Roland hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 18:40
Ganz so plump geht man natürlich nicht vor, dass man einen "dogmatischen Atheismus" vertritt. Die Leute dürfen gern an Gott glauben, auch Bultmann stellt das jedermann frei, wie wir
hier schon einemal gesehen haben. Aber kann man als Christ schon deshalb zufrieden sein mit einer
Exegeseform, nur weil sie immerhin den Glauben an Gott nicht verbietet, ansonsten
die Bibel aber so
auslegt, als gäbe es ihn nicht?
Der selbe polemische "Fehler" wie eben auch: Exegese ist nicht Geschichtswissenschaft.
Roland hat geschrieben: ↑Do 14. Mär 2019, 12:52
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 13. Mär 2019, 23:51
Sieh selbst, was Bultmann in Wirklichkeit zu diesem Thema sagt:
Bultmann, Rudolf: Ist voraussetzungslose Exegese möglich. Aus Theologische Zeitschrift 13, 1957, S. 409-417 hat geschrieben:Die historische Methode schließt die Voraussetzung ein, daß die Geschichte eine Einheit ist im Sinne eines geschlossenen Wirkungs-Zusammenhangs, in dem die einzelnen Ereignisse durch die Folge von Ursache und Wirkung verknüpft sind. ...
...
Dieses Geschlossenheit bedeutet, daß der Zusammenhang des geschichtlichen Geschehens nicht durch das Eingreifen übernatürlicher, jenseitiger Mächte zerrissen werden kann, daß es also kein "Wunder" in diesem Sinne gibt. Ein solches Wunder wäre ja ein Ereignis, dessen Ursache nicht innerhalb der Geschichte läge. Während z.B. die alttestamentliche Geschichtserzählung vom handelnden Eingreifen Gottes in die Geschichte redet, kann die historische Wissenschaft nicht ein Handeln Gottes konstatieren, sondern nimmt nur den Glauben an Gott und sein Handeln wahr. Als historische Wissenschaft darf sie freilich nicht behaupten, daß solcher Glaube eine Illusion sei, und daß es kein Handeln Gottes in der Geschichte gäbe. Aber sie selbst kann das als Wissenschaft nicht wahrnehmen und damit rechnen: sie kann es nur jedermann freistellen, ob er in einem geschichtlichen Ereignis, das sie selbst aus seinen inntergeschichtlichen Ursachen versteht, ein Handeln Gottes sehen will.
Nun mal ganz langsam. Deine Frage war, ob Bultmann sage, dass die einzig vernünftige Voraussetzung für biblische Exegese die wäre, so zu tun, als ob es Gott nicht gäbe.
Und genau das sagt er in diesem Zitat.
Auch Bultmann spricht hier - wie Lüdemann vorhin - von ganz was anderem als von Exegese. Kein Wort von Exegese in diesem Zitat. Kein Wort von "als ob es Gott nicht gäbe" in Bezug zur
historisch-kritischen Exegese oder zur
historisch-kritischen Methode. Nach wie vor hast du nicht belegt, dass Bultmann in Bezug zur
historisch-kritischen Methode die Formel
"als ob es Gott nicht gäbe" verwendet hätte.
Diese Formel bzw. dieses Schlagwort
"als ob es Gott nicht gäbe" stammt übrigens von Bonhoefer - natürlich in einem ganz anderen Zusammenhang OHNE jeden Bezug zur historisch-kritischen Methode. Diese Kombination von beidem findet sich nur auf biblizistischen und atheistischen Seiten, die
gegen die HKM der liberaleren Theologien bzw
mit der HKM besonders gegen die biblizistischen Theologien im Besonderen und gegen alle Theologien im Allgemeinen angehen.
Roland hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 18:40
Andreas hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 13:23 Lüdemann hingegen schließt einen solchen dogmatischen Atheismus aber explizit aus. Er spricht zudem von etwas ganz anderem, als du ihm unterstellst: Lüdemann spricht vom
methodischen Atheismus der
Theologie als wissenschaftlicher Disziplin in der Neuzeit, welche mit Hilfe der
historisch-kritischen Methode das
Christentum geschichtlich untersucht - UND NICHT von der
historisch-kritischen Exegese, die
Texte der Bibel
auslegt.
Selbstverständlich gehört zur HKM die HKE, das hatten wir doch schon.
Wiki: ""Die
historisch-kritische Methode ist ein im 18. und 19. Jahrhundert entwickelter Methodenapparat zur Untersuchung von historischen Texten. Bekannt ist sie vor allem aus der biblischen Exegese. Sie hat zum Ziel, einen (biblischen) Text in seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen
und schließlich auszulegen."
Lüdemann macht hier aber doch gar keine Aussagen über die HKE oder die HKM sondern über die Geschichtswissenschaft innerhalb der Theologie. Es ist wirklich nicht schwer, die Absicht und das Ziel dieser paar wenigen Zeilen des ganzen Lüdemannzitates in ihrem inhaltlichen Zusammenhang zu verstehen, wenn man sich an das Original hält - was du allerdings immer wieder nicht tust. So auch hier wieder:
Roland hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 18:40Wenn "
das Christentum mit Hilfe der historisch-kritischen Methode untersucht" wird (Lüdemann) ...
Wie oft willst du hier noch mit entstellten Zitaten hantieren? Nutze die Zitatfunktion, wie es sich gehört. Das Original:
Lüdemann Homepage hat geschrieben:Im Gegensatz zu Dalferth ist
Theologie ist insofern eine geschichtliche Disziplin, als sie das Christentum mit Hilfe der historisch-kritischen Methode untersucht.
Roland hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 18:40... geht das doch gar nicht, ohne die biblischen Texte auszulegen, auf denen das Christentum beruht. Und sie legt sie so aus, dass sie ein wirkliches Handeln Gottes in der Geschichte, gemäß des methodischen Atheismus, ausschließt.
Du differenzierst einfach nicht zwischen
historischer Methode der
Geschichtwissenschaft und der
historisch-kritischen Methode von
Texten. Um das Christentum mit der
historischen Methode geschichtlich zu untersuchen, muss man tatsächlich eine Menge profaner und sakraler
Texte berücksichtigen und die Bibel spielt dabei in der Masse der dabei zu verarbeitenden historischen Fakten und Daten nur eine sehr kleine Rolle. Bei allen Texten die dabei anfallen, wird die
historisch-kritische Methode gleichermaßen angewendet.
Du erwartest doch sicherlich nicht, dass man sakrale Texte aus dem nicht jüisch-christlichen Umfeld so behandelte, als ob es die darin erwähnten Götter gäbe, denn dann gäbe es "historische Tatsachenberichte" vom Handeln all der anderen Götter in der Geschichte und dein christlicher Monotheismus wäre dahin! Das kannst du nicht wirklich wollen, dass die anderen Götter auch "wissenschaftlich" als historische Tatsachen belegt werden wie Jahwe. Das wäre aber die unausweichliche Konsequenz davon. Deine Entscheidung. Du findest ein konsequentes Vorgehen anderer ja schon mal gut:
Roland hat geschrieben: ↑Sa 30. Mär 2019, 18:40 bezeichnet sich selbst übrigens nicht mehr als Christ. Immerhin ist er konsequent.