OK - auf der Ebene, auf der Du jetzt argumentierst, hat Du recht: Descartes hat sich (mindestens zeitweise) eingebildet, dass er WEISS, dass es Gott gibt.
Aber das unterstreicht doch um so mehr, dass er die Frage (MEINE Ebene), ob Res extensa "echt" seien oder nicht, nicht mit "ICH" beantwortet, sondern mit Gott; WEIL er wohlwollend ist, gibt er mir keine Wahrnehmung, die mich täuscht - er könnte es aber und ich würde es nicht merken!!! - Und DAS ist der Punkt, der in den Disklussionen mit Naturalisten das Wichtige ist, die nämlich meinen, Subjekt-Wahrnehmung (incl. Wissenschaft) sei quasi synonym mit "dem, was der Fall ist". - Und da muss man sagen: Denke ich der Spur nach auch - aber es ist ein Glaubensentscheid - es könnte ganz anders sein und ich würde es nicht merken.
Welchen Ansatz? Den gruseligen oder meinen? - Den meinigen halte ich für derart selbstverständlich, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass er in einer anspruchsvollen Philosophie möglich ist, gegen die Purva Mimamsa (neuer Begriff - danke) zu verstoßen. - Sogar in der Justiz ist es so: "Unschuldsvermutung".
Das klingt nach Pragmatismus - ich war lange verantwortlich in der Wirtschaft tätig: Da war ich noch weit pragmatischer - bis hin zur philosophischen Selbstverleugnung. - Also worüber reden wir: "OB etwas venünftig ist oder WOZU etwas vernünftig ist?".Claymore hat geschrieben: ↑So 24. Mär 2019, 18:36 Meine Position ist, dass ich keinerlei Sympathien für die Purva-Mimamsa-Erkenntnistheorie (irgendeinen Namen müssen wir dem ja geben) habe (ich hänge schlicht einem moderaten Rationalismus, d. h. die Vernunft ist die wichtigste Quelle der Erkenntnis, bedeutender als die Empirie an)
In anderen Worten: Ich stimme Dir auf pragmatischer Ebene voll zu. - Aber damit kann man doch keine philosophischen Grundsatzfragen lösen, oder?
Kannte ich bis jetzt nicht - klingt aber in wik sehr erfreulich.
Das wäre gesondert zu diskutieren. - Für mich ist Descartes wichtig für:
1) Es ist philosophisch plausibel, dass der Mensch in seiner Existenz obligatorisch geistig, aber nur fakultativ materiell ist.
2) Descartes weist auch heute noch nach, dass der Naturalismus auf dem GLAUBEN beruht, dass der Mensch obligatorisch materiell, aber nur fakultativ geistig ist.
3) "Ich" ist das Einzige, was der Mensch vorannahme-frei "weiss".
Seine Gottes"beweise" und seine physikalischen Versuche interessieren mich persönlich nicht so sehr.