie Jesus nur interpretieren kann, als sei er nur Mensch. - Wenn also Jesus in der Geschichte göttlich ist, kann die HKE ihn nicht interpretieren - und das ist eben NICHT ergebnisoffen.
Münek hat geschrieben: ↑Mi 17. Apr 2019, 13:39Unser Closs wusste bis vor einigen Monaten auch NICHT, dass sich Descartes mit Gottesbeweisen befasst und diese (nach Descartes Ansicht) erbracht hatte.
Du versuchst jetzt wieder, Dich an irgendeinem Rockzipfel zu verbeißen - irrelevant. - Dass Descartes mit Gottesbeweisen rumgedoktert hat, ist allgemein bekannt, aber hier nicht relevant - man kann die hier vorliegende Frage genauso mit "Glaubensentscheid" beantworten - es kommt dasselbe raus.
Ja - ich habe über "Glaubensentscheid" argumentiert, weil es das letztlich von außen gesehen ist. - Kann gut sein, dass Descartes gesagt hätte "Nein, ich habe es bewiesen" - dann wäre halt sein Argument falsch gewählt. - Aber das tut nichts zur Sache. - In der Sache geht es darum, dass Descartes erkennt, dass der Mensch nicht wissen, sondern nur glauben kann, dass die eigene Wahrnehmung "echt" ist.
Think big. - Versucht doch mal, die Substanz eines Problems zu erkennen und Euch nicht in Scharmützeln aufzuhalten (und ja: Da bin ich gelegentlich schlampig - weil mich das Kleine schlicht nicht interessiert).