Ruth hat geschrieben:Trotzdem wurden in frommen Kreisen immer mal wieder Passagen aus diesen Reden als "Wort Gottes" zitiert. Das fand ich schon immer sehr fragwürdig. Und niemand konnte mir bisher darauf eine Antwort geben, was diese Reden für eine Bedeutung hätten, in dem angeblichen "Wort Gottes".
Aus den "Reden der Freunde" wurde etwas als "Wort Gottes" zitiert? - Das wäre ein Irrtum - denn das ist es gerade NICHT.
Die Bedeutung dieser Reden ist, dass hier Menschen (mit besten Wissen und Gewissen) etwas falsch machen. - Denn sie versuchen Gott am menschlichen Maßstab zu messen: Bspw. "Wenn Gott Dich straft, musss Du etwas angerichtet haben". -Dahinter steckt der typisch menschliche Reflex, sich Gott im Rahmen eigenen Verständnisses einzurichten, obwohl dies geradewegs auf die Spur des "Du sollst Dir kein Bildnis machen" führt. (Übrigens ist dies gerade in unserer modernen Denkformatierung sehr modern!).
Hiob weist nicht nur nach, dass er nichts "angerichtet" hat, sondern lernt auch, wie man sich Gott anzunähern hat - nämlich durch Loslassen (frei formuliert: "Egal, was ich glaube, richtig oder falsch gemacht zu haben: Gott hat andere Gesetze als wir Menschen"). - Dieses Loslassen führt am Ende zu Nähe:
Hiob 19, (Schlachter)
25 Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.
26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los,Gott schauen;
27 ja, ich selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein[2]. Danach sehnt sich mein Herz in mir![3]
28 Wenn ihr sprecht: »Wie wollen wir ihn zur Strecke bringen?« und [meint,] die Wurzel der Sache sei in mir zu finden,
29 so fürchtet euch selbst vor dem Schwert!
Hiob, 19 (Buber)
25 da ich doch weiß, mein Auslöser lebt, und als der Spätgekommne wird vortreten er überm Staub,
26 und noch nachdem meine Haut, dies da, zerfetzt ist, noch von meinem Fleisch aus werde ich Gott schauen.
27 Was ich selber mir erschaue, meine Augen sehn, nicht eines Fremden, in meinem Leib verzehren sich danach meine Nieren.
28 Wenn ihr sprecht: 'Wie verfolgen wir ihn denn!', die Wurzel der Sache, in mir sei sie zu finden,
29 erschauert, ihr, vor dem Schwert.
Hiob steht also für die De-Anthropozentrierung des Menschen: "Das ICH ist nicht der Maßstab, sondern nur die Aufhebung (NICHT Aufgabe!!!) des Ich in Gott. - Also "Glaube" als "Vertrauen" in das, was über einem steht und dessen Maß man nicht versteht.
Sorry - wurde jetzt etwas lang.