PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:33
Albert Schweitzer kam zu dem Schluss:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Das darf er.
Ich komme zu einem anderen Schluss:
Auch das ist erlaubt. Was nicht erlaubt ist, ist, für diese Schlussfolgerung die wissenschaftliche Absolution einfordern, wie closs das immer tut.
Manche verwechseln ja auch die Textgattung "Evangelien" mit historischen Tatsachenberichten. Als solche waren sie selbst von ihren Verfassern aber nie angelegt, es waren Glaubenspropagandaschriften, die Glauben wecken sollten. Die Phantasie der Schreiber schoss aber im Laufe der Zeit so ins Kraut, dass von den 60 Evangelien nur 4 übrig blieben, die in den biblischen Kanon aufgenommen wurden.
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
wenn man die Evangelien widerlegen WILL, wird man dafür Gründe konstruieren können.
Ich denke, das ist der falsche Ansatz. Die Theologen, die in der Forschung arbeiten, treten ja nicht an, um die Evangelien zu widerlegen. Die meisten wären sicher froh, wenn die Ergebnisse anders wären. Aber die Quellenlage ist nun mal wie sie ist und die Befundlage kann nicht durch Glaubensentscheide wegdiskutiert werden.
Diesen "Luxus" können sich Kanoniker leisten, dafür sind sie in der historischen Forschung nicht zu gebrauchen.
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:33Die Diskrepanz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung wird durch die moderne Forschung bestätigt.
Beispiel?
War Augustus nicht Kaiser zur Zeit der Geburt Jesu? War Tiberius nicht Kaiser zur Zeit der Kreuzigung? War Pontius Pilatus nicht Statthalter in Judäa?…Von welchen Diskrepanzen redest du?
Von der Unterscheidung zwischen historischem Geschehen und der Überlieferug. Denn das "kritisch" in historisch-kritisch bedeutet hier nichts anderes als "unterscheidend".
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:33Daraus ergibt sich natürlich ein kaum überwindbarer Graben zwischen Wissenschaft und Glaubenideologie/Glaubensdogmatik.
Nein, daraus ergibt sich eine Hypothese, der man zustimmen kann oder nicht.
Nicht, wenn man wissenschaftlichen Anspruch hat und die Befundlage berücksichtigt.
https://www.uni-due.de/EvangelischeTheo ... hode.shtml
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:33
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:13
Vermutung.
Eine Vermutung mit hoher Plausibilität. Man könnte natürlich auch andere Ausreden finden.
Genau, beispielsweise:
- die frühesten überlieferten Schriften (Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus) enthalten nur einen Teil des ursprünglichen Bestandes des Mk-Ev.
Das ist unwahrscheinlich. Warum hätten spätere Redaktoren solch wichtige Passagen rausstreichen sollen? Diese Passagen hätten doch nur die Glaubwürdigkeit der späteren Schriften erhöht. Die Tendenz besagt das genaue Gegenteil. Es wurden später immer neue Passagen eingefügt.
Die Wunder werden mit zeitlichem Abstand immer weiter gesteigert.
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
- die angesprochene Leserschaft kannte die Bergpredikt ausreichend, so dass sie nicht erneut mitgeteilt werden musste.
Dann hätte Matthäus ja auch darauf verzichten können. Unwahrscheinlich.
PeB hat geschrieben: ↑Sa 8. Dez 2018, 18:50
- der Autor konzentrierte sich schicht auf den Menschen Jesus
Genau das ist der Grund, warum das Markusevangelium bei den meisten Theologen so unbeliebt ist. Und alles noch in einem holprigen Griechisch verfaßt. Da kommt beim Gläubigen keine Freude auf. Ganz im Gegensatz dazu steht das Johannesevangelium, in dem die Vergottung am weitesten fortgeschritten ist, das aber als weitgehend freie Erfindung eines unbekannten Schreibers gilt. Wegen Inhalt und Sprache ist es Ratzingers Lieblingsevangelium.
https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf