closs hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 22:27Claymore hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 21:25
Wenn du nun sagst, dass es auf dem selben Level steht, Schizophrene in Akutphase zwangseinzuweisen wie Ketzer zu verfolgen oder Theisten in Umerziehungslager zu sperren –– worauf sollen all deine Ausführungen hinauslaufen?
Moment: ich glaube, exakt das Gegenteil gesagt zu haben - vielleicht finde ich es schnell.
Ja:
"Im Grunde würde auch Descartes Dir zustimmen (ich doch auch - auf DIESER Ebene). - Descartes könnte sagen:
1) Die geistige Welt (Res cogitans) ist die erste Welt.
2) Der menschliche Geist/die menschliche Wahrnehmung kann nicht unterscheiden, ob Wahrnehmung/Wissenschaft sich auf "echt" bezieht oder nur Vorstellung ist <diese Aussage ist aus meiner Sicht logisch nicht widerlegbar und somit vernünftig>
3) Trotzdem GLAUBE ich an die Existenz der zweiten Welt (Res extensae) - nachweisen kann ich sie ja nicht.
4) WEIL ich daran glaube, ist das ein "Glaubensentscheid", dem sich alle meine weiteren Urteile <ab Ebene 2> unterwerfen.
5) Somit ist es ein Grund zur Zwangseinweisung, wenn jemand meint, dass nur seine Vorstellungen existieren, aber nicht die äußere Welt."
Das ist glatt das Gegenteil von dem, was Du mir oben unterstellst. - Noch deutlicher: Wenn man alle weiteren Urteile diesem Glaubensentscheid unterwirft, kann man auf der Ebene "Gesellschaft, Koexistenz, Toleranz, Staat, Ethik, … " alles gerade so definieren, wie man es haben will. - Da gibt es keine philosophischen Fragen mehr zur Gleichbehandlung von Schizophrenen, Theisten, Atheisten oder Vegetariern. - Gesellschafts-Normen sind pragmatische Ordnungs- und Überlebens-Normen und keine philosophischen/theologischen Normen.
Mit anderen Worten: Pragmatisch (also auf dieser Gesellschafts-Ebene) könnten wir uns problemlos sehr einig sein. - Diese Ebene hat nichts mit ontologischen oder theologischen Fragen zu tun - oder mit den gr0ßen Fragen nach "Woher kommt der Mensch?" und "Wohin geht er?".
Ich unterstelle dir gar nichts. Denn das versteckte Argument ist hier, dass, da der ‘Glaubensentscheid’ “äußere Welt existiert†(im Folgenden GäW) für die Einteilung
- Grundlage
- Wissenschaft/materialistische Philosophien
- Pragmatik/Staat/Utilitarismus)
konstituierend ist (ohne GäW würde man keine Ebene 2 und Ebene 3 annehmen), es irgendwie okay ist, wenn für ihn spezielle Regeln gelten sollen: GäW darf knallhart auf Ebene 3 durchschlagen, “denn wir würden ohne GäW doch gar nicht an Ebene 3 glauben.â€
Warum soll dieses verworrene,
angedeutete Argument schlüssig oder auch nur plausibel sein? Darauf gibst du keine Antwort.
Jetzt musst du dich aber vorallem mal entscheiden. Wenn GäW so herausgehoben einzigartig (
sui generis) ist, was sollen denn dann immer deine Vergleiche zwischen dem ‘Glaubensentscheid’, den auch Naturalisten angeblich machen aber nicht zugeben und dem Glaubensentscheid von Ratzinger?
Wobei man sich mal näher anschauen sollte, ob GäW durch diese Ebenen-Spielerei einzigartig wird. Denn du könntest dir doch genauso für den ‘Glaubensentscheid’ “Gott existiert†(im Folgenden GG) drei Ebenen ausdenken:
- Grundlage (Existenz Gottes)
- Theologie, Offenbarung
- Pragmatik der Glaubensausübung, Theokratie, Umgang mit Heiden
So kann man auch anfangen (insbesondere bekommt man die o.g. Ebene 2 und Ebene 3 gratis dazu, wenn man fkurzerhand noch wie Descartes ein “der allgütige Gott würde uns nicht betrügen, also können wir annehmen, dass wir nicht nur Vorstellungen von der äußeren Welt haben – andere Personen also tatsächlich existieren†einfügt. Ergo: die Heiden existieren tatsächlich). Und wieder gilt analog: GG ist konstituierend für Ebene B und Ebene C. Sollte also auf gleiche Weise bis auf Ebene C durchschlagen.
Ich denke natürlich, dass GäW einzigartig ist. Die Bezeichnung als ‘Glaubensentscheid’ ist bestenfalls hochtendenziös, eher jedoch bewusst irreführend und falsch. Aber aus anderen Gründen. Denn jeder, der seine angebliche Skepsis gegenüber GäW dargelegt hat, hat bereits durch seine Einlassungen (durch seine Schriften, Vorträge, etc., die sich an andere wendeten), gezeigt, dass er GäW akzeptiert.
Merke: moderate Formen des Idealismus sind davon nicht betroffen – d.h. insbesondere, dass deine Ebenen-Theorie noch auf andere Weise verkorkst ist: es ist leichter eine
moderate Skepsis gegenüber Ebene 2 aufrecht zu erhalten und dabei konsistent zu bleiben anstatt skeptisch gegenüber Ebene 3 zu sein. Wenn man diese Ebenen-1/2/3-Einteilung unbedingt aufrecht erhalten will, ist wohl Ebene 3 die fundamentalste. Denn wo immer Philosophie
als Disziplin betrieben wird, hat man schon akzeptiert, dass es sich hier um ein soziales Unterfangen handelt.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 21:25
Das endet nur bei Might is Right. Was soll’s also?
Das ist nicht MEINE Sache, sondern exakt das, was ich mit "Gesellschafts-Normen sind pragmatische Ordnungs- und Überlebens-Normen und keine philosophischen/theologischen Normen" umschrieben habe. - Auch in Deutschland gilt "Might ist Right" - nur dass wir gottseidank ein klasse Grundgesetz haben, wo man es nicht so merkt.
Wenn Gesellschafts-Normen rein pragmatisch sind, was regst du dich über die Intoleranz der Naturalisten so auf und versuchst hier mit metaphysischen und fundamental-epistemologischen Argumenten gegen diese anzukämpfen?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 21:25
Daher brauchst du die Meta-Theorie.
Die Meta-Theorie ist Ebene 1 und die Schlussfolgerungen daraus. - An was hast Du gedacht?
Und wie passt das zu der Aussage im vorausgegangenen Absatz: “Gesellschafts-Normen sind pragmatische Ordnungs- und Überlebens-Normen und keine philosophischen/theologischen Normenâ€
Im übrigen habe ich Dir schon lange die Antwort gegeben: Der Kategorische Imperativ ist die (mir bekannte) höchste Form des Umgangs miteinander, die man nicht religiös begründen muss. - Tit for Tat.
Ein Stichwort ist keine Antwort.
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“
Lässt sich wunderbar mit Hexenverfolgung vereinbaren, vorausgesetzt der Hexentheoretiker glaubt einfach, dass von den Hexen eine Gefahr für die Menschheit ausgeht.
Sage ich das? - Aus meiner Sicht gehören "Vernunft" und "Logik" zu verschiedenen Kategorien: "Inhalt" vs. "Werkzeug". - Insofern kann ich mit Deiner Frage wenig anfangen.
Was ist denn dann “vernünftig†so wie oben in deiner Ebenen-Ausführung verwendet?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 21:25
wenn man sich mal daran erinnert, wie man die Logik erlernte… (durch Beispiele)?
Wie erlernt man Logik? - Bitte nicht mit "Konsequenz" verwechseln - sage ich vorbeugend.
Meiner Ansicht nach über das studieren von Beispielen.
Wenn der Mond aus grünem Käse ist, dann war Einstein Physiker. – aus einem Buch über Logik.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 7. Mär 2019, 21:25
wenn man sich mal klar macht, dass es noch andere Logiken als die klassische Logik gibt?
Das klingt eher nach Polysem. - Da müsstest Du Beispiele bringen.
Nein, z.B. die
Quantenlogik ist definitiv eine andere Logik als die klassische. In der Quantenlogik gilt
p und (
q oder
r) = (
p und
q) oder (
p und
r) nicht.
Und da wären wir wieder bei den
Schizophrenen, die anscheinend Quantenlogik besser beherrschen als klassische Logik.
Aber gesellschaftliche Normen sollen nach closs ja pragmatisch sein, nicht philosophisch. Aber dann doch wieder nicht.