CoolLesterSmooth hat geschrieben:Wenn Dich ein Musikstück an ganz tiefer Stelle in Dir erreicht, ist das biblisches "Erkennen" - es ist NICHT "Dieses Stück ist in G-Dur, entstand 1797 und wurde in Wien komponiert".
OK - dann wäre "plausibel" aber kein qualitativer Begriff, sondern zu verstehen im Sinne von "naheliegend". - "Wenn Deine Wohnung samstags abends leer ist, ist es plausibler, dass Du im Kino bist als dass Du nach Australien ausgewandert bist". - Aber Du könntest nach Australien ausgewandert sein und noch nie im Leben im Kino gewesen sein.
In der Praxis kommt noch ein Weiteres zu:
"Plausibel" wird gebraucht im Sinne weltanschaulicher Denkweisen:
1) "Es ist plausibel, dass Jesus NICHT leiblich auferstanden ist, weil dies gegen kritisch-rationale Denkmöglichkeiten verstößt".
2) "Es ist plausibel, dass Jesus leiblich auferstanden ist, weil es geistig/geistlich naheliegender ist als eine Nicht-Auferstehung".
Man muss also immer fragen: "Plausible in Bezug auf welche Hermeneutik?".
CoolLesterSmooth hat geschrieben:Daneben würde ich jetzt einmal die Frage in den Raum stellen, ob der Künstler selbst von seiner eigenen Kunst erreicht wird oder ob die eigene Kunst zumindest ein vergleichbares Gefühl auslöst?
Vermutlich ja - WENN man "Kunst" deutlich enger definiert, als es heute üblich ist - allein eine solche Definition wäre dickes Brett.
Meine zustimmende Antwort gilt also nur für das Umfeld, das ich persönlich kenne - das ist sogenannte "klassische" Musik. - Dort hatte ich es mit internationalen Künstlern/Interpreten zu tun, die bei ihren Aufführungen komplett in den Stücken aufgingen - die Gesichter sehen dann ganz anders aus als privat. - Wobei gleichzeitig eine Regel unter Interpreten gilt, die da lautet: "Sich ja nicht übermannen lassen, weil man dann die Kontrolle verliert".
Das heißt: Der Idealfall ist, dass man ganz tief ins Stück eintaucht und sich selber dabei komplett zurücknimmt. Natürlich interpretiert man dabei, aber nicht im Sinne von "Ich will das so interpretieren", sondern im Sinne von "Ich lasse zu, dass aus mir heraus interpretiert wird". --- Wir hatten mal einen Dirigenten, der auf die Frage, ob er bei der Aufführung das Stück x eher schnell oder langsam nimmt, immer sagte: "Ich WEISS es doch nicht".
Wie auch immer: ERREICHT werden Komponisten und Interpreten in jedem Fall - das muss so sein, weil sie ja die Mittler zwischen geistigem/geistlichem Inhalt und "Welt" sind.