JackSparrow hat geschrieben: ↑So 24. Mär 2019, 21:53Dogmatik, das Gegenteil von Naturwissenschaft, besteht quasi ausschließlich aus Interpretation: "es gibt mindestens einen Gott und er will dieses und jenes".
Das Wort "Dogmatik" wird mir zu oft verwendet - "Vorannahme" tut es auch - auch die Naturwissenschaft hat Vorannahmen. - Im Grunde steckt allein in der Art der Beobachtung eine Vorannahme:
"Ich behaupte 'Jack ist ein geistig-spiritueller Mensch', stelle per naturalistischer Beobachtung fest, dass diesbezüglich nichts vorhanden ist, und töne dann, dass meine Behauptung falsifiziert sei". - "Hey, Jack: Du bist kein geistig-spiritueller mensch - nachgewiesenermaßen". - Jack seinerseits hat gerade seinen 4. Band zur "Mystik des 21. Jh." beendet und sagt "Hä???".
Genau dieses Problem haben wir beim widerlegten Descartes (anderer Thread), bei der HP sowie in der historisch-kritischen Exegese - und woanders natürlich auch.
JackSparrow hat geschrieben: ↑So 24. Mär 2019, 21:53
Wir könnten die Fledermaus zum Maß der Dinge erklären und dann dogmatisch behaupten, dass alle Dinge, die eine Fledermaus wahrnimmt, "der Fall" seien, während wir die Dinge, die nur von Menschen und nicht von Fledermäusen wahrgenommen werden, dogmatisch zur "Illusion" erklären.
Man kann ALLES als Vorannahme setzen - gleichberechtigt. - Allerdings kann man nicht untersuchen, was man setzt, weil es sonst keine Setzung ist.
Nehmen wir also Dein Beispiel:
In diesem wie in jedem Fall müsste man jetzt ein Feld (welches?) durchforsten und per Wissenschaft beobachten, ob es Bestätigung für diese Vorannahme gibt. - In der Regel erübrigt sich dann der ganze Zirkus sehr schnell, weil der hermeneutische Zirkel erst gar nicht in Gang kommt. - Vermutlich wird hier rauskommen, dass diese Vorannahme gar nicht naturwissenschaftlich klärbar ist, weil etwas per illusion oder "per echt" als "der Fall seiend" festgestellt wird, für Naturwissenschaft nicht unterscheidbar ist.
JackSparrow hat geschrieben: ↑So 24. Mär 2019, 21:53Aber es ist eben Dogmatik und nicht Naturwissenschaft.
Wenn beide Disziplinen (einmal für Naturfragen, das andere Mal für Sinnfragen) bei ihren Leisten bleiben, tun sie sich nicht weh. - Aber das wird nicht immer erkannt (beidseits).
Ein Beispiel, das wir schon öfter hatten und wo die naturwissenschaftliche Seite patzt, ist die Sache mit der Evolutions-Theorie:
Die ET-Biologen sagen, dass es in der ET keine Teleologie gibt - die Theologen sagen, dass es im Spirituellen eine Teleologie gibt. - Ist das ein Widerspruch? Nein, wenn beide Seiten bei ihren Leisten bleiben.
So versteht die Theologie das Geistige als Quelle des MAteriellen (das Geistige war also als existent VOR dem Materiellen) und sieht die ET als rein biologische Veranstaltung, die unterhalb in der Materie stattfindet - mit anderen Worten: Die Theologie (zumindestens der RKK und der Evangelen) akzeptiert die Aussage "Es gibt keine Teleologie in der ET" vollumfänglich IM RAHMEN DER ET. - Die Theologie kann das begründen, aber natürlich ist es Glaubenssache.
Umgekehrt scheinen es nicht alle Biologen zu verdauen, dass ein geistiges Feld über ihr Feld gestülpt wird - aber das muss sie nicht interessieren, weil sie Wissenschaftler NUR für ihren materiellen Bereich zuständig sind. - Wenn einer meint, es gäbe keinen Geist über der Materie, ist das eine weltanschauliche, aber keine wissenschaftliche Aussage (er muss als dazu seinen Labor-Kittel ausziehen). - Solche an sich ziemlich einfachen Grundlagen werden nicht immer verstanden.