Münek hat geschrieben:Gäbe es diese angeblich "wissenschaftlich sehr überzeugenden Darstellungen", nach denen Jesus KEINE Naherwartung hatte, hättest Du diese längst präsentiert.
Dieser Thread ist so lange, dass auch diese Frage längst beantwortet wurde. - Das Problem liegt nicht daran, sondern in unterschiedlichen Definitionen von "Wissenschaft" und "Vorannahmen". - In der RKK-Theologie ist dieses Thema seit Jahrzehnten gegessen und wird auch begründet.
sven23 hat geschrieben:Deshalb müssen Studien geprüft werden, nach welchen Kriterien sie erstellt wurden.
Richtig - das erkennt man aber nicht an der Fragestellung, wenn sie identisch ist: "Was müsste ein Päckchen Zigaretten ....". - Dass bei genauerem Hinschauen ersichtlich wird, welche jeweiligen Vorannahmen, Definitonen, etc. verwednet wurden, ist klar - aber diese erblicken normalerweise nicht das Licht der Öffentlichkeit.
sven23 hat geschrieben:Ja eben, sie haben unterschiedliche Daten verwendet. Demzufolge sind beide Ergebnisse nicht miteinander vergleichbar
Es sind unterschiedliche Antworten auf eine identische Fragestellung. - Natürlich haben sie unterschiedliche Daten und Definitionen verwendet. --- Wie willst Du verkaufen, dass unterschiedliche Ergebnisse zu identischer Fragestellung NICHT vergleichbar sind? - Das versteht k(aum)einer.
So wie Du nicht verstehst, dass die Frage "Gibt es eine Teleologie in der Welt?" biologisch mit nein und spirituell mit ja beantwortet wird - Du meinst dann, eine der Antworten sei falsch, WEIL Du beide Antworten vergleichst.
sven23 hat geschrieben:Das hat die päpstliche Bibelkommission längst entschieden.
Die päpstliche Kommission hat entschieden, dass es eine Basis-Exegese namens HKE im Vorfeld geistiger/geistlicher Auslegungen geben soll, da sie für das Verständnis dieser folgenden Auslegung unverzichtbar ist.
sven23 hat geschrieben:Das geht nicht, denn nach wie vor gilt: Wissenschaft vs. Glaubensideologie.
Aus Deinem Mund heißt das "Freibrief" im Sinne von "Vorannahmen dessen, was Du Wissenschaft nennt, dürfen als solche vernachlässigt werden". - Da wirst Du in besseren intellektuellen Kreisen auf Widerspruch stoßen.
Münek hat geschrieben: Der Unterschied zwischen "Exegese" und "Hermeneutik" hat mit meiner Frage NICHTS zu tun.
Doch.
Münek hat geschrieben:Aufgabe der historisch-kritischen Exegese ist es NEBEN der historischen Grundlagenforschung, den WORTSINN biblischer Aussagen zu ermitteln
Da sind wir uns einig.
Münek hat geschrieben:Es ist die Hauptaufgabe der historisch-kritischen Exegese, biblische Texte zu interpretieren, d.h. nach dem Wortsinn (Intention, Aussageabsicht des Autors) auszulegen.
Davon abgesehen, dass auch hier die geistige/geistliche Prägung des Interpretierenden eine Rolle spielt, stimme ich Dir erst mal zu. - Aber bei der geistigen/geistlichen Exegese geht es darüber hinaus darum, was ein Text bedeutet, egal von wem er stammt: "Was bedeutet dieser TExt im Gesamtkontext der Schriften geistig/geistlich?".
Münek hat geschrieben:Sie ist zumindest die Leit- und Standard-Auslegungsmethode.
Ja - "Standard" in dem Sinne, dass jeder durch sie durch muss. - Das ist wie beim Studium (zu meiner Zeit): Es gab ein Grundstudium mit festen Bausteinen, durch das jeder durch musste (heute; "Bachelor") - danach kam das Hauptstudium, in dem man auf diesen Grundlagen vertieft hat.
Münek hat geschrieben: Eine "hermeneutische Exegese" gibt es nicht.
Als Uni-Disziplin gibt es dies nicht, aber als notwendige Folge des "Grundstudiums HKE" - das macht jede Spezial-Fakultät für sich selbst. - Nochmals: Egal ob Eschatologie oder Kerygmatik oder sonstwas: Alles, was da gesagt wird, gründet auf dem Verständnis der Bibel - und da erfüllt die HKM eine Basisfunktion (so wie der Estrich im Bad), aber die eigentliche Sinn-Deutung im theologischen Verständnis kommt erst in diesen theologischen Disziplinen (so wie der Bealg auf dem Estrich).
Münek hat geschrieben:Sie setzt NICHTS, was das Resultat ihrer ERGEBNISOFFENEN Arbeit in irgendeiner Weise beeinflussen könnte.
Falsch - jederzeit nachweisbar falsch. - Die HKE ist ergebnisoffen im Rahmen dieser Vorannahmen - das ist kein Vorwurf, sondern geht einfach nicht anders.
Das Bestehen darauf, dass die HKE KEINE Vorannahmen habe, ist einzig dem Ziel geschuldet, ein Unterscheidungsmerkmal zu theologischen Exegeseformen zu installieren. - Dieses Unterscheidungsmerkmal gibt es sogar auf andere Ebene: HKE legt nicht konfessionell gebunden aus - aber eben anders gebunden.
Münek hat geschrieben:Ich denke, dass der Konsens innerhalb der Exegese zum Irrtum Jesu der Kirche ganz und gar nicht in den Kram passt. Einen öffentlichen Widerspruch kann sie sich nicht erlauben, weil ihr bewusst ist, dass sie sich dann bis auf die Knochen blamieren würde. Dem geballten Sachverstand der äußerst bibelkundigen Exegeten hätte sie nichts Substanzielles entgegen zu setzen.
Das sind Selbstvergewisserungs-Sätze und Beruhigungspillen, die mit der tatsächlichen Lage nichts zu tun habe. - Die Probleme, die Du der Kirche unterstellst, nimmt sie gar nicht wahr, weil das Problem für sie ganz anders gelöst ist.
Münek hat geschrieben:Gewiss - zu einer solchen realitätsblinden Auffassung kann man nur gelangen, wenn der Verdrängungsprozess (bewusste oder unbewusste Ausblendung missliebiger Tatsachen) weit genug geschritten ist.
Du redest Dich in was rein, was in der RKK nicht auf der Tagesordnung steht. Das Ding ist längst gegessen.