Stromberg hat geschrieben: ↑Do 20. Dez 2018, 23:41Du wünscht dir es würde bereits einer Glaubensentscheidung entsprechen, wenn ich sage: Mensch ist (nur) Mensch - jedenfalls dann, wenn es um einen ganz bestimmten geht.
Wenn man konsequent sauber denkt, ja (wenn man das "nur" nicht in Klammern setzt:
1) "Jesus ist Mensch" ist KEIN Glaube (glaubt man den Quellen - ähm).
2) "Jesus ist NUR Mensch" ist Glaube.
Natürlich würde man die Frage, ob Stromberg göttlich ist, im Rahmen eines hermeneutischen Systems (das immer als solches da ist) NICHT stellen, wenn es darum geht, ob Stromberg Anhänger der Bayern oder von Borussia ist - dazu wäre die Beantwortung dieser Frage nicht vernünftig im Sinne einer hermeneutischen Vorannahme. - Aber bei Jesus, bei dem es ja gerade darum geht, dass er angeblich göttlich ist, kann man das doch nicht NICHT erwägen.
Stromberg hat geschrieben: ↑Do 20. Dez 2018, 23:41Bei der Bibel wird, nur weil sie für dich so dufte und dolle wichtig ist, hierbei keine Ausnahme gemacht, wie wird nicht anders oder spezieller behandelt nur, weil du das gerne wolltest.
Nicht deshalb, sondern weil es den eigenen Vorannahmen der HKE entspricht: "Wir untersuchen so, als sei jeder Text gleich zu untersuchen. Das haben wir uns so vorgenommen - davon rücken wir nicht ab". ---- Da hat doch keiner was dagegen - im Gegenteil: Ich kritisiere sogar Ratzinger, dass er diese feste Position aufweichen wollte ("HKE möge sich zum Geistigen öffnen" - nein, soll sie NICHT - dafür ist sie nicht da).
Der Punkt ist ein anderer: Die HKE muss um ihren EIGENEN hermeneutischen Ansatz wissen ("Wir gehen das SO an") - und die Profis tun das auch. - Das Verhältnis zwischen HKE-ler und Fundamental-Theologen ist in die Unis sehr entspannt, weil jeder weiß, was der andere tut/tun MUSS. - Noch mehr: Würde man zwei Ordinarien austauschen ("Du machst jetzt MEINEn Lehrstuhl, ich mache jetzt DEINEN Lehrstuhl"), würden beide zu unterschiedlichen Ergebnissen (in manchen Sachen) kommen - eben weil die beiden Disziplinen unterschiedliche hermeneutischen Vorannahmen haben, denen man aus wissenschaftlicher Disziplin folgen MUSS. - Das ist der Unterschied zwischen "methodischen" und "ontischen" Ergebnissen - wobei man sich letzterer nie sicher sein kann.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 03:35Die WIRKLICHKEIT kannst Du NICHT im Auge haben, weil Du sie nicht kennst und nicht kennen kannst.
Richtiger Kern, aber durcheinander:
1) Man kann die Wirklichkeit NIE kennen, sondern nur versuchen, sich mit der am besten geglaubten Hermeneutik anzunähern.
2) Dabei muss man IMMER die Wirklichkeit im Auge haben, weil man es doch deshalb macht.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 03:35Die Frage ist nur: Wer oder was ist der "Chef"?
Richtig. - Wir wissen, DASS es einen Chef ist, wollen ihn im Auge haben, wissen aber nicht, ob unsere hermeneutischen Vorannahmen authentisch genug sind, um sich optimal anzunähern.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 03:35Was ist aber, wenn das, was Du Dir vorstellst, "nicht der Fall ist"? Hast Du diese Alternative mal ernsthaft in Erwägung gezogen?
Das ist Voraussetzung. - Genau das muss man vorher wissen - dass der eigene hermeneutische Ansatz falsch ist. - Wenn Jesus nichts als ein Wanderprediger war, ist mein Ansatz falsch - dann habe ich aufs falsche Pferd gesetzt - Aber das gilt für die HKE genauso.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 03:35Das "was der Fall ist" kann genau das Gegenteil dessen sein, was Du Dir "als Fall" vorstellst. Ein Pseudo-Argument. Bringe mal was Handfestes!
Die obige Erkenntnis IST das Handfesteste, was wir haben - wir müssen (zumindestens für die Dauer einer Studie) so tun, als sei der dabei gewählte hermeneutische Ansatz der richtige in Bezug auf die Wirklichkeit ("= Glaubensentscheid).
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 03:44Auf jeden Fall sind es KEINE Vorannahmen im Sinne von Setzungen, wenn Wissenschaft den Glauben an Götter, Dämonen, Engel, Teufel und Geister außen vorlässt.
Doch - es ist die Setzung, dass die Fragen im Sinne einer Studie ohne transzendente Erwägungen authentisch in Bezug auf die Wirklichkeit lösbar sind.
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 06:17Ähm, doch, wenn einer von beiden falsch ist, ist sie eben nicht gut begründet oder hat die falschen Vorannahmen. Mit logischem Denken hast du es nicht so, wie auch Thaddäus schon festgestellt hatte.
Höre auf, mit Deiner unerträglichen Primitivität punkten zu wollen. - Ontisch ist natürlich einer der beiden falsch - aber welcher? -- Beide sind im Sinne ihrer jeweils gut begründbaren hermeneutischen Annahmen richtig. - Wie oft denn noch: Wissenschaftliche Ergebnisse können (zumindestens in den Geisteswissenschaften) ontisch falsch sein, selbst wenn sie wissenschaftlich fehlerfrei sind.
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 06:17Deine Argumentation ist, dass diejenigen, die keine geeigneten Mittel haben außer Glaubensbekenntnissen, näher an der historischen Wahrheit wären.
Natürlich NICHT. - Je nach dem, wessen Vorannahmen richtig sind (was er bei nicht-falsifizierbaren Vorannahmen nie rauskriegen wird - auch nicht wissenschaftlich), wird näher an der historischen Wahrheit sein.
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 06:17Dann hat er gegen seine eigenen Aussagen verstoßen und ist zu Recht abgewatscht worden.
Seine Aussagen wurden vermutlich von Anfang an unterschiedlich verstanden - und wahrscheinlich auch absichtlich so formuliert.
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 06:17
Die Forschung zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie keine Vorannahmen benötigt. Sie ist apriorifrei, wie selbst Ratzinger zugibt.
Das "gibt er nicht zu", sondern das erkennt er im Sinne von "religiös apriorifrei". - Aber im Sinne der hermeneutischen Vorannahmen ist die HKE selbstverständlich voller Vorannahmen - Du hast selber welche genannt.
Die Feststellung "religiös apriorifrei" dient doch nur zur Abgrenzung zu "spirituell exegesefähig".
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 07:54Sachmal geht's noch - die Vorgabe der "Päpstlichen Bibelkommission" an die HKM, die Bibeltexte in der gleichen Art und Weise zu interpretieren wie andere Texte der Antike auch, ist doch nicht misszuverstehen.
Richtig - so ist es auch gemeint.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 07:54Ja - für das VERSTÄNDNIS unverzichtbar und unentbehrlich.
FÜR das Verständnis, aber nicht das Verständnis selbst.
Pluto hat geschrieben: ↑Fr 21. Dez 2018, 09:27Naturwissenschaft untersucht die Phänomene der Welt wie sie sind.
Naturwissenschaft ist etwas andees als Geisteswissenschaft - hier geht es um geisteswissenschaftliche Vorannahmen.