Novalis hat geschrieben:ThomasM hat geschrieben:Das Rosenkranzgebet ist ein festgelegtes, erlerntes Gebet. Ähnliches gibt es im Protestantismus z.B. in der Liturgie. Wie alles erlernte besteht die Gefahr, dass Teilnehmer dieses einfach herunterleiern, automatisiert, weil es so verlangt wird, ohne dabei zu denken
Das ist ja auch der Sinn eines kontemplativen Gebetes: über das rationale Denken hinaus zu kommen, wodurch der Betende erweiterte Bewusstseinszustände erleben kann, was die Bibel den Frieden Gottes nennt:
Liturgie, Rituale, Gesten sind schon im AT von Gott gebrauchte und eingesetzte Mittel, um die Beziehung des Menschen zu ihm auch durch den Leib zu intensivieren. Gott hat den Leib durch Jesus nicht verdammt, ignoriert, sondern erlöst. Damit wird der Leib auch wichtiger Bestandteil neben dem Geist, eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen.
Der Leib wird besonders durch Wiederholung geschult, d.h. durch die Einprägung immer derselben Gesten, Worte und Taten. Man kann durch den Gesichtsausdruck des Lächelns, ohne Freude tatsächlich zu empfinden, seinen Leib, sein Gemüt nach kurzer Zeit aufhellen. Nur die Geste des Leibes verändert die Seele, den Geist. Ähnlich ist es mit den Gesten und Taten in der Liturgie: äußeres kann inneres verändern, äußeres führt hin zum eigentlichen.
Wenn Liturgie oder Gebet in der Kirche für den Menschen zu einem Automatismus führen kann, einem gedankenlosen Herunterleiern, dann ist dies gar nicht der eigentliche Fehler, es ist etwas vorgeschaltet, was oft gar nicht recht erkannt wird: eine Verzweckung.
Liturgie ist ein Spiel, indem man wie ein Kind im Spiel völlig aufgehen kann. Deshalb ist Liturgie und Gebet immer zwecklos und sinnvoll, soll es innig und persönlich auf Gott sich ausrichten.
Der einzige Sinn des Gebets und der Liturgie ist, dass das Geschöpf mit Gott, dem Sinn an sich, reden darf und kann und ihn preisen. Der Zweck liegt quasi im Sinn und hebt sich damit auf. Keine Liturgie hat deshalb den äußeren Zweck Gottes Liebe hervorzurufen, abzurufen, sondern einfach aus Freude da zu sein vor Gott, in Gott, weil Gott ist, ohne den man selbst nicht wäre.
Für Reine ist alles rein, so steht es in der Hl. Schrift. Reinheit im Herzen stammt von innewohnener Gerechtigkeit und Liebe. Gott hat für seine Kinder auf der Erde keine Blockwarte bestellt, die sich dazwischenschalten mit Gesetzen und Geboten, die sie überwachen und ihnen Macht vor den Menschen verschaffen sollen. Jesus hat dies bei den Pharisäern angemahnt, sie errichten Hürden, verstellen die Tür zu Gott, damit niemand hinein kann, gehen selbst aber nicht hinein. Deshalb sagt Jesus von sich: Ich bin die Tür.
Gebete und Gebetsformen sind nicht privat, aber persönlich. Das Rosenkranzgebet ist eine der Gnaden, die Gott seiner Kirche geschenkt hat, weil er sich freut, wenn in seinem Lobpreis auch die Mutter Jesu gegrüßt wird. Das Gebet hat Gott schon millionenfach bestätigt durch Wunder, Stärkungen und Trost.
So wie Gott der Gott Abrahams, Jakobs und Isaaks ist, so ist er auch der perönliche Gott für dich und mich. Jedes Gebet ist einzigartig, weil jeder Mensch einzigartig ist. Keiner kann und darf einem anderen vorschreiben, was er zu beten hat und wie, schon gar nicht die Unerlösten, die noch gebunden an der Sünde oder in der Angst vor dieser Sündhaftigkeit, die sie durch Gebote und Schranken binden wollen.
Die Erlösten vertrauen Gott: dass er sie erlöst hat, dass man seine Sündhaftigkeit annehmen kann, dass er sie liebt, wie sie sind und sie zu sich erheben will, dass man Gottes Liebe nicht durch Gesetzlichkeit verdienen kann, denn sie ist sowieso stets unverdient, aber stets sicher.
Servus
