Worüber ich mir immer wieder Gedanken mache ist der sofortige Kurzschluss zu Jesus Christus. Das Wort = Christus ist gängige theologische Lehre. Ist das aber so? Woher dieser Kurzschluss? Denn rein sprachlich muss das nicht unbedingt so sein. Ich bezeuge heute gegenüber jedermann meinen festen Glauben an Jesus Christus, aber dieser Glaube kommt aus der Quelle des Heiligen Geistes, weniger von Theologie. Johannes spricht zunächst einemal über Gott und das Wort.
Langsam führt uns Johannes zu Christus, aber langsam, nicht gleich im ersten Schritt. Als Hauptgrund für diverse Fehlinterpretationen sehe ich, dass man die griechische Grammatik an mehreren Stellen zugunsten einer dogmatischen Position missbraucht und derart übersetzt. Zu dieser Auffassung hat mich ein Sprachexperte aus einem anderen Forum gebracht. Einer, der also Alt-Griechisch kann.
Ich schicke voraus, dass ich kein Experte für Alt-Griechisch bin, aber ich verfüge über ausreichend allgemeine Grammatikkenntnisse. Die ersten Verse lauten in allen gängigen deutschen Übersetzungen:
Wort und Gott, die Objekt-Nomen der ersten Verse sind im Griechischen beide männliche Hauptwörter, nicht so im Deutschen. Wir sagen "der" Gott männlich und "das" Wort sächlich. Hauptaussage ist, dass Gott alles durch sein Wort erschaffen hatte.Joh 1,1- 3 hat geschrieben: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.
Wir sehen nun rein anhand dieser Aussage allein noch keinen Bezug zu Jesus Christus. Dieser Kurzschluss entsteht bei dogmatisch geprägten Chrsiten automatisch in ihren Gedanken, weil sie daraufhin lehrmäßig indoktriniert wurden, und zwar mittlerweile über Jahrhunderte.
Wir kommen zu Vers 4:
Die deutsche Übersetzung wählt "In ihm" für das griechische Pronomen "en auto" (á¼Î½ αá½Ï„á¿·) in seiner männlichen Form, was rein grammatikalisch nicht falsch ist. Damit lenkt man die Aussage allerdings automatisch auf "Gott", denn im Deutschen ist nur dieses Nomen männlich. Will man sich auf "das Wort" beziehen, müsste es "in es" heißen, was grammtikalisch aber korrekter mit "darin" wiederzugeben wäre. Dann müsste es heißen:Joh 1,4 hat geschrieben: In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Dieser Gedankengang, die Aussage auf "Gott" zu lenken entsteht durch die Dogmatik Jesus = Gott, weil der Sohn im 4. Jh. amtlich zum Schöpfer anstelle seines Vaters erklärt wurde, was nun Lehre der meisten Christen heute ist.Joh 1,4 hat geschrieben: Darin (im Wort) war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Doch die Worte des Johannes erlauben eindeutig ebenso die Interpretationsweise für "das Wort", denn exakt das sind die Eröffnungsworte: "Im Anfang war das Wort". Johannes beschreibt also nicht Jesus als den Urspung alles Daseins sondern Gott und das Wort.
Bis hierher einmal, ich warte auf erste Reaktionen.