Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Denn hier diskutieren wir ja, worauf sich "Wirklichkeit" speziell bezieht. Also auf die "Wirklichkeit der Beobachtungen" oder dem, was "hinter allem der Fall ist".
DAs ist eine Definitionsfrage. - Eigentlich müssten wir einen Schritt zurückgehen und fragen, wie wir "Wirklichkeit "definieren. - Dann könnte rauskommen:
1) Das, was IST.
2) Das, was wir methodisch darstellen können bzw. sinnlich/intuitiv als "wirklich" erleben.
3) ...
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Das ist genau der Wirklichkeitsbegriff, wie ihn Janina und Sven verwenden und den ich mit der "Wirklichkeit der Beobachtungen" in der Wissenschaft bezeichne.
So verstehe ich Stadtler auch - das wäre in etwa 2).
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Deine Weiterfassung als "seiende Welt" an sich, also als einer existierenden Welt mit EIgenschaften, die hinter der "Wahrnehmung" und und/oder der "theoretischen Erklärung" stehen, ist hier gar nicht enthalten.
Richtig - dann müsste man ein Wort finden, das mein Verständnis beschreibt (alias "1"). - Das Problem: Im Verständnis der Leute wird "Wirklichkeit" wie 1) verstanden - und zwar intuitiv (also ohne philosophische Diskussion). - UND: Medial wird Wissenschaft dargestellt, als meine sie mit "Wirklichkeit" 1), obwohl sie 2) meint - genau mein Punkt.
Wenn ich Heidegger richtig verstehe, benennt er 1) mit "Sein".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Warum soll ich also einer Wirklichkeit in Deinem Sinne als gegeben zustimmen?
Weil Du ansonsten meinen müsstest, dass "Sein" 2) ist. - Das geht aber bspw. bei "Gott" nicht: Wenn es Gott als Entität gibt (also nicht nur eine Vorstellungs-Flause Deinerseits ist), ist er per 2) nicht beschreibbar, aber trotzdem - ähm - "Wirklichkeit" im Sinne des allgemeinen Sprachverständnisses.
Es gibt einige (in MEINER Interpretation) wunderbare Aussagen bei Heidegger dazu (nicht zu Gott, sondern zum Unterschied zwischen 1) und 2):
1)
Zitat: „Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende“
Interpretation: 1) ist Voraussetzung von 2)
2)
Zitat: "Das Sein bleibt also stets das Sein eines Seienden, weshalb eine Differenz zwischen Sein und Seiendem besteht“
Interpretation: 2) ist immer unzureichende Abbildung von 1)
3)
Zitat: „Da deshalb Sein und Seiendes niemals getrennt auftreten, wird das Sein nicht als solches thematisiert.“
Interpretation: 1) und 2) sind bestenfalls deckungsgleich, aber wir nehmen nur 2) wahr. --- Mal ganz nebenbei: "Offenbarungen" sind immer 2) von 1).
4)
Zitat: „Daher ist das Sein zwar das Nächste, weil es im Umgang mit der Welt immer schon vorausgehend und mitgängig ist; andererseits erweist es sich als das Fernste, da es als Unthematisches nie explizit wird.“
Interpretation: 1) ist immer "da", aber auch gleichzeitig auch fern, weil wir uns wahrnehmungsmäßig immer nur auf 2)-Ebene aufhalten.
5)
Zitat: „Solange das Dasein als Seiendes ‚ist‘, hat es seine ‚Gänze‘ nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-Seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar.“
Interpretation: "Da wir im Dasein nur auf 2)-Ebene unterwegs sind, erfahren wir nur das Unzulängliche der 2)-Ebene. Um 1) ohne Bande über 2) erleben zu können, muss das Dasein verlassen werden.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Oder sagst, Dein Verständnis wäre allgemein einsichtig? Ist es aber nicht!
Das kann, muss aber nicht notwendigerweise mein Problem sein - das kann auch an den Rezipienten liegen.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Die Philosophen jedenfalls haben Deine Vorstellung in Frage gestellt und warten noch immer auf Antworten. Und wir hier auch!
WELCHE Philosophen? - Auch die Philosophie hat ihre jeweiligen hermeneutischen Vorannahmen, die bei Heidegger sicherlich ganz anders sind als bei dem Gros heutiger Philosophen. - Meine Antworten lauten:
1) Wir müssen definieren, was wir "Wirklichkeit" überhaupt definieren wollen.
2) Lies mal Heideggers Sätze und meine Interpretationen dazu - vielleicht werden sie als Antworten verstanden.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Und wenn man präziser guckt, und plötzlich ist nichts mehr da, dann sagt man: "Homöopathie ade". Richtig?
Wenn man im Rahmen eines dementsprechenden hermeneutischen Systems genauer hinschaut, kann man leicht zum Schluss kommmen "HP ade".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 13:27Das ist die objektive Welt der closs'schen Wirklichkeit. Der Welt als "Potentialis".
Auf Ebene 1) ist das NICHT so, aber sehr wohl auf Ebene 2).