Versagt die Evolutionstheorie? II

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#111 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Janina » Do 20. Sep 2018, 14:20

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: Dort falsifiziert man Wirkung, und damit die gesamte HP
Und wenn eine Studie Wirkung an der falschen Stelle sucht? Ist die Sache selbst dann ebenfalls falsifiziert?
Ja.
Die falsche Stelle ist dummes Geschwätz.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Der Versuch, "es" in einen Schädel zu sperren, führt zur Entdeckung jeder Menge "es" außerhalb davon? Oder war dir das entfallen?
Nee - aber es ist etwas Wischiwaschi...
War auch nicht wichtig.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Was passiert eigentlich, wenn ich keine Mauer sehe?
Hehe - bei meiner Denkweise sehe ich ebenfalls keine. - Aber die Methodik der Wissenschaft MUSS eine sehen, weil sie ihren Regeln folgen muss.
Also bei einem positiv gekrümmten nichteuklidischen Raum zum Beispiel gibt es keine Grenze, trotzdem hat er ein endliches Volumen. Man ist auch ohne Mauer eingesperrt. All das können wir beschreiben.

Benutzeravatar
CoolLesterSmooth
Beiträge: 949
Registriert: Do 21. Apr 2016, 17:03

#112 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von CoolLesterSmooth » Do 20. Sep 2018, 14:42

closs hat geschrieben:"Raten" klingt etwas unvorbereitet: "Ich rate, wie alt Du bist - oder ob Du in NY oder LA geboren bist".
Die Antworten, die man auf diese Fragen geben würde basieren jedoch auf mehr Vorbereitung, als es den Anschein macht. Selbst wenn du mich nach dem Alter einer (lebenden) Person fragst, über die ich überhaupt gar nichts weiß, die Chance dass ich mich um mindestens ein Jahr verschätze ist enorm hoch, die Chance, dass ich mich um mindestens 123 Jahre verschätze tendiert jedoch gegen Null, da mein Tipp eben nicht komplett unvorbereitet wäre. Das heißt allein durch das Wissen um die Lebenserwartung des Menschen haben wir die Möglichkeit die Abweichung unserer Schätzung vom tatsächlichen Alter der Person unter einer bestimmten Schranke zu halten.
Verfügen wir denn über vergleichbares Vorwissen über die andere Seite der Mauer, um die Abweichung einer Aussage über die andere Seite von der Realität einzugrenzen?
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#113 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Anton B. » Do 20. Sep 2018, 14:54

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: In den Fachpublikationen oder in der Vermittlung nach außen?
Ersteres kann ich nicht beurteilen - letzteres schon. Dort: Ja.
Ok. Hawking vermittelte seine Eigenschaften der schwarzen Löcher möglicherweise so, als "wäre es so". Er sagt womöglich nicht, die schwarzen Löcher und ihre Eigenschaften seien ausschließlich wissenschaftlich so zu sehen. Andererseits macht er keinen Hehl daraus, etwas aus dem wissenschaftlichen Kontext zu vermitteln. Deiner Forderung würde er entsprechen, wenn er jede seiner populärwissenschaftlichen Publikationen und jedes Interview mit der Einführung "Die Naturwissenschaft und ihr Wesen" eröffnet hätte. So etwa?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Im Rahmen der fachlichen Vermittlung nach außen oder einer persönlichen Vermittlung nach außen?
Tja - das hängt davon ab, ob man mediale Vermittlung als "fachlich" bezeichnen möchte. - Jedenfalls ist es medial, also demokratisch (!), Usus.
Sehe ich ähnlich, wie beim Beispiel "Hawking". Die Verortung im wissenschaftlichen Kontext ist klar, aber DIr fehlen warnende Worte über das Wesen und den Anspruch von Wissenschaft.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:"... scheint auch unter einigen Wissenschaftlern Usus zu sein. "Scheint oder ist?
Wenn ich das Forum zum Maßstab nehme und einige Wissenschaftler in den Medien, ist es auch unter Wissenschaftlern verbreitet.
Als persönliche Meinung oder Position, die nur außerhalb ihres wissenschaftlichen Wirkens wirksam wird? Was könntest Du daran bekritteln?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:"Diejenigen aufklären, die Wissenschaft medial vermitteln". EIn ganz wichtiger Punkt.
Aber wer soll das tun, wenn nicht Wissenschaftler? - Und die uns es nicht spürbar, vermutlich weil diesbezüglich auch bei vielen Wissenschaftlern in den Köpfen die Grenze zwischen Wissenschaft und Naturalismus verwischt ist.
Die Wissenschaftler müssen es doch nicht tuen. Ihre Aufgabe ist es, zu forschen und ggflls. die Methodiken zu lehren. Du könntest es allerhöchstens für den populärwissenschaftlichen Output verlangen. Da sind wir aber wieder bei Hawking, bzw. der Schule und den Wissenschaftsjournalisten.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Wenn sie da etwas grundsätzlich falsch machen, möglicherweise sogar kollektiv etwas grundsätzlich falsch machen, heben letztlich die umtriebigen Philosophen ihre warnenden Finger.
Normalerweise NICHT, da zeitgenössische Philosophie heute weitgehend eine "Magd der Naturwissenschaft" ("Ancilla scientiae") ist, wie früher die Wissenschaft eine "Ancilla theologiae" war. - Die Rollen sind exakt vertauscht, nur dass man nicht dazugelernt hat. :D
Behaupte das doch nicht, zeige uns Beispiele! Die Philosophie als "Magd der Naturwissenschaften" ist eine starke Behauptung. Da erwarte ich wirklich konkrete Beispiele.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Wenn jemand von der Presse als Wissenschaftsjournalist eingestellt wird (Wer hat die Verantwortung dafür?), und das Wesen und den Anspruch von Wissenschaften nicht begriffen hat, der ist halt eine Fehlbesetzung.
Das wird aber so nicht gesehen - es gilt heute als gute Besetzung, wenn man Wissenschaft unkritisch nachplappert und nicht den Unterschied zwischen Modell und Wirklichkeit macht.
"Es gilt heute ..." lasse ich nicht einfach so stehen. Da muss auch der Empfänger als Teil der Kommunikation betrachtet werden. Also mir ist der Unterschied jederzeit klar, Dir nicht. Da muss auch der Empfänger "closs" kritisch betrachtet werden. Überträgt der z.B. Aussagen im eindeutig wissenschaftlichen Kontext auf seine private Wirklichkeitsvorstellung?

Und noch immer ist offen, wie der Handwerksmeister, Facharbeiter, Betriebswirtschaftler und auch der closs abgeholt werden können und ob sie überhaupt ein Anrecht auf "Abholung" haben. Wie sind Hol- und Bringschuld hier verteilt?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#114 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Do 20. Sep 2018, 15:55

Janina hat geschrieben:Die falsche Stelle ist dummes Geschwätz.
Nach wie vor: Wenn man nicht weiß, nach welchen Gesetzen HP wirkt, FALLS sie wirkt, kann man nicht einfach irgendein Messgerät in die Luft hängen und zum Ergebnis kommen "HP falsifiziert".

Janina hat geschrieben:Also bei einem positiv gekrümmten nichteuklidischen Raum zum Beispiel gibt es keine Grenze, trotzdem hat er ein endliches Volumen. Man ist auch ohne Mauer eingesperrt. All das können wir beschreiben.
All das können wir naturwissenschaftlich beschreiben - soviel Zeit muss sein.

CoolLesterSmooth hat geschrieben:Verfügen wir denn über vergleichbares Vorwissen über die andere Seite der Mauer, um die Abweichung einer Aussage über die andere Seite von der Realität einzugrenzen?
"Wissen" und somit auch "Vor-Wissen" ist ein methodischer Begriff der Wissenschaft. - "Wissen" ist, wenn etwas mit einem Modell übereinstimmt, das man anlegt.

Insofern haben wir KEIN vergleichbares Wissen, weil es bei geistigen Dingen nicht um Wissen in dieser Definition geht, sondern um Erkenntnis. - Eigentlich interferieren naturwissenschaftliches Wissen und geistige Erkenntnisse NICHT - es handelt sich um unterschiedliche Kategorien.

Die nächste Frage ist dann möglicherweise: Welcher der beiden ist der "Wirklichkeit" näher - die Antwort ist komplett offen, weil "Wirklichkeit" sehr unterschiedlich definiert wird.

Anton B. hat geschrieben:Deiner Forderung würde er entsprechen, wenn er jede seiner populärwissenschaftlichen Publikationen und jedes Interview mit der Einführung "Die Naturwissenschaft und ihr Wesen" eröffnet hätte. So etwa?
Da macht so ziemlich jeder schlapp - bringt also nichts. - Es würde generell reichen zu sagen:
1) Wissenschaft bearbeitet Modelle.
2) Das Verhältnis zwischen Modell und Wirklichkeit ist offen.
3) Wir sind zuversichtlich, dass UNSER (jeweiliges) Modell authentisch zur Wirklichkeit ist.
4) Wundert Euch also nicht, wenn es zu identischen Fragestellungen unterschiedliche methodische Ergebnisse gibt.´
Das wäre ehrlich.

Anton B. hat geschrieben: Die Verortung im wissenschaftlichen Kontext ist klar, aber DIr fehlen warnende Worte über das Wesen und den Anspruch von Wissenschaft.
Ja - und das wäre noch am ehesten die Aufgabe WIRKLICH kritischer Medien. - Unter "kritisch" versteht man heute leider vielmehr, dass man Kritisch-Rationales unreflektiert nachplappert.

Anton B. hat geschrieben:Als persönliche Meinung oder Position, die nur außerhalb ihres wissenschaftlichen Wirkens wirksam wird? Was könntest Du daran bekritteln?
Nee - die Vermengung ist es. - Es ist mehrfach passiert, dass Wissenschaftler, die persönlich NICHT den methodischen Ergebnissen ihrer Wissenschaft gefolgt sind, als "schizophren" bezeichnet wurden - will heißen: Man geht davon aus, dass methodische Ergebnisse Tatsachenrang haben, denen man sich auch persönlich nicht entziehen kann.

Anton B. hat geschrieben:Die Wissenschaftler müssen es doch nicht tuen. Ihre Aufgabe ist es, zu forschen und ggflls. die Methodiken zu lehren.
Diese wohltuende Beschränkung ist nicht ersichtlich. - Es ist üblich, dass Wissenschaftler in der Öffentlichkeit ihre Forschungsergebnisse als Tatsachen vermitteln ("Dies ist wissenschaftlich nachgewiesen" alias "Es kann anders nicht SEIN"). - Die Wissenschaftler, die HINTER der Öffentlichkeit forschen, kriegt keiner mit.

Anton B. hat geschrieben:Die Philosophie als "Magd der Naturwissenschaften" ist eine starke Behauptung. Da erwarte ich wirklich konkrete Beispiele.
Schau Dir nur den Empirismus an, der nur unter naturwissenschaftlich-empirischen Gesichtspunkten "Wahrheit" sieht - oder den Kritische Rationalismus, der aus der METHODIK Poppers eine Philosophie gemacht hat (also die Kategorien gewechselt hat).

Natürlich gibt es auch heute Nachdenken über Nicht-Materielles - gelegentlich nennt man das dann "Qualia". - Der entscheidende Punkt: Man betont zwar, dass diese nicht mit den Mitteln der Neuro- und Kognitions-Wissenschaften erklärbar sind, kommt aber gleichzeitig nicht auf die Idee, transzendent zu denken - nein, die Antwort muss im naturalististschen Raum gefunden werden.

Oder nimm den allesüberragenden Naturalismus, der das Kunststück zusammenbringt, "Sein" als Teil einer Weltanschauung offiziell zu verkaufen. - "Sein" ist also nicht, "was der Fall ist, egal ob transzendent oder diesseitig", sondern ein Teil des Diesseitigen bzw. die Grundlage des Diesseitigen. - Das Transzendente ist einfach weg - warum? - Weil es kritisch-rational "irrelevant" ist, was methodisch richtig, aber philosophisch leicht angreifbar ist.

Aber diese Angriffe kommen nicht - man hat sich auf verschiedenste Facetten einer letztlich materialistischen Weltschau philosophisch eingerichtet. - Das hat auch damit zu tun, dass "Philosophie" heute keine "freie Kunst" ist, sondern vornehmlich eine universitäre Disziplin. - Mit anderen Worten: Von dieser Seite ist mindestens mittelfristig nichts zu erwarten.

Anton B. hat geschrieben:Also mir ist der Unterschied jederzeit klar, Dir nicht. Da muss auch der Empfänger "closs" kritisch betrachtet werden.
Das kannst Du von Closs erwarten, aber nicht von 90% + x anderen Bürgern. --- Ich habe in der Tat ursprünglich gemeint, dass "Falsifizierung" ein ontischer Vorgang sei - da hast Du mich kuriert. --- Geh davon aus, dass das weniger als 55% der Bevölkerung wissen.

Wie auch? - Viele Wissenschaftler kapieren das doch ebenfalls nicht und die Medien eh nicht - wie soll da "das Volk" voraus sein?

Anton B. hat geschrieben:Wie sind Hol- und Bringschuld hier verteilt?
Der Facharbeiter hat in solchen Dingen KEINE Bringschuld. - Man hat ihm von Menschen, die es wissen MÜSSTEN, Ergebnisse vorzulegen und deren Bedeutung.

Wie auch immer: Wir sind hier volle Pulle in der "postfaktischen" und AfD-Diskussion. - Die Leute lassen sich nicht mehr alles gefallen und reagieren zunehmend unberechenbar.

Benutzeravatar
CoolLesterSmooth
Beiträge: 949
Registriert: Do 21. Apr 2016, 17:03

#115 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von CoolLesterSmooth » Do 20. Sep 2018, 16:15

closs hat geschrieben: Insofern haben wir KEIN vergleichbares Wissen, weil es bei geistigen Dingen nicht um Wissen in dieser Definition geht, sondern um Erkenntnis. - Eigentlich interferieren naturwissenschaftliches Wissen und geistige Erkenntnisse NICHT - es handelt sich um unterschiedliche Kategorien.

Die nächste Frage ist dann möglicherweise: Welcher der beiden ist der "Wirklichkeit" näher - die Antwort ist komplett offen, weil "Wirklichkeit" sehr unterschiedlich definiert wird.
Meine Frage wäre eher, wie ich erkenne, ob ich etwas wirklich erkannt habe oder ob ich mir einrede, etwas erkannt zu haben.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#116 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Do 20. Sep 2018, 16:41

CoolLesterSmooth hat geschrieben:Meine Frage wäre eher, wie ich erkenne, ob ich etwas wirklich erkannt habe oder ob ich mir einrede, etwas erkannt zu haben.
Wenn man radikal-skeptizistisch ran geht, ist NICHTS sicher außer "Ich bin" ("Da ich derjenige bin, der radikal-skeptizistisch rangeht, ist immerhin sicher, dass es das Ich gibt, weil ja Irgendwer radikal-skeptizistisch rangeht"). Das heißt: Dann wären auch methodische Ergebnisse der Wissenschaft mit Vorbehalt zu genießen.

Ansonsten gibt es so etwas wie eine individuelle Gewissheit: "Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich bin mir sicher". - Man findet man nicht nur in der Religion, sondern auch mit Müttern, die oft genau "wissen", was im Kind vorgeht, ohne es beweisen zu können. - Dazu kommt: Geistige Erkenntnis ist IMMER subjektiv, also nicht intersubjektiv vermittelbar.

R.F.
Beiträge: 6664
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

#117 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von R.F. » Do 20. Sep 2018, 17:13

R.F. hat geschrieben:
closs hat geschrieben: - - -
Das ist doch der große Denkfehler des Naturalismus: Man rennt von EINER Seite gegen die Wand und versucht, von dort aus nachzuweisen, dass es keine andere Seite gibt - was prinzipiell nicht geht.
Die Naturallisten schaffen das. Jedenfalls fällt der Masse der Miss-Gebildeten der Widerspruch nicht auf.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#118 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Anton B. » Do 20. Sep 2018, 17:14

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Deiner Forderung würde er entsprechen, wenn er jede seiner populärwissenschaftlichen Publikationen und jedes Interview mit der Einführung "Die Naturwissenschaft und ihr Wesen" eröffnet hätte. So etwa?
Da macht so ziemlich jeder schlapp - bringt also nichts. - Es würde generell reichen zu sagen:
1) Wissenschaft bearbeitet Modelle.
2) Das Verhältnis zwischen Modell und Wirklichkeit ist offen.
3) Wir sind zuversichtlich, dass UNSER (jeweiliges) Modell authentisch zur Wirklichkeit ist.
4) Wundert Euch also nicht, wenn es zu identischen Fragestellungen unterschiedliche methodische Ergebnisse gibt.´
Das wäre ehrlich.
Naturwissenschaft arbeitet mit Modellen und Beobachtungen. Das steckt sicherlich auch in den populär-wissenschaftlichen Publikationen von Wissenschaftlern drin, solange sie einen wissenschaftlichen Sachstand vermitteln wollen. Möglicherweise ist es eben nur explizit nicht formuliert.

Die "Wirklichkeit" in Deinem Sinne interessiert hier gar nicht. Das ist Dein privates Hobby. Da sehe ich persönlich auch eine Holschuld bei Dir. Immer Deine Wirklichkeitannahme in das Rennen zu werfen und die anderen zu nötigen, hier immer wieder ihre Abgrenzung zu formulieren, das halte ich für meinen Teil für nicht verhältnismäßig.

Dein Punkt 4 geht ja etwas in die "Duhem'sche Unterbestimmtheit", wenn wir innerhalb Wissenschaft bleiben. Die Frage ist aber dann, wo genau die Duhem'sche Unterbestimmtheit zuschlägt? Auf die beiden konkurrierenden "Theorien" zur Methodik bezogen: Wo siehst Du genau jetzt die Unterbestimmtheit gegeben? Oder wie kommen ohne diese Unterbestimmtheit zwei konkurrierende Methoden in der (Natur-) Wissenschaft zustande, zwischen denen man sich frei und beliebig positionieren kann?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Die Verortung im wissenschaftlichen Kontext ist klar, aber DIr fehlen warnende Worte über das Wesen und den Anspruch von Wissenschaft.
Ja - und das wäre noch am ehesten die Aufgabe WIRKLICH kritischer Medien. - Unter "kritisch" versteht man heute leider vielmehr, dass man Kritisch-Rationales unreflektiert nachplappert.
Dem kann ich zustimmen. Die Darstellung von naturwissenschaftlichen Wissen in den Medien treibt auch mir häufig genug die Zornesröte in mein Gesicht. Dabei bin ich doch so eine Art "Lebenskünstler", der bedrohliche Situationen geistig-rational auf positive Art zu bewältigen versucht.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Als persönliche Meinung oder Position, die nur außerhalb ihres wissenschaftlichen Wirkens wirksam wird? Was könntest Du daran bekritteln?
Nee - die Vermengung ist es. - Es ist mehrfach passiert, dass Wissenschaftler, die persönlich NICHT den methodischen Ergebnissen ihrer Wissenschaft gefolgt sind, als "schizophren" bezeichnet wurden - will heißen: Man geht davon aus, dass methodische Ergebnisse Tatsachenrang haben, denen man sich auch persönlich nicht entziehen kann.
Ja, gut. Dann werden sie eben als "schizophren" bezeichnet. Damit habe ich hier im Forum auf meine Person bezogen auch schon oft genug kokettiert. Das muss "Mann" (und Frau) aushalten.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Die Philosophie als "Magd der Naturwissenschaften" ist eine starke Behauptung. Da erwarte ich wirklich konkrete Beispiele.
Schau Dir nur den Empirismus an, der nur unter naturwissenschaftlich-empirischen Gesichtspunkten "Wahrheit" sieht - oder den Kritische Rationalismus, der aus der METHODIK Poppers eine Philosophie gemacht hat (also die Kategorien gewechselt hat).
Ich weiß ja nicht, ob Du es mitbekommen hast. Um mit den Worten des geschätzten Roland zu reden: Der Empirismus als erkenntnistheoretische Position ist tot! Und wer hat dem alten guten Empirismus den Gar aus gemacht: Sieh' an, der Popper war es mit seinem Kritischen Rationalismus.

Du kannst es nur nicht unterscheiden, weil Du innerlich immer noch beim Positivismus als naturwissenschaftliche Methode stehen geblieben bist. Gerade für Dich wäre es ein ungemein spannendes Projekt, Dich mit den Denkströmungen der letzten 300 Jahre um Wissenschaft mal richtig vertraut zu machen. Dann könntest DU die Beiträge der Philosophen auch erst richtig einordnen.

closs hat geschrieben:"Sein" ist also nicht, "was der Fall ist, egal ob transzendent oder diesseitig", sondern ein Teil des Diesseitigen bzw. die Grundlage des Diesseitigen.
Das "was der Fall ist" sensu closs , also noch als Ebene hinter den Beobachtungen steht, wird im Rahmen vernünftiger Begründungen interessant, wenn wir qualifiziert darüber urteilen können. Die Philosophen haben das eingehend vernünftig begründet. Vollziehe das doch erstmal nach.

closs hat geschrieben:Aber diese Angriffe kommen nicht - man hat sich auf verschiedenste Facetten einer letztlich materialistischen Weltschau philosophisch eingerichtet. - Das hat auch damit zu tun, dass "Philosophie" heute keine "freie Kunst" ist, sondern vornehmlich eine universitäre Disziplin. - Mit anderen Worten: Von dieser Seite ist mindestens mittelfristig nichts zu erwarten.
Keine Begründung, aber Anwürfe locker aus der Hüfte feuern. Dann spannen wir doch den Bogen direkt weiter zu Rolands "Evolutionisten", die auch im Schraubstock der staatlichen Institutionen das, was wirklich der Fall ist, missachten. Gleiches gilt selbstverständlich für diese dumm-dödeligen Anhänger einer Kugelgestalt der Erde. Wenn die Wissenschaft wirklich frei wäre, und Natur- und Geisteswissenschaftler sich nicht zusammen verschworen hätten, dann wäre auch Scheibenmodell der Erde längst rehabilitiert.

Können wir alles diskutieren, dann aber mit Beispielen und vernünftigen Begründungen dazu.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Also mir ist der Unterschied jederzeit klar, Dir nicht. Da muss auch der Empfänger "closs" kritisch betrachtet werden.
Das kannst Du von Closs erwarten, aber nicht von 90% + x anderen Bürgern. --- Ich habe in der Tat ursprünglich gemeint, dass "Falsifizierung" ein ontischer Vorgang sei - da hast Du mich kuriert. --- Geh davon aus, dass das weniger als 55% der Bevölkerung wissen.
Mal die despektierliche Frage: Müssen die das denn alles Wissen? Also ich fände es sicherlich gut, die Vermittlung ist ja auch mein Hauptanliegen hier. Wenn die Frage gestellt wird, bin ich im Rahmen meiner Möglichkeiten da. Aber muss ich jedem einzelnen dieser 55% dieses Verständnis, ob der einzelne 55%ige das jetzt will oder nicht, mit dem großen Langstielhammer (den ich übrigens beim Besuch von "Basalt"-Steinbrüchen empfehle), in sein Denkgehäuse reinkloppen?

closs hat geschrieben:Wie auch immer: Wir sind hier volle Pulle in der "postfaktischen" und AfD-Diskussion. - Die Leute lassen sich nicht mehr alles gefallen und reagieren zunehmend unberechenbar.
Glaub' ich nicht. Es gab Zeiten -- z.B. in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts -- wo der Glaube an Wissenschaft und Technik ganz besonders ausgeprägt war. Und ich sage bewusst "Glaube", weil damals sicherlich viel mehr als die heutigen 55% es aufgrund ihres Wissens gar nicht direkt beurteilen können. Auch früher gab es Esoteriker und bestimmte Glaubensrichtungen zuhauf, die ein eigenes Projekt als Gegensatz zu Wissenschaft betriiben oder die Konkurrenz zum wissenschaftlichen Wissen bewusst forcierten.

Und wenn ich noch an die Astrologiebegeisterung zur Zeit meiner Jugend denke, da ist es doch derzeit eher sehr ruhig.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Benutzeravatar
CoolLesterSmooth
Beiträge: 949
Registriert: Do 21. Apr 2016, 17:03

#119 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von CoolLesterSmooth » Do 20. Sep 2018, 17:40

closs hat geschrieben:Wenn man radikal-skeptizistisch ran geht, ist NICHTS sicher außer "Ich bin" ("Da ich derjenige bin, der radikal-skeptizistisch rangeht, ist immerhin sicher, dass es das Ich gibt, weil ja Irgendwer radikal-skeptizistisch rangeht"). Das heißt: Dann wären auch methodische Ergebnisse der Wissenschaft mit Vorbehalt zu genießen.
Methodische Ergebnisse der Wissenschaft SIND mit Vorbehalt zu genießen, wenn das nicht so wäre, wäre das Kriterium Wiederholbarkeit doch nicht so relevant, oder? Geistige Erkenntnis scheint sich aber offenbar nicht an irgendwelchen Kriterien messen zu müssen.

Ansonsten gibt es so etwas wie eine individuelle Gewissheit: "Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich bin mir sicher". - Man findet man nicht nur in der Religion, sondern auch mit Müttern, die oft genau "wissen", was im Kind vorgeht, ohne es beweisen zu können. - Dazu kommt: Geistige Erkenntnis ist IMMER subjektiv, also nicht intersubjektiv vermittelbar.
Und im Fall der Mütter (oder Väter, Geschwister o. Freunde) zerbricht diese Illusion immer dann, wenn sich eine Tragödie ereignet und man plötzlich feststellt, dass man gar nicht "wusste", was im Kind vorgeht.
Zwei unterschiedliche Personen können durch geistige Erkenntnis zu Erkenntnissen gelangen, die nicht nur nicht deckungsgleich sind, sondern im direkten Widerspruch zueinander stehen und beide würden gleichermaßen angeben, dass sie sich sicher sind. In so einem Fall wäre man allein auf der Basis geistiger Erkenntnis nicht nur nicht in der Lage zu bestimmen, welcher der beiden in seiner individuellen Gewissheit nun berechtigt ist, man könnte noch nicht einmal sagen, ob überhaupt irgendeiner der zwei richtig liegt. Mit welcher Begründung verdient eine Frucht geistiger Erkenntnis, und sei es meine eigene, mein Vertrauen?
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#120 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von JackSparrow » Do 20. Sep 2018, 19:12

CoolLesterSmooth hat geschrieben:In so einem Fall wäre man allein auf der Basis geistiger Erkenntnis nicht nur nicht in der Lage zu bestimmen, welcher der beiden in seiner individuellen Gewissheit nun berechtigt ist,
Berechtigt gegenüber wem? Recht hat, wer an der Spitze der Nahrungskette steht...

Gesperrt