closs hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 10:04
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Dez 2018, 15:22 Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen "lässt sich verifizieren" und "ist verifiziert worden", du setzt sie aber gleich.
Das eine ist eine Grundsatzaussage, das andere deren Umsetzung. - Wichtig ist Ersteres, das Zweite ist "nur" Schweiß. - Worauf willst Du raus?
Beim logischen Empirismus (LE) geht es zu allererst
um den Sinn von Aussagen. “lässt sich verifizieren†kann man auf zwei verschiedene Arten verstehen
- in der Praxis verifizierbar
- im Prinzip verifizierbar
Nehmen wir (a). Das ist die stärkere Variante. Es
ist extrem zu meinen, dass ein Satz sinnlos ist, wenn er sich nicht praktisch verifizieren lässt, da gebe ich dir völlig recht. Aber diese Einstellung des strengen LE bezieht sich immer noch auf den
Sinngehalt des Satzes, damit setzt der LE nicht Methodik mit Wirklichkeit gleich. Ich habe kein Problem dir zuzugestehen, dass der strenge LE nicht haltbar ist. Aber er ist es dennoch aus einem nicht ganz so trivialen Grund wie du behauptest.
Was du mit der “sinnvollen und sinnlosen Wirklichkeit†des LE gesagt hast, ist zwar sehr tendenziös, aber das trifft es schon eher.
Etwas relaxter ist es (b) zu wählen, wie A.J. Ayer. Denn der Satz
“Auf der Rückseite des Mondes gibt es keine Mare†war doch schon um 1910 sinnvoll, auch wenn es keine
praktische Möglichkeit gab diesen damals (ohne Raumsonden) zu verifizieren.
So sehe ich das, allerdings habe ich keine Philosophie studiert, bin also da kein Experte.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Dez 2018, 15:22 Brücke zum Threadthema: Wenn die Homöopathen meinen "Homöopathie wirkt", aber diese Behauptung nicht so ausformulieren können, dass man sie empirisch verifizieren kann, dann ist die "Homöopathie wirkt" ein sinnloser Satz. So wie "Pegasus frisst gerne Lakritze" oder "Einhornmilch ist im Kühlschrank drei Tage haltbar".
Das interessiert aber die Wirklichkeit nicht. -. Methodisch bin ich doch ganz bei Dir, aber die Welt findet woanders statt.
Schön. Aber du hast behauptet “Der LE macht den Unterschied zwischen ontisch und methodisch nichtâ€. Was hat das damit zu tun?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 20. Dez 2018, 14:20Nein. Das Wort "wahr" kommt hier nicht vor und mit "falsch" ist
moralisch falsch im Sinne der intellektuellen Verantwortung gemeint (der Kontext, d.h. der Aufsatz
The Ethics of Belief macht das unmissverständlich klar). "Falsch" bedeutet hier nicht "nicht wahr".
Das ist jetzt aber Kraut und Rüben. - Reden wir ethisch oder ontisch oder methodisch?
So, das “methodisch†ist eine seltsame Sache, was immer es ist, das gab es z.B. nicht zur Zeit von Sokrates (es bezog sich ja irgendwie auf die Naturwissenschaften), ist also nicht so fundamental. Sehr wohl gab es aber “rational†damals.
Halten wir fest:
- Eine Überzeugung, die auf Denkfehlern / irrationalen “Schlussfolgerungen†basiert, kann evtl. mit der Wirklichkeit übereinstimmen (“ontisch wahr†in deinem grauenhaften Jargon).
- Eine Überzeugung, die auf rationalem Denken basiert, stimmt evtl. mit der Wirklichkeit dennoch nicht überein.
Beispiele:
- Ich höre Hufgeklapper und schließe, dass da gerade ein Zebra die Straße entlang galoppiert. Tatsächlich galoppiert ein Zebra, das gerade aus dem Zoo ausgebrochen ist, die Straße entlang.
- Ich weiß, dass ich 100 € in der Geldbörse hatte und mir dann eine Hose für 34,99 € gekauft habe. Ich schließe, dass ich 65,01 € in der Geldbörse habe. Tatsächlich habe ich nur 15,01 € in der Geldbörse, da mir ein Taschendieb einen 50 € Schein herausgezogen hat.
Clifford meint, dass es falsch im Sinne von unethisch oder intellektuell verantwortungslos ist, etwas ohne ausreichende Belege zu glauben.
Aber selbst aus dem Satz “Es ist immer und überall und für alle
irrational etwas zu glauben, ohne ausreichende Belege zu haben.†folgt nicht “der macht den Unterschied zwischen ontisch und methodisch nichtâ€.
Jemand, der das so sagt, wie Dawkins, ist sich sehr wohl bewusst, dass das Bild, das er von der Wirklichkeit hat, nicht identisch mit der Wirklichkeit ist. Er meint halt nur, dass Rationalität (in seinem Verständnis) das beste Instrument ist, sein Bild
von der Wirklichkeit
der Wirklichkeit anzunähern.
PS: der Post macht dir das Riesenzugeständnis, dass es deine “Wirklichkeit hinter allem†tatsächlich gibt.