Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Wenn ein Homöopathie-Kritiker folgendes sagen würde: “Jemand wurde durch Hochpotenzen D60 und mehr – in denen sich kein einziges Molekül Wirkstoff mehr befindet – geheilt? Dann würde ich den Arzt kennenlernen wollen und seine sonstigen Erfolge - incl. Befragung von Patienten. - Sowas löst sich dann meistens schnell auf.†… was würdest du antworten?
Wenn die Befragung von Arzt und Patienten über einen langen Zeitraum zu Ergebnissen führen würde, die auffällig wären, wäre dies aus meiner Sicht ein Anfangsverdacht, dem man qualifizierter nachgehen sollte.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Du versuchst ein Argument der folgenden Art:
X ist nützlich.
X basiert auf der Methodik Y.
Das rechtfertigt die Methodik Y.
Das würde ich etwas anders formulieren:
x (= Phänomen) ist nützlich
x ist mit der Methodik y erklärbar (nicht "basiert auf" - es gibt KEIN Phänomen (alias Wirklichkeit), das auf einer Methodik basiert)
Das rechtfertigt Methodik y (ja - weil diese Methodik das Phänomen erklärt - aber es kann natürlich auch andere Methodiken geben, die dieses Phänomen so oder auf andere Weise schlüssig erklären).
Trifft das den Punkt, den Du meinst?
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Nehmen wir als einfaches Beispiel Archimedes' Herleitung des Hebelgesetzes durch a priori Überlegungen und Intuition (ohne Experimente). Das entspricht doch nicht moderner naturwissenschaftlicher Methodik, ok?
Richtig.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Was gewinnt man, wenn man den Nachweis mit wissenschaftlicher Methodik in so einem Fall nachholt?
Man würde es vermutlich tun, damit es getan ist. - Ich kann mich erinnern, dass in einer Raumstation eine Bleikugel und Feder im Vakuum fallen gelassen wurde, um etwas Gewusstes im "echten" Vakuum nochmal nachzuexerzieren. - Gewonnen war daduch nichts, außer dass der Ordnung Genüge getan war.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Was hat man durch das “Großreinemachen†in der frühen Neuzeit gewonnen, als Protowissenschaften von philosophischen, mystischen, religiösen und “künstlerischen†Elementen befreit wurden? Vielleicht wäre man trotzdem auf die ganzen nützlichen Ergebnisse wie z.B. die Maxwell'schen Gleichungen gestoßen?
Denke ich auch. - Denn das liegt doch bereits bei Descartes vor, der (nach meinem Verständnis und in einen Worten auf den Punkt gebracht sagt): "Da ich von einem wohlwollenden Gott ausgehe, darf ich sicher sein, dass mich meine (wissenschaftliche) Wahrnehmung nicht trügt" - mit anderen Worten: Auch in ein er religiösen Welt gäbe es das, was man heute "methodischen Atheimus" nennt.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Also meinst du nun “Bei allem, was materiellen Charakter hat, ist Naturwissenschaft das Mittel der Wahlâ€
Bis auf Grenzbereiche JA. --- Grenzbereiche wären Bereiche, die natürlicher Art sind, aber prinzipiell oder pragmatisch nicht erreichbar sind - etwa Vorgänge im Planck-Raum oder die Überprüfung aller epigenetischen Kombinations-Möglichkeiten.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Wenn an der Homöopathie etwas dran ist, zeigt das doch, dass es auch ohne Naturwissenschaft geht.
Nicht oder noch nicht. --- Mir ist selber noch nicht klar, ob HP ein solcher Grenzbereich ist oder schlicht nicht wirkt. - Umgekehrt bedeutet die Aussage der Wissenschaft, dass HP nach ihrer Methodik nicht wirkt, NICHT, dass es nicht doch eine Wirkung gibt.
Mir hat mal der Dr. H.V.Müller sein Verständnis von HP erläutert, das mich hat verstehen lassen, warum man da nicht oder mindestens nicht konventionell mit Wissenschaft rankommt - WENN sein Verständnis richtig war, aber das wissen wir ja gerade nicht. - Bzw.: Wir "wissen" im Sinne Antons, dass HP nicht wirksam ist, weil dafür angesetzte Studien negativ zu Lasten der HP ausgegangen sind. - Jetzt haben wir also wieder den Doppelsinn von "Wissen".
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Die Ideen Hahnemanns über den Heilungsprozess (Simile-Prinzip) bilden auch ein Modell. Kann man das nach naturwissenschaftlicher Methodik experimentell überprüfen?
Das Ur-Beispiel von Hahnemann für sein Simile-Prinzip ist meines Wisssens sogar falsifiziert - das wird, soviel ich weiß, sogar in der HP akzeptiert. - Aber man sagt dort (in meinen groben Worten): "Da hat der Hahnemann konkret ins Klo gegriffen, aber ein richtiges Prinzip erkannt".
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Die Frage war, wie man das Etikett “wissenschaftlich erwiesen†interpretieren soll.
Eben - und da gibt es halt Unterschiede. - Anton sagt, dass immer nur Modelle zu Beobachtungen erwiesen oder falsifiziert werden können und haut mir jedes Mal auf die Rübe, wenn ich mit dem Wort "Wirklichkeit" komme.
"Das Volk" incl. der Medien und Wissenschafts-Darsteller im öffentlichen Raum verstehen "wissenschaftlich erwiesen" und "wissenschatlich widerlegt" als "Es IST so" und "Es NICHT-IST so" - also ontisch/wirklich.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10
Was ist also dann so toll daran? Wenn das Siegel der Prince's Foundation irgendwo draufklebt, weiß ich: Ah, Prinz Charles unterstützt das. Wenn es heißt “wissenschaftlich erwiesen†… weiß ich: Ah, dieser Club “Wissenschaftsgemeinde†unterstützt das.
Ist das alles?
Verstehe nicht ganz - deshalb Gegenfrage: Was kommt bei Dir an, wenn ich Dir per Quellen nachweise, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass knapp 40% aller inländischen Muslims extremistisch sind? - Folgende Antworten sind bspw. möglich:
1) Wenn es wissenschaftlich erwiesen ist, ist es so und ich bin geschockt - wie konnte mir das entgehen?
2) Das ist wieder mal so eine designte Studie, auf die man nichts geben muss.
Welche dieser Antworten ist aufgeklärter, postfaktischer, näher an der Wirklichkeit?
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Was machen wir also jetzt? Wie können wir die Skeptiker überzeugen? Oder wie können wir wenigstens selbst ermitteln, was wirklich geschehen ist?
Genau das sind die Fragen. - Überzeugen kann bei solchen Sachen nicht intellektuell, sondern durch Erleben (lassen) - konkret: Wer am eigenen Leib jahrelang NICHT geheilt wurde und plötzlich im Umfeld der HP Heilung erfährt, macht sich Gedanken. - Oder allgemein: Erkennen ist letztlich IMMER subjektiv.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Dez 2018, 12:10Nehmen wir eine extrem kontroverse Behandlung, Antidepressive wie Prozac… da könnte ich mir schon vorstellen, dass Homöopathen ein besseres Ergebnis erreichen als die konventionelle Medizin und dennoch die verwendeten homöopathischen Mittel keinerlei pharmakologische Wirksamkeit besitzen.
Richtig. - Da kämen wir in den Fragenbereich hinein, an welcher Stelle etwas wirkt: An den Krankheits-Symptomen oder an der Krankheit selbst? - Ich nehme an, dass dieser Unterschied wissenschaftlich nicht existiert.