sven23 hat geschrieben:Wo konkret geht es nicht?
Bewusstsein, Geist, SChuld, Sünde, Gericht, gut, böse, ...
sven23 hat geschrieben:Es betrifft alle glaubensbasierten Exegesen.
Schlicht falsch - oder für alle richtig. - ALLE geistig interpretierenden Exegesen sind "glaubensbasiert". - Du hast Dich da verheddert.
sven23 hat geschrieben:Nein, weil Bultmann keine Zusatzhypothesen benötigt. Der Glaube an übernatürliche Wunder ist ein Zusatzannahme.
Hä? - Was ist denn das für eine rhetorische Pirouette? - Du kannst doch dem, was der Fall ist, nicht vorschreiben, was an ihm "normal" oder "zusätzlich" wäre. - Damit kommst Du nicht aus der Nummer.
sven23 hat geschrieben:Wer Glaubensbekenntnisse an übernatürliche Geister und Dämonen benötigt, der scheidet aus. So einfach ist das.
Durch und durch ideologisch. - Ob es nur eine naturalistische Welt gibt oder eine geistige Welt darüber, wissen wir nicht - unter bestimmten Annahmen ist das eine oder das andere plausibel begründbar. - Aber wissen tun wir nicht.
WEIL wir es nicht wissen, untersuchen wir es nicht per Wissenschaft - aber das ist doch kein Grund, das nicht zu untersuchen, was wissenschaftlich untersuchbar ist.
sven23 hat geschrieben:Aber ein historisch-plausibles.
Historisch-methodisch ist es sicherlich plausibel, weil die methodische Hermeneutik dies nahelegt. - Aber ob es WIRKLICH plausibel ist, wissen wir nicht. - Theologisch-plausibel ist etwas anderes. - Beides ist bestens begründbar und "wirklich"/"ontisch" möglich. - Beides ist Glaube.
sven23 hat geschrieben:Übrigens spricht die päpstliche Bibelkommissin von Sinn der Texte.
Damit ist der Wort-Sinn/Satz-Sinn gemacht, der "unverzichtbar FÜR das Verständnis" ist. - Mit anderen Worten: Das geistige Verständnis (Apg 8,30) basiert auf dem Basis-Wort-/Satz-Sinn. - HKE IST nicht das Verständnis des Textes, sondern ist unverzichtbar FÜR das Verständnis des Textes. - Wie soll eine Disziplin, die von sich sagt, dass sie streng säkular ("keine 'Zusatz-' Hypothesen") interpretiert, von sich erwarten, einen geistigen Text in der Zeit geistig zu verstehen?
sven23 hat geschrieben:Weil du, ähnlich wie Roland, nie zu Ende denkst.
Aus Deinem Mund sollte man sich diesen Satz rahmen lassen.
sven23 hat geschrieben:Wie soll aber der Mensch für etwas verantwortlich sein, was es bereits hunderte Millionen von Jahren vor seiner Existenz gegeben hat?
Da hast Du bereits eine Antwort bekommen, die etwas mit dem Begriff "Überzeitlichkeit" zu tun hat. - Das "Paradies" ist kein naturalistischer Ort, sondern ein Abbildung für das unschuldige und unbewusste Sein in Gott.
Heute würde man vielleicht sagen:
Am Anfang steht ein geistiges Sein, aus dem alles kommt - und dort sieht es so aus, wie es in Bibel per "Paradies" versucht wird zu beschreiben ("Löwe und Lamm teilen sich ein Bett") - also perfekte Harmonie. - Um aber dieses geistige Sein BEWUSST zu erkennen, wird die ideal perfekte SChöpfung in den dialektischen Raum entlassen, in dem es "gut" und "böse" gibt, was die Voraussetzung für Bewusstseins-Entwicklung ist. - Dort kann es nur eine kontaminierte Schöpfung mit Leid geben,.
Umgekehrt: Was wäre eine unkontaminierte SChöpfung? - Nahe dran kommt der Leib Jesu, als er nach seiner Auferstehung die Jünger besucht. - Schmerzfrei, leiblich tastbar, trotzdem durch die geschlossene Tür kommend - also eine leibliche Erscheinung, die letztlich Geistleib ist. - Wie soll man so etwas heute vermitteln?
sven23 hat geschrieben:Erstens ist das Thema der Naherwartung längst erledigt. Jesu Irrtum ist nicht zu leugnen.
Schlicht falsch - das ist Pfeifen im Wald. - Man muss nur die hermeneutische Grundlage ändern, dann ist das Gegenteil aus den Texten zu lesen.
sven23 hat geschrieben:Zweitens bezieht sich die päpstliche Bibelkommission auf den Sinn der Texte und nicht auf die laienhaften clossschen "Sachergebnisse".
Dann versteht die Kommission das Wort "Sinn" anders als Du - denn "Sinn" ist ein rein interpretatives Wort, was gegen das "apriorifrei" verstoßen würde.
Geht'S noch? - Du versuchst ernsthaft, Deine weltanschaulichen Meinungen der Päpstlichen Bibelkommission unterzujubeln?
sven23 hat geschrieben:Wie sie arbeiten muss, wenn sie wissenschaftlich arbeiten will.
Genau das weiß auch die päpstliche Bibelkommission und deshalb ist sie die Standardauslegung und nicht glaubensbasierte Exegesen.
Sie ist sub-geistig-interpretative Standardauslegung - deshalb darf sie "apriorifrei" genannt werden aber nur so weit, wie sie sich an dieses Apriorifreie hält.
Sobald sie dieses Apriorifrei verläßt, kann sie selbstverständlich nach (auch meinem) allgemeinen Wissenschafts-Verständnis auch dann wissenschaftlich arbeiten, wenn sie dann die jeweilige hermeneutische Grundlage einer Schlussfolgerung nennt - Theißen tut dies ausdrücklich (Andreas hat diesen Punkt sehr konkret belegt). - Nach DEINEM Wissenschaftsverständnis dürfte Theißen dies NICHT.
sven23 hat geschrieben:Glaubensideologen wie die Kanoniker
Kanonische Exegeten sind genauso wenig Glaubensideologen wie Bultmann - es ist lästig, diese Deine ideologische Äußerung immer wieder zu korrigieren - ich tue es mit Blick auf Mitleser.
sven23 hat geschrieben:wollen gar nicht differenzieren zwischen authentischen Jesusworten und nicht authentischen.
Da ist was dran, weil ihr Fokus auf geistiger Authentizität liegt ("Was könnte Jesus als göttliche Person so gesagt haben?"). - Und weil man den Weg vom "Und sie verstanden ihn nicht" in das "Jetzt haben wir es verstanden" verfolgen will - das kann die HKE nicht, weil ihr dazu (methodisch gewollt) die geistigen Grundlagen fehlen.
sven23 hat geschrieben:Wissenschaftlich ist diese Vorgehensweise jedenfalls nicht
Selbstverständlich ist das wissenschaftlich.
sven23 hat geschrieben:deshalb in der historischen Forschung unbrauchar
Nicht "deshalb", sondern weil die historisch-methodische Forschung einen anderen methodischen Weg zu dem, was damals wirklich der Fall war, geht.
sven23 hat geschrieben:Und es belegt die Diskrepanz zwischen historischem Jesus und dem Mythos, den man posthum aus ihm gemacht hat.
Nein - es belegt die Diskrepanz zwischen historisch-methodischem und geistig-methodischem Jesus - in Bezug auf den WIRKLICHEN Jesus von 2000 Jahren kann der eine genauso recht haben wie der andere.
sven23 hat geschrieben:Berger benötigt einen Sack voll übernatürliche Zusatzannahmen, Bultmann nicht.
Wenn Jesus göttlich ist, ist "übernatürlich" eine Basisannahme und "Es gibt keine Wunder" eine Zusatzannahme. - Du definierst "Zusatz" aus DEINER weltanschaulichen Situation heraus.
sven23 hat geschrieben:Welche Fehler meinst du konkret?
Das wären viele Threads.
sven23 hat geschrieben:Dass du oft intellektuell gar nicht in der Lage bist, ...
Oje - Du meinst damit Deine Weltbild-Argumente. - Unter "intellektuell belastbar" oder "wirklich aufgeklärt" würde ich verstehen, dass man sich problemlos in die hermeneutische Situation des anderen begeben kann. - Dazu gibt es die sehr hilfreiche Einrichtung des "Advocatus Diaboli" (eigentlich ein Vorläufermodell des Kritischen Rationalismus).
Das Entscheidende: Man nimmt eine Position ein, von der man NICHT überzeugt ist, um die Position, die man hat, (hoffentlich) zu stärken. - um es konkret zu machen: Ich verstehe wirklich Deine weltanschaulichen Grundlagen, die Dich dieses oder jenes glauben lassen können. - Ich kann mich sogar in einen Kurzzeit-Kreationisten hineindenken. - Positionen wechseln und gucken, was man dann mit den Augen derer sieht, die diese Position einnehmen.
Frage:

Kannst Du Dich WIRKLICH qualitativ in die Position eines spirituellen Menschen hineindenken?
sven23 hat geschrieben:Apriori frei ist die historisch-kritische Forschung, auch nach Meinung Ratzingers und der Bibelkommission.
Das ist der Soll-Zustand.
sven23 hat geschrieben:Dass Jesus eine Naherwartung hatte, ergibt sich aus dem ursprünglichen Sinn der Texte
Richtig - aber nicht, dass Jesus sich geirrt hat. - Denn der "Textsinn" in Deinem Verständnis sagt nichts darüber aus, was damit gemeint ist (Apg. 8,30).
Der Textsinn ist: "Nach den Quellen sagte Jesus das nahe Eintreffen des göttlichen Reiches voraus" ("Naherwartung"). - Die geistig-interpretative Frage ist: "Was ist damit gemeint?" - Bereits mit der Beantwortung dieser Frage verlässt die HKE das Apriorifreie.
Die HKE kann sagen, dass Textschreiber mindestens zeitweise darunter verstanden haben, dass Gott als weltliche Macht auf Erden käme - genehmigt. - Aber sie kann (will sie apriorifreibleiben) NICHT sagen, dass Jesus das gemeint hat, was die Textschreiber zeitweise meinen ("Und sie verstanden ihn nicht"). - MEINEN darf man es trotzdem: Aber dann bitte mit Nennung der Hermeneutik (= Verlassen des apriorifreien Raums).
Halte die Päpstliche Bibelkommission nicht für doof. - Ratzinger hat damals eine Handreichung versucht, indem er sich nur positiv geäußert hat. - Wenn Du in diplomatischem LEsen geschult wärest, würdest Du die vielen Danaer-Geschenke erkennen.
"unverzichtbar für das Verständnis" = "nicht entscheidend für das Verständnis"
"HKE kann sich geistig zu öffnen" = "Ihr seid im jetzigen Zustand geistig nicht satisfaktionsfähig, weil Ihr Euch nicht öffnet"
Piech hat mal über den Porsche-Chef Wiedeking gesagt, dass dieser "das beste sei, was uns in den letzten 15 Jahren passieren konnte". - Das war eine KÜNDIGUNG!!!!! - Verstanden?