Nein - Priorität hat immer die gewählte Vorannahme; denn sie bildet das Fundament, auf dem sich alles Weitere aufbaut (Hermeneutik).
Die Erstellung eines Horoskops durch einen Astrologen basiert auf der Vorannahme, dass die Gestirne nach ihrem jeweiligen Stand nach-
haltig das menschliche Schicksal beeinflussen.
Mit Wissenschaft hat diese spirituelle Vorannahme nichts zu tun.
Du scheinst vergessen zu haben, dass nach der klaren Vorgabe der "Päpstlichen Bibelkommission" sich die HKM jeglicher spiritueller Glaubensvorannahmen zu enthalten hat.closs hat geschrieben:Auch hier scheinst Du vergessen zu haben, dass "Vorannahmen" entweder spirituell/religiös oder säkular gemeint sind.
Nee nee - sie ging ja darauf ein und zwar insofern, als sie der HKM vorgab, Bibeltexte in derselben Art und Weise auszulegen hat wie andere antike Texte auch. Eine ganz klare und nicht wegzuinterpretierende Aussage.closs hat geschrieben:die Bibel-Kommission meinst sie 1993 selbstverständlich religiös/spirituell - will heißen: Die HKE hat keine religiösen/spirituellen Vorannahmen. - Säkulare hat sie selbstverständlich immer noch, weil es gar nicht anders geht.
Das ist so selbstverständlich, dass eine Kommission nicht darauf eingehen muss.
Woher willst Du das wissen?closs hat geschrieben:Ratzinger befürwortet eine religiös/spirituell apriorifreie HKE (1993).
Ratzinger war 1993 zwar als Präfekt der Glaubenskongreation zugleich Präsident der 20köpfigen "Päpstlichen Bibelkommission", die das Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" verfasste. Er hatte aber nicht allein zu bestimmen; in Zweifelsfragen wurde nämlich gleichberechtigt abgestimmt.
Ob er einer gottesglaubensfreien wissenschaftlichen Exegese (HKM) zugestimmt hat, wage ich sehr zu bezweifeln.
Das mag Kardinal Ratzinger möglicherweise erwartet haben, durchgesetzt hat er sich innerhalb der Kommission jedenfalls nicht - wie der Inhalt des Dokuments beweist.closs hat geschrieben:erwartet aber gleichzeitig, dass eine verbindliche Auslegung der Bibel das spirituell ist, weil sie sonst nur vorstufig sein kann.
14 Jahre später unternahm er in seinem Jesusbuch einen neuen Anlauf. Er beschimpfte die historisch-kritisch auslegenden Exegeten als "Anti-Christen" und forderte von ihnen - entgegen dem Geist und dem Inhalt der o.g. Kommissionsdokuments - eine vorherige Glaubensentscheidung zugunsten der Existenz Gottes und seines Heilsplanes.
...und eine glaubensbedingte kanonische Exegese ohnehin in einem wissenschaftlichen Betrieb nichts zu suchen hat. Diese Blamage hätte sich Ratzinger mit ein bisschen Nachdenken ersparen können. Er hats halt versucht und ist zu Recht gescheitert...closs hat geschrieben:Nein. - Der Grund ist, dass die HKE mit ihren säkularen Vorannahmen als Basis vollkommen ausreichend ist...