Ich habe gar keinen Grundsatzzweifel an der Bibel.PeB hat geschrieben:Verstehst du die Schwierigkeit, die sich aus dem Grundsatzzweifel an der Bibel ergibt?
Du sagst es selbst: guten Gewissens. Manche Sachen in der Bibel soll kein Mensch "guten Gewissens" als Offenbarung Gottes glauben - das ist doch die Crux! Sie dokumentiert und thematisiert unterschiedliche spirituelle Möglichkeiten bzw. theologische Varianten und Gottesbilder. Sie stellt den Leser jedes mal vor eine Gewissensentscheidung. Das ist wie ein Workshop, eine Bildungseinrichtung die für jeden Menschen ob jung oder alt passende Lektionen bereit gestellt hat. Das kann doch jeder ältere Mensch an sich selbst erleben, wie er sich im Laufe seines Lebens anders, hoffentlich reifer, und meist anders zu einer Bibelstelle positioniert als in jungen Jahren.PeB hat geschrieben:Was willst du guten Gewissens verwerfen, was erkennst du an?
Es ist nur eine andere Vorstellung der Inspiration die hinter diesem Workshop-Konzept steht, und wie ich meine eine viel göttlichere als die Vorstellung einer Verbalinspiration nach dem Motto: Mose bitte zum Diktat." "Ja HERR, hier bin ich." Der Vorteil dieser Inspirationsmethode liegt beispielsweise darin, dass sie historisch tatsächlich nachvollziehbar ist, weil sie den historischen Tatsachen der Abfassungszeiten nicht widerspricht. Die Inhalte der biblischen Erzählungen müssen nicht historisch korrekt sein und sind es oft auch nicht. Dass es zur Zeit Abrams noch keine Kamele als Reittiere in Syrien gab, ist für die theologische Botschaft, welche in der Erzählung vermittelt werden soll, völlig unwichtig. Das diese Erzählungen relativ spät erfundene (= inspirierte) Gründungslegenden des Judentums sind, tut doch der Sache des Glaubens keinen Abbruch.
So kann ich in diesen Erzählungen historische Tatsachen von Theologie sauber unterscheiden und bin nicht mehr gezwungen beispielsweise die mit einem Genozid verbundene Landnahme als Wirken Gottes theologisch auszulegen. Diesen ganzen Völkerquatsch, der damals allerdings das tatsächliche Leben der Menschen bestimmte, wie heute ja auch noch, kann ich von der Theologie - mit gutem Gewissen - trennen. Es stecken in diesen Erzählungen aber dennoch so viele theologisch wertvolle Dinge. Das ist so verstanden viel weniger beliebig, wie das, was aller Orten mit der Bibel gemacht wird. So verstanden kann ich diesen Satz von dir voll unterschreiben.
Eben, kann nicht anders sein.PeB hat geschrieben:Deshalb sage ich: von Menschen geschrieben; die zwar durch die Wahrheit inspiriert waren, aber nicht umhin kamen, ihrer eigene Weltsicht einfließen zu lassen. Wie könnte das auch anders sein?
Es ist aber eine beliebige Entscheidung und sie ist alles andere als alternativlos. Das kann es doch nicht sein, jeden offensichtlichen Blödsinn vergangener Jahrtausende wider besseres Wissens zur unverrückbaren Wahrheit zu erklären.PeB hat geschrieben:Es ist eine Entscheidung, kein Wissen.Andreas hat geschrieben:Warum hält sich dieses Dogma von der widerspruchslosen Einheitlichkeit der Bibel
Mir ist das nicht zu wenig, weil ich dabei weder die Bibel herabwürdige noch die göttliche Inspiration darin. Ich habe auch andere Bücher, und immer ist es eine Gewissensentscheidung, auch in diesen göttliche Inspirationen wahr zu nehmen. Selbst bei nicht religiösen Büchern ist das so.PeB hat geschrieben:So soll es sein, aber mir ist das zu wenig. Das kann ich auch mit anderen Büchern haben - und habe ich auch.Andreas hat geschrieben:Ich sehe das Wesen der Bibel eben genau in dem theologischen Diskurs, der schon in ihr selbst "über-"deutlich dargestellt ist. Darüber nachdenken, das Gute und Schlechte abwägen, mit anderen im theologischen Diskurs und in Zwiesprache mit dem eigenen Gewissen, Schritt für Schritt den aktuellen Entwicklungs- und Erkenntnisstand beständig erweiternd
Ich kann nicht guten Gewissens sagen, dass ich mich entschieden hätte. Den Unterschied warum ich mich an die Bibel halte, macht für mich kein kirchliches Dogma, sondern einzig dieser Jesus von Nazaret, der über die Hügel am See Gennesaret wanderte. Dessen Beute bin ich geworden. Ich bin verliebt. Das ist es, was mir genügt.PeB hat geschrieben:Ich denke, dass die Bibel Offenbarung Gottes ist, die durch Menschen gemäß ihrem kulturell geprägtem Verständnis niedergeschrieben ist und daher auch interpretationsfähig und -nötig.
Wie gesagt: eine Entscheidung.