Bisher hatten evangelische Christen am Karfreitag frei. Künftig soll der Feiertag nach dem Plan der Regierung für alle gelten, aber erst ab 14 Uhr. Eine Regelung, die gläubigen Katholiken zugutekommt, beginnen die katholischen Feierlichkeiten doch mit dem Sterben Christi um 15 Uhr. In der evangelischen Kirche hingegen gehen traditionell bereits am Vormittag des Karfreitags die meisten Gläubigen in die Kirche.
Auf diesen Umstand weist Peter Krömer hin. Er ist Präsident der evangelischen Synode, aber auch Rechtsanwalt. Und der Jurist denkt in Anbetracht des für die evangelische Kirche inakzeptablen Koalitionsplans über mögliche rechtliche Schritte nach. „Juristisch ist es problematisch, dass der Staat den Evangelischen den Nachmittag zuweist und die bisher theologisch begründbare Feierpraxis kappt“, sagt Krömer. „Die Evangelischen sind das Bauernopfer, und dagegen wehren wir uns“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“.
Bleibt die Regierung bei ihrer neuen Karfreitagsregelung – Minister Gernot Blümel und Norbert Hofer stellten eine Lösung mit einem halben Feiertag ab 14 Uhr vor –, dann hat der Handel zwei Möglichkeiten:
Zusperren. Die Geschäfte sperren am Nachmittag zu. Doch das wäre eine „TotalÂkatastrophe“, sagt Rewe-Chef Marcel Haraszti zu ÖSTERREICH. Der Karfreitag ist einer der stärksten EinkaufÂtage, die Leute kaufen für das lange Wochenende ein.
Zuschläge zahlen. Bleiben die Geschäfte offen, müssen die Arbeitgeber saftige Zuschläge zahlen. Verhandelt wird derzeit darum, ob 200 % wie am 8. Dezember oder 50 % wie an einem Samstag.
Für Gewerkschafter Josef Muchitsch ist das überhaupt keine Frage. „Halbe Feiertage gibt es nicht“, sagt er zu ÖSTERREICH. Der ÖGB will am Karfreitag einen ganzen Feiertag. Halten die Geschäfte offen, müssten „selbstverständlich die vollen Zuschläge“ bezahlt werden. Muchitsch kritisiert auch den hohen Verwaltungsaufwand durch den halben Feiertag.
Ungeklärt ist außerdem, ob an dem halben Feiertag auch Lkw-Fahrverbot gilt.
Evangelischer Bischof Bünker droht mit rechtlichen Schritten
Kritik kam Sonntagabend erneut von ranghohen Kirchenvertretern. Der evangelische Bischof Michael Bünker droht mit rechtlichen Schritten, sollte der Nationalrat den Karfreitag-Feiertag halbieren. Zudem beklagte er, dass in der Causa derzeit kein Kontakt mit der Regierungsspitze zustande komme. Auch der römisch-katholische Kardinal Christoph Schönborn hält das Vorhaben für „noch nicht ausgereift“.