Magdalena61 hat geschrieben:
Warum, bitte, muß man denn die AV so vehement verteidigen--- es gibt einige wenige Verse, an denen kommt kein Allversöhner vorbei, alleine
Hebr. 10, 26-27 hebelt die kunstvollen Interpretationen und Auslegungen der AV mit wenigen Worten aus, und diesen Vers kann niemand "relativieren", es sei denn, er
erfindet eine Forsetzungsgeschichte.
Was an Heb 10 liest Du den im Widerspruch zur AV?
Bedenke bitte, dass es im Altgriechischen übersetzt heißen kann, nicht die Widersacher werden verzehrt, sondern das Feuer wird "das Widersächliche" zerstören. Also das Wort "der Widersacher" kann genauso gut mit "das Widersächliche/ das Opponierende" verdolmetscht werden. Das Problem besteht also darin, wenn Übersetzer der Bibel AV-Ablehner sind und dann in ihrem Gusto ins Deutsche übertragen.
Abgesehen davon, dass auch ein Christ in der Luther-Übersetzung dann keine Chance hätte. Ein Christ sei jemand, der die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hat. Alle Christen geben zu, auch nach ihrer Bekehrung noch mindest einmal gesündigt zu haben, obwohl sie währenddessen davon wissen, dass sie sündigen.
Folge: nach Heb 10 gäbe es dann keinen Christen, der in den Himmel käme, weil sie kein Opfer mehr hätten. Der Text ist dann doch recht klar.
Folgerichter und logischer wäre es, dass vorsätzliches Sündigen nicht einfach verziehen wird, sondern derjenige sich damit einem schmerzlichen Änderungsprozess aussetzen muss, bei dem das Böse zerstört wird.
Die Verteidigung der AV dient aus meiner persönlichen Sicht dazu, eine von mir als Gotteslästerung empfunde Gottesbeschreibung zu korrigieren. Das Dogma der ewigen Verdammnis setzt voraus, dass wir einen gnadenlosen Diktator im Himmel haben, unfähig zu vergeben, selbst wenn die Seele sich (nach ihrem leiblichen Tod) bessert.
Einen Gott, der endliche Sünden mit unendlicher Verdammnis quittiert. Das hat mit Barmherzigkeit nichts mehr zu tun. Das wäre sinnloser Terror ohne Sinn und Nutzen. Leute, die wie ich der AV nahestehen können es widerum nicht verstehen, dass dieser Sachverhalt nicht gesehen sondern ausgeblendet wird.
Das andere ist, dass mit der Theorie der Unversöhnlichkeit Gottes Menschen massiv psychisch unter Druck gesetzt werden. Was sagst Du z.B. einer gläubigen Christin, deren depressiv veranlagte Tochter Suizid begangen hat? Dass ihre Tochter ewig verdammt ist? Dass man es nicht beurteilen könne, weil es Gottes Sache ist - aber gleichzeitig lehrt, dass Gott ganz gewiss Leute ewig verdammt, die sich vor ihrem Tode nicht bekehrt haben oder Suizid begangen haben?
Warum legen viele Christen darauf so viel wert, dass man Gott ernst nehmen muss und dass dies in ihren Augen nur mit einer ewigen Verdammnis geht? Also Gott lässt uns die Freiheit uns für oder gegen ihn zu entscheiden, aber dann doch wieder nicht, weil einen stärkeren Druck als die ewige Verdammnis kann man nicht aufbauen. Das passt alles nicht zusammen und macht einen betroffen.
Zur Liebe kann man nicht mit Druck kommen. Was soll das für eine Liebe sein von demjenigen der so tut, weil er unter dem größten Druck steht und meist nur dann?
Aber gleiche Gegenfrage: warum wird die AV so vehement abgelehnt? Man erfährt fürchterlich viel Aggressionen dafür in vielen christlichen Kreisen. Und das interessiert mich auf einer psychologischen Ebene.