Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58Das Problem ist das "vernünftig begründet".
Das ist ein rein menschliches Problem, das universal nichts zur Sache tut.
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58Was Du sagen kannst ist: "Ich bin der Meinung, dass ..."
Würde ich auch und tue es normalerweise aber nicht
1) aus Faulheit - man muss dann ständig dieselben Floskeln bemühen.
2) weil ich einen Unterschied machen möchte zwischen
a) "Ich bin der Meinung, dass Anton eine dreiohrige Heuschrecke weiblichen Geschlechts ist - ich darf das, weil wir eine Meinunghs-Gesellschaft sind" - und
b) "Ich bin der Meinung, dass menschliche Wahrnehmung und Wissenschaft nicht das Maß dafür ist, was existent ist.
a) ist ein Trump-Satz, zu dem man noch die Fox-Presse haben muss, um 51% der Bevölkerung davon zu überzeugen. - Denn Anton sieht zwar manchmal wie ein Mensch aus, weil er sich verkleidet, aber es ist sicher, dass Anton eine dreiohrige Heuschrecke weiblichen Geschlechts ist - hier ein Bild: ---
b) ist ein philosophischer Satz, der zwar insofern tatsächlich "Meinung" ist, dass "Wissen" lediglich ein innersystemischer Begriff der Wissenschaft ist, aber argumentativ sehr intensiv auf hohem Niveau begründbar ist.
in beiden Fällen soll man sagen "Ich bin der Meinung, ..."? - Fällt mir schwer.
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58
In dem Fall wäre ich mir einer übergeordneten Instanz durchaus bewusst, wäre also gar nicht innerlich anthropozentrisch. Und nur, weil mir meine Grenzen bewusst sind, ich damit nicht reüssieren kann, adressierst Du dann den Vorwurf des Anthrozentrismus an mich.
Wenn Dir eine " übergeordnete Instanz durchaus bewusst" ist, bist Du doch gar nicht anthropozentrisch - mehr wird doch nicht verlangt, um den Verdacht des Anthropozentrismus zu entkräften. - Anthropozentrisch bist Du dann, wenn Du sagen würdest (ich verkürze): "Weil ich etwas mit menschlichen Wahrnehmungs-Mitteln incl. Wissenschaft nicht feststellen/messen kann, kann es als Existenz/Entität nicht sein". - Das scheint mir im 20./21. Jh. üblich zu sein.
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58Es zeigt, in wie weit man sich über das, was man vernünftig begründet vertreten kann, im Klaren ist.
Das mit der "Vernunft" ist so eine Sache. - Denn was wäre "vernüftiger", als NICHT zu sagen: "Weil ich etwas mit menschlichen Wahrnehmungs-Mitteln incl. Wissenschaft nicht feststellen/messen kann, kann es als Existenz/Entität nicht sein". - Bzw.: Was wäre unvernünftiger, als zu sagen: "Weil ich etwas mit menschlichen Wahrnehmungs-Mitteln incl. Wissenschaft nicht feststellen/messen kann, kann es als Existenz/Entität nicht sein". - Eigentlich meine ich das sogar "anthropogen vernünftig".
Was Du mit "vernüftig" meinst, ist erstens anthropogen, zweitens aber (und viel wichtiger an dieser Stelle) einseitig im Sinne von: "Was wir INTERSUBJEKTIV nicht erklären können, ...". - Woher kommt das, dass man meint, das Vernünftige sei das Intersubjektive? - Ist diese Definition vernünftig?
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58Aber sage uns bitte, wie wir unsere Erkenntnisgrenzen überwinden und unsere Erkenntnisse uns dann trotzdem weiterhin helfen. Du bist doch am Zuge!
ICh meine, gerade etwas davon vorweggenommen zu haben. - Übrigens: Nein - es geht NICHT darum, (methodische?) Erkenntnisgrenzen zu überwinden. - Es geht darum, dass die (anthropogene) Vernunft erkennt, dass es diese Grenzen (nicht nur da) gibt und man nicht alles wissen muss oder kann.
Wahrscheinlich langweile ich Dich jetzt wieder mit dem Wort "Con-scientia", was man antik/frühchristlich als "Bewusstsein"/"Gewissen" verstanden hat. - Gemeint war damit, dass der Mensch ein Mit(Con-)-Wissen(Scientia) von der Welt hat, also die Welt und das, was sie geistig und physikalisch zusammenhält, viel größer ist, als man selber wissen kann - man erfreut sich seines Anteils. - Interessant ist dabei, dass man "Bewusstsein" und "Gewissen" mit dem selben Wort abdeckt: "Das Bewusstsein des menschen ist sein Gewissen" (was gotisch übrigens noch sehr wörtlich "mit-wissei" heißt, bevor es nach und nach zu unserem "Ge-wissen" abgeschliffen wird). - Wie auch immer: Der Mensch geht von sich als geistige/spirituelle Existenz aus, die "was" weiß und "weiß", dass sie nicht alles weiß - es wäre ein Frevel, es überhaupt in Anspruch zu nehmen.
Mehr als das kapieren muss man nicht, wenn man den Vorwurf des Anthropozentrismus entkräftigen will - aber das 20./21. Jh. kapiert das weitgehend nicht, weil man "Con-scientia" über "Scientia" (Wissenschaft) definiert - also anthropozentrisch definiert. - Dafür kann die Wissenschaft NICHTS - aber sie wird dafür eingespannt.
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58
Du kannst es nach Deinem Verständnis anthropozentrisch auffassen, aber Wissen mit Glaube gleichzusetzen entspricht der zwar begründeten, aber nicht vernünftig begründeten Argumentationsstrategie von Roland, wenn er ET und Kreationismus gleichermaßen als Glaube bezeichnet.
Moment: Ich weiß nicht, was Rolang genau meint, aber alle Glocken klingen da schon bei mir - etwas konkreter:
Wenn man ET als Weltanschauungs-Größe versteht, ist es selbstverständlich ein Glaube - wenn man es als wissenschaftliche Größe (und NUR als das versteht) ist es KEIN Glaube, sondern "Wissen" (in Definition der Wissenschaft). - Wenn bspw. die ET (als Wissenschaft) sagt, ein teleologisches Prinzip sei falsifiziert, würde ich das nicht anzweifeln. - ABER: Das heißt nicht, dass Kardinal Schönborn nicht trotzdem recht hat, wenn er sagt, dass es ÜBER dem biologischen System eine Teleologie geben kann, zu der die ET ein Werkzeug ist. - Dieser Schönborn-Aussage kann man NICHT wissenschaftlich widersprechen, weil seine Aussage meta-wissenschaftlicher natur ist. - Insofern die Frage: Ist bei Dir/bei Roland "ET" wissenschaftlich oder weltanschaulich gemeint? - NB: Ich halte meine Begründung für hoch-vernünftig.
Anton B. hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2019, 15:58
Nur, in welchem vernünftig begründeten Diskussionszusammenhang soll ich das einbringen können?
Bspw. im ET-kontext. - Was ist da jetzt vernünftiger?
a) Schönborn hat unrecht, weil die Aussage "ET = nicht-teleologisch" nachweisbar ist.
b) Schönborn hat recht, weil die Aussage "Gott = über Biologie" spirituell plausibel ist.
BEIDE Seiten können im Sinne MEINES Verständnisses von "Wirklichkeit" recht haben. - Wäre es vernünftig zu sagen, nur a) kann richtig sein, da wissenschafts-gestützt? - Falls ja, wie nennt man dann Existenz/Entität, die NICHT wissenschafts-gestützt ist (wenn das Wort "Wirklichkeit" dafür definitorisch abhanden kommt)?