Homöopathie

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sven23
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#1001 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Fr 13. Sep 2013, 16:31

barbara hat geschrieben: Und du besitzt die weltweite Defintionsmacht für Plausiblitität, oder was? Inwiefern bist du denn dazu qualifiziert, und durch wen dazu berechtigt?

Äh, durch die Vernunft?


barbara hat geschrieben: Lancet sprach (sinngemäss) von "klarer wenn auch geringer Evidenz". Wenn Lancet das so sagt, stimmt das also nicht?

Also Wirkungen in der Bandbreite des Placebo Effektes sind noch keine Evidenzen.


barbara hat geschrieben: Wenn der psychotherapeutischen Zuwendung so viel Macht zugesprochen wird, warum wird diese nicht viel intensiver genutzt, besonders auch bei körperlichen Symptomen?

Hier liegt möglicherweise auch ein Hauptgrund. Viele scheuen sicher den Gang zum Psychiater oder Psychoterapeuten, der immer noch den Beigeschmack von Geisteskrankheit hat. (ich bin doch nicht bekloppt). Hier hat der Homöopath eine Marktnische entdeckt, die er bedienen kann. Terapeutische Gespräche in Kombination mit einer Scheinmedikation sind für viele eine unverfängliche Möglichkeit, psychische oder psychosomatische Probleme anzugehen.
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sven23
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#1002 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Fr 13. Sep 2013, 16:34

closs hat geschrieben:
Deine Kritik an der Homöopathie in allen Ehren - aber Du gehst mit keinem Wort auf die Alltags-Realität ein, die durch Ursache und Wirkung geprägt ist. Im Gegenteil: Du versuchst Ursache und Wirkung zu diskreditieren,

Solange Ursache und Wirkung in keinster Weise bewiesen sind, sollte man das auch nicht behaupten.
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#1003 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Fr 13. Sep 2013, 16:43

sven23 hat geschrieben:Solange Ursache und Wirkung in keinster Weise bewiesen sind, sollte man das auch nicht behaupten.
Immer wieder dasselbe: Den Betroffenen ist es wichtig, dass a) eine Wirkung da ist und b) diese Wirkung in einem Zusammenhang mit einer Ursache steht. - Darüber hinaus denken Betroffene NICHT darüber nach, ob dieser Zusammenhang auch noch bewiesen ist. Das kann man als Patient nicht (übrigens kann das ein Patient auch nicht bei Aspirin: Kopfweh - was einwerfen - Kopfweh weg - erledigt). - Auch Ärzte können das (normalerweise) nicht beweisen - es reicht, wenn es ähnlich nachvollziehbar funktioniert wie bei pharmazeutischen Mitteln.

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sven23
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#1004 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Fr 13. Sep 2013, 16:49

closs hat geschrieben:Immer wieder dasselbe: Den Betroffenen ist es wichtig, dass a) eine Wirkung da ist und b) diese Wirkung in einem Zusammenhang mit einer Ursache steht. -

Irrelevant, das gillt auch für jegliche Form von Vodoo-Zauber.
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#1005 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Fr 13. Sep 2013, 17:01

closs hat geschrieben: Meine Behauptung wäre: Wenn viele Menschen aus verschiedensten sozialen Gruppen und Ländern gleichlautende subjektive Erfahrungen haben (Neurodermitis da - Neurodermitis weg), dann ist dies ein Beleg für eine Realität - aber eben kein wissenschaftlicher Beweis - da müssen dann die Wissenschaften nachziehen.

Und immer wieder der Versuch, der Wissenschaft eine Bringschuld aufzuzwingen.
Sie hat ihre Schuldigkeit schon längst getan in hunderten von Studien, die nichts brachten.
Es wäre doch mal ganz nett seitens der Homöopathie etwas zu liefern, zumindest mal eine halbwegs nachvollziehbare Theorie der Wirkungsweise, wobei Theorie auch schon zu hoch gegriffen ist.
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#1006 Re: Homöopathie

Beitrag von closs » Fr 13. Sep 2013, 18:46

sven23 hat geschrieben:Und immer wieder der Versuch, der Wissenschaft eine Bringschuld aufzuzwingen.
Nein - es wird nur erwartet, dass die Wissenschaft nicht den Eindruck erweckt, Homöopathie sei nichts als Placebo und Koinzidenz - mehr nicht. - Die Wissenschaft darf sagen: Mit unseren Mitteln nicht oder noch nicht nachweisbar - kann jeder mit leben.

sven23 hat geschrieben:Irrelevant
Es ist "irrelevant", dass Wirkung (Gesundung) in einem Zusammenhang mit der Ursache (homöopathische Behandlung) stehen, sagst Du. - Das mag wissenschaftlich so sein - für Betroffene ist es das einzig Relevante.

Pluto
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#1007 Re: Homöopathie

Beitrag von Pluto » Fr 13. Sep 2013, 19:02

closs hat geschrieben:Nein - es wird nur erwartet, dass die Wissenschaft nicht den Eindruck erweckt, Homöopathie sei nichts als Placebo und Koinzidenz - mehr nicht. -
Solche Behauptungen werden immer wieder gemacht, und sie sind auch in diesem Fall berechtigt. Man kann Negativ-Beweise NICHT erbringen (s. Poppers Beispiel der schwarzen Schwäne). Dehab obliegt es immer der Behauptenden Partei den Positiv-Nachweis zu erbringen, und das sind in diesem Fall die Homöpathen. Es ist übrigens das genau gleiche Problem "in grün" wie mit den Kreationisten. Solche Nachweise erfordern harte Arbeit, und Homöopathen wie Kreationisten scheuen sich vor nichts mehr als vor richtiger Arbeit. Sie sitzen lieber zuhause auf ihren warmen gepolsterten Sesseln und polemisieren gegen die Schulmedizin.

sven23 hat geschrieben:Es ist "irrelevant", dass Wirkung (Gesundung) in einem Zusammenhang mit der Ursache (homöopathische Behandlung) stehen, sagst Du. - Das mag wissenschaftlich so sein - für Betroffene ist es das einzig Relevante.
Schon, aber es bleiben rein anekdotische Evidenzen, die man weder reproduzieren noch bestätigen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Anton B.
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#1008 Re: Homöopathie

Beitrag von Anton B. » Fr 13. Sep 2013, 19:38

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Wenigstens nicht solange, wie man die Naturwissenschaft NICHT als "System mit Anspruch auf die Vollmacht, zu definieren, was Realität ist und was nicht " betrachtet, Das tut zwar der ein oder andere Mitforist, aber beileibe nicht die Naturwissenschaft.
Dann bist Du möglicherweise eine Ausnahme. - Mir dröhnt immer noch der mehrfach wiederholte Anspruch im Ohr, dass Realität das sei, was wissenschaftlich messbar sei.
Aber wo steht denn das? Philosophen der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie haben sich intensiv damit auseinander gesetzt und haben Abgrenzungen gefunden. Das ist doch wichtig, und nicht was Anton, Hinz oder Kunz sagt.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: "Positivismus", im speziellen "induktiver Positivismus", würde heißen, aus den bestehenden "Fakten" zu einer Theorie "geführt" zu werden.
Gut formuliert - das wäre in etwa das, was ich unter "Positivismus" verstehe (nicht im Zusammenhang mit Sozialwissenschaften - siehe Positivismusstreit/kritischer Rationalismus). - Das macht doch auch Naturwissenschaft - oder etwa nicht?
Nein, macht sie nicht.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Wenn sich die "Fakten" nicht nachträglich als "falsch" erweisen, wird so eine für immer gültige Theorie generiert.
Ja - würde ich als Naturwissenschaftler auch so machen - da sind Fakten, daraus folgt etwas - solange die Fakten nicht falsifiziert werden, bleiben die Folgen (es sei denn, man hätte handwerklich falsch geschlussfolgert) - aus meinem Verständnis ist das Naturwissenschaft pur - oder nicht?
Nein, nein, genau das ist Naturwissenschaft doch gerade nicht. Denke an die "vollständige Induktion" der Mathematik als Extrembeispiel: Wenn da nichts falsch gemacht wurde, ist die Beweisführung bis in alle Ewigkeit richtig, Bei dem kritischen Rationalismus der empirischen Wissenschaften dagegen hat sich eine Theorie vielleicht bezüglich aller bekannten Fakten "bewährt". Ohne diese Fakten anzutasten kann ein neuer Falsifikationsversuch aber ein "Faktum" produzieren, was die Theorie nicht bewährt, sondern falsifiziert. Da spielt dann -- wenn diese Beobachtung stabil ist -- es auch keine Rolle, dass es vorher 100.000e von "passenden Fakten" gegeben hat, die zudem ja auch weiterhin existieren. Die Theorie ist widerlegt!

Positivistisch ist die zigmal gemachte Beobachtung des Sonnenauf- und -unterganges ein bequemes Polster für die Theorie, dass es morgen und übermorgen auch so sein wird. Im kritischen Rationalismus wartet man sehnsüchtig auf den Tag (wie doppeldeutig in diesem Beispiel), wo die Sonne NICHT mehr aufgeht. Dann kann die alte Theorie endlich weggeworfen, und eine neue, einen bedeutenden Wissenszuwachs erbringende Theorie geschneidert werden.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Eine Wissenschaft, in der jede Theorie ständig auf dem Prüfstand steht und jederzeit eine andere Theorie gefunden werden kann, die alles ganz anders erklärt.
Das ist doch kein Gegensatz zum vorher Gesagten.
Doch. Im Positivismus würden 100.000 Nachweise die Priorität über eine Falsifizierung erhalten. Niemand hätte eine Motivation, die Theorie zu überarbeiten. Im "kritischen Rationalismus" ist die Theorie tot und die Suche nach einer neuen Theorie geht im Idealfall sofort los. Und die neue Theorie setzt womöglich nicht auf der alten Theorie auf, sondern ist was ganz Neues.

closs hat geschrieben:Vielleicht haben wir hier das Problem, dass Positivismus innerhalb der Naturwissenschaft anders bewertet wird, als das (bei uns damals) in der Geisteswissenschaft ist/war. - Für uns war Positivismus eine Grundlage der Naturwissenschaft, auf der die Naturwissenschaft ausschließlich das naturalistisch Greifbare beobachtet und bewertet hat.
Ich weiß ja nicht, wann Du studiert hast. Die Assoziierung von Naturwissenschaft mit "Positivismus" wurde zuletzt ernsthaft von Carnap in den 1930er Jahren wissenschaftstheoretisch vertreten. Der Positivismusstreit wurde auch nie "ausdiskutiert", sondern schlief einfach ein, sobald die Bedeutungslosigkeit der Bestimmung des "Positivismusanteils" an den empirischen Wissenschaften erkannt wurde.
Zuletzt geändert von Anton B. am Fr 13. Sep 2013, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#1009 Re: Homöopathie

Beitrag von sven23 » Fr 13. Sep 2013, 19:40

Paracelsus sagte: "die Menge macht, ob ein Ding ein Gift ist" und meinte damit, daß selbst ein giftiger Stoff in verdünnter Form eine Medizin sein kann.
Hahnemann pervertierte diese Erkenntnis und behauptet, daß ein Stoff desto wirksamer ist, je mehr man ihn verdünnt.
Abgesehen davon, daß dies jeglicher Lebenserfahrung, geschweige denn wissenschaftlicher Beobachtung widerspricht, mal eine Frage an die Homöopathie-Jünger:
Wieso kann man sich eigentlich nicht mit hochverdünnten Überdosen vergiften?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1010 Re: Homöopathie

Beitrag von piscator » Fr 13. Sep 2013, 20:08

Oder nahe liegender, wieso bekommt man von einem Schokoriegel, der geringe Mengen Alkohol enthält,
keine Vollrausch?

Heute Abend gebe ich mir die Kante, ich trinke vier Erdinger alkohlfrei und fahre dann Auto.

Hawoll :!:
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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