Klar - aber das ist der erzählerische Kniff:Andreas hat geschrieben:Der Satan ist nicht allwissend und deshalb ist es Gott, der den Satan provoziert, indem er den Satan auf Hiob hinweist und diesen als Vorbild hinstellt, weil er längst weiß wie der Satan darauf reagieren wird.
1) "Ich, Gott, frage Satan, wo er war".
2) "Und erwähne, dass da einer ist, der wirklich ein ganz Guter ist"
Damit wäre die Sache eigentlich geregelt - Gott und Satan könnten sich nach einer Zigarette wieder trennen. - "So - ich geh jetzt wieder - muss wieder ein bißchen auf der Erde rumstreifen". - Gott würde also NICHT von sich aus sagen: "Da ist ein Guter - den nimmst Du Dir jetzt aber mal vor".
Jetzt aber kommt Satan und spielt SEIN Spiel, indem er Gott reizt, worauf dieser zulässt, dass Satan sein Spiel mit Hiob spielen kann. - Warum darf er das? - Weil Hiob in dem ist, was Jesus später "das Reich des Fürsten nennt" - also in einem Feld, in dem Gott das Böse zulässt.
Um auf unseren Punkt hier zu kommen:
1) Es ist letztlich IMMER Gott, an dem es hängt: Er hätte den Sündenfall vermeiden können, gut und böse vermeiden können, Satan nicht schaffen müssen.
2) Im Rollenspiel ist es aber immer der Satan/das Böse, das Leid schafft - weil es dessen Rolle ist.
Wenn Du Ebene 1) hast, hast Du recht - wenn Du Ebene 2) meinst, hast Du unrecht.
Das ist Ebene 1). - Hiob weiß, dass es letztlich IMMER an Gott hängt: Gott hat ihm früher gegeben, jetzt gibt er ihm den Satan.Andreas hat geschrieben:Außerdem gibt es diese beiden von mir zitierten Stellen, in denen Hiob sagt: "Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen;" und "Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?" was vom Erzähler explizit bestätigt wird
Absolut richtig - Du hättest Literaturwissenschaften studieren sollen - dort gibt es Studenten, die solche Strukturen NICHT erkennen.Andreas hat geschrieben: Nur von ihm weiß der Leser schließlich was Gott "da irgendwo" mit Satan redet. Der Leser weiß auch, das Hiob von diesem Dialog Gottes mit dem Satan nichts weiß und auch niemals davon erfahren wird. Denn wenn Hiob das wüsste, hätte er ein echtes Glaubensproblem, das nämlich, welches uns, den Lesern, zugemutet wird.

OK - über die Bande ist das immer so. - Ohne Gott kein Satan, also auch kein Leid. - Aber der Satan wurde ja gerade deshalb geschaffen, um das zu repräsentieren, was Gott von seinem Wesen her NICHT ist.Andreas hat geschrieben: Eine ganz harte Nummer ist das, aber das ist eine der Botschaften: der Satan ist eben nicht der Verursacher von allem Leid auf der Welt.
Welche Perspektive ziehst Du vor:
1) Gott könnte alles verhindern, deshalb veranlasst er das Leid?
2) Gott schafft einen Funktionsträger namens Satan, weil das Leid nicht dem Wesen Gottes, sondern dem Wesen der Welt entspricht?