Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
Roland
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#551 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Mo 1. Apr 2019, 13:08

Pluto hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 12:33
Ich glaube an die Wunder der Natur, so wie z.B. eine Geburt, das Keimen eines Samens oder die Heilung einer Verletzung.
Und Jesus, der Schöpfer, hat nur genau solche Wunder getan. Er hat keine Frösche in Prinzen verwandelt, sondern Leben erschaffen, geheilt, gesundes Gewebe wachsen lassen, wo zuvor Lepra-Geschwüre waren, die Elemente gesteuert bei der Stillung des Sturmes, aus wenig Brot viel Brot gemacht und Wasser in Wein verwandelt. All das tut er heute noch. C. S. Lewis: "Gott erschuf die Rebe und lehrte sie, mit ihren Wurzeln Wasser aufzusaugen und mit Hilfe der Sonnenstrahlen dieses Wasser in einen Saft umzuwandeln, der beim Vergären ganz bestimmte Eigenschaften annimmt. So wird Jahr für Jahr, von Noahs Zeiten bis heute, Wasser in Wein verwandelt..."

Jesu Wunder waren die Wunder der Natur - im Zeitraffer.

Pluto hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 12:33
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Nur nach dieser Methode kann man überhaupt auf die Idee einer Naherwartung kommen. Zwei Veslein, und die falsch gedeutet, gegen den gesamten Rest des Evangeliums. DAS ist Steinbruchmethode!
Wie kommt es dann, dass die meisten Exegeten davon ausgehen, dass Jesus eine Naherwartung hatte, und sich darin geirrt hat?
Jeder Dorfpfarrer, der eine Predigt hält, ist ein Exeget, er ist Theologe und legt die Bibel aus. Und ob die meisten tatsächlich in Jesus nicht den Christus, den Sohn Gottes sehen, sondern einen irrenden Wanderprediger, glaube ich nicht.

Und dort, wo das der Fall ist, dürften sich nur noch wenige in die Kirchenbänke verirren.

Pluto hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 12:33
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
sven23 hat geschrieben: Das sollte man trennen zwischen Gott und dem Wanderprediger, der als gläubiger Jude natürlich an Gott glaubte und seine nahe Herrschaft erwartete.
M.a.W.: Man sollte trennen zwischen dem, was in den Evangelien steht und dem, was man sich, unabhängig von den Texten, methodisch-atheistisch so über Jesus ausdenkt - und wenn man das tut, dann kommt dabei heraus, dass Jesus nur ein menschlicher Wanderprediger war, ein gläubger Jude mit falschen Erwartungen.
Wiederholst also nochmal die Mutter der Zirkelschlüsse…
Ach Roland, du wiederholst dich und das noch dazu falsch.
Nein, genauso wird es gemacht. Man setzt den methodischen Atheismus voraus, setzt die Texte also vorab ins Unrecht und entwickelt Jesusbilder, die nicht mehr viel mit den Texten zu tun haben.

Pluto hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 12:33
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Die Vorannahme der HKE ist das Voranstellen eines Glaubensbekenntnisses, nämlich des naturalistischen.
An der Stelle sei nochmal gesagt: Texte über Gott auszulegen, geht nicht ohne Vorannahmen. Voraussetzungslose Exegese kann es nicht geben. Entweder wir nehmen an, dass Gott wirklich gehandelt hat, wie es die Texte sagen, oder dass es sowas nicht gibt. Beides sind Glaubensbekenntnisse. prediger, der als gläubiger Jude natürlich an Gott glaubte und seine nahe Herrschaft erwartete.
Was würde denn dabei rauskommen, wenn man völlig neutral an den Text rangeht?
Lege mal, weltanschaulich "völlig neutral", die Auferstehungsberichte aus.

Pluto hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 12:33
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Hoimar v. Ditfurth beschreibt in "Wir sind nicht nur von dieser Welt" ausführlich die Wahrnehmungswelt einer Zecke und die eines Hahnes um dann zu folgern:
Das Problem bei H.v.D. ist, dass er die denkbar schlechtesten Beispiele nimmt, Eine Zecke handelt fast nur instinktiv und kann keine Entscheidungen treffen.
Um der Vielfalt menschlichen Denkens gerecht zu werden, sollte man Wale/Delfine oder Wölfe als Beispiel nehmen.
Auch Wale/Delfine und Wölfe sehen, hören und riechen die Welt vollkommen anders als wir. Und auch wenn wir uns ihnen überlegen fühlen, weil wir Dinge erfassen und in den Blick nehmen können, die ihnen verborgen bleiben, müssen wir, wenn wir uns nicht lächerlich machen wollen, zugeben, dass auch unsere Perspektive nicht die letzte, über allem stehende sein muss. Im Gegenteil:
"Wir müssen die Möglichkeit einräumen, daß der Unterschied zwischen uns und der Amöbe vor unseren Augen fast zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen könnte, wenn wir den noch vielfach gewaltigeren Abgrund zu sehen vermöchten, der auch uns noch immer von der ›Wahrheit der Welt‹ trennt."
H.v.Ditfurth "Innenansichten eines Artgenossen"
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

closs
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#552 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mo 1. Apr 2019, 13:10

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 09:05
Denn von Außen betrachtet ist das Szenario an Absurdität kaum zu überbieten:
die Naturwissenschaften sind ursprünglich als Ableger der Philosophie entstanden und hatten die Aufgabe, dass naturgebundene Gerüst für die im Raum stehenden philosophischen Fragestellungen zu beschreiben und zu erklären. In den vergangenen drei Jahrunderten sind die Naturwissenschaften dann methodisch (und wirtschaftlich) sehr mächtig geworden mit dem Resultat, dass sie sich verselbstständigt haben - im Sinne einer Konkurrenz zur Philosophie. Desweiteren behauptet unsere naturwissenachftlich geprägte, postrationalistische Gesellschaft nunmehr, das Gerüst, welches die Naturwissenschaften zu beschreiben und zu erklären beauftragt waren, sei das Einzige was existiere; nach der Prämisse: wenn ich den (geistigen) Inhalt nicht beschreiben kann, dann ist auch keiner da.
Du fasst meine Botschaft damit prägnant zusammen. :clap: - MEIN Problem dabei: Diesen Irrweg bezeichnet man auch noch als "Aufklärung". :lol:

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 09:05
Höhepunkt der Untersuchung wird aber - analog zur realen Situation - sein, dass die Naturwissenschaft behaupten wird, dass es außerhalb der messbaren Ergebnisse, die sie zu Goethe's Faust geliefert hat, keine weitere Wirklichkeitsebene gebe.

Und genau das ist momentan die gesellschaftphilosophische Krise, in der wir uns derzeit befinden
Auch hier Zustimmung - Wobei es vermutlich nicht die NAturwissenschaft ist, die das behaupten wird (so diszpliniert wird sie bleiben, damit sie es NICHT tut), sondern der Naturalismus, der andererseits - jetzt sind wir wieder bei Deiner Aussage - versuchen wird, Naturwissenschaft zu ideologisieren.

Pluto hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 09:30
Auch ein Naturwissenschaftler kann lesen und den Text und seine Bedeutung interpretieren.
Aber nicht in seiner Eigenschaft als Naturwissenschaftler!!! - Das macht er privat, nachdem er seinen Labor-Kittel ausgezogen hat. - Das meint Heidegger mit "Wissenschaft denkt nicht" - übrigens: Das dient zum Schutz der Wissenschaft - Naturwissenschaft soll eben NICHT mit Fragen behängt werden, die über ihr methodisches Vermögen hinausgehen.

Ansonsten: Ein berufsmäßiger Naturwissenschaftler kann selbstverständlich privat wie Goethe, Dostojewskij, Th. mann oder Ratzinger sein - und sogar als Nebenjob die Berliner Philharmoniker übernehmen - aber nicht im Rahmen seiner Arbeit.

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 09:05
Insofern ist der subjektiv Betroffene eigentlich der Experte, während der objektiv Beobachtende (ohne eigene Betroffenheit) ein Laie sein muss.
Substantiell stimme ich zu - allerdings stimme ich auch denen zu, die sich als Hilfswissenschaft für geistige Verständnisfragen der Theologie verstehen (bspw. HKE). -Das Problem: Ein HKE-ler fühlt sich gelegentlich nicht so, sondern meint, er sei der Boss - Zauberlehrling.

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 09:05
Geisteswissenschaften sind eben Geistes-Wissenschaften und keine Naturwissenschaften, die sich mit dem Geist beschäftigen.
Hier kommt es nach meinem momentanen Stand auf die Beantwortung folgender Frage an: Darf "Wissenschaft" auf Basis nicht-falsifizierbarer Vorannahmen forschen? - Janina & Co als Naturwissenschaftlerin sagen NEIN, ich als Geisteswissenschaftler sage JA.

Roland
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#553 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Mo 1. Apr 2019, 13:14

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Christen erleben ständig Wunder. Man muss nur die Augen aufmachen und sie sehen wollen.
Wunder im biblischen Sinn als übernatürliches Durchbrechen von Naturgesetzen?
Die Naturgessetze selbst sind doch bereits ein Wunder. Kein Wissenschaftler weiß, wo die Ordnung in der Natur herkommt.
Außerdem, wie ich eben schon an Pluto schrieb, sind die meisten Wunder Jesu nur eine Beschleunigung der Naturvorgänge und weniger ein Durchbrechen der Naturgesetze. Das Wunder der Brotvermehrung vollzieht sich z.B. in jedem Jahr, wenn aus wenigen Weizenkörnern viele werden. Ebenso die Wandlung von Wasser in Wein oder die Heilung von allerlei Krankheiten und Gebrechen.
sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Kannst du uns mehr darüber berichten?
Und so sehe ich, wie Pluto, die Wunder der Natur, weiß aus dem Bekanntenkreis von Spontanheilungen und kenne selbst Lebensfügungen, die ich nur als Wunder bezeichnen kann, wo der Zufallsgläubige eben einen glücklichen Zufall annimmt.

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37

Nur wenn man die Bibel selektiv nach der Steinbruchmethode liest.
Nur nach dieser Methode kann man überhaupt auf die Idee einer Naherwartung kommen. Zwei Verslein, und die falsch gedeutet, gegen den gesamten Rest des Evangeliums. DAS ist Steinbruchmethode!
Nein, wenn man z. b. sich Stellen aus dem AT rauspickt und diese sinnwidrig auf Jesus projiziert. Das Herauslösen aus einem Kontext nennt man Steinbruchmethode.

Steinbruch-Methode oder Beweistextmethode (engl. proof-texting) ist das Herausgreifen von Zitaten aus einem Text, um eine Behauptung zu untermauern. Kritiker bemerken, dass solche aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate die ursprüngliche Absicht des Autors möglicherweise nicht genau wiedergeben[1] und dass ein Dokument, das so zitiert wird, die Behauptung, für die es zitiert wird, möglicherweise gar nicht stützt, wenn man es ganz liest.
Quelle: Wikipedia
Eine treffende Beschreibung, wie man aus Jesus einen irrenden Apokalyptiker macht. Man setzt zuvor, dass er nicht göttlich ist - und sucht sich dann die beiden Verslein heraus, die man in dieser Richtung interpretieren könnte. Den gesamten Rest bezeichnet man als ihm später in den Mund gelegt, ohne ein einziges vernünftiges Kriterium für diese Entscheidung zu haben.

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Die Texte, die durchweg von Gott sprechen, unter der Voraussetzung auszulegen, dass es Gott nicht gibt, um dann als Ergebnis zu präsentieren dass Jesus nur ein irrender Wanderprediger gewesen sei, ist sozusagen die Mutter aller Zirkelschlüsse.
Die Existenz Gottes wird nicht thematisiert…
…sondern es wird stillschweigend davon ausgegangen, dass er nicht existiert (methodischer Atheismus).
Und unter dieser Vorannahme, KANN Jesus nur ein irrender Apokalyptiker sein.

Nochmal: Entweder wir nehmen an, dass Gott wirklich gehandelt hat, wie es die Texte sagen, oder wir nehmen an, dass es sowas nicht gibt. Beides sind Glaubensbekenntnisse und die jeweiligen Ergebnisse der Exegese entsprechen den Vorannahmen. Wenn man will kann man das zirkulär nennen – aber es geht nicht anders und es gilt für beide Seiten. Auch, wenn sven23 das nicht verstehen will.

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Die Vorannahme der HKE ist das Voranstellen eines Glaubensbekenntnisses, nämlich des naturalistischen.
Nein, das Weglassen von Glaubensbekenntnissen ist nicht das gleiche wie das Glaubensbekenntnis, dass die biblischen Schriften göttlich inspiriert und irrtumsfrei sind.
Ein Glaubernsbekenntnis wird weggelassen, zugunsten eines anderen. "Methodischer Atheismus" heißt, die Methode meiner Exegese folgt dem Atheismus. Ich lasse kein Handeln Gottes zu. Und Atheismus ist auch ein Glaubernsbekenntnis, genau wie der Glaube an göttlicher Inspiration.

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Roland hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 11:56
Die HKE macht hier die klare Aussage, dass Jesus ein irrender Apokalyptiker war – aber nicht Gottes Sohn.
Auch Gottessöhne können sich wohl irren. Jesus selbst betete doch: "Dein Reich komme". Er sagte nicht: mein Reich komme.
Erstens: Nicht er betet "Dein Reich komme" sondern er lehrte seine Jünger so zu beten.
Und zweitens, sind er und der Vater eins.

sven23 hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 13:37
Das ist spätere christliche Umdeutung seiner Naherwartung auf ihn selbst hin. Er hatte aber keine Naherwartung auf sich selbst.
Stimmt, er hatte überhaupt keine Naherwartung sondern sagte weitreichende globale Ereingnisse voraus, die seinem zweiten Kommen vorausgehen würden, die nur auf einen langen Zeitraum schließen lassen können. Lies das Kapiten 24, des Matthäus-Evangeliums.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Roland
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#554 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Mo 1. Apr 2019, 13:26

Andreas hat geschrieben:
So 31. Mär 2019, 14:39
Ich hoffe dein Missverständnis dieses Textes von Lüdemann damit endlich ausgeräumt zu haben.
Am Samstag unterstelltest du mir, ich würde der HKM einen dogmatischen Atheismus vorwerfen. Was nicht stimmt, ich weise nur darauf hin, dass sie die Texte "methodisch atheistisch" auslegt und die Ergebnisse entsprechend dieser Vorannahme zu verstehen sind.
Dann kamst du mit einem Unterschied zwischen historisch-kritischer Methode und historischer Methode. Als ich darauf hinwies, dass Lüdemann quasi in einem Satz von der Historisch-kritischen Methode spricht und bezugnehmend darauf schreibt, welche Voraussetzungen sie hat (wobei er dabei das Wort kritisch einfach weglässt), kommst du nun mit einem Unterschied zwischen Historisch-kritischer Methode (Geschichtswissenschaft) und Historisch-kritischer Methode in der Theologie. Was soll das alles?

Es geht Lüdemann um Theologie, es geht ihm einzig und allein um die Inhalte der biblischen Texte und um die Frage, wer Jesus wirklich war, was er wirklich gesagt hat, was er an den Texten für historisch zuverlässig hält und was man seiner Meinung nach anders deuten und auslegen muss. Lies mal den Wiki-Artikel über ihn. Er bestreitet die leibliche Auferstehung Jesu („das Grab Jesu war voll“), er zweifelt die Historizität weiterer Textstellen an, Wunder gibt’s für ihn nicht – und er tut all dies explizit als jemand, der die historisch-kritische Methode anwendet.

Konsequenterweise bezeichnet er sich nicht mehr als Christ.

Und ich kritisiere daran nur, dass all das "mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit" (Ratzinger) getan wird, mit dem Anspruch empirischer Objektivität – obwohl Wissenschaft über die Existenz Gottes und ob er in der Geschichte gehandelt hat oder nicht, nicht entscheiden kann.

Es ist und bleibt – auf beiden Seiten – eine Frage des Glaubens.

Andreas hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 21:07
Roland hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 18:40
Aber kann man als Christ schon deshalb zufrieden sein mit einer Exegeseform, nur weil sie immerhin den Glauben an Gott nicht verbietet, ansonsten die Bibel aber so auslegt, als gäbe es ihn nicht?
Der selbe polemische "Fehler" wie eben auch: Exegese ist nicht Geschichtswissenschaft.
Was soll das? Die HKM umfasst beides!! Sie ist ein Methodenapparat, der zum Ziel hat, einen (biblischen) Text in seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen. (Wiki)

Andreas hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 21:07
Nach wie vor hast du nicht belegt, dass Bultmann in Bezug zur historisch-kritischen Methode die Formel "als ob es Gott nicht gäbe" verwendet hätte.
Du hast es doch selbst zitiert: Es darf historisch-kritisch keine übernatürliches Handeln Gottes wahrgenommen werden sondern nur der Glauben daran. Das geschichtliche Geschehen darf nicht durch das Eingreifen übernatürlicher, jenseitiger Mächte zerrissen werden, "Wunder" in diesem Sinne gibt nicht. Das geschichtliche Geschehen, das die biblischen Texte beschreiben, werden so betrachtet, als ob es Gott nicht gäbe. Auf diesen Vorannahmen basiert die Exegese! Du siehst es doch an den Ergebnissen:
Jesus war nur ein irrender Wanderprediger, er wurde nicht von einer Jungfrau geboren, er ist nicht wirklich auferstanden und hat keine Wunder gewirkt.

Andreas hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 21:07
Roland hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 18:40
Wenn "das Christentum mit Hilfe der historisch-kritischen Methode untersucht" wird (Lüdemann) ...
Wie oft willst du hier noch mit entstellten Zitaten hantieren? Nutze die Zitatfunktion, wie es sich gehört. Das Original:
Lüdemann Homepage hat geschrieben:Im Gegensatz zu Dalferth ist Theologie ist insofern eine geschichtliche Disziplin, als sie das Christentum mit Hilfe der historisch-kritischen Methode untersucht.
Wo ist denn da ein Unterschied?? Lüdemann sagt, dass Theologie insofern eine geschichtliche Disziplin ist, als sie das Christentum mithilfe der historisch-kritischen Methode unterscht. Und das Christentum zu unterschuchen geht nicht, ohne die biblischen Texte auszulegen, auf denen das Christentum beruht. Und die historisch-kritischen Methode legt sie so aus, dass ein wirkliches Handeln Gottes in der Geschichte, gemäß des methodischen Atheismus, ausgeschlossen ist.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
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PeB
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#555 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 1. Apr 2019, 14:16

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 13:10
Hier kommt es nach meinem momentanen Stand auf die Beantwortung folgender Frage an: Darf "Wissenschaft" auf Basis nicht-falsifizierbarer Vorannahmen forschen? - Janina & Co als Naturwissenschaftlerin sagen NEIN, ich als Geisteswissenschaftler sage JA.

Janina&Co sind Naturwissenschaftler und von ihrem Standpunkt aus betrachtet haben sie recht.
Aber auch das ist Bestandteil der Krise: ´zu glauben, Wissenschaft sei grundsätzlich immer Wissenschaft nach naturwissenschaftlichen Prämissen. Das ist sie nicht. Geisteswissenschaften arbeiten anders. Und natürlich: Geisteswissenschaften arbeiten auch mit nicht-falsifizierbaren Vorannahmen. Müssen sie.

Das nennt man wohl Intuition oder Instinkt. :)
Und das ist der Ersatz dafür, dass wir - anders als bei den Naturwissenschaften - nicht auf verlässliche Gesetzmäßigkeiten zurückgreifen können. Die Gravitation ist immer und überall gültig. Aber eine menschliche Idee, die zu einer Kulturleistung führt, ist in diesem Sinne nicht reproduzierbar.

Ich hatte mal das Beispiel der Keramikanalyse genannt: es KANN funktionieren, dass man Keramikserien über ein Seriationsprogramm (gemäß Gesetzmäßigkeiten) sortieren und chronologisieren kann. Aber es KANN auch vorkommen, dass der menschliche Gestaltungswunsch dem Computerprogramm einen Strich durch die Rechnung macht. Dann muss man subjektiv - "nach menschlichem Empfinden" - entscheiden. Wie sonst?

closs
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#556 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mo 1. Apr 2019, 14:23

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:16
Aber auch das ist Bestandteil der Krise: ´zu glauben, Wissenschaft sei grundsätzlich immer Wissenschaft nach naturwissenschaftlichen Prämissen. Das ist sie nicht. Geisteswissenschaften arbeiten anders. Und natürlich: Geisteswissenschaften arbeiten auch mit nicht-falsifizierbaren Vorannahmen. Müssen sie.
Das wird aber so nicht gesehen - es ist ein Teil meines Kampfes, es ersichtlich zu machen - sehr schwierig. - Zumal Geistes-Wissenschaftler wie Thaddäus diesbzüglich ins falsche Horn blasen.

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:16
Dann muss man subjektiv - "nach menschlichem Empfinden" - entscheiden. Wie sonst?
Inhaltlich richtig, ABER: Ich hätte sehr wohl Verständnis, wenn jemand sagen würde "Dann ist es keine Wissenschaft" - ABER:Dann wäre Wissenschaft keine Leitdisziplin für solche Fragen - genau das aber wird beansprucht.

Und das geht nicht: You cannot have the cake and eat it. - Das ist eigentlich das Einzige was mich stört: Wenn einerseits "Hü" gesagt wird und andererseits im gleichen Athemzug "Hott".

PeB
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#557 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 1. Apr 2019, 15:12

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:23
PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:16
Aber auch das ist Bestandteil der Krise: ´zu glauben, Wissenschaft sei grundsätzlich immer Wissenschaft nach naturwissenschaftlichen Prämissen. Das ist sie nicht. Geisteswissenschaften arbeiten anders. Und natürlich: Geisteswissenschaften arbeiten auch mit nicht-falsifizierbaren Vorannahmen. Müssen sie.
Das wird aber so nicht gesehen - es ist ein Teil meines Kampfes, es ersichtlich zu machen - sehr schwierig. - Zumal Geistes-Wissenschaftler wie Thaddäus diesbzüglich ins falsche Horn blasen.
Das ist auch Teil meines Ringens. Genau deshalb unterhalte ich mich jetzt mit dir: um auch mal wieder Bestätigung zu bekommen. ;)
Die Naturalisten machen das andauernd: sie generieren permanent das Gefühl von "Wahrheit", indem sie sich gegenseitig bestätigen. Wir sollte das darum auch. :lol:

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:23
PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 14:16
Dann muss man subjektiv - "nach menschlichem Empfinden" - entscheiden. Wie sonst?
Inhaltlich richtig, ABER: Ich hätte sehr wohl Verständnis, wenn jemand sagen würde "Dann ist es keine Wissenschaft" - ABER:Dann wäre Wissenschaft keine Leitdisziplin für solche Fragen - genau das aber wird beansprucht.

Und das geht nicht: You cannot have the cake and eat it. - Das ist eigentlich das Einzige was mich stört: Wenn einerseits "Hü" gesagt wird und andererseits im gleichen Athemzug "Hott".
Mir ist letztlich auch egal, wie man das nennt. Wissenschaft ist für mich die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis.

Intuition ist unwissenschaftlich? Vielleicht. Aber sie ist auch nur ein Aspekt, der dazu dient, Fragestellungen zu entwickeln, die dann systematisch-stadardisiert zu beantworten sind.

Beispiel: ich habe mal einen hallstattzeitlichen Befund ausgegraben, der sich im Profil als ca. 30 cm dicke gelbe Sandschicht mit rötlichen Horizontallinien abgebildet hat. Bislang nach meiner Kenntnis ohne vergleichbare Referenz. Was war das?
Meine Intuition hat mir geholfen, die richtigen Fragen zu stellen, um den Befund korrekt deuten zu können.

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#558 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mo 1. Apr 2019, 16:03

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 15:12
Wissenschaft ist für mich die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis.
Ja - auf diesen Satz werde ich bei Gelegenheit ohne Zahlung von Lizenzen zurückgreifen.

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 15:12
Intuition ist unwissenschaftlich? Vielleicht. Aber sie ist auch nur ein Aspekt, der dazu dient, Fragestellungen zu entwickeln, die dann systematisch-stadardisiert zu beantworten sind.
Genau das ist es. - "Intuition" ist in der Tat unwissenschaftlich - aber sie kann als Vorannahme Grundlage dafür sein, Fragestellungen zu entwickeln, die dann systematisch-stadardisiert zu beantworten sind. - Genau das wird nicht verstanden.

PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 15:12
ich habe mal einen hallstattzeitlichen Befund ausgegraben
Sag mal: Das Hallstattzeit-Gebiet ist doch so etwa von Oberrhein bis Wien, oder?

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#559 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mo 1. Apr 2019, 17:14

Roland hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 13:26
Andreas hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 21:07
Roland hat geschrieben:
Sa 30. Mär 2019, 18:40
Aber kann man als Christ schon deshalb zufrieden sein mit einer Exegeseform, nur weil sie immerhin den Glauben an Gott nicht verbietet, ansonsten die Bibel aber so auslegt, als gäbe es ihn nicht?
Der selbe polemische "Fehler" wie eben auch: Exegese ist nicht Geschichtswissenschaft.
Was soll das? Die HKM umfasst beides!! Sie ist ein Methodenapparat, der zum Ziel hat, einen (biblischen) Text in seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen. (Wiki)
Die HKM umfasst eben nicht beides. Ich versuche dir Fachbegriffe klarzumachen, und in welcher Beziehung sie zueinander stehen: Du verstehst fälschlicherweise die historisch-kritische Methode (HKM) als eine der Geschichtswissenschaft übergeordnete Kategorie. Es ist aber umgekehrt.

Die Theologie gliedert sich bekanntlich in drei Disziplinen:
  • Historische Theologie - Stichwort: "Wissen" - das ist der wissenschaftliche Teil der Theologie
    • Religionsgeschichte - Christentumsgeschichte
    • Theologiegeschichte
    • Kirchenrechtsgeschichte
    • Patristik
    • Kirchengeschichte
    • Dogmengeschichte
    • Einleitungswissenschaft
    • Bibelwissenschaft (Exegese des Alten Testaments und Neuen Testaments)
    • usw.
Innerhalb dieser theologischen Kategorie "Historische Theologie" kommt die historisch-kritische Methode der Geschichtswissenschaft zur Anwendung. Manchmal wird sie auch verkürzt "historische Methode" oder auch "kritische Methode" genannt. Dazu gehört - aber nicht nur - die wissenschaftliche Exegese von Texten aller Art mittels der historisch-kritischen Methode, sondern auch Archäologie, Geographie, Linguistik, Literaturwissenschaft, Ethnologie, Sozialwissenschaft, Psychologie, Anthropologie, Biologie uvm. arbeiten mit historisch-kritischen Methoden. Beispielsweise werden Funde von Keramik methodisch d.h. zeitgeschichtlich (= historisch) unterschieden und verglichen (= kritisch). Auch solches ist historisch-kritische Methode in der Geschichtswissenschaft, hat aber nichts mit der Exegese von Texten zu tun.
Über die Geschichte und die darin sich ereignenden Religionen kann man vieles wissen ohne an etwas religiös glauben zu müssen.

Geschichtlich Quellen sind nicht nur Texte. Alle historisch relevanten Texte aber, ob sakraler und profaner Natur werden mittels der historisch-kritischen Methode der Textauslegung wissenschaftlich ausgelegt. Zu den sakralen Schriften gehören auch die heiligen Schriften anderer Völker (sumerische, ägyptische, assyrische, babylonische, griechische, römische usw. UND NICHT NUR DIE JÜDISCHE UND CHRISTLICHE BIBEL. Alle diese historischen Texte werden mit derselben historisch-kritischen Methodik wissenschaftlich behandelt.

Dieses Argument hast du jetzt schon mehrfach ignoriert und bist mit keiner Silbe darauf eingegangen. Warum?
Du erwartest doch sicherlich nicht, dass man sakrale Texte aus dem nicht jüdisch-christlichen Umfeld so behandelte, als ob es die darin erwähnten Götter gäbe, denn dann gäbe es "historische Tatsachenberichte" vom Handeln all der anderen Götter in der Geschichte und dein (bzw. unser) christlicher Monotheismus wäre dahin! Das kannst du nicht wirklich wollen, dass die anderen Götter auch "wissenschaftlich" als historische Tatsachen belegt werden wie Jahwe. Das wäre aber die unausweichliche Konsequenz davon.

Dass alle Heiligen Schriften wissenschaftlich gleich behandelt werden, ist doch auch im Interesse jedes Christen, weil Gerechtigkeit ein christliches Gut ist. Die theologische Geschichtswissenschaft kann aber doch die jüdisch-christliche Geschichte nicht mit einem anderen Maß messen, so, als ob es unseren Gott gäbe, und beispielsweise die ägyptische oder babylonische Geschichte, so, als ob es deren Götter nicht gäbe. Das wäre unwissenschaftlich und ungerecht. Und deshalb gehört dieses angebliche "als ob es Gott nicht gäbe" auch gar nicht hierher. Meinst du nicht auch?

Dies ist nur eine, aus ideologischen bzw. dogmatischen Gründen vorgeschobene, Scheinproblematik denn:
Hier wird Geschichte wissenschaftlich untersucht - weil man das kann.
Hier werden keine Gottheiten wissenschaftlich untersucht - weil man das nicht kann.
Ist halt so - völlig wertfrei.

Es gibt in der Theologie nun aber nicht nur die Historische Theologie sondern auch die Systematische Theologie. Das ist eine andere Perspektive auf dasselbe Thema.
  • Systematische Theologie - Stichwort "Glaube" - das ist der Teil der Theologie, der sich primär mit Glaubensfragen beschäftigt. Da gibt es allerdings unterschiedliche Ausprägungen, katholische, evangelische, reformierte, evangelikale, jüdische, islamische usw.
    • Fundamentaltheologie
    • Dogmatik
    • Theologische Ethik - Moraltheologie
    • usw.
Hier werden biblische Texte ausgelegt, so als ob es Gott gäbe - und das ist völlig in der jeweils kanonischen Ordnung. Hier kommen die jeweiligen Traditionen unterschiedlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften zu ihrem Recht. So, und nicht anders, glauben "wir" an dieses oder jenes. Dies ist der Kanon "unserer" Heiligen Schriften, aber jenes gehört nicht dazu. Unseren Gott verstehen "wir" so und nur so, aber nicht so und so.

Es ist leicht einsichtig, dass es innerhalb der Systematischen Theologie Spannungen gibt, weil sie religiös nicht neutral ist.
Die Historische Theologie dagegen ist neutral, weil sie Wissenschaft ist - wenn sie nur vollständig unabhängig von Glaubensgemeinschaften wäre, was sie nicht ist.

Das hat Lüdemann und viele andere ihre wirtschaftliche Existenz gekostet, weil sie in den Augen der jeweiligen Glaubensgemeinschaften bzw. ihrem jeweiligen methodischen Dogmatismus wissenschaftlich zu korrekt einem streng methodischen Agnostizismus verpflichtet (fälschlicherweise methodischer Atheismus genannt) gearbeitet haben. Da sitzen halt heute noch die Systematische Theologie bzw. die Kirchen und Glaubensgemeinschaften am längeren, weil finanziellen Hebel als die Historische Theologie, die eigentlich nur in der Obhut eines religiös ebenfalls neutralen Staates wirklich wissenschaftlich neutral arbeiten kann.

Das ist Hintergrund und Anlass von Lüdemanns Buch, aus dem wir hier ständig zitieren: Die Auferstehung Jesu ist geschichtswissenschaftlich nicht erforschbar, und deshalb kann sie nicht zu dem Ergebnis kommen, dass Jesus wahrlich auferstanden ist - das ist eine dogmatische Aussage, die aber nur in die Systematische Theologie gehört.

Und der Vollständigkeit halber gibt es auch noch die Praktische Theologie.
  • Praktische Theologie
  • Pastoraltheologie
  • Kirchenrecht
  • Liturgiewissenschaft
  • Liturgik
  • Religionspädagogik
  • Katechetik
  • Homiletik
  • Poimenik (Seelsorgelehre)

PeB
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#560 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 1. Apr 2019, 19:17

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 16:03
PeB hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 15:12
ich habe mal einen hallstattzeitlichen Befund ausgegraben
Sag mal: Das Hallstattzeit-Gebiet ist doch so etwa von Oberrhein bis Wien, oder?
So könnte man sagen. Wobei das Gebiet noch einmal in einen West- und einen Osthallstattkreis unterteilt wird.
Es ist ein wenig verwirrend.
Der Fundort Hallstatt in Österreich ist namengebend für die Hallstattkultur und für die Epoche der Hallstattzeit. Während aber die Stufen Hallstatt A und Hallstatt B noch zur spätbronzezeitlichen Urnenfelderzeit gehören, sind ausschließlich Hallstatt C und Hallstatt D zur Hallstattzeit zu rechnen.
Wenn du also mal etwas über Hallstatt A lesen solltest: nein, keine Hallstattzeit, sondern Urnenfelderzeit. ;)

Zeitraum: ca. 800-450 v. Chr., wird abgelöst durch die Latènezeit mit der Latènekultur, die die eigentliche Trägerkultur der Kelten ist.

Da es eine Bevölkerungskontinuität zwischen der Hallstatt- und der Latènezeit gibt, kann man die Träger der Hallstattkultur getrost auch als Kelten bezeichnen - zumal in der Zeit der Hallstattkultur von den Griechen die Kelten an der oberen Donau lokalisiert werden.

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