Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20Aber es kann sein, dass aufgrund von Manipulation/Gruppendynamik bis auf Extremfälle erfolglose/negative Erfahrungen mit Homöopathen systematisch verschwiegen werden.
Auch das ist möglich - aber da gibt es doch noch die Patienten. - Natürlich gibt es die unbefriedigte Gutmenschfrau, der es am Tag langweilig ist und die neben Shoppen noch eine Beschäftigung braucht und es deshalb hip findet, zum HP-Arzt zu gehen - aber das repräsentiert doch nicht den durchschnittlichen HP-Patienten. - Mit anderen Worten: Welchen Grund sollte es aus DEREN Sicht haben, dort hinzugehen? - Doch nicht, weil sie erfolglose/verschwiegene Fälle sein wollen.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20Und das waren immer noch Umfragen und nicht Aufgeschnapptes von Closs.
Da siehst Du mal, welche Rolle Steuerungen spielen können. - Aber wer steuert mehr? Die HP-ler oder deren Gegner?
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20
closs hat geschrieben:
2) Anekdoten fühlen sich im Umfeld der HP besonders wohl.
Das würde mich auch interessieren.
Tja - wenn es nicht ein Widerspruch in sich selbst wäre. - Denn nach meinem Verständnis müssten Anekdoten überall gleich häufig vorkommen, weil es sonst keine Anekdoten ("Zufall") wären. - Wie siehst DU das?
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20Bei Berücksichtigung aller Belege gilt: Ich halte “A ist falsch†für wahrscheinlicher als “B ist falschâ€.
Altes Thema: "Wahrscheinlich" in Bezug auf was? - "Wahrscheinlich" in Bezug auf methodisch zu erwartenden Ergebnisse? - "Wahrscheinlich" in Bezug auf Erfahrungen des Arztes? - Und dann noch: Etwas unwahrscheinlich finden ist etwas anderes als falsifizieren.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20Ich lehne deine Dichotomie finden vs. nicht-finden ab.
Was meinst Du in diesem Kontext mit "Dichotomie"?
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:20Wirklich gute Argumente, warum RCTs nicht in der Lage sein sollen, eine Wirkung der Homöopathie nachzuweisen selbst wenn diese wirkt, habe ich noch nicht gehört.
Ich sehe keine Schwächen in der Durchführung der Studien - da habe ich vertrauen - sondern bei der Basis.
1) Unterschiedliche Definitionen des Begriffs "Heilung".
2) Keine Zuordnung von Mittel und Krankheitsbild (in der High-D-HP) - also ganz anders als bei Pharmazeutika.
3) Verwechslung von Modell und Wirklichkeit und damit Übertragung von "Modell falsifiziert" auf "Das IST nicht".
Mal ein Gedanken-Spiel:
FALLS HP wirken würde und FALLS dies so geschähe, weil energetische Muster von Molekülen meinetwegen EINEN der epigenetischen Schalterchen manipulieren könnte, der als Bifurkationspunkt ("Schmetterlingseffekt") einen System-Umsturz des gesamten Stoffwechsels herbeiführen könnte: Wie wollte man das messen? - Man könnte messen, dass es dem Patienten besser geht, wüßte aber nicht, warum - also würde man "Anekdote" sagen oder natürliche Heilung. - Der HP-ler könnte sagen: "Stimmt - aber es waren WIR, die es angeworfen haben".
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Also denke ich, ähnlich wie bei “Napoleon war nie auf dem Mond,†dass angesichts der vielen negativen RCTs, die den Besonderheiten der Homöopathie durchaus Rechnung trugen, erst einmal nichts offensichtlich unvernünftiges daran ist, zumindest zu sagen “Die Theorien von Hahnemann sind widerlegt.â€
1) Das sagen meines Wissens sogar die HP-ler, soweit Hahnemanns konkreter Versuch gemeint ist. - Aber man meint trotzdem, dass Hahnemann sozusagen per "Zufall" auf ein Prinzip gestoßen ist, das stimmt.
2) Es reicht nicht, durchaus berechtigt von Wirkungslosigkeit aus Sicht der Wissenschaft zu sprechen, wenn die Wirklichkeit gleichzeitig weiter geht. - Hier wird die Differenz zwischen methodischer Wirklichkeit ("Wir haben überall gesucht und nichts gefunden") und ontischer Wirklichkeit ("Was ist wirklich der Fall?") relevant.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Sollen das jetzt die “Vorannahmen der Naturwissenschaft†sein oder die Vorannahmen eines “materialistisch geprägten Weltbildsâ€?
Schwierig - das verschwimmt (zumindestens aus meiner Sicht). - Wissenschaftliche Vorannahme wäre meines Erachtens auf jeden Fall "3) Anthropogen definierte Vernunft ist Maßstab objektiven Urteils" und auch "2) Wahrnehmung/Subjekt und Objekt sind kompatibel" - wobei ich hier schon wieder ins Straucheln komme, da ich nicht weiß, ob diese Aussage auch passt, wenn das Objekt nicht die Wirklichkeit, sondern ein Modell ist. - Ich gestehe: Da bräuchte ich Hilfe von jemandem, der durch und durch Wissenschafts-Theoretiker ist. - ABER und immer wieder: Damit kriegt man nur raus, wie Wissenschaft als System arbeitet und nicht, in welchem Verhältnis ihre Ergebnisse zur Wirklichkeit stehen.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Und wir müssen uns fragen welche Kriterien wir anwenden sollen um sagen zu können, dass sie das Wesen der (Natur-)Wissenschaft falsch verstehen.
ICh glaube nicht, dass sie ihre Wissenschaft falsch verstehen, sondern evt. deren zuständigkeit über sich selbst hinaus.
"Die Wissenschaft denkt nicht", hat Heidegger gesagt. ... Dabei ist jedoch zunächst anzumerken, was dieser Satz nicht besagt. Er besagt nicht, daß etwa die Wissenschaftler nicht dächten. Er besagt, daß Wissenschaft eigenen Gesetzen folgt und mit ihnen funktioniert. Der Physiker kann sicherlich über alles mögliche und auch über Physik nachdenken. Aber insofern er Physik macht, paßt er sich ein in einen Wirkungszusammenhang, der mit ihm funktioniert oder ihn ausstößt. Die Rationalität wissenschaftlicher Revolutionen geht nicht aus der Opposition gegen die Wissenschaft als Prinzip hervor, sondern bildet in ihr einen Selbsterhaltungsmechanismus zur Bewahrung des Prinzips. Dieses Prinzip denkt nicht, stellt sich nicht (was ein Wissenschaftler jederzeit kann) grundsätzlich in Frage" (DIE ZEIT, 5.3. 1993)
Ich würde hinzufügen: Allein aus Gründen der methodischen Disziplin kann Wissenschaft gar nicht über sich hinausdenken. - Die Einhaltung des methodischen Wegs ist wichtiger als das Ergebnis.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Ja, wenn deiner Meinung nach in den Geisteswissenschaften Falsifizierbarkeit nicht notwendig ist, damit sie einen Sinn machen, warum soll das nicht auch für die Naturwissenschaft gelten?
Weil es dort funktioniert. - Würde es auch (durchgehend) in den Geistesgeschichten funktionieren, würde man es genauso tun.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Es geht mir letztlich darum: Du willst nicht, dass sich die Naturwissenschaft in dein Weltbild einmischt
Nein - es hat nach wie vor nichts mit MEINEM Weltbild zu tun, sondern ist genereller Natur. - Allgemein gesagt: Ich will nicht, dass das, was der Fall ist, eine wissenschafts-ABHÄNGIGE Größe ist. - Da scheint in vielerlei Köpfen diesbezüglich der Schwanz mit dem Hund zu wackeln.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Nein, weil gewisse Bedingungen an die Vorannahmen gestellt werden. Und die sind in der Theologie deutlich aufgeweichter als in den normalen Geisteswissenschaften.
Was heißt "aufgeweichter"? - Die Aussage "Wir forschen unter anderen Vorannahmen als die HKE, indem wir setzen, dass Jesus göttlich war und es Wunder geben KANN" wäre eigentlich ziemlich klar - und um mehr geht es eigentlich nicht.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Dieser Bericht könnte dir auch zu denken geben. Tut er aber nicht.
Er gibt mir deshalb nicht zu denken, weil auch solche Fälle längst bekannt sind. - Konkret: Die HP-Ärzte, die ich kannte, haben HP auf eher chronische Fälle angesetzt, weil sie dort ihre Vorteile sahen - ansonsten haben sie sehr genau unterschieden, wo sie was machen können und wo nicht.
Der Neurodermitiker oder der austherapierte Sonstwas waren auf dem Level, auf dem ich reinspitzen durfte, die Zielgruppe. - NICHT der Schnupfen oder der Beinbruch und sicherlich auch nicht Krebs - allenfalls begleitend. - Wie an anderer Stelle gesagt: Die HP-Szene ist qualitativ heterogen.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Nimm z.B. das Statement: “Meine Tochter wurde dort einer Gehirnwäsche unterzogen!â€. Und jetzt denk noch mal über deinen Vorwurf, die Kritiker würden Homöopatiepatienten “kollektive Wahrnehmungsstörung†unterstellen, nach.
Dass eine verzweifelte Mutter so urteilt, wird jeder Psychologe bestätigen - ähnliche Klagen gibt es über "normale" Ärzte/Kliniken, wenn was schief läuft. - Es kann wahr oder unwahr sein.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 28. Dez 2018, 21:48Der Status von Sätzen wie “Proxima Centauri ist 4,243 Lichtjahre entferntâ€, wo es doch um die Wirklichkeit geht, bleibt hartnäckig ungeklärt.
Ja - da gibt es in der Tat noch offene Fragen. -Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass man erstmal kategorial diese Ebenen trennt, um dann zu gucken, wo sie zusammengehören.