Muss ich mir nicht vorstellen. Muss ich weniger als 400 Jahre zurückschauen, da wurden im 30jährigen Krieg die grausigsten Gewalttaten im Namen der Konfessionen legitimiert.
Und heute leben die Konfessionen relativ friedlich zusammen - obwohl die theologischen Differenzen noch immer die selben sind! Also kann die Ursache des Konflikts wohl nicht in der Religion selbst begründet sein, also muss es wohl andere Mechanismen geben, die religiös legitimierte Gewalt begünstigen oder verhindern, oder??
Meiner Meinung nach hat nicht der Islam ein Gewaltproblem, die Menschheit hat eines.
Menschen kann man leider viel zu einfach zu Hass und Gewalt indoktrinieren: Eine schlechte Wirtschaftslage, geschickte Propaganda, ein Heilsversprechen eines charismatischen Anführers und natürlich ein Feindbild und Sündenbock... Die Nazis haben es so gemacht, und die Prediger des IS nutzen genau die selben Mechanismen.
Menschen zeigen Solidarität und Mitgefühl meist innerhalb der eigenen Gruppe - sei es eine Familie, ein Stamm oder eine Religionsgemeinschaft, während man dem Fremden eher skeptisch gegenübersteht.
Dann muss man nur die eigene Gruppe als irgendwie toll und besonders darstellen (und wer glaubt das nicht gerne von sich selbst?). Als nächstes ein Bedrohungsszenario aufbauen und Ängste schüren. Und ganz schnell hat man die Leute so weit, dass sie Gewalt gegen "die anderen" anwenden - und meistens dabei glauben, sie müssten sich und die ihren nur verteidigen. (Und je orientierungsloser und verzweifelter die Leute sind, desto schneller hat man sie so weit.)
Das perverse ist, dass beide Seiten die selben Geschichten erzählen.
In Europa warnt man vor "Überfremdung": da sei "der Islam", mit seiner "fremden, primitiven und schädlichen Kultur" - die wollten unsere christlich-abendländische Identität kaputt machen, sagt man, und uns letztlich zwingen, dass wir uns den "frauenverachtenden, unmoralischen Muslimen" anpassen.
Und auf muslimischer Seite? Da warnen die Demagogen vor der "Überfremdung" durch den Westen: da sei der "westliche Imperialismus", mit seiner "fremden, primitiven und schädlichen Kultur" - die wollten unsere muslimische Identität kaputt machen, sagt man, und uns letztlich zwingen, dass wir uns den "kapitalistischen, unmoralischen Christen" anpassen.
Schande über alle, die Religion auf diese Weise missbrauchen!
Schande über alle, die die Unsicherheit und Dummheit der Menschen für ihre Propaganda ausnutzen und Schande über alle, die sich ausnutzen lassen!
Schande über all jene Prediger und Theologen, die Frieden heucheln während sie durch ihre Auslegungen Hass und Ausgrenzung schüren!
Und damit meine ich Imame ebenso wie evangelikale Eiferer.
Keine Religion ist garantiert "eine Religion des Friedens" - selbst so pazifistische Ideologien wie die des Jesus von Nazareth und des Buddha können zur Gewalt missbraucht werden.
Kein Gläubiger darf sagen "meine Religion ist aber friedlich" und sich auf dieser Aussage ausruhen, sondern an allen Gläubigen ist es, den Frieden stets aufs neue in die Welt zu tragen und die Keime der Gewalt zu bekämpfen (und zwar zuerst in den eigenen Reihen... "Den Splitter im Auge des anderen" usw.)
... sorry, das musste ich mir mal von der Seele schreiben.
lg
Mirjam