Andreas hat geschrieben:Das ist eines, dass mir am progressiven Christentum gefällt: den Dialog wieder aufzunehmen, noch einmal nachzudenken und gegebenenfalls umzudenken. Ich kann aber auch verstehen, dass eher konservative Christen das nicht so gerne sehen, und diese Strömung vielleicht sogar als Bedrohung empfinden.Meiner Meinung nach beginnen sowohl das progressive als auch das liberale Christentum mit der Erkenntnis, dass es weder epistemologisch noch moralisch erlaubt ist, alles in unseren heiligen Lieblingsbüchern zu glauben, ohne sich zuerst einem Realitätscheck zu unterziehen.
Unser Glaube sollte immer neue Tatsachen aus der äußeren Welt und unseren unbestreitbaren moralischen Intuitionen mit offenen Armen empfangen, um unsere theologischen Lehren zu korrigieren und vielleicht sogar aufzugeben.
Das kann ich auch verstehen. Nicht selten wurden fortschrittlich denkende Menschen verfolgt und umgebracht, weil sie als Bedrohung empfunden werden. So gibt es dieses seltsame Phänomen des Christusmords, welches sich durch die menschliche Geschichte zieht. Wilhelm Reich hat darüber mal ein Buch geschrieben. Das ist ein sehr interessantes psychologisches Phänomen, wie der Geist der schöpferischen Freiheit, Lebendigkeit und Kreativität - mit einem Wort: der CHRISTUS-IMPULS - unterdrückt wird, obwohl durch ihn das Erlebnis realen Heils in unsrem Leben möglich wird

Andreas hat geschrieben: "Ecclesia semper reformanda est." (Kirche muss ständig reformiert werden.)
In der schönen Theorie stimmt das. Doch die meisten Menschen leben sehr gerne in ihrer Komfortzone, was übertragen auf das Christentum zum emotionalen und spirituellen Selbstmord der Kirche führen kann. Wilhelm Reich sprach von der „Emotionale Pest“ (von manchen Menschen Sünde genannt) die sich gegen das Gute (GOTT-LEBEN-LIEBE) richtet. Reich kam als Psychologe zu dieser Erkenntnis ...
Die Menschen hören nicht auf, das Böse, die emotionale Pest, zu schützen. aus: Wilhelm Reich, „Christusmord“, Walter-Verlag, 1978
... die Mentalität des Menschen bringt immer wieder Leid hervor und er wehrt sich gegen die Heilung, den Fortschritt in Richtung Befreiung und Erlösung; bis hin zur Kreuzigung des Arztes, des großen Christus medicus („Christus der Arzt“) „Hilf, Christus, du allein bist unser Arzt!“, so lautete ein Gebetsruf der frühen Christen.
Ein Arzt ist uns gegeben: Christus Medicus (Dr. Beate Jakob)Die Wurzeln reichen bis ins Alte Testament. Dort begegnet uns Jahwe in zahlreichen Zusammenhängen als der Heilende, der die Wunden seines Volkes verbindet
und das Volk heilt, der sich aber auch des Wohls Einzelner annimmt. Martin Luther übersetzte deshalb die Zusage und den Anspruch Gottes „Ich bin Jahwe, der dich
Heilende“ (2. Mose 15,26) mit „Ich bin der Herr, dein Arzt“.
Christen sollten „progressiv“ sein, weil sie die historische Aufgabe haben, die Welt zu heilen. Oder dem Heil wenigstens näher zu bringen. Was bringt es denn den Kranken auf ewig in seinem Zustand zu belassen und an das Krankenbett zu fesseln, wenn man stattdessen etwas für seine Heilung tun kann? Wenn Christen ihren eigenen Glauben ernst nehmen wollen, dann müssen sie das ernst nehmen, nicht nur im Sinne einer individuellen Erlösung, sondern ebenso einer kollektiven oder „sozialen Erlösung“.
Das sage ich auf die Gefahr hin, dass man mich als Kommunist bezeichnet, aber es ist die Wahrheit: das Heil ist nur vollkommen, wenn es universal, allumfassend gedacht wird. Die jüdische Eschatologie spricht von der Besserung oder Heilung der ganzen Welt (tikkun olam). Das könnte man die holistische Theorie der Erlösung nennen, die jeden Einzelnen ganz persönlich, aber auch absolut alle, ultimativ das ganze All umfasst, was möglicherweise oder sogar sehr wahrscheinlich extraterrestrische Lebensformen beinhaltet. Spätestens wenn wir mit ihnen Kontakt haben muss das Christentum progressiv werden, denn dann stellen sich einige weiterführende Fragen (im Zeitalter von SETI, NASA und des Hubble Telescope sollten wir solch ein Szenario für möglich halten...

WikipediaTikun Olam (hebr. תיקון ×¢×•×œ× „Reparatur der Welt“), häufig auch Tikkun Olam oder Tiqqun Olam, ist ein ursprünglich in der frühen Periode des rabbinischen Judentums entstandenes Konzept, das später in der Kabbala aufgegriffen wurde und während des Mittelalters neue Bedeutungen erhielt sowie weitere Bedeutungsbeilegungen in modernen Strömungen des Judentums erfuhr.
In der jüdischen Liturgie erscheint der Ausdruck letakken Olam („Weltverbesserung“) im täglichen Schlussgebet Alenu als Ausdruck der messianischen Hoffnung.
Eine spezielle Bedeutung hat das Wort tikun in den Lehren der Kabbala. Auslöschung des Makels, Wiederherstellung der Harmonie, war der von den kabbalistischen Nachfolgern des Zohar dem Wort zugeordnete Sinn. Gemeint waren damit jene religiösen Taten Israels, die helfen würden, eine Trennung Gottes von der Schechina zu überwinden. Im Rahmen der Lehren Isaak Lurias standen die tikun für Handlungen, die die göttlichen Mächte von den Folgen jener Urkatastrophe erlösen, die das „Zerbrechen der Gefäße“ genannt wird
[url=ttps://de.m.wikipedia.org/wiki/Schvirat_ha-Kelim]Schvirat ha-Kelim (heb. שבירת ×”×›×œ×™× â€šBruch der Gefäße‘)[/url]
