"Was Du, Hans Muff, bisher geglaubt hast, ist falsch" ist eben nicht der Vorwurf an Hans Muff. Es ist das: "Du meinst zu wissen, weißt aber nicht." "Glauben" und "Wissen" jeweils im philosophischen, engen Sinne, verwendet. Hans Muff ist überhaupt nicht qualifiziert, über Wissenschaft zu sprechen, weiß es aber nicht.closs hat geschrieben:Das wird ja medial nicht gesagt. - Medial wird ein bestehendes Wort ("Geschlecht"), von dem man weiß, wie es alltagssprachlich besetzt ist, im Verständnis eines wissenschaftlichen Modells weitergegeben und diese neue Besetzung als "wissenschaftliche Wahrheit" alias "Wirklichkeit" etikettiert (= "Was Du, Hans Muff, bisher geglaubt hast, ist falsch") - das Verhältnis von Modell und Wirklichkeit, so wie Du es immer beschreibst, wird ohnehin nicht thematisiert - das wissen nicht einmal Medien-Profis.Anton B. hat geschrieben:Welches Wissen soll das sein? Was genau ist die im Wissen vertretene Aussage?
Da liegst Du falsch: Widerlegen nicht andauernd hier in 4religion.org Mitforisten mit sachlichen Begründungen -- EIgenanspruch: wissenschaftlich korrekt -- die ET? Führen andere Foristen nicht physikalisch begründete Argumente (9/11-Turm-Holzmodell!) bezüglich dem Einsturzgeschehen um die Türme an? Werden die radiometrischen Alter von Gesteinen und anderen Objekten nicht mittels physikalischer und chemischer Argumentation widerlegt?closs hat geschrieben:Richtig - aber WO hinterfragt er? - Er hinterfragt NICHT bei Themen der "Artes Mechanicae" ("Ich hinterfrage, dass der Jura aus Kalkstein besteht") - das will er gar nicht beurteilen können. - Er hinterfragt ebenfalls nicht, dass das Wasserkraftwerk x eine Energie y erzeugen kann - so etwas glaubt man (tue ich genauso - ich kann es doch gar nicht nachprüfen).Anton B. hat geschrieben:Das Problem entsteht, wenn er anfängt, zu hinterfragen.
Wie sven23 es treffend festgestellt hat, die Grenze ist fließend. ET ist ersteinmal ein Ausfluss der "Artes Mechanicae". Nicht mehr und nicht weniger. Für den ein oder anderen Menschen wird dies aber zu einer Ursprungsfrage, die sein eigenes Selbstverständnis und sein Verständnis der Welt in Frage stellt. Er könnte jetzt nach Abgrenzungen, nach den Ansprüchen des wissenschaftlichen Wissens forschen und Ordnung in die verschiedenen Kategorien bringen. Oder er schüttelt die Kategorien inhaltlich schön durcheinander, sieht dann Ansprüche auf "Wahrheit", die so nicht kategoriell gegeben sind und zielt gleichzeitig ohne jedes Fachwissen in die wissenschaftliche Begründungsstruktur.
Nein, Hans Muff ohne "Wissen" sensu stricto sieht sich da involviert, wo er sich persönlich betroffen sieht. Das treibt ihn zum Kritiker wissenschaftlicher Begründungen, ob der Sozial- oder Naturwissenschaften. "Artes Mechanicae", aber auch Theorien der Sozialwissenschaften, bleiben nur dann außen vor, wenn Hans Muffs Gedankenwelt damit nicht direkt oder indirekt in Konflikt gerät.
Ja. Nur ist Hans Muff dann "mündig" in dem Sinne, dass er sich ais autarke Person begreift, die sich äußern darf. Leider hat er aber den schwierigeren Teil der Mündigkeit, sich nämlich auch über seine eigenen Grenzen klar zu werden, nicht bewältigt.closs hat geschrieben:Richtig - genauso fühlt sich dann Hans Muff: "Ich bin aufgeklärter als der obrigkeits- (alias Wissenschafts-/Social-Correctnes.) Mainstream.Anton B. hat geschrieben:Sozusagen, wenn Hans Muff mündig wird.
Kommt darauf an. Wie begründen sie ihre "Gläubigkeit"? Das ist eine der Kernfragen. Anton B. ist weder Kernteilchen-Physiker noch hat er sich mal im CERN umgeschaut und in seinem Kellerlabor im Experiment noch keine 2 Kernteilchen kollidieren lassen. Was "glaubt" (im weiten Sinne) Anton jetzt? Dass die Quantenmechanik Wirklichkeit im closs'schen Sinne wiedergibt? Dass die Herren Physiker ein Verschwörungsprojekt durchziehen und das alles Murks ist? Dass die Quantenmechanik eine seriöse wissenschaftliche Theorie ist? Wie kann er das ein oder andere begründen?closs hat geschrieben:Das kann doch der gläubige Mainstream genausowenig, nur dass er sich wie ein Schaf ausliefert!Anton B. hat geschrieben:aber die Grundlagen -- das heißt die Begründungsstruktur für wissenschaftliche Aussagen -- weder rezipieren, noch nachvollziehen kann.
Das sind Fragen, deren Antworten Hans Muff von dem Menschen unterscheiden, der um sein in der Tiefe begrenztes Nicht-Wissen weiß, sich trotzdem aus welchen Gründen auch immer, positionieren muss.
Wenn es ein Angebot an interessierte und fachlich zum Verständnis ausreichend bewanderte ist, eben nicht. Wenn Du der Meinung bist, Du müsstest es verstehen, kannst es aber nicht, dann musst Du Dich bei dem Autor beklagen und mit ihm eine diesbezügliche Diskussion führen. Einfach einen Anspruch zu definieren, der dann von außen nicht erfüllt wird, hat noch nie viel bewegt.closs hat geschrieben:Wenn Wissenschaftliches an die Öffentlichkeit dringt, muss es erklärt werden ("Wie sieht die Begründungsstruktur aus, welcher "Diskurs" wird in der Wissenschaft darüber gerade geführt?") - ansonsten hat es in Publikums-Medien nichts zu suchen.
Das von Dir angesprochene Problem des Hans Muff, nämlich dass er liest und "versteht", das aber, wenn er zur Verständnisprüfung zitiert wird, sich als Nicht-Verstehen erweist, sehe ich weiterhin als sein persönliches Problem. Wenn er keinerlei kritisches Bewusstsein für seine eigene Verständnissituation hat, er nicht in der Lage ist, Alarmsignale wahrzunehmen, dann läuft er Gefahr, zum "Dunning-Kruger" zu werden.
Eine Frage, die unterstellt! Die Wirklichkeit in Deinem Sinne interessiert wissenschaftlich nicht. Und sich auf eine solche Wirklichkeit zu berufen und damit zu argumentieren zeigt dagegen, dass die Aufklärung mit all ihren Erkenntnissen verpennt wurde.closs hat geschrieben:Möglicherweise wird umgekehrt der Verfasser dieser wissenschaftlichen Einsicht nie begreifen können, warum das Modell, auf Basis dessen er seine Ergebnisse ermittelt hat, in Bezug auf die Wirklichkeit falsch ist. - Wer der beiden ist aufgeklärter?Anton B. hat geschrieben:Und die wissenschaftliche Einsicht, warum das eine denn nun womöglich gut sein soll, die wird er wahrscheinlich nicht erlangen können.
Doch! Du treibst ihn dahin. Mit Deinem nicht einlösbarem Anspruch an das "Wissen" und noch weiter gehend auch noch der Äquivalenz des Wissens mit Deiner Wirklichkeit.closs hat geschrieben:Doch nicht "ich". - Das ist doch gerade MEIN Vorwurf an die mediale Vermittlung von Wissenschaft - und nicht nur der Wissenschaft.Anton B. hat geschrieben:Aber womöglich ist es das, wo Du den armen Hans Muff hintreibst.
Genau. EIne gute Aussage. Nur muss klar sein, dass eben weder der Skeptiker noch Hans Muff in ihren extremen Ausprägungen die Lösung unserer Erkenntnisprobleme darstellen. Und wir benötigen Erkenntnis, um erfolgreich zu überleben.closs hat geschrieben:Richtig - aber genau das gibt er auch zu (Aber die das tun, sind keine Hans Müffer).Anton B. hat geschrieben:Das Problem des Skeptikers, nachdem er alles, was ihm als sicheres Wissen über die Welt präsentiert wurde, elegant zerlegt hat: Er selber weiß nichts!
Alles schon passiert. Hier im Forum nachzulesen.closs hat geschrieben:Wie gesagt: In Bezug auf die Artes Mechanicae wirst Du damit keine Probleme mit Hans Muff bekommen.Anton B. hat geschrieben:Sich dessen bewusst zu sein, weder die Flinte in das Korn zu schmeißen und sich auch nicht mit Gedankeneskapaden wie "der" Wirklichkeit an einen vermeintlich sicheren Rettungsanker einer angeblich objektiv begründbaren Gewissheit anzubinden, das meint "Sapere aude" als Leitspruch der Aufklärung.
Das ist aber die des "Skeptikers". Das ist das Gegenteil von Hans Muff, der für sich und für andere "weiß", was Unsinn und Sinn ist. Der aber dann schwächelt, wenn genau nachgefragt wird.closs hat geschrieben:Einen ganz anderen Themenkomplex jenseits von Wissenschaft haben wir überhaupt noch nicht angesprochen: Die Routine der Täuschung durch Medien, Parteien, Werbung, etc. --- Letztlich läuft das all hier Besprochene hinaus auf: "Man kann niemandem mehr glauben". - Diese Einsicht wird als Aufklärung verstanden.
Die Einsicht der Aufklärung ist: Der Mensch ist sicher für sein Wissen verantwortlich, kann aber sicher nichts wissen. Lieber Mensch, bitte wurschtele Dich da vernünftig durch.