Magdalena hat geschrieben:Ich meinte nicht die Indoktrination, die kindliches Verhalten als "böse" bezeichnet-- so etwas finde ich nicht gut, direkte Botschaften wären besser, also etwa: "Du wenn du so mit dem Sand spielen willst, dann mach das da drüben, sonst werden die anderen Kinder schmutzig und dann muß ihre Mama ihnen die Haare waschen." (Meine Kinder mochten es nicht, das Haare- waschen)
Ja, genau, das ist eine Gute Lösung. Leider war es bei uns in den Sandkästen immer so, dass wenn ein Kind Sand geworfen hat oder andern Kindern was weg nahm, gleich so eine Peinlichkeit entstand. Es war den Müttern anzusehen, dass die einen dachten, wie ungezogen ist das Kind nur, so ein Störefried, na wenn das meiner wer dann... und die andere Mutter war tief betroffen, was mach ich nur falsch, warum ist mein Kind nur so unartig. Ich ging nur ganz ungern auf öffentliche Spielplätze. Unsere beiden liebten es auch Sand auf ihre Köpfe zu tun, dann kamen sie schon in gebeugter Haltung zu uns angewackelt, hielten ihr Köpfchen hin und wir Mamis mussten mit den Fingerspitzen vorsichtig den Sand raus massieren. Mit dieser Methode bekommt man den groben Sand raus und man muss nicht gleich die Haare waschen. Ihnen gefiel diese sanfte Massage so gut, dass es gleich wieder eine Ladung Sand auf den Kopf gab und dass Spiel ging von vorne los. Unangenehm wurde es nur, wenn sie andern Kindern zeigen wollten, wie toll es ist Sand auf den Kopf zu haben.
Woran ich dachte, das sind Revierstreitigkeiten; das Erkämpfen einer "Rangordnung", wenn Kinder aufeinander treffen.
Man muß es ihnen nicht beibringen, um die "Führung" oder um die besten Plätze im Sandkasten zu streiten, das machen sie ganz von selbst.
Aber man muß sie lehren, ein sozialverträgliches Verhalten zu entwickeln.
Da gibt es bei nicht Autoritärer Erziehung auch einen kleinen Unterschied, es gibt immer eine Situation, wo einer genau dass haben will, womit der andere sich gerade beschäftigt. Und da kann man als Mutter ziemlich hilflos daneben stehen, so lange sie sehr klein waren haben wir mit Ablenkung und Verständnis eingreifen. Sobald sie ein bisschen verständiger sind haben wir sie gelassen und dann ist nichts bösartiges entstanden, sondern es endete immer in wildem rumalbern, so entlud sich ihre innere Anspannung von dem vorausgegangenem Konflikt.
Ich war froh, dass ich fast gleichzeitig mit der Freundin, mit der ich aufgewachsen bin, ein Kind bekam, denn wir hatten beide nie gelernt streng zu sein. Wir haben zwar einen Erziehungsratgeber nach dem anderen gelesen aber brachten es beide nie fertig gegen unsere inneres Gefühl zu handeln und so waren unsere Kinder laut und wild aber sie lernten ihre Konflikte selbst auszutragen und zwar nicht so, dass einer immer nachgeben musste oder unterdrückt wurde, sie entwickelten von sich selbst aus ein sozialverhalten ohne Rangordnung.
Wenn man sich mein Avatar Bild anschaut, sind die beiden tief in ihr Spiel versunken und die Möglichkeit haben heute die wenigsten Kinder auf diese Art die Welt zu entdecken, da gab es keine Rangordnung kein Kämpfen und die Kinder waren keine Konkurrenten.
Magdalena hat geschrieben:Kinder aus Großfamilien sind, wie mir Pädagogen immer wieder bestätigten, verträglicher, weil sie von klein auf daran gewöhnt sind, mit anderen Kindern zu teilen.
Genau, weil die Mutter nicht alles alleine Bewältigen kann haben die Kinder viel mehr Verantwortung. Sie können nicht mit jeder Kleinigkeit zum Erwachsene kommen, sondern müssen vieles alleine Lösen, sie sind einfach selbständiger. Ich wollte auch immer 5 Kinder aber leiden hatte ich nicht die Nerven unser Schulsystem 6X mitzumachen.
Magdalena hat geschrieben:Ja, wenn genügend Platz ist...
Da fällt mir ein Erlebnis ein, das liegt schon länger zurück.
Damals hatte ich zwei Kinder, das Mädchen war vielleicht gut 2 Jahre alt, der kleine Bruder krabbelte noch. Wir bekamen Besuch, die Eltern hatten auch ein Mädchen, ein Jahr älter als meine Tochter.
Dieses Mädchen ging nun her und nahm meinen Kindern immer die Spielsachen weg, mit denen sie gerade spielten.
Meine Kids waren baff erstaunt. SO etwas hatten sie noch nicht erlebt.
Ich war gespannt, was geschehen würde.
Das ältere Mädchen sammelte das, das sie meinen Kindern wegnahm, auf einem Haufen.
Meine Tochter wartete und schaute zu. Als alles, was so zur Verfügung stand auf dem Haufen gelandet war, stand sie auf, ging einige Schritte weiter, setzte sich neben den Haufen--- und spielte weiter.
LG
Da fällt mir spontan dazu ein, in der Ruhe liegt die Kraft. Und Du hast Dich auch als Mutter zurückgezogen und hast die Kinder alleine machen lassen und die Kinder haben wirklich tolle Lösungen, worauf wir Erwachsenen gar nicht kommen.
Viele Jahre hab ich mit einer Kollegin zusammengearbeitet, deren Ziel war es, eine Kindergartengruppe die sich selbst trägt. Es funktionierte nach anfänglichen Schwierigkeiten erstaunlich gut, die Kinder übernahmen zB die Sportstunde, den Stuhlkreis und vieles mehr, sie bestimmt was sie machen wollte und wie, sie sind viel aufmerksamer und setzten sich selbst viel strenger Regeln als mancher Erwachsene es tut.
Auch wurden die Regen die sie selbst bestimmt haben viel genauer eingehalten und ihr spielverhalten wurde sehr Kreativ, es entstanden in der Zeit ganz tolle Sachen und Spiele.
Am Anfang stießen wir auf viel Unverständnis bei den Eltern wir hatten richtig Schwierigkeiten. Heute sind die Kinder erwachsen und ab und zu trifft man noch eine Mutter, die dann sagt, dass es für ihr Kind doch gut gewesen ist, auch wenn sie auch nicht ein exakt ausgeschnittenes Fensterbild mit nachhause brachten, wie in den Nachbarsgruppen, aber die Kinder kommen viel einfacher durchs Leben weil sie in ihrem Selbstwert Gefühl gestärkt sind und mehr Mitgefühl haben.
Die Kinder entwickelten sich einfach anders, das Konkurrenzdenken wurde schwächer, Kinder mit schwächen wurden völlig akzeptiert, es gab kein Lachen wenn einer stotterte, Kinder die nicht die deutsche Sprache beherrschten wurden nicht ausgegrenzt und vieles mehr. Ihr sozialverhalten wurde liebevoller und einfühlsamer, ganz allein durch sich selbst.
LG Mia