Richtig, sie als antijudaistisch zu bezeichnen ist nämlich schlicht absurd. Wir können gern jeden einzelnen Vers durchgehen. Gleich zu Beginn des Pamphelts steht z.B.:sven23 hat geschrieben:Bei den antijudaistischen Zitaten muss nicht viel interpretiert werden.Roland hat geschrieben: Nein, alle genannten Bibelstellen sind aus dem Kontext gerissen und werden als "judenfeindlich" interpretiert.
Liest man nur zwei Verse weiter, so steht da:Die Bibel lässt keine Zweifel daran, was sie von ihren religiösen Widersachern, den Juden, hält. Schlechte Menschen wirft sie mit Juden und Heiden zusammen in einen Topf (Röm 2,9): "Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen."
"Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden allen denen, die das Gute tun, zuerst den Juden und ebenso den Griechen. Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott."
Hier wird einfach nur ausgesagt: Böses tun hat Konsequenzen und Gutes tun hat Konsequenzen. Und das gilt ALLEN, Juden wie Griechen bzw. Heiden. Vor Gott gilt nur der Mensch, nicht die Nationalität.
Den Vers 9 isoliert herauszupicken und als judenfeindlich zu apostrophieren ist der Gipfel der Absurdität. Und in diesem Stil geht es weiter. Dieses Machwerk ist einfach nur doof (Tschuldigung).
Es ist einfach eine historische Tatsache, dass Jesus auf Betreiben der Juden hingerichtet wurde. Weiter vorn schriebst du noch, dass auch "die Forschung" dies, deiner Meinung nach, in Betracht ziehen würde - und jetzt ist es ein Märchen, das Paulus in die Welt gesetzt hat. Übrigens: Das Wort "Gottesmörder" findet sich weder bei Paulus noch sonstwo in der Bibel.sven23 hat geschrieben: Paulus hat das Märchen von den Gottesmördern in die Welt gesetzt, …
Die Juden waren immer durch ihr Äußeres und ihre spezielle Kleidung, ihre Speise- und Reinheitsvorschriften usw. Außenseiter und wurden von den Menschen als Fremdkörper und schnell auch als Sündenböcke angesehen. Etwa wenn Mißernten, Seuchen, die Pest usw. zu beklagen waren, konnte das die dumpfe Volkswut heraufbeschwören und vor allem nördlich der Alpen Juden-Progrome zur Folge haben. Und es war die Kirche, die in ihrer Geschichte die Juden eher geschützt als verfolgt hat, wie du z.B. hier nachlesen kannst.sven23 hat geschrieben: …die Kirche hat den Stein aufgehoben, der Rest ist Geschichte.
Trotzdem stimmt es, dass sich sie sich phasenweise auch judenfeinlich verhalten hat. Damit konnte sie sich allerdings nicht auf Jesus berufen, der ja Nächsten- und Feindesliebe gepredigt hat.
Nachgeplapperte Klischees, die bei näherer Betrachtung sehr viel differenzierter zu bewerten sind.sven23 hat geschrieben: Für das Volk, dem Jesus angehörte, entpuppte sich die sog. christliche Heilsgeschichte als eine Geschichte des Unheils.
Wie gesagt, er griff konkret diese jüdischen Schriften an. Dass er trotzdem weit übers Ziel hinausgeschossen ist, sagte ich bereits. Er sah sein Lebenswerk gefährdet und war im übrigen auch nur ein Mensch seiner Zeit.sven23 hat geschrieben:Dann hätte Luther die Verfasser der Schmähschriften angreifen sollen und nicht die Juden im Allgmeinen. Es ist aber zu befürchten, dass sein Antijudaismus allgemeiner Natur war.Roland hat geschrieben: Er geht konkret auf jüdische Schriften ein, die das Christentum heftig beleidigen. Und dass er sich besser nicht hätte derart provozieren lassen, steht sicher außer Frage.
Seine späten Juden-Polemiken waren aber nicht allgemeiner Natur. Im Jahr 1523 verfasste er die Schrift „Dass Jesus ein geborener Jude sei“. Dort schreibt er, die Juden seien "von dem Geblüt Christi; wir sind Schwäger und Fremdlinge, sie sind Blutsverwandte, Väter und Brüder unseres Herrn". Luther wendet sich darin gegen Gräuelmärchen, die über Juden im Umlauf sind. Er kritisiert deren Ghettoisierung und die Berufsverbote, die über sie verhängt sind. Man solle als Christ freundlich und wertschätzend mit Juden umgehen.
Nicht er selbst. Das Buch beruht auf dem Werk des Kirchenhistorikers Arnold Angenendt "Toleranz und Gewalt" und ist von diesem und seinen Mitarbeitern mitverfasst worden. Es ist außerdem von 5 weiteren, mit akademischen Titeln hochdekorierten Historikern und Theologen gegengelesen worden, die Lütz im Vorwort namentlich aufführt.sven23 hat geschrieben:Lütz ist ein bisweilen amüsanter Dampfplauderer, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Geschichte des Christentum wissenschaftlich aufgearbeitet hat.Roland hat geschrieben: Genau. Wenn es dich also interessiert, kauf mal das neueste Buch von Manfred Lütz, statt nur atheistische Demagogen zu lesen.
Nein, ich habe ja genau das Gegenteil gesagt. Mein Satz begann mit "Nur denen, die…" also gerade nicht "der historisch-kritischen Forschung im allgemeinen".sven23 hat geschrieben:Sag ich doch, die wirfst der historisch-kritischen Forschung im allgemeinen Atheismus vor. Das ist bestimmt wieder auf Bergers Mist gewachsen.Roland hat geschrieben: Nur denen, die, wie Bultmann, einen handelnden Gott explizit in ihrer Exegese ausschließen. Denn ein Gott der nicht handlen kann, ist eben keiner. Das ist dann faktisch Atheismus.
Abgesehen davon, dass es keine zwingenden "Ergebnisse" der HKM gibt, die dem christlichen Glauben widersprechen könnten, ging es um diese Aussage von dir: "Es gibt keine Urtexte, nur Abschriften von Abschriften von Abschriften". Die Wissenschaft kann jedoch aus der unvergleichlichen Fülle antiker Manuskripte den ursprünglichen Text rekonstruieren.sven23 hat geschrieben:Ja klar, die griechischen Texte sind selbstverständlich auch die Basis für die historisch-kritische Exegese. Es ändert aber nichts an den Ergebnissen.Roland hat geschrieben: In neuerer Zeit versteht man unter diesem Titel insbesondere eine wissenschaftliche Ausgabe des Textes des Neuen Testaments. Diese textkritische Edition (aktuell in der 28. Auflage) wird betreut vom Institut für neutestamentliche Textforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Sie ist nach ihren ersten Herausgebern auch bekannt unter der Bezeichnung „Nestle-Aland“ (NA). […] Das Novum Testamentum Graece ist eine Rekonstruktion der griechischen Texte des Neuen Testaments auf Grund von textkritischen Entscheidungen über den Wert einer Handschrift zu der fraglichen Textstelle.
Am Schluss nochmal das für euch typische "Aus-dem-Zusammenhang-Reißen" von Zitaten.sven23 hat geschrieben:Du solltest nicht die Bibel als Zeuge für Einstein mißbrauchen. Denn sowohl die jüdische als auch die christliche Religion betrachtete er als "primtive Legenden und kindischen Aberglauben."Roland hat geschrieben: "Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben." Römer 1, 20
Ich sprach von der Abivalenz Einsteins. Einerseits war ihm klar, dass hinter dem Universum mehr stecken muss, als die "primitive Legende" der Zufalls-Entstehung durch geistlose Prozesse – andererseits verwirft er das Christentum offensichtlich aufgrund kaum durchdachter, kurzschlüssiger Klischees.
Mit Verweis auf Römer 1, 20 bat ich dich, es besser zu machen als Einstein.