Versagt die Evolutionstheorie?

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Detlef
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#781 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von Detlef » Fr 4. Mai 2018, 09:27

closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Bisher bist du aber nie konkret geworden, was dieses "darüber hinaus" sein soll. 14 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxien dürften es wohl nicht sein
Richtig - "darüber hinaus" ist das, aus dem das Universum kommt alias "Gott". - WAS das ist und WIE das aussieht, können wir uns nicht vorstellen. - Was wir allerdings jetzt schon spüren können, ist das Geistige. - Wir spüren es mit dem Körper ("Gehirn"), aber es ist nicht körperlicher NAtur.
"Spüren" allein genügt nicht!
closs hat geschrieben:Das ist eben die Gretchenfrage: Kommt Geist aus Materie oder Materie aus Geist? - Kritisch-rational/materialistisch/naturalistisch ist es "so", spirituell ist es "anders". - Beides reine Glaubenssache.
Es ist nicht d i e Gretchenfrage, weil bei deiner Gegenüberstellung zwei unterschiedliche Dinge mit "Geist" gemeint sind. Und auch die "Glaubenssache" beinhaltet eine unzulässige Gleichsetzung von glauben (im Sinne von "fürwahrhalten") und religiösem Glauben.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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Janina
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#782 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von Janina » Fr 4. Mai 2018, 11:14

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Den Unterschied habe ich dir vorgerechnet.
Ja, hast Du. - Aber meinst Du wirklich, dass es unterschiedliche Qualitäten von Realität gibt: Solche, "die eh da ist", und solche, die erst per Wahrnehmung da ist? - Kann der Begriff "Realität" so heterogen besetzt sein?
Das ist offenbar die Bedeutung der Berechnung. Und da die Rechnung für alle Realitäten die gleiche ist, ist der Unterschied nur graduell. Der Spielraum der Existenzvariation ist sehr klein. Ein Mond kann da nicht viel machen, ein Atom dagegen so gut wie alles.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Keine nachträglichen Wortumdefinitionen bitte! :x
Hä? - Willst Du damit sagen, dass Du "Entität" bisher rein physikalisch verstanden hast?
Das ist ja wohl gerade deren Eigenschaft.

closs hat geschrieben:Also auch Gott ist Entität, falls es ihn gibt und falls er keine Erfindung von uns ist
Also was nu? Etwas Erfundenes wäre zumindest ein realer Gedanke und als solches schon eine "Entität" in deinem Sinne.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Sein Geist weiß es natürlich, da er gerade "da" ist.
Halten wir fest: SEIN Geist weiß es - also ist es nicht nur eine Vorstellung von uns, sondern SEIN (ontischer) Geist weiß es.
Hast du "ontisch" wieder umdefiniert? Unser Gedanke, unsere Erinnerung an ihn IST sein Geist.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben: Sein Körper weiß natürlich nichts, mangels Existenz.
Sehe ich genauso - da kann sinnigerweise nur "Geistleib" gemeint sein - also die Existenz jenseits biologischer Manifestierung.
Gar nicht jenseits. Unsere Anwesenheit ist biologisch recht diesseits, die Notwendig ist, um seiner zu gedenken. Sein Geist, die Software, spielt in unseren Köpfen, der Hardware.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Kennst du die Unendliche Geschichte von Michael Ende? Bastian erschafft die Welt mitsamt ihrer Vergangenheit.
Vergangenheit = Erfindung des Menschen und gäbe es ohne Menschen NICHT?
Vielleicht mehr Wahrnehmung und Bewusstsein als Erfindung. Würdest du die Vergangenheit für irreal halten? Sie ist ja schließlich nicht da. Aber sie ist in uns. Frag mal eine Fliege nach der Vergangenheit, da wird nicht viel kommen. So wie bei einem Kreationisten. Ein paar tausend Jahre, mehr geht da systemtechnisch nicht.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Kannst du gar nicht unreduziert denken? "War" ist Vergangenheit, nicht Gegenwart.
Mein unreduziertes Denken ist:
"Gott ist überzeitlich
Eben hast du ihn noch in die Vergangenheit verbannt.

JackSparrow
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#783 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von JackSparrow » Fr 4. Mai 2018, 11:49

closs hat geschrieben:Als solche ist die Vergangenheit eine Vorstellungsgröße des Menschen - aber das heißt nicht, dass Bismarck eine Erfindung wäre, nur weil er inzwischen gestorben ist.
Deine persönlichen Vorstellungen über einen einstmals lebendigen Herrn Bismarck sind selbstverständlich deine eigenen Erfindungen. Der reale Bismarck ist mindestens genauso tot wie der reale Elvis.

Aber meinst Du wirklich, dass es unterschiedliche Qualitäten von Realität gibt: Solche, "die eh da ist", und solche, die erst per Wahrnehmung da ist?
Etwas, was "eh da ist", ohne von irgendjemandem wahrgenommen zu werden, bezeichnen wir als eine sogenannte "Hypothese".

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#784 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von closs » Fr 4. Mai 2018, 13:45

Detlef hat geschrieben:"Spüren" allein genügt nicht!
Natürlich nicht - aber mehr ist halt nicht zu machen. - Kritisch-rational kann man solche Dinge nicht erreichen.

Detlef hat geschrieben:Es ist nicht d i e Gretchenfrage, weil bei deiner Gegenüberstellung zwei unterschiedliche Dinge mit "Geist" gemeint sind.
Hier meine ich dasselbe, nämlich das, was die (spirituelle) Existenz des Menschen ausmacht. - Dass auch Neurowissenschaftler das, was sie wissenschaftlich wahrnehmen können, "Geist" nennen, ist bekannt - ich habe mehrfach moniert, dass es ein Charakteristikum unserer Zeit ist, traditionell semantisch besetzte Begriffe umzudeuten, so dass eine alte Bedeutung einer neuen entgegensteht, obwohl sie sehr Unterschiedliches bedeuten.

Detlef hat geschrieben:Und auch die "Glaubenssache" beinhaltet eine unzulässige Gleichsetzung von glauben (im Sinne von "fürwahrhalten") und religiösem Glauben.
Verstehe ich nicht ganz. - Wenn ein Christ sagt "Ich glaube an Gott", ist das "Für-wahr-halten" inklusive - davon abgesehen: Im Grunde ist die Unterscheidung von "wissen" und "für-wahr-halten" ein Coup des Kritischen Rationalismus, um eine Alleinstellung zu haben. - Auch kritisch-rational Denkende können in Bezug auf die Wirklichkeit nur "für-wahr-halten".

Janina hat geschrieben:Und da die Rechnung für alle Realitäten die gleiche ist, ist der Unterschied nur graduell.
Es wäre nur ein gradueller Unterschied, ob Realität unabhängig von unserer Wahrnehmung da ist oder erst durch Wahrnehmung entsteht?

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:

Janina hat geschrieben:
Keine nachträglichen Wortumdefinitionen bitte! :x

Hä? - Willst Du damit sagen, dass Du "Entität" bisher rein physikalisch verstanden hast?

Das ist ja wohl gerade deren Eigenschaft.
Kann, muss aber nicht. - Wenn es Gott als Entität gibt (und er auch vor der Existenz des Menschen existent war), hat er sicherlich KEINE physikalische Eigenschaft (in seinem Wesen).

Nachfrage: Wenn physikalische Existenz durch unsere Wahrnehmung entsteht - interpretierst Du diese Existenz
a) als Teil Deiner Wahrnehmung (Subjekt) oder
b) als von Deiner Wahrnehmung Gemachtes (Objekt)?

a) wäre schwach - b) hieße, dass etwas da ist (Entität!), aus der durch Deine Wahrnehmung etwas Wahrnehmbares gemacht wird - das wäre ok und ist spirituell nicht sooo super aufregend.

Janina hat geschrieben:Etwas Erfundenes wäre zumindest ein realer Gedanke und als solches schon eine "Entität" in deinem Sinne.
Nein - wenn ich mir Janina mit 17 Ohren vorstelle ("Ich habe es deutlich vor mir" :lol: ), ist das keine Entität (Objekt), sondern Teil meines Subjekts. - "Jania mit 17 Ohren" ist ein Nicht-Sein.

Janina hat geschrieben:Hast du "ontisch" wieder umdefiniert? Unser Gedanke, unsere Erinnerung an ihn IST sein Geist.
Da scheint es Abstimmungs-Probleme zu geben. - Nein - "ontisch" ist etwas erst dann, wenn das, was wir uns vorstellen, nicht nur Subjekt ist, sondern auch Objekt ist.

Ich habe ein Bild von Janina von der Seite gesehen, mache mir ein Bild vom Rest und habe eine Vorstellung von "Janina von vorne" ("Objekt") - diese Vorstellung kann schräg sein - aber das macht nichts - der "Anker" (es gibt Janina als Objekt) ist da.

Mit anderen Worten: Wenn meine Erinnerung "sein" Geist "IST", dann nur deshalb, weil es diesen Geist als Objekt gibt (sonst wäre es doch eine Erfindung von mir). - Praktisch formuliert: "Sein Geist" ist überall da, so dass er jederzeit angezapft werden kann, damit er in meinem Bewusstsein da ist. - Heidegger würde hoffentlich zustimmen, wenn man ihn folgendermaßen interpretieren würde:

• „Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende“
= „Gott/Realität ist Voraussetzung für den Menschen/die Wahrnehmung“

• „Das Sein kommt auf der Ebene des Seienden ohne ein Seiendes nicht vor.“
= „Gott wird in der Welt nur zur Kenntnis genommen, wenn der Mensch ihn benennt, das heißt: Realität/Wahrheit wird nur real über Wahrnehmung“


Janina hat geschrieben: Unsere Anwesenheit ist biologisch recht diesseits, die Notwendig ist, um seiner zu gedenken. Sein Geist, die Software, spielt in unseren Köpfen, der Hardware.
Genau so. - Wir sind biologisch und brauchen die biologische Hardware, um geistig zu denken. - Aber wenn wir vom "Leib Christi" sprechen ist doch nicht ein biologischer Leib gemeint - oder meinst Du das?

Janina hat geschrieben:Würdest du die Vergangenheit für irreal halten? Sie ist ja schließlich nicht da.
Streng genommen gibt es eine endlose Aneinanderreihung von Gegenwarts-Momenten - insofern sind Vergangenheit und Zukunft irreal. - Die Vergangenheit wird dadurch real, dass sie für uns zur Gegenwart wird, weil wir geistig mit ihr verbunden sind.

Aber auch hier gilt: Diese geistige Gegenwart geht nur, weil es "Gegenwart in früheren Zeiten = Vergangenheit" als Objekt gibt. - Genauso wie es Jesu Präsenz im Geist nur deshalb gibt, weil es ihn als Entität gibt. - Oder anders: Da Gott überzeitlich ist und für ihn jegliche Gegenwart "gleichzeitig" präsent ist, ist Gottes Geist/Jesus genauso da wie Wasser um einen Fisch - sobald der Fisch sich daran "erinnert", ist ihm das Wasser real - s.o. Heidegger. - Entscheidend: Das Wasser ist keine Erfindung des Fisches, sondern ist WIRKLICH da.

Janina hat geschrieben:Eben hast du ihn noch in die Vergangenheit verbannt.
Hä? - Wie das?

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#785 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von Janina » Fr 4. Mai 2018, 14:23

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Und da die Rechnung für alle Realitäten die gleiche ist, ist der Unterschied nur graduell.
Es wäre nur ein gradueller Unterschied, ob Realität unabhängig von unserer Wahrnehmung da ist oder erst durch Wahrnehmung entsteht?
Wenn das nicht deutlich genug war, soll ich's wiederholen? Oder willst du nachrechnen?

closs hat geschrieben:Wenn physikalische Existenz durch unsere Wahrnehmung entsteht - interpretierst Du diese Existenz
a) als Teil Deiner Wahrnehmung (Subjekt) oder
b) als von Deiner Wahrnehmung Gemachtes (Objekt)?
Die Auswahl ist zu beschränkt für die Welt.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Etwas Erfundenes wäre zumindest ein realer Gedanke und als solches schon eine "Entität" in deinem Sinne.
Nein - wenn ich mir Janina mit 17 Ohren vorstelle ("Ich habe es deutlich vor mir" :lol: ), ist das keine Entität (Objekt)
Ok, dann ist eine "Entität" also DOCH ein weltliches Da-Sein.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Hast du "ontisch" wieder umdefiniert? Unser Gedanke, unsere Erinnerung an ihn IST sein Geist.
Da scheint es Abstimmungs-Probleme zu geben. - Nein - "ontisch" ist etwas erst dann, wenn das, was wir uns vorstellen, nicht nur Subjekt ist, sondern auch Objekt ist.
Ich glaube kaum, dass Begriffe durch die Grammatik ihrer Umgebung definiert werden sollten.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Unsere Anwesenheit ist biologisch recht diesseits, die Notwendig ist, um seiner zu gedenken. Sein Geist, die Software, spielt in unseren Köpfen, der Hardware.
Genau so. - Wir sind biologisch und brauchen die biologische Hardware, um geistig zu denken. - Aber wenn wir vom "Leib Christi" sprechen ist doch nicht ein biologischer Leib gemeint - oder meinst Du das?
Das klingt fast zu einfach...

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Würdest du die Vergangenheit für irreal halten? Sie ist ja schließlich nicht da.
Streng genommen gibt es eine endlose Aneinanderreihung von Gegenwarts-Momenten
Nö. Es gibt nur einen einzigen Gegenwarts-Moment. Den der gerade da ist, aber den können wir nicht fassen. Die Vergangenheit ist komplett weg. Die Vergangenheit wird nie mehr real. Das einzige was bleibt sind Spuren. Wenn einer im Zimmer gefurzt hat, ist die Spur da, und der Furz weg.

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#786 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von Detlef » Fr 4. Mai 2018, 15:25

closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:"Spüren" allein genügt nicht!
Natürlich nicht - aber mehr ist halt nicht zu machen. - Kritisch-rational kann man solche Dinge nicht erreichen.
...und kann somit schlicht und ergreifend unbeachtet bleiben.
closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Es ist nicht d i e Gretchenfrage, weil bei deiner Gegenüberstellung zwei unterschiedliche Dinge mit "Geist" gemeint sind.
Hier meine ich dasselbe, nämlich das, was die (spirituelle) Existenz des Menschen ausmacht. - Dass auch Neurowissenschaftler das, was sie wissenschaftlich wahrnehmen können, "Geist" nennen, ist bekannt - ich habe mehrfach moniert, dass es ein Charakteristikum unserer Zeit ist, traditionell semantisch besetzte Begriffe umzudeuten, so dass eine alte Bedeutung einer neuen entgegensteht, obwohl sie sehr Unterschiedliches bedeuten.
Wieso du immer noch dasselbe postulierst, obwohl dir das bereits hier:...
Agent scullie hat geschrieben:Wenn du mit umgekehrt meinst, dass die Ansicht des Materialisten, dass "Geist aus Materie" sei, eine Umkehrung der christlichen Ansicht sei, wonach "Materie aus Geist" sei, so liegst du hier komplett daneben. Du machst hier wieder den Fehler davon auszugehen, dass Geist gleich Geist sei, und das ist er eben nicht. Wenn der Christ sagt, dass "Materie aus Geist" sei, dann meint er mit "Geist" den Geist Gottes, und mit "aus" meint er, dass dieser Geist die Materie erschaffen habe, die hierdurch zur tatsächlichen Existenz gelangt sei. Wenn hingegen der Materialist sagt, dass "Geist aus Materie" sei, dann meint er mit "Geist" etwas ganz anderes, nämlich den menschlichen Geist, nicht den Geist irgendeines Gottes. Und mit "aus" meint er keinen Schöpfungsvorgang, bei ein tatsächlicher, eigenständig existierender Geist ins Dasein gerufen wurde, sondern dass es einen (manschlichen) Geist als eingenständige Entität gar nicht gibt, sondern das menschliche Bewusstsein nur ein Resultat der Hiernaktivität sei und an diese gebunden sei. Die Behauptung, die materialistische Sichtweise sei eine Art Umkehrung der christliche, ist daher unhaltbar. Die idealistische Sichtweise kann dagegen schon eher als Umkehrung der materialistischen betrachtet werden: während der Mateialismus die eigenständige Existenz des menschlichen Geistes verneint und den menschlichen Geist als Nebenerscheinung der Materie ansieht, negiert der Idealismus die eigenständige Existenz der Materie und betrachtet diese als Nebenerscheinung des menschlichen Geistes (indem sie nur in dessen Vorstellungswelt existiert).
...glänzend widerlegt wurde, ist mir ein Rätsel. Enweder bist du tatsächlich sehr vergesslich oder du glaubst, dass du nur lang lang genug warten musst, um die alten Metaphern immer wieder neu in den Ring zu werfen. Was bringt dir das?
closs hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Und auch die "Glaubenssache" beinhaltet eine unzulässige Gleichsetzung von glauben (im Sinne von "fürwahrhalten") und religiösem Glauben.
Verstehe ich nicht ganz. - Wenn ein Christ sagt "Ich glaube an Gott", ist das "Für-wahr-halten" inklusive - davon abgesehen: Im Grunde ist die Unterscheidung von "wissen" und "für-wahr-halten" ein Coup des Kritischen Rationalismus, um eine Alleinstellung zu haben. - Auch kritisch-rational Denkende können in Bezug auf die Wirklichkeit nur "für-wahr-halten".
Oh je, auch das wurde dir schon mehrfach erkärt:
Das christliche Glaubensbekenntnis ist, grob vereinfacht, die Hinwendung zu einem Gott, das Überzeugtsein von der christlichen Lehre. Es ist eine religiöse Überzeugung mit unantastbaren, angeblich sicheren Glaubenswahrheiten, die nicht angezweifelt werden dürfen. Also eine statische Angelegenheit.
Das hat doch mit dem Alltagsglauben, der Vorstufe zum Wissen, absolut nichts zu tun!
"Der Unterschied zwischen den Vertretern des Wissens und den Vertretern des Glaubens besteht darin, dass Wissenschaftler wissen, dass sie nur etwas "glauben" (= für „wahr“ halten), was heute zwar angemessen erscheint, morgen aber möglicherweise schon überholt ist, während Gläubige glauben, etwas zu wissen, was auch morgen noch gültig sein wird, obwohl es in der Regel schon heute widerlegt ist."(M.Schmidt-Salomon)
oder WIKIPEDIA: "Unter Glauben versteht man ein Fürwahrhalten ohne methodische Begründung. Glauben in diesem Sinne bedeutet, dass ein Sachverhalt für scheinbar (hypothetisch) wahr oder wahrscheinlich gehalten wird. Darin unterscheidet sich „Glauben“ im weiteren Sinne einerseits vom religiösen Glauben im engeren Sinne, der stets auf dem Willen zum Glauben beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts (z. B. der Existenz Gottes) unterstellt; andererseits unterscheidet sich Glauben von Wissen, das als wahre und gerechtfertigte Tatsache verstanden werden kann."
Deshalb ist dein gleichsetzendes Fazit "Beides reine Glaubenssache" so irreführend.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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sven23
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#787 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von sven23 » Fr 4. Mai 2018, 17:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Doch, tut sie. Sie macht keine wertenden Aussagen zu nicht Falsifizierbarem.
Falsch. - Man muss nur mit einem anderen Verständnis an die Texte gehen und schon ist es ganz anders. - "Jesus hatte eine Naherwartung" ist eine perspektivisch gut begründbare Behauptung - mehr nicht.
Natürlich kommt man mit Glaubensbekenntnissen zu anderen Ergebnissen. In der historischen Forschung geht es aber nicht um die Bestätigigung von Glaubensbekenntnissen, das wäre sogar ein Ausschlusskriterium für wissenschaftliches Arbeiten.
Und nach wissenschaftlichen Kriterien hatte Jesus eine Naherwartung. Dass die Kirche den Irrtum später zu kaschieren versuchte, ändert daran nichts.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:deshalb macht Popper auch keine Aussagen über nicht Falsifizierbares.
Richtig - er untersucht nur das, was falsifizierbar ist. - Alles andere interessiert ihn nicht. - Genau aus diesem Grund ist der Kritische Rationalismus nur peripher in geisteswissenschaftlichen Fragestellungen einsetzbar.
Nicht, wenn man darauf verzichtet, Gaubensbekenntnisse voranzuschalten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Komisch, bei dir haben die Dogmen der RKK nie etwas mit Bibel und Christentum zu tun.
Der Ober-Verfälscher Sven spricht wieder. - Wir haben hier mit einer Frage zu tun, die dogmatisch nicht relevant ist, was zur Aussage führt:
Deine Aussage war: die kirchlichen Dogmen seien gut begründet. Distanzierst du dich inzwischen davon?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also darf ein Pfarrer nur die Kommunion austeilen, wenn er vorher Gesinnungsschnüffelei betrieben hat?
Auch hier wieder ein geistig verfälschendes Wort. - Natürlich muss der Pfarrer sich ein Bild machen, ob derjenige, der vor ihm steht, christlich ist und die Kommunion ernsthaft haben möchte (Betonung auf "ernsthaft").
Klar, vielleicht will ein Evangele ja auch nur mal zum Spaß auf dem aus Weizenmehl gebackenen Gott rumkauen. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:deshalb sind sie in der historischen Forschung unbrauchbar.
Es war nie im Zweifel, dass die einen Forschungszweige in die anderen Forschungszweige eingreifen. - Jeder soll seine Methodik und Hermeneutik haben und schauen, zu welchen Ergebnissen er kommt.
Eben, deshalb gilt nach wie vor: Wissenschaft vs. Glaubensideologie.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#788 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von closs » Fr 4. Mai 2018, 18:21

Janina hat geschrieben:Wenn das nicht deutlich genug war, soll ich's wiederholen?
Darum geht es nicht. - Es geht um die SChlussfolgerung daraus: "Es ist nur ein gradueller, also kein kategorialer Unterschied, ob Realität unabhängig von unserer Wahrnehmung IST oder erst durch Wahrnehmung entsteht". - Das ist philosophisch hoch-interessant, da damit Wahrnehmung und Sein verschmolzen werden. (Wobei ich letztlich denke, dass es natürlich NICHT so ist, was an der Frage liegt, was "Sein" überhaupt ist - übrigens die Grundfrage von Heidegger)

Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Wenn physikalische Existenz durch unsere Wahrnehmung entsteht - interpretierst Du diese Existenz
a) als Teil Deiner Wahrnehmung (Subjekt) oder
b) als von Deiner Wahrnehmung Gemachtes (Objekt)?

Die Auswahl ist zu beschränkt für die Welt.
Was gibt es sonst noch?

Janina hat geschrieben:Ok, dann ist eine "Entität" also DOCH ein weltliches Da-Sein.
Es ist AUCH ein weltliches Da-Sein. - "Entität" ist "Janina in der Welt", aber auch "Gott als geistiges Wesen NICHT von dieser Welt".

Janina hat geschrieben:Ich glaube kaum, dass Begriffe durch die Grammatik ihrer Umgebung definiert werden sollten.
:?: - Es geht darum, ob "Wahrgenommenes" immer noch existenz-fähig ist, wenn Du den Löffel abgibst (dann wäre es "Objekt") - oder ob "Wahrgenommenes" seine Existenzgrundlage verliert, wenn Du den Löffel abgibst, weil es primäres Produkt Deiner Vorstellung ist ("Subjekt").

Janina hat geschrieben:Das klingt fast zu einfach...
Meinst Du es jetzt oder nicht? - Auch Einfaches kann ja richtig sein.

Janina hat geschrieben:Nö. Es gibt nur einen einzigen Gegenwarts-Moment.
Zum Zeitpunkt t ist das so - deshalb habe ich geschrieben:
Janina hat geschrieben:Streng genommen gibt es eine endlose Aneinanderreihung von Gegenwarts-Momenten
---- also eine Aneinanderreihung von Zeit-Punkten, von denen wir im Moment immer nur einen erleben. - Aber überzeitlich sind alle diese Punkte gleichwertig - konkret: Gott leidet "gleichzeitig" genauso mit, wenn "im Moment" ein Mensch im 30jährigen Krieg 1630 erdolcht wird oder "im Moment" am 4.5.2018 um 18:25 gegen einen Baum fährt oder "im Moment" im Jahr 2165 einen Stromschlag bekommt.

Janina hat geschrieben:Die Vergangenheit wird nie mehr real.
Für UNS in der materiellen Welt, in der es Zeit gibt, ist das natürlich richtig.

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#789 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von closs » Fr 4. Mai 2018, 18:34

Detlef hat geschrieben:...und kann somit schlicht und ergreifend unbeachtet bleiben.
Bie entsprechendem Weltbild kann ma solche Dinge aussparen - in der Tat.

Detlef hat geschrieben:Wieso du immer noch dasselbe postulierst, obwohl dir das bereits hier:...

Agent scullie hat geschrieben:
Wenn du mit umgekehrt meinst, dass die Ansicht des Materialisten, dass "Geist aus Materie" sei, eine Umkehrung der christlichen Ansicht sei, wonach "Materie aus Geist" sei, so liegst du hier komplett daneben. Du machst hier wieder den Fehler davon auszugehen, dass Geist gleich Geist sei, und das ist er eben nicht. Wenn der Christ sagt, dass "Materie aus Geist" sei, dann meint er mit "Geist" den Geist Gottes, und mit "aus" meint er, dass dieser Geist die Materie erschaffen habe, die hierdurch zur tatsächlichen Existenz gelangt sei. Wenn hingegen der Materialist sagt, dass "Geist aus Materie" sei, dann meint er mit "Geist" etwas ganz anderes, nämlich den menschlichen Geist, nicht den Geist irgendeines Gottes. Und mit "aus" meint er keinen Schöpfungsvorgang, bei ein tatsächlicher, eigenständig existierender Geist ins Dasein gerufen wurde, sondern dass es einen (manschlichen) Geist als eingenständige Entität gar nicht gibt, sondern das menschliche Bewusstsein nur ein Resultat der Hiernaktivität sei und an diese gebunden sei. Die Behauptung, die materialistische Sichtweise sei eine Art Umkehrung der christliche, ist daher unhaltbar. Die idealistische Sichtweise kann dagegen schon eher als Umkehrung der materialistischen betrachtet werden: während der Mateialismus die eigenständige Existenz des menschlichen Geistes verneint und den menschlichen Geist als Nebenerscheinung der Materie ansieht, negiert der Idealismus die eigenständige Existenz der Materie und betrachtet diese als Nebenerscheinung des menschlichen Geistes (indem sie nur in dessen Vorstellungswelt existiert).

...glänzend widerlegt wurde, ist mir ein Rätsel.
Das war keine Widerlegung, wiewohl viel Richtiges darin steht - konkret:

1) Auch der menschliche Geist ist nicht nur das, was Neurowissenschaft darunter definiert - das wäre eine verkürzende Setzung. - Will heißen: Auch menschlicher Geist hat trans-materielle Herkunft.

2) Streng genommen hat Agent Scullie hier recht - aber so wird es in der Regel nicht verstanden. - Auch ich meine, dass das, neurowissenschaftlich an Geist abgebildet werden kann, nicht im Widerspruch zur christlichen Auffassung steht. - Aber das gilt nur dann, wenn man begreift, dass Neurowissenschaft eben nur die ABBILDUNG des Geistes untersuchen kann.

3) Das gilt dann, wenn man radikal-skeptizistisch die Res extensae als reine Vorstellungsgröße der Res cogitans interpretiert. - Aber das tut nicht mal Descartes - er sagt nur, dass es möglich wäre und wir es nicht merken würden. - Mit anderen Worten: Natürlich ist Materie "Entität", weil sie per Schöpfung als solche geschaffen wurde - WENN schon, dann könnte man die Materie als "Nebenerscheinung des GÖTTLICHEN Geistes" interpretieren.

Mit anderen Worten: Sowohl "Geist" als auch "Materie" sind Entitäten, wobei Materie ohne Geist tot ist, umgekehrt aber Geist ohne MAterie lebendig sein kann. - Altes Thema: Wenn der Mensch stirbt, existiert seine Entität/Individualität nach (nicht nur) christlichem Glauben weiter - OHNE Materie. - Da diese Existenzform trans-naturalistisch ist, kann man diese Existenz kritisch-rational weder beweisen noch falsifizieren.

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#790 Re: Versagt die Evolutionstheorie?

Beitrag von closs » Fr 4. Mai 2018, 18:40

sven23 hat geschrieben:In der historischen Forschung geht es aber nicht um die Bestätigigung von Glaubensbekenntnissen, das wäre sogar ein Ausschlusskriterium für wissenschaftliches Arbeiten.
Wieder zwei Sachen.

1) Um Klarheit zu vermitteln müsstest Du neutral sagen: "Es geht nicht um Glaubensbekenntnisse, sondern um Vorannahmen" - und die hat die HKE selbstverständlich selber auch.

2) Vorannahmen sind KEIN Ausschlusskriterium für wissenschaftliches Arbeiten.

sven23 hat geschrieben:Nicht, wenn man darauf verzichtet, Gaubensbekenntnisse voranzuschalten.
Gerade dann, wenn man keine Vorannahmen hat ("apriorifrei") kann man nur sachlich und nicht interpretiv unterwegs sein. - Solange die HKE im apriorifreien Bereich bleibt, kann sie interpretativ nur peripher mitreden - sie kommt dann nicht an die geistige Bedeutung der Texte ran.

sven23 hat geschrieben:Eben, deshalb gilt nach wie vor: Wissenschaft vs. Glaubensideologie.
Es gilt auch "Rostbratwurst vs. Straßenverkehrsordnung" . zwar richtig, aber irrelevant.

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