Wieso denn das? Gerade NICHT. - Man weiss, dass man als Mensch den universalen Maßstab nicht kennen KANN, weiss aber gleichzeitig, dass es ihn gibt - und zwar deshalb, weil man weiss, dass es Realität gibt (die descartschen Einschränkungen dazu lassen wir hier mal weg, weil es dann zu kompliziert wird).Münek hat geschrieben:Also nimmst Du Deinen subjektiven Glauben als universalen Maßstab?!
Da man nun weiss, dass man nicht weiss, versucht man sich, diesem Unbekannten hermeneutisch anzunähern - per Setzung - bspw.: "Ich glaube, dass es Gott als universalen Maßstab gibt und untersuche unter diesem Aspekt (eventuell sogar wissenschaftlich), wie weit man damit kommt und was dabei intersubjektiv nachvollziehbar rauskommt".
Wenn Du willst, ist diese hermeneutische Annahme ein Maßstab auf Abruf: "Ich verfolge jetzt diesen Weg und nehme ihn zum anthropogenen (!!!!!) Maßstab - wissend, dass es nur eine Annahme ist. - Denn der wirkliche Maßstab ist das, was am Ende IST - und das kann ich nicht als Mensch nicht für mich beanspruchen.
Der Vorwurf der Universalisierung des Anthropogenen geht also gerade NICHT an mich, sondern an DIE Disziplinen, die sagen: "MEIN Maßstab und MEIN Verständnis von Vernunft ist universal". - Und das sind in der Regel die Naturalisten/Kritisch-Rationalen/Brights/Anhänger der Analytischen Philosophie/etc., die aus der Tatsache, dass sie mit ihrer Vernunft etwas nachweisen können, schließen, dass ihre Vernunft universal sei und das Nachweisbare deckungsgleich mit dem wäre, was "ist". - Das sind diejenigen, die " subjektiven Glauben als universalen Maßstab" verstehen.
Doch - "Was kommt dabei raus, wenn meine Methodik die Einzige wäre, die zielführend im Sinne dessen ist, was damals der Fall war" - oder so ähnlich. - Das war meinerseits keine Unterstellung, sondern eine normale Feststellung, die für jede Hermeneutik gilt.Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese arbeitet NICHT unter der Prämisse "was wäre wenn..."
Bingo.Münek hat geschrieben:Was wirklich ist, weiß nun wirklich niemand. Auch Du nicht.

Doch - gerade diese Erkenntnis ist wichtig, weil man damit ebenfalls erkennt, dass eigene Bemühungen immer nur hermeneutische Bemühungen sein können.Münek hat geschrieben:Als Argument taugt Deine Aussage nicht.
Moment: Sie sagt aber, dass nur das Jesus-Bild in IHRER Hermeneutik Jesu Wirklichkeit vor 2000 Jahren gerecht werden kann - und das ist mindestens kühn.Münek hat geschrieben:Du weißt doch ganz genau, dass die HKM nicht im Traum daran denkt zu behaupten, ihre historisch-wissenschaftlichen Ergebnisse stimmen mit der historischen Wirklichkeit überein.
Eigentlich umgekehrt: Der Katechismus sollte eigentlich Folge der (kanonischen) Exegese sein. - Wo steht, dass die Kanonik den Katechismus zur Grundlage ihrer Hermeneutik machten soll?Münek hat geschrieben:Aber genau auf diese "Wahrheiten" verpflichtet Ratzinger Exegeten zu einer "kanonischen Bibelauslegung".
Das ist eine alberne Unterstellung, mit der niemand weiterkommt. - Soll ich jetzt kontern und sagen, dass bspw. Metzinger unredlich ist? - Ich halte ihn WIRKLICH für unredlich, weil er diese Redlichkeitsdebatte populistisch angeschoben hat - trotzdem halte ich ihn für einen guten Wissenschaftler - nur dass er halt durch und durch ideologisch durchtränkt ist. - Wir sollten diese gegenseitigen Doofheiten unterlassen.Münek hat geschrieben:Intellektuelle Redlichkeit genügt - aber dieser fühlt sich eine ideologische Institution wie die Katholische Kirche mir ihrer Glaubenslehre nicht im Mindesten verpflichtet: