Als es ihm selbst an den Kragen geht, sieht die Sache schon anders aus. Da ist nichts mehr mit: "gepriesen sei der Herr".Hiob 2,1-6 hat geschrieben:Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den HERRN trat.
Da sprach der HERR zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen.
Der HERR sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben.
Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben.
Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen!
Der HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!
Das Buch Hiob
#91 Re: Das Buch Hiob
Was springst du denn da so nach Gutdünken hin und her im Text? Als er das sagt, ist er selbst nur indirekt betroffen. Der transzendente Kommentar für den Leser darauf folgt doch auf dem Fuß:
- ProfDrVonUndZu
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#92 Re: Das Buch Hiob
Ja, die drei Freunde sind ähnlich, aber sie treten mit ihrem Anliegen nicht vor Gott. Ihre Missgunst ging nicht in Neid über, der sie dazu hätte bringen können. Neid und Gottesfurcht schließen sich nicht aus. Die Frage ist nur, was am Ende die Oberhand gewinnt.closs hat geschrieben:Insofern ist er wie die drei Freunde. - Allerdings: Er wendet sich nicht gegen Gott - er fällt nicht ab, sondern er füllt nur seine gottgewollte Funktion aus.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Der Satan missgönnt Hiob Gottes Segen, und verbirgt diese Missgunst mit einem Verweis auf Recht bzw. Anspruch durch Verdienst.
Die Initiative gegen Hiob geht rein vom Satan aus. Was immer der Satan hätte tun wollen gegen Hiob, er hätte es immer tun können. Er wollte lediglich eine Legitimation. Die hat er aber nicht bekommen. Er hat hier an dieser Stelle gar nichts von Gott bekommen. Gott hat ihn lediglich daran erinnert, dass Hiob in seiner Hand sei. Das war aber schon vorher so. Der Satan tat später mit Hiob nichts, was ihm nicht vorher schon möglich zu tun gewesen wäre, oder man aus dem Text zwingend schließen müsse, dass Gott Satan nach seinem Ersuch mit neuen Fähigkeiten ausstattte. Es bedurfte dazu ja nicht mal besonderer Fähigkeiten.closs hat geschrieben:Weil es sein Auftrag ist - zumindest in der Hiob-Darstellung.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Jetzt ist doch die Frage, warum tut er das, hat er das nötig ?
Ich meine die Vorstellungen von Fähigkeiten, die kein Mensch normalerweise je zu haben vermag. Ein Wesen das mehrere tausende Jahre alt ist, keine körperlichen Bedürfnisse hat, weil er ja ein reines Geistwesen sei. Mir ist das ja egal, das musst du die fragen, die Satan für mehr bzw. was anderes als einen Menschen halten. Man dichtet dem Satan aber übermenschliche Fähigkeiten an, um sie ihm dann unbekmerkt im Kontext von Hiob wieder abzuerkennen, weil er ja angeblich an dieser Stelle erst von Gott die "magische" Fähigkeit bekam, Feuer vom Himmel fallen zu lassen. Muss er dann jedes mal Gott fragen ? Das konnte doch auch Elia auf dem Berg Karmel. Wenn der Knecht Hiobs rief "Feuer vom Himmel" deutet das wohl eher darauf hin, dass er die Ursache des Feuers nicht kannte und es für ihn quasi aus heiterem Himmel kam. Mit einem gewöhnlichen Brandstifter hatte wohl keiner gerechnet. Warum auch ? Es wurde ja schon angesprochen, dass Hiob vom Dialog zwischen Satan und Gott nichts gewusst hatte.closs hat geschrieben:Sind "Gottessöhne" "Überwesen"? - Oder meinst Du mit "Überwesen" jemanden, der sich auf gleiche Stufe wie Gott stellen will?
Das würd mit Jesu Worten dann nur in so fern übereinstimmen, als dass wir es auf psychische Manipulation begrenzen. Die bösen Worte, die aus dem Mund des Menschen ausgehen, gehen durch jemand anderes Ohren in dessen Gedanken ein.closs hat geschrieben:Kann es nicht das "Überwesen" sein, dass die Veranlagung zu Bösen im Menschen aktiviert?
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1
#93 Re: Das Buch Hiob
Der Scheol war bekannt. Darüber hinaus sind die viele Abschnitte des AT ohne eine eschatologische Perspektive kaum zu verstehen. Darunter fallen sowol der Fall Satans, die Auferstehung der Toten als auch der Messias selbst. Jesus und die Apostel greifen viele davon auf.closs hat geschrieben:Oder anders: Wie kann Hiob so gottesfürchtig sein ("Der Herr hat es genommen - gepriesen sei der Herr"), wenn er keinen Anker über den Tod hinaus hat? - Das ist doch an sich bemerkenswert, oder nicht?
Hiob selbst ist sich einer Zukunft mit Gott bewusst (Hiob 19,25-27), was einem Anker recht nahe kommen dürfte. Was fehlte, war die klare Sicht aus der Perspektive des Neuen Bundes.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.
#94 Re: Das Buch Hiob
closs hat geschrieben:Wer ist NICHT untrennbar mit Gott verbunden? Oder anders: Ist Hiob mit Gott unverbunden, als er vom Satan in die Mangel genommen wird?Ruth hat geschrieben:wenn man untrennbar mit Gott verbunden ist, dann werden "automatisch" die eigenen Wünsche und Taten von Gottes Geist geprägt.
Ich ersetze das Wort "untrennbar" mit "bewusst" ... und antworte auf deine Frage: ich weiß es nicht.
Ich denke auch, dass jeder Mensch zunächst verbunden mit Gott in die Welt hinein geboren wird. Ob einzelne Menschen sich selbst aus dieser Beziehung heraus bewegen können, weiß ich nicht. Zumindest gibt es viele Gläubige, die das annehmen. Letztendlich entscheidet das Gott, nicht der Mensch. Menschen können von sich aus bewusst sich zu Gott hinwenden - oder auch abwenden. Ob und wann Gott sich dann irgendwann auch vom Menschen abwendet, das weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass da, wo der Mensch Gottes Nähe sucht, Gott sich von ihm finden lässt. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Gott seine Menschen nicht einfach so weglaufen lässt, sondern ihnen ganz lange nachgeht und sich immer wieder bemerkbar macht.
Jesus selbst hatte auch einen Moment lang offensichtlich den Eindruck, von Gott verlassen zu sein. Ich denke aber, er war es nicht wirklich. Nur fühlte er sich gerade so, als er rief: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen".
Bei Hiob denke ich, dass er die Verbindung zu Gott nie verloren hat - sich aber in den dunkelsten Zeiten so fühlte, als wenn es so wäre.
#95 Re: Das Buch Hiob
Sehe ich ähnlich - Andreas sieht es etwas anderes. - Tauscht Euch aus.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Die Initiative gegen Hiob geht rein vom Satan aus.

Das meine ich eigentlich auch - ABER: Es gibt auch die Meinung, dass Gottessöhne Menschen sein könnten, somit Satan ein Mensch sein könnte.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Ich meine die Vorstellungen von Fähigkeiten, die kein Mensch normalerweise je zu haben vermag.
Das hat er ja nicht selber gemacht, sondern es wurde von ihm ausgelöst - Gott hat ihn gleichsam erhört. - Aber das scheint mir beim Satan NICHT so zu sein. Satan hat eine übermenschliche Grundausstattung, die er benutzt und um die er nicht anrufen muss.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Das konnte doch auch Elia auf dem Berg Karmel.
SChon richtig. - Mir ging es darum, ob die bösen Worte, die aus dem Mund des Menschen ausgehen, vom Menschen kommen oder von Satan, der diesbezügliche Macht im Menschen hat.ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Die bösen Worte, die aus dem Mund des Menschen ausgehen, gehen durch jemand anderes Ohren in dessen Gedanken ein.
Stimmt - aber erst NACHDEM er schon mordsmäßig gelitten hat. - Hier am Anfang weist nichts darauf hin.Travis hat geschrieben:Hiob selbst ist sich einer Zukunft mit Gott bewusst (Hiob 19,25-27), was einem Anker recht nahe kommen dürfte.
Zumindestens sind sie eschatologisch leichter deutbar. - Andererseits: Wenn man einen AT-Text liest, sollte man ihn meiner Meinung nach aus seiner Zeit heraus verstehen: "Was bedeutet das Buch Hiob, falls es das NT nicht gäbe?".Travis hat geschrieben: Darüber hinaus sind die viele Abschnitte des AT ohne eine eschatologische Perspektive kaum zu verstehen.
Wer entscheidet das, was sie bewegt, sich hin- oder abzuwenden? - Warum kann Hiob Gott im Leiden preisen? - Weil er einen starken "Willen" hat oder weil er dazu gesegnet ist?Ruth hat geschrieben:Menschen können von sich aus bewusst sich zu Gott hinwenden - oder auch abwenden.
#96 Re: Das Buch Hiob
Nicht nur für uns. Auch für die Leute damals. Ohne eschatologische Perspektive sind sie vielleicht sogar gar nicht deutbar und das gilt für quasi alles im AT.closs hat geschrieben:Zumindestens sind sie eschatologisch leichter deutbar. Andererseits: Wenn man einen AT-Text liest, sollte man ihn meiner Meinung nach aus seiner Zeit heraus verstehen
Das Hiob verloren ist... und natürlich alle anderen Menschen auch.closs hat geschrieben:"Was bedeutet das Buch Hiob, falls es das NT nicht gäbe?".
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.
#97 Re: Das Buch Hiob
Mit Verlaub, ich meine, wir gehen hier viel zu schnell voran. Das ist ein Zweiakter und das Ende des 1. Aktes und den Beginn des 2. Aktes sollte man doch deutlicher machen. Ebenso worin sich der 1. vom 2. Akt inhaltlich unterscheidet.closs hat geschrieben:Stoppt mich, wenn meine Zitaten-Anregungen zu schnell kommen - andererseits möchte ich daran erinnern, wie viel offen oder verdeckt im Text steckt ...
Haben wir uns hier tatsächlich so sehr von Satan gefangen nehmen lassen, dass wir Hiob völlig aus dem Auge verloren haben? Das gibt es doch nicht, dass wir auf mittlerweile 10 Seiten und fast 100 Beiträgen noch kein einziges Wort darüber verloren haben, aus was das Leid des Hiob im 1. Akt eigentlich besteht und welch qualitativer Unterschied zum Leiden Hiobs im 2. Akt zum tragen kommt.
Außerdem haben wir hier schon eine der schönsten Perlen dieser Erzählung übersprungen und völlig außer acht gelassen.
#98 Re: Das Buch Hiob
Aber "Wirklichkeit" gab es auch damals - also irgendwas haben die Leute gedacht und gefühlt.Travis hat geschrieben:Ohne eschatologische Perspektive sind sie vielleicht sogar gar nicht deutbar und das gilt für quasi alles im AT.
Hiob selber scheint dies anders zu sehen. - Der Scheol scheint für ihn keine Bedrohung zu sein, sondern eher eine Ruheort - von Qualen ist keine Rede.Travis hat geschrieben: closs hat geschrieben:
"Was bedeutet das Buch Hiob, falls es das NT nicht gäbe?".
Das Hiob verloren ist... und natürlich alle anderen Menschen auch.
Was mir interessant erscheint: Wie kann Hiob Gott im Leiden preisen, wenn er "nur" den Scheol als Zukunft sehen kann? - Wie kann der Textverfasser dieses Motiv bringen, das ihm ja nicht unplausibel zu sein scheint?
Wir haben Zeit - gestalte doch den Thread mit. - Aber bitte nicht springen - es sollte die Entwicklung des Werks im Vordergrund stehen: Was ist der Status JETZT bei DIESEM Zitat.Andreas hat geschrieben:Mit Verlaub, ich meine, wir gehen hier viel zu schnell voran
Wieso denn das?Andreas hat geschrieben:Haben wir uns hier tatsächlich so sehr von Satan gefangen nehmen lassen, dass wir Hiob völlig aus dem Auge verloren haben?
Das wissen wir doch JETZT noch nicht. - Das sehen wir doch erst, wenn wir im 2.Akt sind.Andreas hat geschrieben:noch kein einziges Wort darüber verloren haben, aus was das Leid des Hiob im 1. Akt eigentlich besteht und welch qualitativer Unterschied zum Leiden Hiobs im 2. Akt zum tragen kommt.
Obwohl wir noch ganz am Anfang sind, haben wir "schönste Perlen dieser Erzählung übersprungen"? - Welche denn?Andreas hat geschrieben:Außerdem haben wir hier schon eine der schönsten Perlen dieser Erzählung übersprungen und völlig außer acht gelassen.
#99 Re: Das Buch Hiob
Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf? Du springst hier in großen Sätzen durch das Buch (von einem "ontologischen" Leckerli zum nächsten).closs hat geschrieben:Wir haben Zeit - gestalte doch den Thread mit. - Aber bitte nicht springen
Da sind wir doch schon längst seit deinem vorletzten Zitat. Möglicherweise ziehen wir da die Grenze zwischen 1. und 2. Akt unterschiedlich. Wo ziehst du sie?closs hat geschrieben:Das wissen wir doch JETZT noch nicht. - Das sehen wir doch erst, wenn wir im 2.Akt sind.
Das sage ich dir, wenn wir uns darüber geeinigt haben, wo der 2. Akt beginnt.closs hat geschrieben:Obwohl wir noch ganz am Anfang sind, haben wir "schönste Perlen dieser Erzählung übersprungen"? - Welche denn?
#100 Re: Das Buch Hiob
Bei Hiob genau das, eine Verzweiflungstat. Jede weitere Analyse sehe ich hier nicht wirklich sinnvoll. Was willst du Worte bewerten, von einem der im Elend fast verreckt? Würdest du da was Hochgeistiges Hervorbringen?closs hat geschrieben: Seht Ihr "Fluch"/"verfluchen" ähnlich umfassend oder ist es in Euren Ohren einfach eine Verzweiflungstat ohne weiteren Hintergrund?
Du kannst auch die Reden der Freunde ab Kap 3 - Kap 37 überspringen. Da befindet sich kein Gehalt, der es Wert ist zu bereden. Langatmige Reden von einem Leidenden, der sich zur Wehr setzt und dann die zwar anfangs Betroffenen doch dann Neunmalklugscheißer-Reden der sogenannten Freunde.
Immer wieder zitieren Leute daraus Texte als "Wort Gottes" um damit etwas zu belegen. Finde ich witzig, nicht lesen zu können, wer da was sagt.

Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6
Ps 118:6