Das geht jetzt Deinerseits Richtung Verschwörungstheorie - so einfach ist es einfach nicht.Münek hat geschrieben:Und - dieses Johannesevangelium bildet die Grundlage für Ratzingers Christologie. Das muss man sich mal reinziehen. Man ahnt,
weshalb Ratzi die ehrbare wissenschaftlich-historische Auslegungsmethode in die Nähe des Antichristen rückt.
Dass die Texte später als Johannes sind, darf man glauben (obwohl auch dazu hier im Forum schon Zweifel zitiert wurden). Aber das sagt nichts darüber aus, ob sich der SChreiber irgendwelcher Quellen bediente, die WIR nicht kennen. - Viel wichtiger: Entscheidend ist, ob die Texte geistig dem entsprechen, was Jesus gemeint hat.
Das heißt: Ratzinger lehnt sich unnötig weit raus, wenn er den Eindruck erweckt, es MÜSSE von Johannes selbst sein (falls er das überhaupt tut - da müsste man wieder mal seine Texte im Kontext lesen). - Denn heilsgeschichtlich entscheidend ist, ob ein Text mit dem geistig zusammenpasst, was Jesus wollte - und genau das kann die HKM mit ihrer Methodik nicht ermitteln.
NAtürlich gibt es das innerhalb der HKM weitgehend nicht - aber genau um die Frage "innerhalb" und "außerhalb" geht es doch.Münek hat geschrieben:es existiert weit und breit kein "hermeneutisches Problem"
Diese Gegenüberstellung ist falsch: "Wissenschaftlich" in Deinem Sinne ist nichts anderes als das, was die HKM aus den Texten mit IHRER Hermeneutik ermittelt - ob das wahr oder falsch ist, ist damit doch nicht ausgesagt.Münek hat geschrieben:Dieser historisch-wissenschaftlichen Erkenntnis stehen unterschiedliche glaubensbasierte Gegenmeinungen gegenüber
Und: Natürlich meint Jesus "Gottesherrschaft" "real" im Sinne von "in der Welt" - aber doch nicht so, dass Gott samt Entourage auf die ERde kommt und in Jerusalem anstelle von Pilatus und Co einzieht - es geht NICHT um eine weltliche, "politische" Herrschaft. - So ist "basilea" nicht gemeint.
Richtig - wichtige heilsgeschichtliche Dinge sind aus christlicher Sicht als historisch anzusehen - auch etwa die "leibliche Auferstehung". - Aber dazu kann die HKM eh nichts sagen, da nicht-falsifizierbar.Münek hat geschrieben: Für ihn ist es fundamental, dass z.B. Jesus von der römischen Besatzungsmacht nicht "geistig", sondern tatsächlich am Kreuz zu Tode wurde.
Jetzt möchte ich doch einmal auf das Wort "laienhaft" reagieren: Richtig - wir ALLE sind hier Laien - und dass ich es ebenfalls bin, weiß ich. - Aber mit diesem Wort kann man nicht von eigenen Mängeln im Grundverständnis ablenken.Münek hat geschrieben:Muss man ja nicht. Dass Du es machst, ist lediglich ein Zeichen Deiner persönlich-laienhaften Einstellung.
Einer dieser Mängel ist, "Prämisse einer Hermeneutik" mit "Wissenschaft" in Verbindung zu bringen - falsch. - "Die Wissenschaft" untersucht einen Text sachlich - am besten mit der HKM. - Punkt. - Völlig unabhängig davon lautet die nächste Frage: "Mit welcher Hermeneutik interpretiere ich jetzt?". - HIER das Sachergebnis - DA die Frage: Was interpretieren wir DARAUS - also aus dem Sachergebnis.
Wenn man ideologisch nicht total betäubt ist, erkennt man, dass es VERSCHIEDENE Hermeneutiken geben kann - etwa: "Was bedeutet dieser Text auf Basis der Sachauslegung,
a) wenn Jesus ein ganz normaler Mensch und sonst nichts war und man ihn deshalb so untersuchen kann wie Caesar oder Pilatus?
b) wenn man einen naturalistischen Wirkungszusammenhang der Geschichte zugrunde legt?
c) wenn man "Wunder" prinzipiell für historisch möglich hält?
d) wenn Jesus göttlich wäre?
Du wirst feststellen, dass DERSELBE Text in sachlich-neutraler Auslegung unter diesen unterschiedlichen Bedingungen Unterschiedliches bedeutet/bedeuten kann. - "(Sach-) Wissenschaft" und "(interpretative) Glaubens-Hermeneutik" sind also KEIN Gegensatz - im Gegenteil: Das eine folgt auf das andere.
"Plausibilität und Evidenz" sind hermeneutische und nicht absolute Größen - mit anderen Worten: Dein Satz klingt nach Zirkelreferenz, weil Du vermutlich DEINE Hermeneutik unterlegst und diese dann an ihr selber misst.Münek hat geschrieben:Deshalb sollte um der Wahrheit willen immer zuerst die Plausibilität und Evidenz der vorgetragenen Setzung streng hinterfragt werden.
Geistig stimmt das ja auch - aber eben nicht naturalistisch (sagt die RKK - Kreationisten meinen es anders).Münek hat geschrieben:Deine Behauptung ist falsch, weil die katholische Kirche in ihrem Weltkatechismus ihren Schäfchen es als göttlich offenbarte Wahrheit darstellt, dass zu Beginn der Menschheitsgeschichte durch den freiwilligen Ungehorsam des Stammelternpaares Adam und Eva - verur-
sacht durch die bösartigen Einflüsterungen eines abgefallenen Engels - die Sünde und damit der Tod in die Welt gekommen ist.
Falsch. - Wenn Du 1993 und 2006 zusammennimmst, heißt dies: "Jetzt macht Ihr mal Eure HKM, damit wir eine sachlich-neutrale Grundlage haben - Ihr könnt darauf zur Interpretation auch Eure Hermeneutik setzen, aber wir steigen nach der sachlich-neutralen Phase aus".Münek hat geschrieben:Nö - der von Ratzinger den Exegeten abverlangte Glaubensentscheid geht jeglicher Methode voraus. Glaubensbasierte Hermeneutik und Exegese kommen erst NACH der Glaubensprämisse. Man beachte die Reihenfolge.
Nun hat Ratzinger 1993 vermutlich gemeint, die HKM-Hermeneutik durch seine vatikanische Akzeptanz einfangen zu können ("Leute, Ihr seid Teil der Theologie und auch in der Theologie anerkannt - also bitte keine atheistischen Hermeneutiken"). - Aber da hat er sich offenbar getäuscht - deshalb sein Ausbruch 2006.