Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16
Die Göttlichkeit Jesu kann milliardenfach in Glaubensbekenntnissen bekannt werden und es ist trotzdem keine Erkenntnis, sondern nur der Glaube zu dem man sich bekennt.
Wenn Du "Erkenntnis" wie ein Naturwissenschaftler definierst, hast Du recht. - Geisteswissenschaftlich und theologisch/philosophisch ohnehin ist "Erkenntnis" ein traditioneller Begriff, der sehr unterschiedliche besetzt ist - guckst Du Google. - In DEM Sinne, in dem Du hier "Erkenntnis" semantisch besetzt siehst, hast Du natürlich recht. - Aber was heißt das - DENN: Was ist "Wissen".
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16Das mit Merkel kann man WISSEN, das mit Jesus kann man nur GLAUBEN.
"Wissen" ist, wenn ein Beobachtung mit einem Modell übereinstimmt - also eine rein "innerbetriebliche" Größe. - Sogar wik räumt ein, dass "Wissen" inhaltlich FALSCH sein kann:
"Als Wissen wird üblicherweise ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln verstanden, die sich durch den höchstmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Gültigkeit bzw. Wahrheit ausgegangen wird. Paradoxerweise können daher als Wissen deklarierte SachverhaltsÂbeschreibungen wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein. In der Erkenntnistheorie wird Wissen traditionell als wahre und gerechtfertigte Auffassung (englisch justified true belief) bestimmt, die Probleme dieser Bestimmung werden bis in die Gegenwart diskutiert."
Davon abgesehen: Es geht nicht darum, ob wir etwas wissen oder nicht - es geht darum, dass das NT komplett unterschiedlich zu deuten ist, ob man annimmt, dass Jesus nur Mensch oder auch Gott ist - egal ob wir wissen, was nun ist. - Man muss das eine oder andere als Vorannahme setzen resp. glauben und dann forschen. - Wenn man meint, es nicht tun zu müssen, weil man ja ergebnisoffen sei, täuscht man sich selber und fühlt sich dabei - wie üblich - wohl.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16
Erlaubt dir deine Vorannahme eine Biopsie am lebendigen Gott?
Eben NICHT. - Es ist eine Annahme, die NICHT Gegenstand der Forschung ist, eben WEIL es Annahme ist. - Ohne Scheiß: ich bin echt überrascht, wie schwer das vermittelbar ist - das hatten wir hier jetzt schon mehrfach auf dem Forum.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16
Gott ist auch nicht in den Bibeltexten wissenschaftlich erforschbar
Da die Existenz Gottes die Vorannahme ist (Bultmanns Vorannahme ist bspw., dass die Geschichte als naturalistisches Kontinuum zu verstehen ist), wird diese nicht zum Forschungsgegenstand - gilt auch für Bultmann. - Das erledigt sich also von selbst.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16
Glauben und Wissen sollte man auseinanderhalten. Wieso geht das nicht in dein Hirn?
Längst drin. - Das ist doch das, was ICH verzweifelt vermitteln will: Vorannahme (alias "Glaube") am Anfang, danach Forschung (also "Wissen") auf dieser Basis (aber eben nicht Erforschung der Vorannahme).
* "Ich glaube, dass es keine Wunder gibt, und untersuche dementsprechend die Texte" - Vorannahme nicht falsifizierbar.
* "Ich glaube, dass es Wunder gibt, und untersuche dementsprechend die Texte" - Vorannahme nicht falsifizierbar.
* "Ich glaube, dass Jesus nicht nur Mensch, sondern auch göttlich war, und untersuche dementsprechend die Texte" - Vorannahme nicht falsifizierbar.
* "Ich glaube, dass Jesus nur Mensch, und somit NICHT göttlich war, und untersuche dementsprechend die Texte" - Vorannahme nicht falsifizierbar.
* etc.
In allen Fällen "glaubt" man die Vorannahmen (ob tatsächlich oder als Arbeitsgrundlage für einen Forschungsauftrag, ist wurscht) und "weiß" bei der anschließenden Forschung. - zusammenwerfen sollte man beides NICHT - passiert aber oft, weil "Vorannahmen" gerne mit "Forschungs-Objekt" verwechselt werden.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 20. Mär 2019, 22:16
Weil du grade Drewermann erwähnt hast: Glaube in Freiheit lesen!
Bereits der erste Satz aus "Weltgebäude ohen Architekt ..." ist falsch: "Während die Behörden im amerikanischen Bundesstaat Kansas Darwin soeben aus den Schulstuben verbannt haben, ließ die römische Kurie kurz vorher verlauten, daß man die Evolution nicht mehr länger ablehne. Damit läßt sich jedoch die traditionelle Vorstellung eines Schöpfergottes nicht mehr länger aufrechterhalten".
Das ist das, was mich so ankotzt: Diese Unfähigkeit, auf unterschiedlichen Ebenen gleichzeitig zu denken. - Es ist eben KEIN Widerspruch zwischen Evolutions-Theorie und Genesis, wenn das Motiv "Gott schuf die Welt" und "evolutions-theoretische Version der Schöpfung" aufeinandertreffen - es ist ebenfalls KEIN Widerspruch, wenn das Christentum von Teleologie spricht und die ET diese im Rahmen der Biologie ausschließt. - DAS IST KEIN WIDERSPRUCH.
Allein dieser erste Satz lässt befürchten, dass Drewermann das nicht weiß.
Nächster Satz: " Die Theologie muss vollständig umdenken: Gott kann nicht mehr aus der Natur hergeleitet werden." - Wer hat denn in der Theologie jemals Gott aus der natur hergeleitet? - Doch gerade NICHT - was ist denn hier los?
Wir können gerne diesen Text Satz für Satz durchgehen. - Das siebenbändige Werk lese ich sicherlich NICHT - es muss möglich sein, Zusammenfassungen dazu zu bekommen. - Dein Link könnte geeignet sein.