Janina hat geschrieben:Auf deutsch: Mit deinem "geistigen Sonar" würdest auch du dich nicht bei Nebel ins Watt trauen.
Doch. - No risk, no fun. - Ich wüsste, dass es die einzige Möglichkeit ist, etwas übers Watt zu erfahren - und wenn mir das Watt wichtig wäre, würde ich das Risiko eingehen.
Janina hat geschrieben:"Widerspruchsfrei" ist nicht genug. "Zwingend" ist das Mindeste.
Meinetwegen - aber immer unter dem Vorbehalt nicht-falsifizierbarer Vorannahmen.
Janina hat geschrieben:Axiome sind aber extra einfach gehalten und übereinstimmend für richtig erachtet.
Wie soll man zwischen der spirituellen und der naturalistischen Fraktion einvernehmliche Axiome finden? - Solange die letztliche Grundfrage, ob Materie aus Geist oder Geist aus Materie ist (zur Erinnerung: Gott = Geist), gibt es keine einvernehmlichen Axiome.
Janina hat geschrieben: Ein gut ausgedachtes Märchen wäre lediglich widerspruchsfrei zu den Axiomen, aber nicht zwingend daraus folgend.
Schwierig. - Testfrage: Wenn das Axiom wäre "Es gibt ein höchstes Sein, aus dem die naturalistische Welt ist", wäre aus meiner Sicht zwingend, dass dieses höchste Sein die Eigenschaften allumfassend, allpräsent und allmächtig hat - das kann man dialektisch ziemlich gut darstellen. - Trotzdem würde ein Naturalisten-Normalo dem nie folgen - einfach weil seine hermeneutische Grundlagen ganz andere sind.
Janina hat geschrieben:Die Sätze der Euklidischen Geometrie sind aber in der Nichteuklidischen immer noch "widerspruchsfrei", weil du, wenn die Dreiecke klein genug zeichnest, trotzdem noch Euklidische Dreiecke hinbekommst. D. h. es geht, aber es ist nicht "zwingend".
Das würde ich anders klären: "Euklidische Geometrie gilt zwingend in 2D"/Nicht-euklidische Geometrie gilt zwingend in 3D" - jedem System seine Axiome.
Im übrigen würde ich Deiner Darstellung theoretisch widersprechen - denn auch das kleinste Dreieck in 3D hat eine minimale "Beule", ist also nicht - euklidisch, nicht wahr? - Praktisch hast Du natürlich recht, da vernachlässigbar - aber doch nicht theoretisch.
Janina hat geschrieben:Und was soll dann dein "Geist" in Altsprech sein?
Du sprichst immer von etwas transrationalem, aber nie mit Substanz.
Die von mir vertretene Substanz ist möglicherweise nicht in Dein Denksystem transferierbar.
"Menschlicher Geist" und "menschliches Bewusstsein" beschreiben transnaturalistisch (nicht "transrational") die Fähigkeit des Menschen,
1) sich selbst bewusst reflektieren zu können
2) nach dem, wo man herkommt und wohin man geht, fragen zu können
3) zu fragen, was NICHT ist
4) etc.
"Bewusstsein" wird in diesem Sinne christlich als "con-scientia", also Mit-Wissen, bezeichnet: Der Mensch weiß, dass er Teil es Größeren ist, an dem er Teilhabe hat - dieses Größere nennt er "Gott" (incl. dessen "Schöpfung").
Janina hat geschrieben:Wo Wissenschaft aufhört, wissen die Leute nicht mehr, warum sie zum Impfen hätten gehen sollen. Das ist äußerst geistLOS.
Meinetwegen inhaltlich richtig - aber das hat nichts mit "Geist" im christlichen Sinne zu tun.
Janina hat geschrieben:Ich denke, die beste Satire, um die Leere dieser Worthülse zu demonstrieren, war die Idee, einer solchen Frage die Antwort "42" zu geben, und zu ergänzen, dass die Frage ja auch äußerst nebülös und unpräzise formuliert wäre, und der Computer die Frage erstmal runtergebrochen hat auf die Frage: Wieviel ist 6 x 9.
Die Tatsache, dass ein Computer nichts damit anfangen kann, ist kein Indiz, dass solche Fragen leer sind. - Es ist eher ein indiz dafür, dass sie eine Frage nicht an die Wissenschaft, sondern an das Bewusstsein/den Geist des Menschen sind (s.o.).
Janina hat geschrieben:Nach dem 2. Clarke'schen Gesetz: Die Grenzen des Machbaren lotest du aus, indem du sie immer ein wenig überschreitest.
Guter Satz. - Kant sagt sinngemäß, dass er die Grenzen der Vernunft ausloten musste, um Platz für den Glauben zu haben. - Also unser großer Aufklärer war aufgeklärt genug, um zu erkennen, dass es jenseits des menschlich-rational Erkennbaren etwas Größeres gibt. - Der heutigen Aufklärung scheint diese Erkenntnis verlustig gegangen zu sein.
Janina hat geschrieben: closs hat geschrieben:
- Mit anderen Worten: Gott wäre nicht thematisierbar.
Bisher ist dir da ja auch noch nicht gelungen.
Das sehe ich anders. - Übrigens: Auch Gott-Erleben ist Thematisierung.
Janina hat geschrieben:Erleben heißt, dass die Frage nach der Möglichkeit sich gar nicht stellt, und dienstlich ist das Substantiv eh nicht definiert, so dass die Frage gar nicht stellBAR ist.
Einerseits Zustimmung. - Aber erkläre mir doch mal, warum der Eindruck entstehen kann, dass "das Sein" nur naturalistischer Natur sein könne? (Und Gott ist nunmal "Sein" und NICHT naturalistischer Natur).
Wenn seitens der Wissenschaft und/oder den Philosophien, die sÃch kritisch-rational verstehen, die Aussage käme "Wir kümmern uns um unseren Zugang zur Wirklichkeit, kümmert Euch um Euren" oder "Uns interessiert nichts, was nicht falsifizerbar ist" (so hat es Popper gemeint), wäre ja alles gut. - Nicht gut ist, wenn mit Verweis auf die Wissenschaft postuliert wird, dass das, was nicht prinzipiell vom Menschen messbar sei, nicht "sein" könne. - Denn dann gäbe es nur Gott, wenn er messbar wäre - und eben dieser klopft sich bei solchen Sprüchen vor lauter Lachkrampf auf die Schenkel (im wohlwollendsten Fall).
Also wenn schon getrennt, dann bitte nicht übergriffig getrennt. - Siehe auch die Auseinandersetzung zwischen Evolutions-Theoretikern und Kardinal Schönborn, bei der Schönborn aus meiner Sicht logisch zwingend recht hat.
Janina hat geschrieben:Was bloß heißt, dass die Bibel nichts zu Wissenschaft beitragen kann. Aber das wussten wir ja schon.
Richtig - noch mehr: Sie denkt gar nicht daran, zur Wissenschaft etwas beizutragen.
Janina hat geschrieben:Wenn die Bedeutung sich erst zu etwas Brauchbarem entwickelt hat, ist doch nichts Wichtiges verloren gegangen.
Doch - materialistisch-utilitaristische Brauchbarkeit ist doch nicht der Maßstab dafür, ob ein Begriff geistig wahr besetzt ist oder nicht.
Ich bringe Dir ein ganz anderes Beispiel: "Homo-Ehe". - Zunächst: Ich bin wirklich dafür, dass menschliches Zusammenleben bei gleichen Rechten und Pflichten auf Staatsebene gleichgestellt wird - also Gleichstellung aller Lebensgemeinschaften, egal ob schwul oder hetero. - Aber muss man dafür den Begriff "Ehe" benutzen? Was ja heißt, dass man ihn komplett semantisch umdefinieren muss. - Das meine ich mit orwellschem Neusprech, dessen Ziel ist, tradierte Inhalte durch Umdefinitionen des dafür vorgesehenen Wortes vergessen zu machen. - Das gelingt natürlich nicht, aber es erschwert die Kommunikation und verführt die Menschen - denn wer hat schon die Zeit und das Vermögen, solchen Dingen auf den Grundzu gehen?
Janina hat geschrieben:Sorry, aber SO leicht bin ich nicht zu haben.

Trotzdem wirst Du in der Praxis auf Basis Deiner (nicht-falsifizierbaren und nicht-randomisierbaren) Erfahrung entscheiden. - Du triffst Closs, dem gerade nach eigenen Angaben der Geldbeutel geklaut wurde: "Kannst Du mir mal einen Fuffi leihen". - Du wirst entweder denken "Der hat mich schon mehrmals verarscht" oder "Der redet zwar dummes Zeug, scheint aber ein ehrlicher Kerl zu sein" - das sind Erfahrungen, die Du gar nicht vermeiden kannst.
Janina hat geschrieben:Dagegen hast du aber nur unbrauchbare Antiquitäten zu bieten.
Das gilt nur in Bezug auf ganz spezielle Weltanschauungen, die damit nichts anfangen können - andere werden sagen, dass ich das vertrete, was epochen-unabhängig immer war, ist und sein wird.
Davon abgesehen: Nachdem Du keine atheistischer Wissenschaftlerin bist, müsste doch auch Dir was fehlen, wenn diese Bedeutungen gekidnapped und umgepolt werden? - Oder bist Du wie einige Pianisten, die ich kenne, die verbal-geistige Ultra-Nullen sind, aber trotzdem in der Carnegy Hall und im Mariinsky-Theater Klavierkonzerte geben? - Also strikte Trennung von Intellekt und künstlerischem Gefühl. - Erkenntnis Du Dich da wieder?