Homöopathie V

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Janina
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#821 Re: Homöopathie V

Beitrag von Janina » Di 4. Sep 2018, 09:47

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Nein. Es gibt nichts mehr zu erklären. Du hast ein Aufnahmeproblem. .... Nein, es heißt nur eins: A und B.
Ich habe in der Tat ein Problem, Deine Übertragungen des Wissenschafts-Neusprechs in die Normalsprache zu akzeptieren.
Das ist aber notwendig, um wissenschaftsaffine Leute überhaupt zu verstehen, wenn schon nicht Wissenschaftler selbst. Wenn das für dich eine Fremdsprache ist, fehlt mir noch die Sprache, in die du das für dich übersetzen musst, denn darin erkenne ich lediglich die Auflösung aller Begriffe bis zur Sinnlosigkeit, z.B. dass du die Differenzierung von Kausalität und Koinzidenz immer noch nicht hinbekommst, oder dass als Ergebnis ein klares und eindeutiges A seit 5 Freds und 100 Seiten auf ein "vielleicht doch B" umgedreht wird.

closs hat geschrieben:das Problem ist, dass Du damit den Eindruck erweckst, methodische ERgebnisse stünden über der Wirklichkeit
Und wie willst du dein Problem lösen? Das Thema ist Aussagelogik und Mengelehre. Und du hast die Achse nicht definiert, auf die du das Problem projizierst. Wenn du etwas "über" was anderes stellst, musst du sagen, auf welcher Skala. Auf der Skala der Aussagesicherheit ist das richtig. Da steht Methodik in der Tat "über" Wirklichkeit. Denn ersteres ist sicher, letzteres könnte auch unbekannt sein. Daher stimmt der Satz. Vielleicht ist dein Eindruck auch einfach richtig. Wenn du sagen willst, dass Wirklichkeit "gelber" ist als Methodik, dann ist das auf der Skala der Gelbheit vielleicht richtig, aber nicht sehr nützlich.

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#822 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Di 4. Sep 2018, 16:34

Janina hat geschrieben: denn darin erkenne ich lediglich die Auflösung aller Begriffe bis zur Sinnlosigkeit, z.B. dass du die Differenzierung von Kausalität und Koinzidenz immer noch nicht hinbekommst
Dann musst Du etwas selbstkritischer mit Dir umgehen. - Denn es geht ganz sicher NICHT darum, dass ich diese Differenzierung nicht hinbekäme, sondern dass "koinzidieren" im Wissenschafts-Sprech etwa anderes bedeutet als im Duden-Sprech.

"Koinzidieren" heißt im Duden, dass zwei Phänomene "zusammenfallen", also deckungsgleich sind - OHNE Wertung. - Wenn also jemand Aspirin oder ein HP-Mittel gibt und das Ergebnis mit dem übereinstimmt, was der Aspirin- oder HP-Arzt prognostizieren, "koinzidieren" Prognose und Ergebnis. - Das ist streng phänomenologisch gemeint - also OHNE Ermittlung logischer Zusammenhänge wie bspw. Kausalität.

Wissenschaftlich scheint man in Eigen-Sprech beschlossen zu haben, das Wort "koinzidieren" wertend zu verwenden: "Koinzidenz" = wenn etwas "zufällig" übereinstimmt, aber kausal nicht begründbar ist. - Kann man machen, wenn man will - die Sprache ist frei. - Wenn es innerhalb einer Gruppe so verstanden wird, kann man es so innerhalb dieser Gruppe verwenden. - Das gilt übrigens für viele Spezial-Gruppen: Im "Jäger-Latein" sagt man beispielsweise nicht "Dem Hirschen den Kopf abschneiden", sondern "Dem Hirschen das Haupt schärfen". - Wer's mag - alles geschenkt.

Das eigentliche Problem liegt woanders: Du erweckst den Eindruck, als sei nur dann etwas so, wie es ist, NACHDEM man die Kausalität dazu begriffen hat. - Dies geht nicht, wie ich "seit 5 Freds und 100 Seiten" erkennen muss. - Meine Schlussfolgerung: Methodisches und Ontisches sind in der heutigen Denkformatierung derart verklebt, dass man deren unterschiedlichen Kategorien gar nicht mehr erkennt. - Im Normal-Fall spielt das keine Rolle, bei HP wird es schon relevant, bei geisteswissenschaftlichen Fragen ist es ein Dauerproblem.

Diese Problemfelder einfach per Neusprech wegzudefinieren ("Wozu ich sprachliche Grundlagen wegnehme, ist kein Problem mehr") scheint heute intellektuelle Volkskrankheit zu sein. - DU löst dieses Problem dadurch, dass Du naturalistische und spirituelle Fragestellungen so weit trennst, dass sich beides erst gar nicht berührt - kann man machen - Du steigst halt einfach "rechtzeitig" aus.

Janina hat geschrieben:Wenn du etwas "über" was anderes stellst, musst du sagen, auf welcher Skala.
Nein - "Wirklichkeit" ist doch nicht eine Hyper-Wissenschaft, sondern "nur" Phänomen/"das, was der Fall ist". - Es ist etwas Sprach- und Messloses, das gleichzeitig der Zielpunkt jeden Erkenntnis-Versuches ist: "Ich will (meinetwegen wissenschaftlich) so nahe wie möglich an dieses Phänomen rankommen". - Die Wirklichkeit muss doch wohl immer näher an sich selbst sein als solche Versuche, davon möglichst viel zu verstehen - oder nicht? - Deshalb "darüber".

Janina hat geschrieben: Denn ersteres ist sicher, letzteres könnte auch unbekannt sein.
Du reflektierst ständig aus der Wahrnehmungsebene und nicht aus der Seinsebene - konkret: "sicher" (Wahrnehmung) und "unbekannt" (Wirklichkeit) geht nicht. Denn die Wirklichkeit ist in sich selbst ("ontisch") IMMER sicher, einfach deshalb weil sie "ist". - Ansonsten ist es keine Wirklichkeit. - Was Du wahrscheinlich meinst: Es gibt methodisch sichere und anderswie unsichere Bilder VON der Wirklichkeit (die aber selber sicher ist). - Auch hier blitzt wieder der Dämon durch, dass Wirklichkeit drum zu betteln hätte, methodisch erkannt zu sein, damit sie "ist" - abwegig.

Wir sollten uns einigen, wann wir methodisch und wann wir ontisch sprechen - denn beides sind unterschiedliche Kategorien.

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#823 Re: Homöopathie V

Beitrag von Janina » Mi 5. Sep 2018, 11:27

closs hat geschrieben:"Koinzidieren" heißt im Duden, dass zwei Phänomene "zusammenfallen", also deckungsgleich sind - OHNE Wertung.
So ist es auch bei uns. Da heißt es "gleichzeitiges Auftreten". Ohne Wertung bedeutet, ohne Aussage zu Kausalität.
So wie wenn zwei Kinder am gleichen Tag Geburtstag haben, da gibt es kaum eine wie auch immer geartete Verursachung (außer die Eltern hätten sich damals zur gemeinsamen Sexparty verabredet). Und es wäre genauso blöde, da nach einer zu suchen, wie bei HP-Zeug und einer gesundheitlichen Entwicklung. Und die Suche wäre auch kein "Spatz in der Hand".

Wir haben also keine eigene Sprachregelung. Im Zweifel ist unsere natürlich die Richtige. 8-)

Auch wenn das jetzt satirisch klingt, bei Begriffen wie Energie, Leistung und Kraft wird das blutiger Ernst. Ein Wissenschaftler versteht dann nämlich niemanden mehr, der mit den Begriffen nicht umgehen kann.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: Denn ersteres ist sicher, letzteres könnte auch unbekannt sein.
Du reflektierst ständig aus der Wahrnehmungsebene und nicht aus der Seinsebene
Ich verstehe deinen Einwand nicht. Ein Sein ohne Wahrnehmung ist doch gar nicht beschreibbar.

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#824 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Mi 5. Sep 2018, 14:14

Janina hat geschrieben:Ohne Wertung bedeutet, ohne Aussage zu Kausalität.
Genau - das heißt, dass eine Koinzidenz zwar möglicherweise kausal begründbar sein kann, dies aber hier nicht angestrebt wird. - "Koinzidenz" ist also eine rein phänomenologische Aussage.

Janina hat geschrieben:So wie wenn zwei Kinder am gleichen Tag Geburtstag haben, da gibt es kaum eine wie auch immer geartete Verursachung
"Ohne Aussage zur Kausalität" ("Phänomen") gilt auch für Zwillinge, die am selben Tag Geburtstag haben:

1) "Wir stellen fest, dass es diese Übereinstimmung gibt - ohne Aussage zur Kausalität"
2) "Wenn wir im nächsten Schritt nach der Kausalität fragen, haben wir eine Antwort: "Beide haben am selben Tag Geburtstag, weil sie eineiige Zwillinge sind".

2) ist also keine Steigerung des Phänomens 1), sondern eine Erklärung dazu. - Umgekehrt ist ein Phänomen 1) nicht deshalb weniger als 2), weil es von uns nicht ergründet ist. - Mit anderen Worten: Das "Phänomen" (= "ontisch"), dass zwei beliebige Kinder oder Zwillinge am selben Tag Geburtstag haben, ist dasselbe: Sie HABEN am selben Tag Geburtstag. - Es GIBT diesen Geburtstag.

Janina hat geschrieben:Und es wäre genauso blöde, da nach einer zu suchen, wie bei HP-Zeug
Sehe ich anders - warum? - Weil es nach wie vor aus Sicht der Betroffenen im HP-Umfeld Heilungs-Erfolge bei chronischen Erkrankungen gibt, die sich vorher in langen Jahren per Schulmedizin NICHT eingestellt haben. - Auch hier gilt: Ein Phänomen ist nicht weniger, weil es von uns nicht ergründet ist.

Janina hat geschrieben:Ein Wissenschaftler versteht dann nämlich niemanden mehr, der mit den Begriffen nicht umgehen kann.
So wie man keinen Jäger nicht verstehen kann, der Jägerlatein spricht - das ist normal. - Auch bei uns in der Philologie ist das so - oder lies mal Heidegger oder Buber: Da verstehst Du fast nichts, wenn Du Dich nicht eingearbeitet hast.

Dagegen habe ich nichts - störend ist etwas anderes: Diese Wissenschaftssprache wird im Verständnis der Wissenschaft medial eins zu eins in ein Feld übernommen, das nicht weiß, dass "Verständnis der Wissenschaft" ist. - Konkret: Wissenschaftliches Wissen ist, wenn man im Sinne eines Modells eine Bestätigung findet - eines MODELLS. - Der Normalo meint dagegen, dass "Wissen" etwas Absolutes ist: "Wenn das die Wissenschaft sagt, dann IST das so (ontisch)".

Die Praxis (allerdings weitgehend außerhalb der NATUR-Wissenschaft) sagt etwas ganz anderes - ich wiederhole hier nur in Stichworten:

1) Wir WISSEN ("es ist nachgewiesen") aufgrund wissenschaftlicher Studien, dass ein Päckchen Zigaretten 1) 4 Euro 2) 40 Euro kosten müsste, um die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens abzudecken - wir WISSEN also beides.

2) Wir WISSEN ("es ist nachgewiesen") aufgrund wissenschaftlicher Studien, dass 1) knapp 40% 2) unter 1% aller inländischen Moslems extremistische denken - wir WISSEN also beides.

Solche Beispiele ließen sich beliebig weiterführen. - SChlussfolgerung: Die Medien müssten ihren Auftrag ernst nehmen und immer wieder betonen, was wissenschaftliche Ergebnisse sind und was sie bedeuten bzw. nicht bedeuten. - Insofern ist die Wissenschaft selber überhaupt kein Problem (mit Wissenschaft in dem Sinne, wie es Anton darstellt, habe ich persönlich überhaupt kein Problem), sondern deren mediale/gesellschaftliche Vermarktung.

Janina hat geschrieben:Ein Sein ohne Wahrnehmung ist doch gar nicht beschreibbar.
Richtig. - Deshalb betone ich doch ständig, dass "Sein" völlig unabhängig davon ist, ob wir es beschreiben (können) oder nicht - das "Phänomen" ist das Selbe. - Kleines Beispiel: Gammastrahlen haben die Menschen im Mittelalter mit der gleichen Wirkung durchstrahlt wie heute - der Unterschied: Damals konnte man Gamma strahlen nicht beschreiben. - Hat das etwas am "Phänomen Gammastrahlen" geändert? Nein.

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#825 Re: Homöopathie V

Beitrag von Janina » Mi 5. Sep 2018, 15:31

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Und es wäre genauso blöde, da nach einer zu suchen, wie bei HP-Zeug
Sehe ich anders - warum? - Weil
Weil du immer wieder Koinzidenz mit Kausalität verwechselst. Wenn du damit nicht aufhörst, kommst du aus dem Sumpf geblubberten Blödsinns nie raus.

closs hat geschrieben:Der Normalo meint dagegen, dass "Wissen" etwas Absolutes ist: "Wenn das die Wissenschaft sagt, dann IST das so (ontisch)".
Das ist ja auch so. Aber gerade die "Normalos" halten das nur für eine Meinung unter vielen. Weil ja immer wieder was revidiert werde musste, weil Klatschzeitungen Publikationen falsch zitiert haben.

closs hat geschrieben:1) Wir WISSEN ("es ist nachgewiesen") aufgrund wissenschaftlicher Studien, dass ein Päckchen Zigaretten 1) 4 Euro 2) 40 Euro kosten müsste...
Sowas steht in Gossenblättern, die nicht richtig zitieren können. Leicht erkennbar.

closs hat geschrieben:Gammastrahlen haben die Menschen im Mittelalter mit der gleichen Wirkung durchstrahlt wie heute - der Unterschied: Damals konnte man Gamma strahlen nicht beschreiben. - Hat das etwas am "Phänomen Gammastrahlen" geändert?
Ja. Damals gab es das Phänomen nicht.
Dafür gab es das Phänomen der verkürzten Lebenserwartung bei Minenarbeitern.

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#826 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Mi 5. Sep 2018, 16:46

Janina hat geschrieben:Weil du immer wieder Koinzidenz mit Kausalität verwechselst.
Eben NICHT. - Gerade vorhin hast Du noch gesagt:
Janina hat geschrieben:So ist es auch bei uns. Da heißt es "gleichzeitiges Auftreten". Ohne Wertung bedeutet, ohne Aussage zu Kausalität.
Jetzt bringst Du wieder die Wertung rein. - Nochmal: "Koinzidieren" heißt, dass da etwas "gleichzeitig" auftritt, egal ob man es kausal überprüft oder nicht. - Es "IST" erstmal so. - Möglicherweise ist es kausal von uns begründbar, vielleicht auch nicht - vollkommen offen.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Gammastrahlen haben die Menschen im Mittelalter mit der gleichen Wirkung durchstrahlt wie heute - der Unterschied: Damals konnte man Gamma strahlen nicht beschreiben. - Hat das etwas am "Phänomen Gammastrahlen" geändert?

Ja. Damals gab es das Phänomen nicht.
Doch - gerade "das Phänomen" gab es damals - es GAB (natürliche) Gammastrahlen. - Nur waren sie nicht wissenschaftlich untersucht. - DU verwechselst da was.

Janina hat geschrieben:Weil ja immer wieder was revidiert werde musste, weil Klatschzeitungen Publikationen falsch zitiert haben.
Nee - das war nicht falsch zitiert. - Der Grund lag woanders: Die unterschiedlichen Wissenschafts-Studien (wenn man Statistik, etc als "Wissenschaft" bezeichnen möchte) haben schlicht und ergreifend die für die Untersuchung nötigen Begriffe unterschiedlich definiert bzw. unterschiedliche Kriterien herangezogen. - Danach haben sie auf dieser Basis (= Hermeneutik) wissenschaftlich gearbeitet und dann war wissenschaftlich halt 4 Euro dasselbe wie 40 Euro und 38% wie 1%.

Wie auch immer: DAS ist die Regel dessen, was medial als "Wissenschaft" vermittelt wird. - Ich erinnere:
closs hat geschrieben: Insofern ist die Wissenschaft selber überhaupt kein Problem (mit Wissenschaft in dem Sinne, wie es Anton darstellt, habe ich persönlich überhaupt kein Problem), sondern deren mediale/gesellschaftliche Vermarktung.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Der Normalo meint dagegen, dass "Wissen" etwas Absolutes ist: "Wenn das die Wissenschaft sagt, dann IST das so (ontisch)".

Das ist ja auch so.
Unter bereits mehrfach angemerkten Einschränkungen stimme ich Dir zu. - Bei dem, was medial als "Wissenschaft" vermittelt wird, ist es ganz sicher NICHT so.

Janina hat geschrieben:Aber gerade die "Normalos" halten das nur für eine Meinung unter vielen.
Bei dem, was medial als "Wissenschaft" vermittelt wird, mache ich es genauso - als Ausdruck von Aufklärung. - Da fällt mir ein, dass ein Sozialwissenschaftler seine Habitilation mit folgendem Fazit beendet hat: Es sei nun nachgewiesen, dass es (sexuell) nicht nur drei <sic!>, sondern unendlich viele Geschlechter gäbe (wurde vor einigen Jahren in "Chrismon" zitiert).

Glaubst Du ernsthaft, die Leute sind so doof, dass sie jetzt glauben: "Aha - das ist Wissenschaft - wir haben also nicht nur drei, sondern unendlich viele Geschlechter". - Im Gegenteil: Sie gucken sich selber und gegenseitig in die Hose und zählen nochmal nach und kommen zum Ergebnis, dass der Standard erstmal ZWEI Geschlechter ist, und gehen im übrigen davon aus, dass Wissenschaftler gelegentlich einen Sprung in der Schüssel haben.

Dann stellen sie fest, dass diese ihre Meinung als unaufgeklärt gilt, sind erst mal verunsichert, gucken sich erneut gegenseitig in die Hose und werden irgendwann zornig, dass man sie verarschen will. - Und wenn das eine Weile geht, wählen sie AfD oder Trump.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Der Normalo meint dagegen, dass "Wissen" etwas Absolutes ist: "Wenn das die Wissenschaft sagt, dann IST das so (ontisch)".

Das ist ja auch so.
Noch was: Schau Dir mal volkswirtschaftliche Gutachten an: Je nach politischer Anbindung begründen sie "wissenschaftlich" "dieses" oder "jenes", auch wenn es widersprüchlich ist. - Nein - Wissenschaft ist primär nicht ontisch, sondern modellhaft.

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#827 Re: Homöopathie V

Beitrag von Janina » Mi 5. Sep 2018, 22:09

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Weil du immer wieder Koinzidenz mit Kausalität verwechselst.
Eben NICHT. - Gerade vorhin hast Du noch gesagt:...
Jetzt bringst Du wieder die Wertung rein.
Nein, du hast schon wieder von Heilungserfolg gesprochen.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Weil ja immer wieder was revidiert werde musste, weil Klatschzeitungen Publikationen falsch zitiert haben.
Nee - das war nicht falsch zitiert.
Danach haben sie auf dieser Basis wissenschaftlich gearbeitet und dann war wissenschaftlich halt 4 Euro dasselbe wie 40 Euro und 38% wie 1%.
Ein Wissenschaftler gibt NIEMALS Zahlen ohne Fehlerbalken an. Da sind also wohl Studien falsch abgekupfert worden. Oder es waren erst gar keine Studien.

closs hat geschrieben:was medial als "Wissenschaft" vermittelt wird
Ah, das klingt schon ganz anders. Was sind denn das für Medien? Spektrum? Focus? Oder gleich die BILD? :roll:

closs hat geschrieben:Da fällt mir ein, dass ein Sozialwissenschaftler seine Habitilation mit folgendem Fazit beendet hat: Es sei nun nachgewiesen, dass es (sexuell) nicht nur drei <sic!>, sondern unendlich viele Geschlechter gäbe
Oje... :roll:

closs hat geschrieben:...und gehen im übrigen davon aus, dass Wissenschaftler gelegentlich einen Sprung in der Schüssel haben.
Wie wär's stattdessen mit: Oder schlechte Zeitungen?

closs hat geschrieben:Und wenn das eine Weile geht, wählen sie AfD oder Trump.
Ja. Das ist dann in etwa so wie Scheiße fressen, um damit dagegen zu protestieren, dass Muttis Mampf nicht schmeckt.

closs hat geschrieben:Schau Dir mal volkswirtschaftliche Gutachten an.
Ach ja, warum nicht gleich Werbefernsehen gucken? So viel zu schlechte Zeitungen... :roll:

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#828 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Mi 5. Sep 2018, 22:48

Janina hat geschrieben:Nein, du hast schon wieder von Heilungserfolg gesprochen.
OK - damit habe ich "Ergebnis" ("Phänomen"/"es ist so") gemeint. - Ich werde zukünftig darauf achten.

Janina hat geschrieben:Ein Wissenschaftler gibt NIEMALS Zahlen ohne Fehlerbalken an. Da sind also wohl Studien falsch abgekupfert worden. Oder es waren erst gar keine Studien.
Gut möglich - aber wie soll das der Normalo unterscheiden. - Verkauft wird es als "Wissenschaft", weil man selber nicht "freihändig" wirken will. - Das ist die REGEL.

Janina hat geschrieben:Wie wär's stattdessen mit: Oder schlechte Zeitungen?
Dann wären so gut wie ALLE Zeitungen außer wissenschafts-internen Medien "schlecht". - Was ich sage, betrifft über 90% der Bevölkerung (wozu ich mich in diesem Fall zähle).

Was soll man tun? Entweder man nimmt solche "wissenschaftlich" genannten Routine-Äußerungen ernst, dann geht man auf den Leim. - Oder man tut es nicht, dann wird man "postfaktisch" (mit negativer Konnotation) bezeichnet.

Janina hat geschrieben:Ah, das klingt schon ganz anders. Was sind denn das für Medien?
Das, was die Gesellschaft beeinflusst. Da muss man gar keine Linie zwischen Internet-Medien und "guten" Medien ziehen - es betrifft auch die "guten" Medien.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Und wenn das eine Weile geht, wählen sie AfD oder Trump.

Ja. Das ist dann in etwa so wie Scheiße fressen, um damit dagegen zu protestieren, dass Muttis Mampf nicht schmeckt.
Möglich - aber wir haben nun mal Demokratie, wo Stimmen nicht gewogen, sondern gezählt werden.

Nochmals: Was sollen die Leute tun? "Wissenschaftlich" genannte Dinge glauben, obwohl sie oft falsch sind? - Oder sie NICHT glauben und sich dann als "postfaktisch" beschimpfen lassen?

Gefährlich finde ich in diesem Kontext übrigens Deine Gleichschaltung von "methodisches Ergebnis" und "ontisches Ergebnis alias Wirklichkeit". - Denn davon abgesehen, dass dies ohnehin nur bei Verzicht auf radikal-skeptizistische Dinge funktioniert und dann nur in der NATUR-Wissenschaft (wg. experimenteller Nachprüfbarkeit) und dann nur beim Fall "Hier ist der schwarze Schwan" (und NICHT: "Hier ist KEIN schwarzer Schwan"), funktioniert ist bei den Nicht-Naturwissenschaften in der Regel NICHT.

Die Gefahr sehe ich darin, dass man bei Deiner Auffassung das Volk nicht mal belehren kann, dass Wissenschafts-Ergebnisse immer nur methodische Modell-Ergebnisse sind. - Das werden sie zwar nicht begreifen, aber immerhin bleibt haften, dass Wissenschafts-Ergebnisse erstmal Status-Quo-Ergebnisse sind. - Man fühlt sich also nicht verarscht, wenn diese Ergebnisse anders sind als man es kennt ("mindestens 3 Geschlechter"). :devil:

Hier tickt eine Zeitbombe - und ich würde mich nicht wundern, wenn das Postfaktische im Sinne von "Wir haben über das Methodische hinausgeschaut" in 100 Jahren mal als Beginn einer neuen Aufklärung gefeiert wird.

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#829 Re: Homöopathie V

Beitrag von Janina » Do 6. Sep 2018, 10:02

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Nein, du hast schon wieder von Heilungserfolg gesprochen.
OK - damit habe ich "Ergebnis" ("Phänomen"/"es ist so") gemeint.
Auch Ergebnis ist falsch, denn da stünde eine Untersuchung dahinter.

closs hat geschrieben:wie soll das der Normalo unterscheiden.
Ganz einfach. Alles was ein Normalo lesen kann, ist keine Wissenschaft. Sondern höchstens Wissenschaftsjournalismus, d.h. Journalisten erklären in verständlichen Worten, was sie in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung gelesen haben. Und da hängt die Qualität schwer von der Zeitung ab. Spektrum wäre gut, Focus unterirdisch, Frau mit Herz noch nichtmal einen Komentar wert. Ohne Quatsch, da stand im 2-Wochen-Rhythmus immer drin, von Salz kriegt man hohen Blutdruck, abwechselnd mit Stimmt nicht. Die Idee kommt daher, dass Salz den osmotischen Druck in den Zellen erhöhen würde. Logisch, ist ja proportional zum Konzentrationsgefälle. Das heißt, da gibt es jemanden, schlimmstenfalls sogar einen Arzt, der den osmotischen Zellendruck mit dem Blutdruck verwechselt, und zweitens die Konzentrationsregulationsfunktion der Niere nicht kennt. Echt unterirdisch sowas. Was gegen Blödsinn hilft ist immer: Wissen. :geek:

closs hat geschrieben:Was soll man tun?
Interesse haben und Wissen sammeln. So viel es geht. Zeitungen schützen sich gegen Blödsinn durch Peer Review, d.h. ständige Rückkopplung mit anderen Fachleuten und Vergleich mit anderen als richtig bekannten Tatsachen.
Beispiel Acryamid. Es gab Sorge, OB das Zeug krebserregend sein könnte. Schlechte Gossenblätter haben "krebserregend" verkündet, war aber falsch. Inzwischen wurde es untersucht, und es wurde keine Zusammenhang von Acrylamid und Krebs beim Menschen gefunden. Das heißt wissenschaftlich: Entwarnung. Alles was sonst davon hängen bleibt, ist schlechter Journalismus.
Wenn ich Statistik-Kurse gegeben habe, war meine liebste Abschlussprüfung eine Untersuchung der Uno-Studie (es gibt wohl 2) über den Schutz von HIV-Infektion durch Vorhautamputation bei Männern. Jeder gute Schüler kann die Studie zerlegen, deswegen finde ich es so wichtig, dass in den Schulen mehr Statistik gelernt würde. Das Ergebnis, das schlechte Gossenblätter verkünden, nämlich dass es eine Schutzwirkung gäbe, ist falsch.

closs hat geschrieben:wir haben nun mal Demokratie, wo Stimmen nicht gewogen, sondern gezählt werden.
Ja, die Schwachstelle.

closs hat geschrieben:Was sollen die Leute tun?
Alte Tunerregel: Bildung ist durch nichts zu ersetzen außer durch noch mehr Bildung. Und vor allem viele verschiedene Zeitungen lesen. Nicht nur die BILD, sondern auch die Zeit. Oder auch Spektrum statt nur Focus. Und dann auch die Kommentare lesen, da gibt es oft Wissenschaftler, die Einspruch erheben.

closs hat geschrieben:Gefährlich finde ich in diesem Kontext übrigens Deine Gleichschaltung von "methodisches Ergebnis" und "ontisches Ergebnis alias Wirklichkeit".
Und auch hier wieder dein altes Verwechslungsproblem: Gleichschaltung heißt Koinzidenz. Es ist aber eine Kausalität.

closs hat geschrieben:immerhin bleibt haften, dass Wissenschafts-Ergebnisse erstmal Status-Quo-Ergebnisse sind.
Das ist ja auch gut so.

closs hat geschrieben:Man fühlt sich also nicht verarscht, wenn diese Ergebnisse anders sind als man es kennt ("mindestens 3 Geschlechter"). :devil:
Ha ha, weißt du eine wissenschaftliche Untersuchung, die ein 3. Geschlecht entdeckt haben soll?

Ich weiß sogar eine. 8-)

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#830 Re: Homöopathie V

Beitrag von closs » Do 6. Sep 2018, 10:46

Janina hat geschrieben:Auch Ergebnis ist falsch, denn da stünde eine Untersuchung dahinter.
Dann sagen wir einfach "Phänomen". - Das Phänomen vor der Behandlung (welcher auch immer): Krankheit. - Das Phänomen nach der Behandlung: Gesundheit. - Wenn dieses Phänomen nach der Behandlung vorausgesagt wurde, ist es eine Prognose - also stimmt das Phänomen mit der Prognose überein (egal, ob dies kausal begründet werden kann oder nicht).

Janina hat geschrieben:Interesse haben und Wissen sammeln.
WO Wissen sammeln? - Welches Medium, das die Mehrheit erreicht, würde Deinen Ansprüchen genügen? ("Keines", bin ich mit sicher)

Janina hat geschrieben:Alte Tunerregel: Bildung ist durch nichts zu ersetzen außer durch noch mehr Bildung.
Prinzipiell richtig. - Aber dann kommt irgendwann dann doch das Problem der Hermeneutik. - Wenn unter "Bildung" verstanden wird, dass alles, was nicht falsifizierbar ist, irrelevant ist, ist das keine Bildung. - Mit anderen Worten: Bildung muss mehr sein als kritischer Rationalismus - da gehört auch etwas Wissenschafts-Philosophie dazu, die - wenn sie gut ist - gar nicht umhin kann, die Grenzen zwischen Physik und Metaphysik zu thematisieren (Kant konnte das bereits vor mehr als 200 Jahren).

Wie soll dies möglich sein, wenn das Gros der Intellektuellen davon ausgeht, dass Geist eine rein antropogene Größe ist? - Mit diesem Dogma ist doch Bildung ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr möglich. --- Das betrifft den Kopf des Fisches -- wie soll der Körper des Fisches gebildet werden, wenn es beim Kopf schon stinkt?

Janina hat geschrieben:Und auch hier wieder dein altes Verwechslungsproblem: Gleichschaltung heißt Koinzidenz. Es ist aber eine Kausalität.
Das ist DEIN Dogma. - Dieses mag im alltagswissenschaftlichen Betrieb reichen - mehr aber nicht. - Jedenfalls kann man es nicht verallgemeinern - in der Geisteswissenschaft wäre eine solche Annahme fatal, einfach deshalb, weil dort hermeneutische Vorannahmen oft nicht falsifizierbar sind.

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
immerhin bleibt haften, dass Wissenschafts-Ergebnisse erstmal Status-Quo-Ergebnisse sind.

Das ist ja auch gut so.
1) Das ist ein Widerspruch zu "methodisches ERgebnis = Wirklichkeit"
2) Momentan bleibt beim Volk eben NICHT haften, dass Wissenschafts-Ergebnisse erstmal Status-Quo-Ergebnisse sind, weil Wissenschafts-Ergebnisse stereotyp als "so-ist-es" dargestellt werden - was immer weniger glauben, weil zuviel passiert ist.

Janina hat geschrieben:Ha ha, weißt du eine wissenschaftliche Untersuchung, die ein 3. Geschlecht entdeckt haben soll?

Ich weiß sogar eine.
Gut denkbar - aber das muss man den Normalos erklären. - So kommt rüber, dass alles ver-gendered wird und nichts mehr normal ist. "Das Mördrix was das Gärtrix". - Man darf die Menschen nicht als unaufgeklärt und postfaktisch abstempeln, wenn sie da nicht mitmachen - irgendwann schlägt die Mehrheit zurück.

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