closs hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 11:14
Claymore hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 10:18
Offensichtlich ist ihm aber nicht bewusst, dass er nur auf der Basis eines Glaubensentscheids das so sieht.
Doch - genau das ist der Fall. - "Glaubensentscheid" spielt bei Ratzinger eine große Rolle - im Grunde sagt er: "Alles was ich sage, basiert auf einem Glaubensentscheid, den ich folgendermaßen ... begründe".
Wo sagt er das denn?
closs hat geschrieben:Richtig - so meint er das. ---- Ich versuche Ratzinger folgendes in den Mund zu legen:
"Aufgrund meines zwar nicht objektiv, aber umfassend begründbaren Glaubensentscheids weiß ich, was 'menschliche Vernunft' und 'Naturrecht' ist. - Diese beiden Begriffe sind so definiert, dass sie auch ohne christliche Glaubenswahrheiten von jedem potentiell verstanden werden können".
Da steht “sind erkennbarâ€, nicht “können verstanden werdenâ€.
closs hat geschrieben:Claymore hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 10:18
Was hat sich denn geändert im Vergleich zur Kirche im Mittelalter? Ratzinger meint, dass jeder, der sein Naturrecht nicht akzeptiert, einen Defekt hat. - Wie unterscheidet sich das denn nun genau von der Einstellung von bspws. Papst Innozenz III. ?
Die Toleranz. - Während man damals seine Wahrheiten aufgrund weltlicher Macht durchprügeln konnte, geht das heute (gottseidank) nicht mehr. - Heute versteht sich die Kirche eher unter folgendem Aspekt - siehe Matth. 9:
11 Und als die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern?
12 Als aber er es hörte, sprach er: Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.
13 Geht aber hin und lernt, was das ist: "Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer." Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Und wie passt das jetzt dazu:
closs hat geschrieben:Es ist Euch offenbar komplett unvorstellbar, dass Euer gut elaboriertes, aber letztlich anthropozentrisches Weltbild genauso unhinterfragt dasteht, wie das Weltbild der Kirche im Mittelater.
Generell kommt es in unseren Breiten nicht vor, dass man wegen derartiger Unterschiede im Weltbild auf dem Scheiterhaufen landet. Worin besteht also die Gemeinsamkeit zwischen den Naturalisten und der Kirche im Mittelalter?
closs hat geschrieben:Frage zurück: Was hat sich seit dem Mittelalter an 7 + 5 = 11 geändert?
Nichts. Damals war das genauso falsch wie heute.
closs hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 11:14
Claymore hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 10:18
Die Interpretation eines Textes lässt sich danach bewerten, wie nahe sie dem kommt, was der Original-Autor vermitteln wollte.
Streng genommen nein (Dein Ansatz ist der historisch-kritische Ansatz) - bewerten lässt sich die Interpretation danach, was der Text bedeutet! - Das kann etwas ganz anderes sein.
Der Text bedeutet etwas anderes als das was der Autor vermitteln wollte? Was könnte das sein? Und wie kann man die Interpretation danach bewerten?
closs hat geschrieben:Claymore hat geschrieben: ↑So 18. Nov 2018, 10:18
Daher ist es ein unsinniges Argument zu sagen: “Du hast recht, wenn Du darauf hinweist, dass hier von Texten gesprochen wird (ich beziehe es auf die Realität) - aber: Welchen Sinn haben Texte, wenn sie nichts mit der Realität zu tun haben?â€
Historisch-kritisch hast Du vermutlich recht - mein (hermeneutischer) Ansatz ist meistens ein ontischer. - Zwei Sichtweisen.
Häh? Wie passt das denn zu dem Kontext des gesagten:
Claymore hat geschrieben:Wenn man versucht der Intention des Original-Autors möglichst nahe zu kommen, heißt das nicht, dass man darauf abzielt, dass die Interpretation des Textes der Realität möglichst nahe kommt. Denn der Original-Autor kann irren, die Unwahrheit sagen, möglicherweise auf extrem schwerwiegende Weise.
Daher ist es ein unsinniges Argument zu sagen: “Du hast recht, wenn Du darauf hinweist, dass hier von Texten gesprochen wird (ich beziehe es auf die Realität) - aber: Welchen Sinn haben Texte, wenn sie nichts mit der Realität zu tun haben?â€
closs hat geschrieben:Zunächst: Mir fällt auf Anhieb nichts ein, was nicht mit Worten/Texten verbunden wäre, wenn man darüber spricht/schreibt.
Ja und?
- Ich verfasse einen Text A über einen Text B, der einen Sachverhalt C beschreibt.
- Ich verfasse einen Text A über einen Sachverhalt C.
Nur weil in beiden Fällen “Text†vorkommt, ist nicht i. = ii.
closs hat geschrieben: - Ansonsten:
* Geschichtlich (= "real") hatte Jesus entweder eine Naherwartung oder keine (ontisch ist nur EINE Antwort richtig). - Je nach hermeneutischer Vorannahme kommt man bei identischen Quellen zu ja oder nein - jeweils in sich geschlossen widerspruchsfrei.
* Noch mal geschichtlich: "War der Bau der Berliner Mauer richtig oder falsch? - Je nach hermeneutischer Vorannahme kommt man bei identischen Quellen zu ja oder nein - jeweils in sich geschlossen widerspruchsfrei.
Wäre das in Deinem Sinne ausreichend? --- Ansonsten gilt das möglicherweise auch bei der Quantenphysik - siehe Schrödingers Katze. Bei "Ich messe" kommt was anderes raus als bei "Ich messe nicht". - Damit ist die Grundlage der Hermeneutik angesprochen, nämlich die Anthropozentrität ("Messen tut immer ein Ich"). - Aber möglicherweise sollten wir an dieser Stelle nicht so weit denken.
Das erste ist klar die Interpretation eines Textes, scheidet also aus. Bei den anderen beiden habe ich keine Ahnung, wie denn nun der “hermeneutische Zirkel (Spirale)†konkret aussehen soll.